Schlachtfeld Lützen 1632

Nachdem ich vor rund einem Jahr am Lützen-Projekt von Frank Bauer (TACTICA 2014) beteiligt war, kam mir die Idee, das Schlachtfeld und den Ort Lützen einmal selbst zu besuchen. So richtig kann ich eine Schlacht und seine Ereignisse immer erst nachvollziehen, nachdem ich die Örtlichkeiten selbst gesehen und erlebt habe.

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Lützen

Ich hatte mir vorab kaum Informationen und Berichte zum heutigen Zustand des Schlachtfeldes angesehen und so kam ich ohne großes Vorwissen in das Örtchen Lützen geradelt. Interessanterweise haben sich die Ausmaße Städtchens von rund 3.000 Einwohnern anscheinend kaum verändert. Um das Jahr 1632 waren, genau wie heute, die Gebäude der Kirche St. Viti und des Schlosses die größten und auffälligsten Bauwerke. Hinzugekommen sind in erster Linie ein hoher Wasserturm und ausgedehnte Wohngebiete am östlichen Stadtrand, wo einst dem Ort einige Gärten vorgelagert waren. Neu ist auch das schöne Rathaus im Stil der Neurenaissance von 1885, welches an gleicher Stelle wie sein Vorgängerbau steht. Im Jahr 1632 hatte Lützen einen rechteckigen Grundriss, zählte rund 300 Häuser und war von einer Stadtmauer mit 4 Toren, dem Leipziger Tor, dem Schlosstor, dem Knoblochtor und dem Hospitaltor sowie einigen Türmen umgeben. Gesichert wurde das Ganze zusätzlich durch einen Graben. Der Verlauf der alten Stadtmauer war im Osten parallel zwischen der Rudolf-Breitscheid-Straße und Promenade und im Westen zwischen der Ernst-Thälmann-Straße und Kuckhoffstraße. Im Norden markiert der Beginn der Gustav-Adolf-Straße den Standort des Leipziger Tores und der Mauer, im Süden grenzte die Stadtbefestigung an das Schloss. Die schon erwähnten Gärten im Osten, die außerhalb der Stadtmauern lagen, waren durch eine mannshohe Lehmmauer von den angrenzenden Feldern getrennt. Die Straßen im Ort verliefen früher rechtwinklig durch die Stadt, wodurch Lützen an eine römische Siedlung erinnert, was zumindest im Ortskern noch nachvollziehbar ist.

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Schloss und Museum

Das Schloss Lützen, im Süden des Ortes gelegen, wurde bereits 1252 erbaut und war ursprünglich, auch im Jahr 1632, mit einem Wassergraben umgeben. Heute liegt die Schlossanlage in einem kleinen Park. Vom 04. November bis zum 06. November 1632 wurde das Schloss als Hauptquartier Wallensteins genutzt. Am Tage der Schlacht wurde ein Teil der Bürger in die Gewölbe gesperrt, um zu verhindern, dass diese den Stadtbrand zu löschen versuchen. Heute ist in den Räumen ein Museum zu finden, welches sich mit der Stadtgeschichte und vor allem den beiden großen Schlachten, der von Lützen 1632 und der Schlacht von Großgörschen im Jahr 1813, auseinandersetzt. Neben der Dauerausstellung war bei meinem Besuch auch eine Sonderausstellung über den Feldherren Pappenheim in den unteren Räumen untergebracht. Toll ist, dass man den alten Turm besteigen kann, von dessen Spitze aus man einen großartigen Rundumblick auf den Ort und die umliegende Gegend hat. Neben dem Schloss und der Kirche gibt es leider nur noch ein Gebäude, welches auch schon zur Zeit des 30-jährigen Krieges gestanden hat. Es ist das mittlerweile mehrfach restaurierte Gasthaus „Zum roten Löwen“, das am Marktplatz, schräg gegenüber des Rathauses zu finden ist. Die schöne Kirche des Heiligen Vitus wurde im Jahr 1513 geweiht. Im Jahr 1631 wurde die Kirche von kaiserlichen Truppen geplündert, wobei die Orgel, der Altar und die Kirchenbibliothek beraubt und zerstört wurden. Überall im Ort findet man außerdem Hinweise auf die Ereignisse von 1632. Vor allem der schwedische König Gustav II. Adolf ist allgegenwärtig, sei es in Form von Straßennamen, Gedenksteinen oder Statuen.

