Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Die Britische Flotte / Teil 1

Im Jahr 1806 verhängt Napoleon gegen seinen Erzfeind Großbritannien eine Kontinentalsperre, wodurch der Handel zwischen den britischen Inseln und dem europäischen Festland unterbunden werden soll. In den von Frankreich beherrschten Gebieten werden außerdem britische Waren beschlagnahmt und britische Händler polizeilich verfolgt. Nach dem Sieg über Napoleon bei Trafalgar im Jahr 1805 will die britische Flotte verhindern, dass die Franzosen sich mit der bisher neutralen dänischen Flotte verbünden und so den Briten die errungene Herrschaft zur See wieder streitig machen können. In dieser Absicht macht sich eine Flotte der Royal Navy im August 1807 auf den Weg nach Kopenhagen, dass vom 2. bis 5. September beschossen und in Brand gesetzt wird. Die gesamte dänische Flotte im Hafen muss an Großbritannien ausgeliefert werden. Zeitgleich zu dieser Operation werden britische Schiffe zur dänische Hochseeinsel Heligoland (so die englische Schreibweise) geschickt. Die Insel wird kurzerhand durch die britische Flotte besetzt und bleibt bis 1890 eine Kolonie des Vereinigte Königreichs Großbritannien. In den Jahren 1807 bis 1814 gilt Helgoland als Hauptumschlagplatz für britische Schmuggelware in Richtung europäisches Festland. In Spitzenzeiten besuchten täglich 300 bis 400 Schiffe und Boote die kleine Felseninsel und rund 1.000 Händler und Kaufleute bevölkerten zusätzlich zu den 2.000 Einwohnern das Eiland. Um diese Lücke in der Kontinentalsperre zu schließen, erklärt der französische Kaiser, dass er die ganze Küste der Nordsee unter seine Aufsicht nehmen müsse. Am 13. Dezember 1810 werden die Gebiete an den Mündungen der Ems, Weser und Elbe sowie die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck von Frankreich annektiert und Napoleon ordnet am 1. Januar 1811 die Einteilung in drei hanseatischen Departements an.

Schlacht von Kopenhagen 1807

England und Helgoland

Als am 4. September 1807 Vizeadmiral Thomas McNamara Russell, Oberkommandierender des britischen Nordseegeschwaders, mit seinem Flaggschiff, der HMS Majestic Helgoland erreicht, ist um das Eiland bereits seit Wochen eine Seeblockade durch die Fregatte HMS Quebec sowie die HMS Lynx, HMS Sparkler, HMS Constant und HMS Thern gelegt worden. Zur kleinen britischen Flotte gehören außerdem die HMS Bruiser sowie die HMS Explosion, HMS Wanderer und HMS Exertion, die einige Tage nach Vizeadmiral Russell eintreffen. Der dänischen Besatzung von einigen wenigen Berufssoldaten, 450 Mann Miliz und ihrem Kommandanten Major von Zeska bleibt in dieser Situation nicht viel anderes übrig, als die Insel ohne Gegenwehr zu übergeben. Eines der britische Schiffe, der „bomb vessels“ HMS Explosion, welches vor der Insel vor Anker lag, riss sich los und trieb auf eine Sandbank. Die Insulaner halfen den britischen Seeleuten zu retten, was zu retten war und so kommt es dazu, dass der Fockmast der HMS Explosion schließlich als Fahnenmast dient, als am 5. September um 16.30 Uhr die dänische Fahne eingeholt und der Union Jack gehisst wird.

Karte und Ansichten von Helgoland

In den Jahren 1807 bis 1814 gilt Helgoland mit seinen nunmehr 3.300 Einwohnern nicht nur als Umschlagplatz für britische Schmuggelware, sondern auch als Ausgangspunkt für eine kleine britische Flotte, die von hier aus militärische Operationen gegen feindliche Ziele unternimmt. Über Helgoland wird außerdem ein Großteil der Spionagetätigkeiten und das Nachrichtenwesen abgewickelt. Die Insel entwickelt sich im Laufe der Napoleonischen Kriege zum britischen Hauptquartier für verdeckte Operationen in Nordeuropa. Erster Gouverneur des britisch besetzen Helgoland wird einer der Offiziere der HMS Majestic. Es handelt sich um First Lieutenant Corbet James D’Auvergne, der mit seiner Ernennung auch gleichzeitig zum Commander befördert wird. D’Auvergne ist bei den Einheimischer sehr beliebt und so erhält er vom Ältestenrat der Gemeinde bei seinem Abschied im Jahr 1808 eine silberne Teekanne als Geschenk. Commander D’Auvergne wird anschließend von 1809 bis 1811 kommandierender Offizier der 16-Kanonen Sloop Albacore und schließlich der 14-Kanonen Sloop Autumn. Zweiter britischer Gouverneur auf Helgoland wird im Februar 1808 Oberst Charles Hamilton, der jedoch viereinhalb Jahre im Schatten des jungen Edward Nicholas steht.

