Uniformen und Ausrüstung der Britischen Infanterie im Sudan 1884 – 1885 (Teil 1)

Dieser Bericht behandelt im Wesentlichen die Uniform und Ausrüstung der Britischen Infanterie und erläutert die Ausnahmen und Unterschiede in den einzelnen Regimentern der Sudan–Kampagnen von 1884 – 85.

Allgemein

Mit der Reorganisation der Infanterie im Jahr 1881 wurden die alten Regimentsnummern überflüssig, da je zwei alte Regimenter mit je einem Bataillon ein neues territoriales Regiment bildeten. Das führte Zwangsläufig dazu, dass die Regimentsfarben abgeschafft und auf einige wenige Nationalfarben reduziert wurden. Die königlichen Regimenter behielten ihr Blau, den übrigen Einheiten bekamen die Nationalfarbe Weiß für englische und walisische Regimenter, Gelb für schottische und Grün für irische Einheiten zugewiesen. Ausgenommen von dieser Reform waren die Foot Guards.

Die Grundausstattung eines einfachen Infanteristen sah damals wie folgt aus:

Uniform (Home Service)

  • 1 Helm
  • 1 Uniformrock (Tunic)
  • 1 Uniformjacke (Frock)
  • 1 Paar Tweed/ Serge Hosen
  • 1 Paar Schuhe
  • 1 Lagermütze
  • 1 Mantel und Cape

Ausrüstung

  • 1 Rückentasche / Tornister
  • 2 Flanellhemden
  • 3 Paar Wollsocken
  • 1 Abzeichen für die Lagermütze
  • 1 Messing(ersatz)knopf
  • 1 Paar Fingerhandschuhe
  • 1 Tasche
  • 1 Dose schwarze Schuhcreme
  • 1 Paar Hosenträger
  • 4 Brüsten (Schuhbürste, Kleiderbürste und 2 zum polieren)
  • 1 kleine Reisetasche
  • 1 Rasierpinsel
  • 1 Rasiermesser
  • 1 Stück Seife
  • 1 Schwamm
  • 2 Handtücher
  • 1 Kamm
  • 1 Essgeschirr
  • 1 Essgeschirrabdeckung
  • 1 Gabel
  • 1 Löffel
  • 1 Messer

Feldausrüstung für den Einsatz im Sudan (Foreign Service)

  • Frock – Grey Serge / Khaki Drill
  • 1 Paar Hosen – Grey Serge / Khaki Drill
  • Tropenhelm / Pagri
  • Koppeltragegestell
  • 2 Patronentaschen
  • Rückentasche
  • Mantel
  • Wasserflasche
  • Proviantbeutel
  • Gewehr
  • Bajonett

Diese Zeichnung von Richard Simkin zeigt einen einfachen Soldaten im Home Service Frock mit dem P1882 Koppeltragegestell.

Uniform

Bei der Uniform unterschied man generell zwischen der Tunic, dem formellen (dress) Uniformrock, der bei Paraden (full dress) getragen wurde und dem Frock, der schlichten Uniformjacke für den normalen Dienst (undress oder servive dress). Der Uniformschnitt für Frock und Tunic wurde bereits 1870 eingeführt und 1881 an die neuen Vorschriften angepasst.

