Die Paperboys in den Rosenkriegen

Als ich vor ein paar Wochen Peter Dennis in Nottingham getroffen habe, drückte er mir die beiden neusten Bücher seine Reihe „Battle for Britain“ in die Hand. Nach dem Band zum Englischen Bürgerkrieg, über den ich ja schon ausführlich berichtet habe, ging es nun in die Zeit der Rosenkriege und zur Schlacht von Hastings. Ich will zunächst einen Blick auf das Buch „Wargame the War of the Roses 1455 – 1487“, wie es mit vollem Titel heißt, werfen.

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Inhaltlich ist das Buch wie sein Vorgänger aufgebaut. Es enthält also wieder die handgezeichneten Armeen, mit ihren unterschiedlichen Einheiten, Anführern und Fahnen. Durch die vielen unterschiedlichen Livery Farben der Gefolgsleute nimmt dieser Abschnitt einen großen des Buches ein. Es folgen die unterschiedlichen Söldnertruppen, wie Schotten, Iren, Flämische Speerträger, Armbrust- und Arkebusenschützen, Schweizer und Deutsche. Natürlich gibt es auch wieder Artillerie und verschiedene Typen von Markern.

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Peter versucht natürlich immer wieder kleine Verbesserungen in die neuen Bücher einfließen zu lassen. Eine Änderung war die Darstellung der Kavallerie und Artillerie, die jetzt nicht mehr vollständig frontal, sondern etwas seitlich stehend gezeichnet wurde. wodurch die Tiefenwirkung noch erhöht wird.

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Ein weiterer Schritt war, die erste Reihe der Figuren einer Base jetzt vollständig separat abzudrucken. Man spart nicht nur etwas Zeit und Klebstoff beim Zusammenbau, nun können auch die Umrisse der Figuren nicht nur entlang des Oberkörpers, sondern auch rund um die Beine ausgeschnitten werden. So sieht der Betrachter noch einen Teil der Figuren in der zweiten Reihe, was wiederum die Tiefenwirkung verbessert.

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Im zweiten Teil findet man Geländeteile, wie Flechtzäune, Pavisen und angespitzte Pfähle. Die Gebäude stellen ein kleines Dorf mit strohgedeckten Hütten dar. Hinzu kommt eine tolle Bockwindmühle. Die Gebäude lassen sich übrigens auch gut mit denen aus dem Buch zum Englischen Bürgerkrieg kombinieren. Ein paar neue Bäume und was mich besonders freute, eine schöne 3D Hecke sind auf einer weiteren Doppelseite zu finden.

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Im dritten Abschnitt des Buches findet der interessierte Wargamer die Regeln von Andy Callan. Zunächst hatte ich vermutet, dass es sich um eine geringfügig angepasste Version des Vorgängerbuches handeln würde, aber weit gefehlt. Diese neuen Regeln haben nicht das geringste mit den Regeln zum Englischen Bürgerkrieg zu tun. Im Einführungstext findet man dann auch gleich die Begründung dafür. Wir wissen leider halt nur sehr wenig darüber, wie genau so ein Kampf geführt wurde. Natürlich gab es auch in dieser Epoche fähige Taktiker auf dem Schlachtfeld, üblich war aber wohl eher ein recht einfacher Ablauf des Kampfes. Die Armee wurde in drei sogenannte Wards aufgestellt, die sich einem Gegner mit einer ähnlichen Anordnung gegenüber sahen. Es folgte ein gegenseitigere Beschuss durch die Bogenschützen, gefolgt von einem Angriff mit anschließendem Nahkampf. Dabei wurde nicht wild über das Schlachtfeld manövriert und es gab auch keine Formationsänderungen, wie in anderen Epochen üblich. Man ging oder rannte mehr oder wenige geradeaus auf seinen Gegner zu, um dort den Nahkampf zu suchen.

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Und so wie eben beschrieben, sind auch die Regeln verfasst. Es geht also in erster Linie um den Kampf und nicht die Bewegung der Truppen. Eine Armee wird also zunächst in drei Einheiten (Wards) aufgeteilt. Diese Einheiten enthalten die Anführer und ihre Gefolgsmänner. Das ist für mich schon einmal ein großer Fortschritt zu den üblichen Regelwerken, wo die Einheiten fast immer nur einen Truppentyp beinhalten, also beispielsweise nur Bogenschützen oder nur Men-at-Arms. Dadurch waren die Anführer immer von ihren Gefolgsleuten getrennt, was sich nicht nur falsch anfühlt, sondern auch noch falsch aussieht. Es gibt ein Punktsystem und einige Einschränkungen um seine Armee aufzustellen. Zusätzlich kann man eine Art Zufallsgenerator verwenden, um seine Truppen einzuteilen. Dieser Zufallsgenerator versorgt die Armee außerdem mit einigen Gimmicks, die für die nötige Würze eines Spiels sorgen (Flankenmarsch, besonderes Gelände, Überraschungsangriff usw.).