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König Gustav II. Adolf

Im Nordosten führt die Bundesstraße 87 schnurgerade aus der Stadt hinaus in Richtung Leipzig. Es ist mehr oder weniger die gleiche Wegführung, wie schon zur Zeit des 30-jährigen Kriegs. Am Ortsausgang, an der Stelle, an der sich jetzt ein Supermarkt befindet, lag früher ein 1 bis 1,5 Meter hoher Erdhügel, auf welchem drei hölzerne Bock-Windmühlen standen. Vor den Mühlen war während der Schlacht von 1632 die große Batterie der kaiserlichen Truppen aufgestellt worden. Ein paar hundert Meter weiter stößt man rechter Hand auf das Ehrenmal des schwedischen Königs Gustav-Adolf und die Gedächtniskirche. An dieser Stelle wurde der berühmte Heerführer in der Schlacht getötet. Zunächst markierte die Todesstelle nur ein großer Findling. Erst im Jahre 1837 wurde der Stein mit einem Baldachin, entworfen von Schinkel, gekrönt. Später, im Jahr 1906, kam dann die Gedächtniskappelle hinzu. Auf dem Gelände befinden sich außerdem zwei kleinen Holzhütten aus Dalarna. In einer der Hütten sind der Museumshop und die Kasse, in der zweiten ein kleiner Ausstellungsraum untergebracht. Teil der Ausstellung ist auch ein Film, der die Geschichte der Gedenkstätte erläutert. Die Kapelle kann nur im Rahmen einer Führung (man sollte ein Kombiticket mit dem Schlossmuseum erwerben) besichtigen. Viele Schweden besuchen die Kapelle. So auch, als ich vor Ort war.

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Schlachtfeld

Auf der linken Straßenseite, gegenüber der Gustav-Adolf Gedenkstätte, sieht man die Felder, auf denen einst die Kaiserlichen Truppen ihre Schlachtreihen aufgestellt hatten. Das Schlachtfeld, wie auch die gesamte Gegend sind übrigens flach wie eine Schallplatte. Wenn man in Berichte von Hügel, wie zum Beispiel dem Windmühlenhügel liest, dann sind damit lediglich Bodenerhebungen von maximal 1 bis 1,5 Metern gemeint. Östlich der Straße, rund um die Gedenkstätte erhebt sich heutzutage ein Wald, in dem man einen Kletterpark und ein Tiergehege findet. Hier gab es im Jahr 1632 nur offene Flächen. Folgt man der Straße weiter nach Norden, so stößt man an den Floßgraben. Dieser Kanal wurde zwischen 1578 bis 1587 angelegt, um Holz über längere Strecken zu transportieren. Heute ich der Wasserlauf nur noch ein kleines Rinnsal, einst war er aber ein größeres Hindernis und verzögerte 1632 den Truppenaufmarsch der Schweden, deren Armee den Kanal auf dem Weg zum Schlachtfeld überqueren musste. Der Floßgraben begrenzt das Schlachtfeld im Nordosten, schlägt einen weiten Bogen im Osten und vereinigt sich im Südosten mit dem Mühlgraben, welcher das Schlachtfeld im Südwesten begrenzt. Ich habe übrigens im Ort direkt am alten Mühlgraben der jetzt Ellerbach heißt, zu Abend gegessen. Direkt am Ufer liegt jetzt ein griechisches Restaurant mit kleinem Biergarten. Nahezu unverändert findet man das Schlachtfeld im Süden, wo die Schweden ihre Truppen aufmarschieren ließen. Folgt man hier der Straße durch die Felder, gelangt man nach Meuchen, wo am Ortseingang noch immer die alte Kirche zu finden ist. In dieses Gotteshaus wurde nach der Schlacht der Leichnam König Gustav II. Adolf von Schweden gebracht und aufgebahrt. Nach der Reinigung des Körpers, wurde der König in das Geleithaus im nahegelegenen Weißenfels überführt.

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Diorama

Im Schlossmuseum ist auch ein großes Diorama mit Flachfiguren untergebracht. Das Diorama ist leider in einem nicht so guten Zustand und die Beleuchtung ist auch nicht optimal. Ich habe trotzdem mal ein paar Fotos geschossen, da man hier gut alle Geländemerkmale und Schlachtereignisse im Zusammenhang sieht.

Bücher

Es gibt eine ganze Reihe von guten Büchern zu diesem Thema. Ich kenne leider nur eine kleine Auswahl. Mein Tipp ist das Werk „Der Tod kam als Sachsengänger“ von Dieter Walz, in dem alle Schlachten des 30-jahrigesn Kriegs rund um Leipzig behandelt werden.

4 Kommentare zu „Schlachtfeld Lützen 1632“

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