Die rote Tunic hatte sieben Messingknöpfe mit einer weißen Paspelierung neben der Knopfleiste und zwei weiße Paspeln auf der Rückseite, die rechts und links der Mitte, ab der Hüfte bis zum unteren Rand der Tunic verliefen und oben von je einem Messingknopf begrenzt wurden. Am Kragen waren Regimentsabzeichen angesteckt und die Schulterklappen trugen den Regimentsnamen oder Initialien in weißer Schrift.  Den Frock gab es in einer Home Service Version, aus scharlachrotem Kersey Stoff, einreihig, mit 7 Messingknöpfen und dem Kragen in Nationalfarben mit Regimentsabzeichen, sowie farbigen Ärmelaufschlägen und in einer Foreign Service Version, aus scharlachrotem Serge Stoff, einreihig mit 5 Messingknöpfen und den Nationalfarben nur am Kragen (einige Regimenter verwendeten trotzdem die Farben auch an den Ärmelaufschlägen). Die Ärmelaufschläge waren rund, mit geraden Enden und wurden deshalb auch als „jam-pots“, also Marmeladengläser bezeichnet. Dazu wurde eine dunkelblaue Hose mit einer ¼ Inch breiten, roten Biese getragen. Eine Ausnahme in der Truppengattung Infanterie bildeten die Schützen-Regimenter, die in dunkelgrüne Uniformen gekleidet waren, sowie die Garde Infanterie und die Hochland-Regimenter, die statt des roten Home Service Frock weiße, hüftkurze Shell-Jackets verwendeten.

Die Männer der Fahnenparade, gezeichnet von Richard Simkin, tragen „full dress“, also die Tunic ohne das Koppeltragegestell, nur mit Leibkoppel.

Die Zeit des Mahdi-Aufstandes sah einen großen Umbruch in der Uniformierung der Britischen Truppen. Die traditionelle scharlachrote Uniformjacke wurde bei der Schlacht von Ginnis am 30. Dezember 1885 das letzte Mal im Feld getragen. Zu diese Zeit setzte sich nach und nach der in Indien bereits übliche Khaki Drill durch. Offiziell wurde der Khaki Drill im Jahre 1885 für die indische Armee eingeführt und dann schließlich auch 1896 für die Britische Truppen, die sich im Auslandseinsatz befanden (außerhalb Europas). Die erste Khaki Uniform wurde im Januar 1884 an das 1. Dorsetshire Regiment ausgegeben. Die Königin Victoria, der diese neue Uniform in Windsor präsentiert wurde, war wenig begeistert. Das persische oder Urdu Wort karkee bedeutet so viel wie „Staub“ und bezieht sich also nicht auf einen bestimmten Farbton. Die Farbschattierungen der ersten Kahki Uniformen waren deshalb auch sehr vielfältig und variierten von dunklem grau, über diverse Ockertöne bis zu schmutzigem Rosa.

Für den Ägypten-Feldzug von 1882 wurden im Auftrag von Wolseley 30.000 Sätze einer grauen Serge Uniform gefertigt. Sie trafen jedoch nicht mehr rechtzeitig ein und wurden in Kairo eingelagert. Die Uniformen wurden dann, sobald sich der Einsatz im Sudan abzeichnete, im Frühjahr 1884 als Auslands-Feld-Uniform (Foreign Service Frock) an die Britische Besatzungsarmee des Sir Frederick Stehenson’s ausgegeben. Die Einheiten, die 1884 auf ihrem Weg von England zum Einsatzgebiet die Städte Kairo und Alexandria passierten, wurden ebenfalls mit dieser neuen Uniform ausgerüstet. Sie waren bei ihrer Abreise aus England noch mit dem „home service frock“ eingekleidet, der dann während des Feldzuges im Gepäck verstaut wurde.

Die Truppen, die aus Richtung Indien und Aden in den Sudan geschickt wurden, erhielten nicht die grauen Uniformen. Sie waren in den für diese Stützpunkte üblichen Khaki-Drill gekleidet. Für die Kampagne von 1885 gab es dann nur noch wenige der grauen Felduniformen im Depot, die meisten waren bereits für die Kampagne von 1884 am Nil und in Suakin ausgegeben worden. So wurde der graue Stoff 1885 fast vollständig durch Khaki Drill ersetzt. 20.000 der Khaki Uniformen wurden nach Suakin geschickt und dort an die Truppe ausgegeben.  Üblicherweise erhielt jeder Soldat zwei Monturen. Es hat jedoch den Anschein, dass es nicht immer für zwei Uniformen pro Mann reichte. Das 1. Berkshire wird bei Torfek in Khaki und Grau gezeigt. Vermutlich musste man teilweise  auf die alte graue Uniform zurückgreifen, beispielweise, wenn eine Montur in der Wäsche oder verschlissen war.