Im „Hafen“ von Helgoland 1813

Im Januar 1808 ernennt der britische Außenminister George Canning den Karriere-Diplomaten Edward Nicholas zum „Konsul“ von Helgoland. Zu den Aufgaben von Nicholas zählen in erster Linie die Aufsicht über das Nachrichtenwesen und die Koordination der Agententätigkeit. Er ist also Leiter des “Secret Service” und gilt als mächtigster Mann der Insel, was diese Zeilen aus der Feder von Canning verdeutlichen: „all letters of every description whatever which pass between this country (Großbritannien) and the Continent are to be delivered in the first instance to the care of Mr. Nicholas”. Während Nicholas auf Helgoland tätig ist (Februar 1808 bis Juni 1812), werden das Britische Kabinett und der König fast ausschließlich durch seine Hand über die Napoleonischen Kriege auf dem Festland unterrichtet. Er allein bestimmt, welche Schiffe den Hafen von Helgoland anlaufen und verlassen dürfen, er unterzeichnet jedes Dokument und durch seine Hände laufen alle Briefe und Depeschen. Sein Wirken auf Helgoland ist mit Sicherheit einen eigenen Bericht wert und soll deshalb hier nicht weiter ausgeführt werden.

Schiffe vor Helgoland. Im Vordergrund Schiffswracks auf der Düne.

Im Jahr 1808 wird von den Briten eine ständige Garnison, bestehend aus Artillerie und Infanterie auf Helgoland stationiert. Die Artillerie, ein Offizier und 30 Mannschaften, werden von den Invaild Companies R.A. abgestellt und die Infanterie rekrutiert sich aus dem 8. Bataillon des Royal Veteran Regiments. Die Royal Veteran Battalions und die Invaild Companies der Royal Artillery wurden mit älteren Soldaten aufgestellt, denen es aber noch möglich war Dienst in der Garnison zu verrichten oder ähnliche Aufgaben zu leisten. Die Soldaten dieser Einheiten trugen die standartmäßige rote (Infanterie) bzw. blaue (Artillerie) Britische Uniform mit den blauen (Infanterie) bzw. roten (Artillerie) Aufschlägen der Royal Regiments. Über Helgoland werden auch militärische Hilfen in Form von Geld und Waffen nach Preußen und andere Verbündete geleitet. So hat man zur Versorgung alliierter Truppen beispielsweise 50.000 Gewehre und Munition eingelagert. Aber auch Flüchtlinge, wie die Soldaten der KGL, der hannoverschen Armee und der Herzog von Braunschweig mit seinen 1.500 Mann nutzen Helgoland als Sprungbrett für ihre Flucht nach England.

Die Elbmündung und Helgoland

Bis 1810 sind die Briten auch noch auf der kleine Insel Neuwerk in der Elbmündung aktiv. Hier setzt man bei Hochwasser Agenten ab und diese erreichen dann bei Ebbe das Festland zu Fuß. Doch die Franzosen werden schließlich auf diese Aktivitäten aufmerksam und besetzen die Insel Neuwerk im November 1810. Im Jahr 1813 erfolgt dann am 20. Juni auf Befehl des Marschalls Davout sogar die Vertreibung aller Einwohner samt Vieh. Binnen 4 Tagen muss die Insel geräumt werden. Es werden vertrieben: 33 Bewohner, 26 Pferde, 46 Milchkühe, 86 Stück Hornvieh, 285 Schafe, 165 Lämmer, 76 Gänse und 236 Gänseküken. In diesem Zusammenhang werden zudem alle Häuser der Insel eingeebnet. Ebenso war vorgesehen, den alten Wachturm mit seinem Leuchtfeuer zu sprengen. Dieses kann im letzten Moment durch den Einspruch des Bürgermeisters (Maire) von Ritzebüttel, den Kaufmann de Sarz, verhindert werden.

Der Turm von Neuwerk, heute Hamburgs ältestes Bauwerk, bekam erst 1814 ein Leuchtfeuer.

Cuxhaven – erster Akt

Um den Schmuggel mit englischen Waren zu unterbinden, errichten die Franzosen an den Ufern der Flussmündungen Küstenbatterien, die eine Anlandung der Engländer verhindern sollen. So beginnen im Jahre 1809 die Vorarbeiten für die Batterien in der Elbmündung an der Kugelbake und Grimmershörn. Im Jahre 1812 werden schließlich auf Weisung Napoleons zwei große Batterien am Leuchtturm, das so genannte Fort du Phare und am Osterhörner Stack das Fort Napoleon gebaut. Diese beiden großen Batterien werden mit jeweils über 100 Mann besetzt und können, im Gegensatz zu den bisher vorhandenen Batterien, die Mündung der Elbe vollständig bestreichen.

