Fort William Henry – Teil 1

Schon vor 10 Jahren hatte ich mich intensiv mit dem Thema „French and Indian War“ beschäftigt. Zu dieser Zeit präsentierte ich auch für die Veranstaltung auf der Kauzenburg ein Szenario nach den Regeln von „This very Ground“. Auf dieser Veranstaltung lernte ich übrigens Alan und Michael Perry kennen, die während der Convention auch mein Szenario „Blutige Jagd“ testeten. Nun soll es für mich in Sachen FIW in die nächste Runde gehen. Bei meinem geplanten Szenario und der neue Spielplatte soll das Fort William Henry im Mittelpunkt stehen. Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich zunächst einen groben Überblick über das Fort und die damaligen Ereignisse geben.

Die Geschichte

Das britische Fort William Henry, benannt nach dem Prinzen William Henry, einem Enkel König Georgs II., lag am südlichen Ufer des Lake George im heutigen US-Bundesstaat New York. Während des 1754 bis 1763 ausgetragenen French-and-Indian-War wurde es als Ausgangsbasis für Angriffe gegen das französische Fort Carillon (später als Fort Ticonderoga bekannt) gebaut und war Teil einer Kette von britischen und Befestigungen entlang des wichtigen Wasserwegs, der von New York nach Québec führte.

Dem Bau des Forts ging die sogenannte Schlacht am Lake George voraus, die am 8. September 1755 zwischen Briten und Franzosen ausgetragen wurde. Nachdem es 1754 zu einem offenen Ausbruch von Feindseligkeiten in Nordamerika gekommen war, schickten die Briten 1755 mehrere Expeditionen gegen die Franzosen. Eine dieser Expeditionen führte eine Britische Truppe in die Region des Saint Sacrement Sees (Lake George), mit dem Ziel, das französische Fort bei Crown Point am Lake Champlain anzugreifen. Trotz eines gut geplanten Hinterhalts der Franzosen und ihrer indianischen Verbündeten, konnten die Briten den Sieg davontragen. Der Sieg verlor allerdings dadurch an Wert, dass der geplante Angriff auf Crown Point aufgegeben wurde und man sich darauf beschränkte, die gewonnene Position durch den Bau von Fort William Henry am Schauplatz der Schlacht, am Südende des Sees abzusichern.

Nach dem Bau des Forts wurden dort einige hundert Soldaten des 44. Regiments und einige Ranger unter dem Kommando von Major Will Eyre stationiert. Man begann nun nach und nach eine kleine Flotte von Booten und Schaluppen anzufertigen, die für den Angriff auf das im Norden liegende französische Fort Ticonderoga gedacht waren. Im Winter des Jahres 1757 kam es zu einem ersten größeren Gefecht, als britische Ranger unter dem Kommando von Robert Rogers in das Gebiet der Franzosen vordrangen. Beide Seiten erlitten beim sogenannten Battle on Snowshoes jedoch nur leichte Verluste.

Im März 1757 wurden nun die Franzosen aktiv. Unter dem Kommando von Pierre de Rigaud marschierte eine Streitmacht von 1.500 Mann, bestehend aus regulären französischen Truppen, Miliz und indianischen Verbündeten über den zugefrorenen Lake George. Ziel war die Vernichtung der britische Flotte und die Einnahme des Forts. Die Boote konnten in der folgenden 1. Belagerung von Fort William Henry tatsächlich zum größten Teil durch Feuer zerstört werden, die Eroberung des Forts gelang aus Mangel an Geschützen und aufgrund des schlechten Wetters allerdings nicht.

Am 23. Juli 1757 wurde eine 300 Mann starke Truppe (Provincials) in 20 Boote von Fort William Henry aus zu einer Aufklärungsmission den Lake Gerorge hinauf geschickt. Die Männer unter dem Kommando von Colonel John Parker wurden am Sabbath Day Point in einen Hinterhalt gelockt und durch französische Soldaten und ihre indianischen Verbündten aufgerieben. Nur wenige Provincials konnten dem Massaker entkommen.

Schon im August 1757 begann die 2. Belagerung von Fort William Henry durch eine 4-fach überlegende französische Armee unter dem Kommando von Louis-Joseph de Montcalm. Die nun von Oberstleutnant George Monro kommandierte britische Fortbesatzung musste nach schwerem Beschuss durch die Franzosen und dem Scheitern eines von Süden her erfolgten Entsatz-Versuchs kapitulieren. Während des Abmarsches der besiegten Briten kam es zu einem Angriff durch die indianischen Verbündeten der Franzosen, die sich durch die Kapitulationsvereinbarungen um ihre Kriegsbeute gebracht sahen. Dieses Ereignis wurde später unter dem Namen Massaker von Fort William Henry bekannt.

Bekannt ist die Geschichte von der zweiten Belagerung aber vor allem durch den Roman „Der letzte Mohikaner“ von James Fenimore, Teil der sogenannten Lederstrumpf-Erzählungen, die bereits mehrfach verfilmt wurden.