In vielen Abbildungen und Beschreibungen der grauen Serge Uniform wird oft von einer graublauen Uniformfarbe gesprochen. Es handelte sich aber eher um einen hellgrauen Farbton. Es gibt zwei gut erhalten Exemplare eine Garde Offiziersuniform, die auf einer Auktion im Frühjahr 2010 versteigert wurden. Da die Offiziersuniformen von den Offizieren selbst gestellt wurden, gab es hier natürlich unterschiedliche Farbschattierungen. Der eine Uniformrock im Norfolk-Schnitt, aufgrund der paarweise angeordneten Knöpfe vermutlich von den Coldstream Guards, hat eine eher blaugraue, der zweite Rock eine grüngraue Farbe.  Es gibt Vermutungen, dass der graue Farbton nicht beabsichtigt war, sondern nur einer der ersten Versuche eine Khaki-Uniform, wie bereits in Indien üblich, herzustellen. Der Färbeprozess könnte aber erst  im zweiten Anlauf verbessert werden und so einen der indischen Uniform ähnlichen Khaki-Farbton imitieren. Erst die Einheiten der Kampagne von 1885 wurden dann in diese neue Khaki-Uniform eingekleidet. Eine andere Vermutung geht in die Richtung, dass aufgrund der Tatsache, das Wolseley eine Zeit mit der Konföderierten Armee des Amerikanischen Bürgerkrieges im Feld verbrachte und eine großer Anhänger General Lee’s war, er die Uniformfarbe der Konföderierten Truppen, nämlich grau, auch für seine neue britische Felduniform wählte.

Hier eine Auswahl von Originaluniformen der Sudan Kampagnen von 1884 und 1885.

Die schlichte graue Uniform, der im ähnlichen Schnitt schon seit 1870 getragen wurde, bestand aus einem Rock mit 5 Messingknöpfen, Schulterklappen, ohne Taschen und einer einfachen Hose aus dem gleichen Serge-Stoff. Die Khaki-Uniform hatte einen identischen Schnitt. Die Hose wurde bei den Mannschaftsdienstgraden der Infanterie meist ohne Gamaschen getragen. Wurden doch Gamaschen verwendet, dann trug man die praktischen Wickelgamaschen, seltener auch eine Segeltuchversion, wie sie die Australischen Einheiten 1885 verwendeten.

 Dieses leider sehr beschädigte Foto von 1885 zeigt einige Soldaten in sehr unterschiedlichen Uniformen, die vor den Verteidigungsanlagen von Suakin stehen. Zu sehen sind Infanteristen in grauen und khaki Uniformen, sowie einige Berittene Infanteristen im Hintergrund. Die Sergeanten in den dunklen Uniformen, sind vermutlich Artilleristen in blauen Uniformröcken.

