Colonia Ulpia Traiana – Eine römische Stadt / TEIL 4

Hier nun der bereits 4. Teil der kleine Reihe über eine römische Stadt bzw. den Archäologischen Park Xanten. Dieses Mal geht es um die Wohnviertel, Handwerker und Händler sowie um die Bautechnik der Römer.

Insula

Die gesamte Stadt war durch die rechtwinklig verlaufenen Straßen in quadratische Wohnflächen, den so genannten Insula unterteilt. Die einfachen Leute in der Stadt wohnten überwiegend in Streifenhäusern, wie sie für die Siedlungen in den nordwestlichen Provinzen typisch waren. Ihr Grundriss war lang und schmal. Werkstätten und Verkaufsräume lagen an der Straße, die Wohnräume befanden sich im hinteren Teil des Hauses oder in der ersten Etage.

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Wohlhabendere Leute konnten sich Wandmalereien, Fußbodenheizungen, Skulpturen, kostbare Möbel und teures Tafelgeschirr leisten. Aber auch einfachere Häuser waren mit Wandbemalungen geschmückt. Drei solcher Häuser wurden auch im Museumspark rekonstruiert und zeigen so einen Ausschnitt einer Insula. Die Häuser wurden wieder so aufgebaut, wie sie in römischer Zeit ausgesehen haben können.

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Handwerker

Bei den Ausgrabungen fand sich eine Vielzahl von Werkzeugen und Produktionsresten, die auf Fleischer, Bäcker, Schmiede, Bronzegießer, Schlosser, Maler und viele weitere Berufszweige schließen lassen. Sie werden im neuen Museumsgebäude und in den Räumen der rekonstruierten Häuser ausführlich vorgestellt. Am den Wochenenden im Sommer zeigen außerdem Handwerker, wie die Menschen damals ihre Waren herstellten. In den oberen Stockwerken wohnten die Handwerker mit ihren Familien.

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Eins der drei Häuser beherbergt eine Weberei. In seinem oberen Stockwerk vermittelt eine kleine Ausstellung Informationen über römische Stoffe und Kleidung.

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Die Kleidung der Römer in den Gebieten am Rhein zeigt viele germanische Einflüsse. Frau und Mädchen tragen lange Tuniken. Anders als in Rom, wurde sie ohne Gürtel getragen und hatten lange Ärmel.

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Gefärbt wurde mit Pflanzen. Färberwau ergab Gelb und dies mit Indigo gemischt die Farbe Grün.

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Der Teuerste Stoff war mit Purpur gefärbt, der aus Schnecken gewonnen wurde. Für ein einziges Gramm dieses Farbstoffes benötigte man 10.000 Schnecken.

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Neben der Kleidung der Römer, wird auch die der benachbarten Germanen gezeigt. Sie ist nach Funde aus Dänemark und Schleswig-Holstein rekonstruiert.

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Eine Vitrine beschäftigt sich mit der Unterkleidung und zusätzlichen Kleidungsstücken, die gegen die Kälte in Germanien schützen sollten.

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Das mittlere Haus zeigt die besondere Bauweise der Rekonstruktion und so können hier auf einen Blick die baulichen Zusammenhänge nachvollzogen werden. In einem kleinen Raum wird ein Film über die Entstehung der Häuser gezeigt. Und auch ein Teil der Originalfundamente sind in einem Raum mit Schutzdach zu bewundern.

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Ein Sockel aus Ziegelmauerwerk schützt die Stampflehmwand vor aufsteigender Nässe von Unten. Die schräg gestellten Ziegel im Fischgrätmuster verteilen den Druck der Wand gleichmäßig nach unten.

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Im dritten Haus ist eine Schmiede mit zwei Feuerstellen beheimatet.

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Der Schmied trägt das für Handwerker übliche Gewand, die exomis. Es ist nur über eine Schulter geknotet und bietet so viel Bewegungsfreiheit.

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Schmiede waren spezialisiert. Hier ist der Arbeitsplatz eines Grobschmieds zu sehen. Er stellte Produkte aus Eisen, wie Nägel und Werkzeuge her.

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Über diesen Werkstätten eines Bronzegießers und eines Eisenschmieds befinden sich die Wohnräume der Familie, die vom Korbsessel bis zur Kinderwiege mit vielen kleinen Details ausgestattet sind.

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Im den Höfe hinter den Häusern stehen die Schuppen und Ställen, Vorratsräume und die einfache Schlafräume der Bediensteten.

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Bautechnik

Die antike Bauweise brachte eine besondere Herausforderung für die Bauforscher mit sich, Weil der Import von Steinen an den Niederrhein sehr teuer war, errichteten viele Menschen ihre Häuser mit Wänden aus gestampftem Lehm. Doch das Wissen um die uralten Lehmbautechniken ist heute weitgehend verloren gegangen. Erst nach intensiven Forschungen hatten die Fachleute passende Lehmmischungen und Wandputze gefunden, die dem feuchten niederrheinischen Klima standhalten.

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Die Eichenbalken für das Dach und die Decken wurden nach römischem Vorbild von Hand gebeilt, die Dachziegel wurden manuell hergestellt und im Holzofen gebrannt, und das Fensterglas ist ebenfalls von Hand geformt. Alles in allem setzen die Häuser neue Maßstäbe in der Qualität und Detailtreue wissenschaftlicher Rekonstruktionen.

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Weil Natursteine per Schiff an den Niederrhein importiert werden mussten und entsprechend teuer waren, errichteten die Einwohner der Stadt ihre Häuser vor allem aus Stampflehm, Lehmziegeln oder in Fachwerktechnik. Lehm und Holz standen dafür in großen Mengen zur Verfügung.

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Mit ihrem Vordringen ins nordwestliche Europa brachten die Römer nicht nur die Steinbauweise, sondern auch viele Bautechniken mit anderen Materialien an den Niederrhein. Ein Pavillon mit originalen Denkmälern und anschaulichen Modellen zeigt die erstaunliche Bandbreite ihrer handwerklichen Fertigkeiten.

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Im überdachten Bereich des Pavillons, dem so genannten Lapidarium (frei übersetzt „Steinsaal“), sind eindrucksvolle Zeugnisse römischer Steinarchitektur aus der römischen Stadt ausgestellt: Reste von Säulen, Grabsteinen und Bauornamentik, darunter auch kostbarer Marmor aus Ägypten und Griechenland. Texttafeln und Grafiken erläutern die Herkunft des Rohmaterials, die Geräte zur Steinbearbeitung und die Wiederverwendung von Steinen aus älteren Bauten für neue Gebäude.

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Ein hohes, von Hand zugerichtetes Holzgerüst, Stampfkästen für massive Lehmwände, Fundamente auf Holzpfählen und vieles mehr zeigen, dass es in der römischen Stadt ebenso wie bei den Legionen viele fachkundige Bauarbeiter gab.

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Der Außenbereich des Pavillons thematisiert auf rund 800 Quadratmetern, wie Wände, Dächer und Böden aus den unterschiedlichsten Materialien errichtet wurden.

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Neben unterschiedlichen Arten der Dacheindeckung sind auch ein Mosaik und unterschiedliche Bodenbeläge zu sehen.

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Säulen wurden entweder aus einem Stück oder aus mehreren Natursteintrommeln hergestellt. Andere wurden aus Ziegeln gemauert und verputzt.

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Dieser Baukran mit 3 Rollen konnte Lasten bis 150 kg heben.

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Neben dem Amphitheater steht ein noch größerer rekonstruierter Baukran.

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