British Infantry Sudan / Perry Miniatures

Endlich ist auch meine Box der British Infantry (Afghanistan and Sudan) 1877-1885 eingetroffen. Natürlich musste ich das Set erst einmal auf Herz und Nieren prüfen.

Die Produktion des Sets lag Michael Perry schon lange am Herzen. Allerdings gab es bei der Konzeption und beim Erstellen der Master einige Dinge, die das Ganze erheblich erschwerten. Grundgedanke war ein Set zu produzieren, welches möglichst viele Konflikte abdeckte. Zu den Kampagnen sollten der Zulu Krieg von 1879, der Arabi-Aufstand von 1882, die Sudan Kampagne von 1884-85, die Kämpfe an der North West Frontier von 1877 – 85 sowie der 3. Anglo-Burmese War von 1885-87 gehören.

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Master auf dem Arbeitsplatz von Michael Perry.

Die verbindenden Elemente der Infanterie Ausrüstung dieser unterschiedlichen Kampagnen  sind das P 1870 Valise Equipment (Koppeltragegestell), die Bewaffnung mit dem Martini-Henry Gewehr, die Uniform sowie der Tropenhelm. Die großen Probleme waren die Wasserflasche, die in Indien ein anderes Modell war und vor allem die Trageweise der Hose (mit Segeltuchgamaschen in Südafrika, Wickelgamaschen in Indien und vorwiegend ohne Gamaschen im Sudan). Hinzu kamen noch die Unterschiede beim Foreign Service Helmet, der in Indien mit Schutzüberzug, im Sudan mit Puggaree und in Südafrika ohne diese beiden Dinge verwendet wurde.  Die unterschiedlichen Kopfbedeckungen konnten natürlich durch die bereits üblichen Wechselköpfe gelöst werden. Hauptproblem war also die Trageweise der Hose. Da es bereits eine Zinnfigurenserie zur britischen Infanterie im Sudan gibt, wollte Michael eher die Kampagnen abdecken, die noch gar nicht im Programm der Perry Brüder vorhanden waren. Schließlich war der Entschluss gefasst jeweils ein Set für Afghanistan mit den Wickelgamaschen und ein Set für den Zulukrieg mit den Segeltuchgamaschen zu produzieren. Da im Sudan auch einige Regimenter beide Gamaschentypen verwendeten, gab es hier ebenfalls Überschneidungen.

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Die Positionen der Teile für den Formenbau werden festgelegt.

Für den Sudankonflikt von 1884-85 gibt es also nun auch Uniformvarianten, die in der Zinnfigurenserie fehlten. Die Wickelgamaschen wurde vom Royal West Kent Regiment bei der Schlacht von Giniss 1885 und von den Royal Irish Fusiliers in bei El Teb und Tamai 1884 getragen. Allerdings muss der Sudan-Gamer / Sammler mit dem vorliegendem Set auch Abstriche machen. Die Wasserflasche müsste eigentlich durch die Italian Pattern ersetzt werden. Außerdem sind die Figuren des vorliegenden Sets mit den schwarzen Patronentaschen mit der glatten Front, die noch mit der ersten Version des Koppeltragegestells ausgegeben wurden, ausgestattet. Ein weiteres Detail ist die schwarze Kugeltasche, die in Südafrika und im Sudan auf der Körperrückseite getragen wurde. Das Set ist für den Sudan also nur ein Kompromiss. Zusammen mit dem nächsten Set für den Zulu Krieg, dann mit Italian Pattern Wasserflasche, korrekten Patronentaschen und richtiger Trageweise der Kugeltasche eine höchst willkommene Ergänzung.

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Was bekommt man also mit dem Set? Enthalten sind insgesamt 36 Figuren. Die Infanteriesoldaten stehen in Feuerlinie, man erhält nach dem Zusammenbau also Figuren die schießen, laden und abwartend stehen. Es gibt 5 verschiedene Grundfiguren der Mannschaften, die mit ganzen 9 verschiedenen Gewehrhaltungen ausgestattet werden können. Hinzu kommen 5 unterschiedliche Köpfe mit Foreign Service Helmet (Puggaree), 5 mit Schutzüberzug und je ein Kopf ohne Kopfbedeckung und einer mit Glengarry (Lagermütze). Die Figuren können außerdem zusätzlich mit dem gefalteten Mantel und Glengarry ausgerüstet werden. Gut wäre eine separate Wasserflasche und Kugeltasche gewesen. Das wären aber vermutlich zu viele Kleinteile geworden, was sowohl manchen Hobbyisten und vor allem den Formenbauer in den Wahnsinn getrieben hätte.