Offiziere

Die Uniform und Ausrüstung der Offiziere war nicht so stark reglementiert. Die Felduniform ließen sich viele Offiziere selbst schneidern, wobei aber darauf geachtet wurde, dass die Ausführung innerhalb eines Regiments gleich blieb. Es gab also sowohl Uniformen aus dem grauen Serge Stoff, als auch dem indischen Khaki Drill. Der Uniformrock war meist einreihig, mit 5 Messingknöpfen, zwei Seitentaschen mit verdeckter Knopfleiste und zwei zusätzlichen Brusttaschen mit Messingknöpfen zum Schließen der Klappen. Statt der Außentaschen gab es auch einige Uniformröcke mit Innentaschen. Diese sogenannten Norfolk Jackets hatten auf der Frontseite Längsfalten, die Einschnitte in Brusthöhe verdeckten, durch die man in ein Innenfutter greifen konnte. Ursprünglich war diese Art von Jacke für Sportschützen entwickelt worden, damit beim Anlegen der Waffe der Stoff nicht spannte. Zur Uniformjacke wurden Reithosen aus Bedford Cord in beige oder Gelb-Ocker, sowie braune Reitstiefel getragen. Oft verwendete man aber auch die wesentlich praktischeren braunen Lederhalbschuhe mit Wickelgamaschen. Die Rangabzeichen wurden auf den Schulterstücken angebracht. Bei den Grenadieren verwendete man auch manchmal die Regimentsabzeichen der roten Uniform, kleine Messinggranaten, die am Kragen befestigt waren. Das weiße Hemd unter dem Uniformrock konnte mit oder ohne Kragen getragen werden. Die formellere Variante mit Kragen, wurde meist von den Offizieren der Stabsabteilungen getragen, hier war der weiße Kragen dann als 2 Zentimeter breiter Rand sichtbar.

Graham und sein Stab in Suakin sind auf diesem Foto von 1884 zu sehen. Auffällig sind die unterschiedlichen Schnitte und Farbschattierungen der Uniformen. Der 5. Offizier von rechts ist allerdings kein Brite, sondern ein italienischer Verbindungsoffizier.

Einige Offiziere trugen im Sudan auch weiterhin den traditionellen roten Uniformrock. In der Suakin-Kampagne von 1884 waren es General Stewart und der Stabschef Colonel Clery, bei den Gefechten vor Metemmeh; Major Pöe und Lt. Clery bei Tamai, die damit allerdings oft feindliches Gewehrfeuer auf sich lenkten. Colonel Fred Burnaby trug während seines Einsatzes in der Desert Column eine blaue Patrol Jacke.

Patrol Jacket

Vereinzelt wurde von Offizieren auch noch die 1866/67 eingeführte Patrol Jacket im Feld getragen. Sie war aus dunkelblauem Stoff und an allen Rändern mit einem 1 inch breiten, flachen, schwarzen Rand aus Mohair eingefasst. Vor der Brust war die Jacke mit 4 Reihen von ¼ Inch Doppelstreifen aus Mohair verziert. Die Schnüre hatte in der Mitte oben und unten je ein „Auge“ und an den Enden eine Doppelschlinge. Die Ärmel waren mit schwarzen „Österreichischen“ Knoten versehen und auch auf den Nähten am Rücken verlief eine doppelte Verschnürung, die ebenfalls in der Mitte eine doppeltes „Auge“ hatte und in einer „Krähenfuß“-Form endete. Ab 1881 hatte die Jacke auch Schulterklappen.

Schottische Regimenter

Für die Schottischen Regimenter die einen Kilt trugen, war der Schnitt der Uniformjacke so geändert, dass Kilt ,Sporran und purse verwendet werden konnten. Statt der Tunic wurden sogenannte Doublets getragen, kurze Jacken mit falschen Taschenklappen. Der Frock hatte 6 Messingknöpfe, statt der üblichen 5 und an den Enden der Knopfleiste offene, abgerundete Enden. Die Wickelgamaschen wurden durch die traditionellen hoses mit Strumpfbändern, Halbgamaschen (spats) und Halbschuhen ersetzt. Die 75th Gordon Highlander hatten einen weißen Sporran mit 2 schwarzen langen Quasten, die 42nd Highlander / Black Watch einen weißen Sporran mit 5 kurzen schwarzen Quasten und die Cameron Highlander einen schwarzen  Sporran mit 2 weißen langen Quasten. Die schottischen Einheiten der River Column trugen den Kilt nur im Gefecht. Im Felddienst wurden Hosen mit Tartan-Muster, sogenannte Trews getragen. Auch alle berittenen Offiziere verwendeten diese Tartan-Trews.