Das Fort

Fort William Henry war ein typischer Vertreter der britischen Forts in der Grenzregion der britischen Kolonien zu Neu-Frankreich. Der Bau war nicht vollständig rechteckig, da die östliche Mauer etwas kürzer angelegt worden war, was zu einem leicht schiefen Grundriss führte.  Das Fort verfügte in jede seiner Ecken über eine große Bastion mit einer Plattform für Geschütze. 9 Meter dicke Mauern umgaben einen Paradeplatz, um den 4 Gebäude gruppiert waren. Der komplette Bau war aus bearbeiteten Pinienstämmen der umliegenden Wälder errichtet, wobei die Mauern aus zwei Abschnitten bestanden, die man mit Erde aufgefüllt hatte. Die Mauern und die Bastionen waren an 3 Seiten (im Norden grenzte der Bau an die Steilküste zum See) von einem Graben umgeben, in dem zusätzlich eine Holzpalisade vor Angreifern schützten sollte. Die Baracken verfügten über 2 Stockwerke.

Bei der nordöstlichen Bastion befand sich das Magazin, in der südöstlichen das Hospital. Den einzigen Zugang, der in das Fort führte, erreichte man über eine Brücke, welche den Graben überspannte. Das Fort konnte nur rund 500 Mann beherbergen, weshalb bei der zweiten Belagerung ein befestigtes Lager südöstlich vom Fort für die zusätzlichen Truppen eingerichtet wurde. In den 1950er Jahre wurde übrigens eine komplette Rekonstruktion des Forts erreichtet und so können Besucher auch heute noch diese berühmte Befestigung am Lake George besichtigen.

Das Fort-Modell, dass ich für mein Szenario verwende, stammt aus dem Kickstarter „French Indian War to American Ages of Pirates War of Independence“ von 3D-Print-Terrain /. Die 3D-Druckdateien sind im Online-Shop erhältlich: http://www.lasermodellbau.de/index.php/de/

Das Fort-Modell ist natürlich keine 1 zu 1 Kopie des Originals, sondern auf TableTop-Verhältnisse angepasst und verkleinert. Die Gebäude verfügen also nicht über einen 1. Stock und auch die Mauern und Bastionen sind nur ca. halb so hoch, wie sie eigentlich sein müssten. Dadurch, dass das komplette Fort auf einem Erdhügel steht, welcher auch noch mit einem Graben umgeben ist, wirken die Mauern allerdings deutlich höher bzw. realistischer. Die Kanonen stammen übrigens aus einem anderen 3D Kickstarter von Najewitz Modellbau und sind nun im Onlineshop unter dem Namen „Age of Pirates“ zu finden.

Ich wollte das Fort unbedingt auf einer kleinen 120 x 120 cm Spielplatte unterbringen, so dass man bei Bedarf nicht nur die Belagerung, sondern auch kleine Szenarien, die ausschließlich im Fort spielen umsetzen kann. Später möchte ich die Spielplatte je nach Szenario über alle 4 Außenkanten hinaus verlängern. Auf der eine Seite eine Platte mit Belagerungsgräben und Stellungen der Franzosen, auf der anderen Seite einen Fluss mit Wasserfall und Indianer-Siedlung (oder dem zusätzlichen Feldlager) sowie natürlich auch die Anlegestelle mit den Booten am See. Doch zunächst geht es hier „nur“ um das Fort. Bisher laufen noch die Arbeiten an der Geländeplatte, weshalb ich erst einmal nur einige WIP – Fotos liefern kann. Demnächst folgt dann ein Bericht zum fertigen Fort, den Figuren und dem Szenario.

7 Kommentare zu „Fort William Henry – Teil 1“

  1. Das nenne ich mal ein hochinteressantes Projekt. Die Idee, die Platte auszubauen und weitere Siedlungen und Stellungen darzustellen ist für mich ein bisher unbekanntes Konzept, zumindest in Sachen Ausmaße und kohäsiver Zusammenhang.

    Ich habe am Sonntag übrigens im Themenraum der Tactica vorbeigeschaut, war mir aber nicht bewusst, dass du nur Samstag da warst. Hoffe es klappt nächstes Jahr, dass man mal Hallo sagt.

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  2. Ich habe gerade nach den Druckdaten gesehen. Bei der Rubrik „FIW bis AWI“ ist leider nichts zu finden. Oder ich habe Tomaten auf den Augen?! Gleiches gilt für die Kanonen

    Kann es sein, dass die Daten erst zu einem späteren Zeitpunkt freigegeben werden?

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  3. @daggerandbrush: Oh je, schade, dass wir uns verpasst haben. Ich war aber natürlich an beiden Tagen (+ Freitag) vor Ort.

    @P.: Soweit ich weiß, kauft man mit den 60 Euro im Shop den kompletten Kickstarter mit allen Strechgoals. Ich vermute, Jens hat keine komplette Liste aller Dateien im Shop hinterlegt. Schreibe ihm doch mal eine E-Mail und lass dir eine Liste aller Dateien geben.

    @Koppi: Zu Befehl! 😉

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