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Recht ungewöhnlich ist die Bewegung der Basen. Diese erfolgt immer so, dass die Basen einer Einheit am Ende der Bewegung an einer Seite in Kontakt bleiben. Gerät eine Base in eine Position, in der der Kontakt verloren geht, ist sie außerhalb des Kommandobereiches und muss erst wieder „eingefangen“ werden. Bei der Bewegung ist es möglich das benachbarte Basen ihre Position tauschen. Eine extrem ungewöhnliche Regel schreibt vor, das eine Base am Ende der Bewegung mit der Front zum Gegner und immer parallel zu den Seiten des Spielfeldes ausgerichtet sein muss. Dies gilt zumindest so lange, bis der gegnerische Ward ausgeschaltet wurde, erst dann darf sich eine Einheit auch zur Seite wenden. Eine Ausnahme sind dabei die Kavallerie, die sich auch unabhängig bewegen kann und die Artillerie, die sich in diesem Spiel überhaupt nicht bewegen darf.

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Man versucht also bei der Annäherung zunächst seine Bogenschützen in Position zu bringen und so durch Beschuss die gegnerische Schlachtreiche zu schwächen oder in Unordnung zu bringen. Eine schöne Regel ist auch der begrenzte Vorrat n Pfeilen, die jeder Ward mit sich führt. Im nächsten Schritt drängen die Elite-Nähkämpfer in die vordere Schlachtreihe, unterschützt von ihren Gefolgsleuten. Im Nahkampf versucht man nun Lücken in die Reihen des Gegners zu reißen und so Vorteile im weiteren Verlauf des Kampfes zu erzielen. Das Ganze fühlt sich wirklich wie ein wildes Kampfgetümmel an und sieht auch optisch nach einer mittelalterlichen Schlacht aus.

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Damit man bei Verwendung dieser Regeln nicht komplett ins kalte Wasser geworfen wird, gibt es zusätzlich eine Kurzfassung der Regeln und ein Spielfeld mit Raster, mit dessen Hilfe man die Bewegung, den Kampf und den Zusammenhalt der Einheit üben kann. Natürlich beinhaltet das Buch auch einen Referenzbogen, der alle Werte und Regeln in Tabellen und kurzen Sätzen zusammenfasst.

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Für viele von Euch hört sich das Regelwerk vielleicht etwas zu simpel und ungewöhnlich an, aber das ist es nicht. Das Schöne ist, man kann natürlich auch mit „seiner“ alten (oder neuen) mittelalterlichen 28mm-Figurenarmee spielen. Dabei sollten die Figuren auf die bei vielen Spielern üblichen 4 x 4 cm Basen stehen. Ich habe hier mal meine geplante Armee auf Basen geklebt, um zu zeigen, wie das Ganze aussehen kann.

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Die Bücher von Peter Dennis gibt es zwar nicht kostenlos, aber praktisch für ’n Appel und ’n Ei, zumindest bei den derzeitigen Wechselkursen. Also nicht lang fackeln und gleich bestellen:

http://www.helion.co.uk/published-by-helion/battle-for-britain/battle-for-britain-wargame-the-war-of-the-roses-1455-1487.html

Ach, die Gebäude kann man übrigens auch gut für kleine Gefechte mit 28mm Figuren einsetzten…

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9 Kommentare zu „Die Paperboys in den Rosenkriegen“

  1. Frank, Frank! Wegen Dir habe ich seit einer Woche 2 Hefte Rosenkriege hier liegen. Nächste Woche wird gedruckt und geschnippelt. Eine Frage hätte ich allerdings noch: Bin bei den Rosenkriegen nicht so firm (nicht meine Epoche) und deshalb nicht so bewandert mit der Aufstellung von Truppen. Wieviel mal muss ich denn die/jeden Bögen drucken, um eine vernünftige/realistische Anzahl von Truppen pro Ward zu bekommen? Fallen Dir Regelwerke ein, die man auch mit den Paperboys spielen könnte (Impetus?)?
    Danke im vorraus!
    Gruß
    Hindu

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  2. Hallo Hindu,
    schön, dass ich dich begeistern konnte:-) Für ein „normales“ Spiel musst du mit ca. 36 bis 45 Basen pro Armee rechnen (größer geht natürlich immer). Die Verteilung der Truppentypen wird ja im Regelwerk angegeben. Für je 10 Punkte 1 x Men-at-Arms, 2 x Billmen und 3 x Archer. Zusätzlich können dann Söldner und Kavallerie hinzukommen.

    Mit der Basierung der Papierfiguren kannst du z.B. Hail Caesar, FoG, DBA spielen. Die 3 Regelwerke verwenden 4 cm Basenbreite. Impetus geht aber natürlich auch. Dazu stellst du einfach je zwei Basen zusammen und verwendest sie als eine Einheit.

    Viele Grüße
    Frank

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  3. Wem sagst du das 😉 Ich würde gern die Kampagnen von Austerlitz und Jena/Auerstedt mit Papiersoldaten darstellen. Hierfür würde ich nämlich in absehbarer Zukunft keine Figuren bemalen wollen.

    Aber es kommen ja in den nächsten Monaten noch viele Epochen: Römer in Britannien, Spanische Armada, ACW, AWI und Spanischer Erbfolgekrieg. Und bei dem Tempo, mit dem Peter malt, wird es sicher auch noch weitere Epochen geben.

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  4. Hi Tim,
    Viel Spaß dabei. Auch ich schwinge gerade wieder die Schere und bin in Sachen ACW und Römer unterwegs. Papierfiguren sind einfach eine schöne entspannte Geschichte für zwischendurch.
    Viele Grüße Frank

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