Mantel

Die Infanterie wurde mit einen grauen, bis zu den Waden reichenden Mantel mit 5 Messingknöpfen ausgestattet. Bis 1890 wurde der Mantel mit einem separaten Regencape verwendet, welches unter dem Kragen mit 3 Knöpfen befestigt wurde. Ein Knopf befand sich in der Mitte am Rücken und je einer rechts und links an den Schultern. Die Offiziere trugen einen Mantel mit zwei Knopfreihen. Statt des Capes, konnten beim Offiziersmantel auch eine abnehmbare Kapuze befestigt werden. Die Dienstgradwinkel wurden mit der Einführung des längeren Capes am Unterarm getragen, da sie sonst verdeckt gewesen wären.

Rangabzeichen

Die Rangabzeichen und Auszeichnungen, die an den Ärmeln getragen wurden, waren meist durch Haken und Ösen mit dem Stoff verbunden. So konnten die Abzeichen leichter ausgetauscht und vor der regulären Wäsche entfernt werden. Alle Ranganzeichen wurden ausschließlich am rechten Arm getragen.

Unteroffiziere

Die Unteroffiziere waren an den Dienstgradwinkel zu erkennen, die oberhalb des Ellenbogens, mit der Spitze nach unten angebracht wurden. Die Winkel waren aus weißer (bei roter Tunic / Frock) oder roter (Grey Serge / Khaki Drill) Kammwolle.

  • Lance Corporal:                  1 Winkel
  • Corporal:                             2 Winkel

Ab 3 Winkeln waren die Abzeichen aus Goldtresse, mit roten Vorstößen bei den Uniformen in grau und kahki.

  • Sergeant:                             3 Winkel
  • Staff Sergeant:                    3 Winkel mit einer Krone darüber

 Ab 1881 galt für alle Dienstgarde mit 4 Winkeln, dass die Spitze nach oben zeigte und unterhalb des Ellenbogens getragen wurde. Auch diese Abzeichen waren aus Goldtresse, mit roten Vorstößen bei den Uniformen in grau und kahki.

  • Sergeant-Major:                  4 Winkel
  • Company Sergeant-Major: 4 Winkel mit Krone darüber

Offiziere

Die Offiziere trugen ihre Rangabzeichen aus Metall seit dem Jahr 1880 auf den Schulterklappen. Es galten folgen Abzeichen:

  • Lieutenant:                          1 Stern
  • Captain:                               2 Sterne
  • Major:                                  1 Krone
  • Lt Colonel:                          1 Krone über 1 Stern
  • Colonel:                               1 Krone über 2 Sternen
  • Brigadier General:              Gekreuzte Stäbe und Säbel
  • Major General:                    Stern über gekreuzten Stab und Säbel
  • Lt General:                          Krone über gekreuzten Stab und Säbel
  • General:                               Krone über 1 Stern über gekreuzten Stab und Säbel
  • Field Marshal:     Krone über 2 gekreuzten Stäben mit einem Kranz von Eichenlaub

Good Conduct Badges

Diese Abzeichen, manchmal auch als Long Service Badge bezeichnet, in Form von Winkeln, die mit der Spitze nach oben, unterhalb des Ellenbogens, am linken Ärmel getragen wurden, verlieh man dem Soldaten nach einer gewissen Dienstzeit, in der er nicht negativ aufgefallen war. Das Abzeichen war aus weißer (bei roter Tunic / Frock) oder roter (Grey Serge / Khaki Drill) Kammwolle. Nach dem Reglement von 1876 bekam man je einen Winkel für 2, 5, 12, 16, 18 21 und 26 Dienstjahre; Nach dem Reglement von 1885 nach 2, 6, 12, 18, 23 und 28 Dienstjahren. Jeder Winkel wurde darüber hinaus mit einem extra Penny pro Tag honoriert. Allerdings konnte man diese Winkel auch wieder verlieren. Für jedes Dienstvergehen wurde, zusätzlich zu anderen Strafen, je ein Winkel aberkannt.