Das Fort Napoleon in Cuxhaven 1812

Am 7. Juli 1809 stößt ein Geschwader von zehn kleinen britischen Schiffen unter Commander William Goate von der HMS Mosquito (18 Kanonen) in die Elbe vor, offensichtlich in der Absicht, um mit den deutschen Freikorps unter dem Befehl des Herzogs von Braunschweig, welcher sich mit seinen Kämpfern in Zwickau aufhält, zu operieren. Zu der kleinen Flottille zählen neben der HMS Mosquito die HMS Briseis, HMS Ephira, HMS Basilisk, HMS Patriot, HMS Bruizer, HMS Centinel und HMS Pincher sowie die bewaffnete Schute HMS Patriot und der Kutter HMS Alert. Aufgrund der starken Küstenbatterie in Cuxhaven ankert Commander Goate mit seinen Schiffen außer Reichweite der Geschütze. Am 8. Juli geht er mit Captain Watts von der HMS Ephira und einer 320 Mann starke Truppe aus Seeleuten und Mariensoldaten an Land. Das erste Boot wird noch von französischen Posten beschossen, die sich dann aber in das Fort der Küstenbatterie zurückziehen. Goate und seine Männer machen sich bereit die Batterie zu stürmen, aber die Besatzung von 80 Mann war bereits ohne Gegenwehr geflüchtet. Die Batterie, bestehend aus sechs 24-Pfündern umgeben von einem Graben, wird erobert und die Fahne von Großbritannien aufgezogen. Später hisst man im benachbarten Schloss Ritzebüttel auch die Fahne von Hamburg. Die Briten demontieren die Geschütze und nehmen diese, sowie Munition und alles militärische Gerät mit an Bord ihrer Schiffe. Anschließend wird die Batterie unterminiert und mit einigen Explosionen gesprengt. Zwei französischen Kanonenboote mit je 2 Geschützen werden erbeutet und beim Abzug der Flottille mitgeführt, nachdem die Stadt in die Hände der Zivilbehörden übergeben wurde.

Fort Napoleon im Querschnitt

Auf den ersten Blick erscheint diese ganze Operation recht willkürlich und ohne nachhaltigen Nutzen. Der Angriff auf Cuxhaven ist aber in Wirklichkeit Teil einer geheimen Operation des Edward Nicholas. Einige königstreue hannoversche Adligen (Wersabe, Hake und Kielmannsegg) wollen den französischen Gouverneur in Hannover entführen und die Armee-Kasse stehlen. Sie bitten deshalb Nicholas in geheimen Nachrichten, die französische Besatzung in Cuxhaven zu vertreiben. Die Entführer wollen den Nordseehafen für ihre Flucht nach England nutzen. Allerdings kann der Plan nicht durchgeführt werden, da es aufgrund der Landung der Briten zu Unruhen in Hannover kommt, welche den Raub der Regierungsgelder verhindern.

Am 26. Juli werden von denselben Schiffen, jedoch nun unter dem Kommando von Lieutenant Lord George Stuart mit seiner 32-Kanonen Fregatte HMS l’Aimable, erneut eine größere Abteilung (700 bis 800 Mann) an Land geschickt. Französische Kavallerie war zuvor in Ritzebüttel eingedrungen und hatte dort beinahe einige britische Offiziere gefangen nehmen können. Nun will man den feindlichen Reitern den Rückweg abschneiden und diese gefangen nehmen. Der Briten rücken bei der Verfolgung des Feindes auf dem Landweg so weit vor, bis sie schließlich Bremerlehe erreichen. Von den Einheimischen erfährt Stuart, dass sich 250 Franzosen nach Geestendorf zurückgezogen haben, wo sich auch ein Depot beschlagnahmter Waren befinden soll. Es wird beschlossen den Feind dort anzugreifen. Bei diesem Angriff will Captain Goate mit seinen Männern frontal vorgehen, während Captain Pettet und seine Truppe einen Bogen schlagen und die Batterie (vier 12-Pfündern) an der Weser von der Seite attackieren soll, welche Stuart mit den restlichen Soldaten und Captain Watts von vorn bestürmen will. Die Franzosen hatte in Erwartung der Briten schon Vorbereitungen für einen Angriff getroffen und so verlassen 20 beladene Wagen, gedeckt von 60 Reitern den Ort. Als die Briten angreifen, müssen diese eine Straße und einen breiten Graben überqueren, wobei sie dem Gewehr- und Geschützfeuer der Batterie ausgesetzt sind. Doch noch bevor die Angreifer die feindlichen Geschütze erreichen, ziehen sich die Franzosen in Boote zurück und flüchten über die Weser. Die Briten beschießen die Flüchtenden und können noch einige der Franzosen töten und verwunden sowie einige wenige Gefangene machen, darunter auch den Kommandanten M. le Murche. Die feindliche Batterie wird zerstört, die Wagen und Protzen verbrannt und 6 Wagenladungen mit Pulver und Waren werden mitgenommen. Nur 24 Stunden nachdem man an Land gegangen war, kehren die Briten zu ihren Schiffen in Cuxhaven zurück und begeben sich wieder an Bord.