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Der zweite Gussast enthält die Kommandofiguren. Es gibt zwei Grundkörper für Offiziere, einer mit Wickelgamaschen und vollem Gerödel (Brotbeutel und Wasserflasche), einer nur mit dem typischen Sam Brown Equipment (Pistolenholster, Kugeltasche, Hüftgürtel mit Lasche für den Säbel und dem quer über die Brust laufendem Trageriemen). Für die Grundfiguren stehen 5 Varianten für den rechten Arm (Schwert, Pistole, zeigend, offene Hand und Fahnenstange) und 5 für den linken Arm (Pistole, Fernglas, offene Hand, hinter dem Rücken gehalten, und Arm in Schlinge) bereit. Neben den Foreign Service Helmet gibt es noch eine Kopfvariante mit Offiziers-Schirmmütze. Zwei Säbelvarianten runden die Ausrüstung der Offiziere ab. Die dritte Figur dieses Gussastes ist der Musiker (damals waren Trommler und Hornist in einer Person kombiniert). Auch hier sind wieder Varianten vorgesehen. Der Musiker kann trommelnd oder mit Signalhorn in der Hand zusammengebaut werden. Mit zwei weiteren Armen an diesem Gussast plus Grundfigur vom Mannschaftsgussast entsteht ein Unteroffizier (Gewehr mit Schwertbajonett). Das letzte Gimmick ist ein kleiner Hund, ein „Teilnehmer“ der Schlacht von Maiwand.

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Ein beiliegendes, kleines 4-seitiges Booklet beschreibt grob die Uniformen der unterschiedlichen Kampagnen und enthält einige Fahnen, die in Afghanistan geführt wurden (im Sudan gab es keine Regimentsfahnen). Neu sind die Uniformabbildungen, die, wie in früheren Sets üblich,  nicht mehr gezeichnet sind, sondern bemalte und am Computer bearbeitete Figuren zeigen.

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Natürlich enthält die Figurenpackung wieder einen Gusstast mit Basen.

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Die bemalten Figuren zeigen einen Offizier und Soldat des West Kent Regiments (rote Uniformjacke) und einen Soldaten der Irish Fusiliers im Sudan.

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Hier die neuen Plastikfiguren mit den Zinnfiguren im Vergleich. Die Plastikminiaturen sind etwas größer.

Insgesamt ein tolles Sets mit vielen Optionen und auch einigem Umbaupotential.

5 Kommentare zu „British Infantry Sudan / Perry Miniatures“

  1. Hi, ich weiß dein Artikel ist schon etwas älter. Aber alle deine Artikel sind für mich neben dem Buch „go strong in the desert“ immer eine große Hilfe. Und dadurch, deine tollen Bilder und die tollen Figuren der perrys will ich da wieder was starten. Und daher meine Frage. In deinem Artikel steht, dass man man Zulu Plastikbriten ebenso benutzen kann. Ich vermute jedoch dann mit dem Kopf aus der Afghanen Briten Plastikbox., oder? Und dann bekommen die zulu Briten eine graue oder die rote Uniform als Bemalung?
    Ich hoffe ich habe mich klar ausdrücken konnte und du die Zeit und die Lust hast, mir zu antworten.

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  2. Hi Bommel, die Plastik-Briten der Zulu Kriege lassen sich mit einem Kopftausch vor allem für die Kämpfe im Rahmen des Urabi Aufstandes verwenden (also z.B. für die Schlacht von Tel-el-Kebir und Kassassin 1882). Hier wurden auch die Segeltuch Gamaschen getragen. Alle britischen Truppen trugen rote Uniformen (nur die Abzeichenfarbe hat sich zu den Zulu-Kriegen geändert). Im Sudan können die Plastik-Briten eigentlich nicht verwendet werden (eine Ausnahme wären vielleicht die Schlachten von Ginnis und Kirbekan, wo zumindest die rote Uniform verwendet wurde, aber wenn man ganz genau ist, stimmen das Tragegestell und die Segeltuchgamaschen nicht). Gruß Frank

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