Good Shooting Bagde

Dieses Abzeichen, auch Marksman Badge genannt, war eine Auszeichnung für gute Schützen und wurde ebenfalls unterhalb des Ellenbogens am linken Armel getragen. Hatte der Soldat auch Good Conduct Badges, dann war das Marksman Badge direkt darüber angebracht. Für Mannschaftsdienstgrade hatte das Abzeichen die Form von zwei gekreuzten Gewehren aus weißem Stoff mit rotem Vorstoß. Für eine höhere Auszeichnung könnte auch eine Krone darüber gesetzt werden.

Helm

Nach dem Vorbild der preußischen Pickelhaube wurde der 1878 Pattern Home Service Helmet entwickelt. Der Helm aus Kork war mit dunkelblauem Tuch bzw. grünem Tuch für leichte Regimenter bespannt und mit einer Messingeinfassung am unteren Rand verstärkt. Er hatte einen Kinnriemen aus Messingringen, die mit einem weißen Lederband unterlegt und rechts und links am Helm an gepunzten Messingrosetten eingehakt war. Die Kette ließ sie auch an einem kleinen Haken auf der Rückseite des Helms hochhängen. In einem Messingkreuz auf der Oberseite war eine sechsseitige Messingspitze eingeschraubt und die Front zierte ein Helmabzeichen aus dem gleichen Material. Das Helmabzeichen bestand aus 2 Teilen, einem großen achtstrahligen Stern, mit Lorbeerkranz und einer Krone darüber, sowie dem einem runden Innenteil, der das eigentliche Regimentsabzeichen zeigte. Das Helmabzeichen war mit schwarzem Tuch hinterlegt. Einigen Regimentern wurde zugestanden, die alten Regimentsfarben statt des schwarzen Tuches zu verwenden. Für Mannschaften und Unteroffiziere war der Front- und Nackenschirm des Helms abgerundet und spitz zulaufend für Offiziere.

Hier einmal der Home Service Helmet von allen Seiten. Ebenfalls gut zu sehen sind die Good Shooting Badge (linker Unterarm, 2. Mann von rechts) und die Good Conduct Badge (linker Unterarm, 1. Mann von rechts).

Nach einer Anweisung vom Juni 1877 wurde der britische Foreign Service Helmet (British Pattern 1877) aus 6 Korksegmenten hergestellt, mit senkrechten Nähten verbunden und schließlich mit weißem Tuch bespannt. In der Helmspitze gab es eine Ventilationsöffnung, die mit einer stoffbespannten Zinkabdeckung versehen war. Zur Parade wurde statt der Abdeckung eine Messingspitze angebracht und an der Frontseite das Regimentsabzeichen angesteckt. Die mit Pfeifenton geweißten Helme waren im Gelände sehr auffällig und wurden deshalb vor Ort mit Tee, Tabak oder dem Baumsaft der Akazie abgedunkelt oder entsprechend in der Armee-Kleiderfabrik in Pimlico vorbehandelt. Die Innenseite des Helms war seegrün gestrichen.  Dieses Modell, auch Pith Helmet genannt, wurde im gesamten Britischen Empire verwendet und erst am Ende des 19. Jahrhunderts durch das Wolsely Modell ersetzt.

Normalerweise wurde der Helm im Feld ohne jegliche Abzeichne getragen, es gab jedoch Ausnahmen. Beispielsweise zeigt ein Foto von 1885 Offiziere der Coldstream Gurads in Suakin, die eine Messing-Granate an der Frontseite des Helms befestigt hatten und die Black Watch trugen 1884 einen roten Stutz am Helm. Der aus einer Messingkette bestehende Kinnriemen wurde kaum im Feld verwendet und durch einen braunen Lederriemen ersetzt. Ab 1877 wickelte man um den Helm ein Stoffband, ein so genannten pagri (puggaree), der zur Kühlung dienen sollte. Es war keine bestimmte Farbe vorgeschrieben, das Stoffband hatte aber meist einem hellen Farbton. Herbert Stewart trug beispielsweise einen orangefarbenen pagri um seinen Tropenhelm und die Offiziere des Heavy Camel Regiments hatten ein rot-weiß gewickeltes Stoffband. Obwohl an alle Offiziere das P1877 Modell ausgeben wurde, benutzte eine große Zahl auch zivile Modelle. Einige trugen auch die Messingspitzen im Feld, wie Graham in der Suakin Kampagne von 1884.

In der Armee-Kleiderfabrik von Pimlico laufen die Vorbereitungen für den Sudan auf Hochtouren. Unter anderem werden hier die Helme für den Einsatz im Feld vorbehandelt.

Lagermütze / Feldmütze

Im Lager wurde die Glengarry, eine Mütze in Form eines Schiffchens, getragen. Die Glengarry wurde ab 1868 eingeführt. Schottische Einheiten trugen sie sogar schon ab 1848. Sie war aus dunkelblauem Stoff gefertigt und hatte einen schwarzen Saum am unteren Rand. Zwei schwarze Satinbänder hingen auf der Rückseite herab und an der linken Frontseite war das Regimentsabzeichen befestigt. Bei den königlichen Regimentern war außerdem ein roter Tourrie (Stoffball), bei den übrigen Regimentern ein blauer Tourrie in der Mitte der Mütze angenäht. Schottische Regimenter hatten zusätzlich das typische rot-weiß-grüne Würfelband, das um die Mütze lief. Auf dem Marsch und gefechtsmäßig wurde das Glengarry unter die Riemen für den Mantel geschoben, so dass das Abzeichen nach außen zeigte. Die Garde und die Rifles verwendete weiterhin die runde „pillbox cap“, die offiziell „round forage cap“ hieß. Diese Schirmlose Kappe mit einem farbigen Randstreifen und gestickten Ornamenten wurde auch von der Artillerie, den Royal Engineers und der Kavallerie verwendet. Farben und Art der Streifen und Ornamente an der runden Lagermütze variierten nach Dienstgrad und Einheit. Offiziere der Infanterie trugen offiziell eine 3 Inch hohe runde Mütze mit ledernem Augenschirm und Kinnriemen. Die Offiziersmütze hatte ebenfalls einen farbigen Streifen, beispielweise in Rot bei königlichen Regimentern, um das Mützenband. Im Auslandseinsatz war es den Offizieren jedoch erlaubt, die bequeme Glengarry zu tragen. Beispielhaft sei erwähnt, dass während der Nilexpedition Wolesly und sein Stab oft diese Kopfbedeckung trugen. Ab ca. 1884 wurde die Glengarry für Offiziere von nicht-schottischen Einheiten durch die Albert oder Torin Mütze ersetzt. Die Gardeeinheiten trugen ein ähnliches Modell schon seit dem Krimkrieg. Auch diese Mütze, dem französischem „bonnet des police“ nachempfunden,  war in Form eines Schiffchens gehalten, hatte aber zusätzliche farbige Paspel an allen oberen Kanten der Mütze und keinen Tourrie. Die Torin wurde bis 1896 verwendet und dann durch die „Österreichische“ Mütze ersetzt.

Diese Foto von 1885 zeigt Unteroffiziere der Royal Engineers in Suakin. Deutlich erkennbar ist die große Vielfalt an Kopfbedeckungen. Zu sehen sind der Foreign Service Helmet, indische Sonnenhüte, die runde Lagermütze, das Glengarry, die runde Schirmmütze und auch private Kopfbedeckungen.

5 Kommentare zu „Uniformen und Ausrüstung der Britischen Infanterie im Sudan 1884 – 1885 (Teil 1)“

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