Die Braunschweiger 1809

Durch dieses Landungsunternehmen wird nun auch der Weg frei, für die Einschiffung der Schwarzen Schar des Herzogs von Braunschweig. Am 1. August wird Cuxhaven und Ritzebüttel wieder durch dänische Truppen unter General von Ewald eingenommen, der 2.200 Soldaten in Booten von Altona über Glückstadt herangeführt hatte. Doch die Dänen können nichts gegen die englischen Schiffe vor der Küste ausrichten und so erobern die Briten Cuxhaven zurück, als die Dänen sich stattdessen an die Verfolgung der flüchtenden Braunschweiger machen. Anschließend übernimmt Stuarts Flottille, die HMS Mosquito, HMS Blazer, HMS Bruiser, HMS Prince William und HMS Parz am 8. August in der Wesermündung die Truppen des „Schwarzen“ Herzogs, die auf Booten und kleinen Schiffen von Elsfleth und Brake aus vor den sie verfolgenden Truppen geflüchtet waren. Die Dänen kehren für kurze Zeit nach Cuxhaven zurück, bevor sie am 12. August endgültig abziehen. Die Briten bleiben in Cuxhaven, bis im Herbst 1809 die Besetzung dieses Hafens und des Amtes Ritzebüttel durch westfälische Truppen des Königs Jerome Bonaparte, dem Bruder Napoleons, erfolgt. Am 2. März 1810 wird das Amt wiederum von französischen Truppen besetzt. Obwohl Napoleon Anfang 1812 noch eine Verstärkung des Forts du Phare befohlen hatte, müssen seine Truppen nach dem verlorenen Russlandfeldzug von 1812 die Gegend erneut räumen.

Sturmfahrt vor Norderney

Ende Juli 1811 erreicht eine kleine englische Flottille die Gegend nördlich der Ostfriesischen Inseln. Angeführt wird die Schwadron von der HMS Quebec, einer 32-Kanonen-Fregatte unter dem Kommando von Captain Charles Sipthorpe John Hawtayne. Zur Schwadron gehören außerdem die drei Briggs HMS Raven, HMS Exertion und HMS Redbreast sowie die bewaffnete Jacht HMS Princess Augusta und der Kutter HMS Alert. Der Kommandeur der kleine Flotte, die zwischen der Elbemündung und Texel im Einsatz ist, hatte die Nachricht erhalten, das eine Gruppe von feindlichen Kanonenbooten vor der Ostfriesischen Insel Norderney gesichtet wurde.

Am 1. August werden insgesamt zehn Boote von den Schiffen zu Wasser gelassen, welche Kurs Richtung Norderney nehmen. Die Boote sind mit 117 Offizieren und Mannschaften unter dem Befehl des 1. Offiziers der HMS Quebec, Lieutenant Samuel Blyth besetzt. Der Maat James Muggeridge von der HMS Princess Augusta navigiert die Boote durch das tückische Gewässer, da er selbst recht gut mit der Gegend vertraut ist. Weitere Offiziere dieser Einsatztruppe sind Lieutenant John O’Neale (HMS Alert), Lieutenant Samuel Slout (HMS Raven), Lieutenant Charles Wolrige (HMS Quebec), Lieutenant (der Marine-Soldaten) Humphrey Moore, Sub- Lieutenant Tomas Hare (HMS Exertion), Second Master George Downey (HMS Redbreast), Master Mates Robert Cook und John M’Donald (HMS Quebec), Midshipman Richard Millet (HMS Raven) und Maat George Johnson (HMS Alert). Am 2. August fahren die Boote durch die Jademündung, wo sie ein Boot der französischen Zöllner (Douaniers) erbeuten. Sie navigieren durch das Gebiet mit Namen Wadden, dass zwischen den Ostfriesischen Inseln und dem Festland liegt. Am Nachmittag desselben Tages sichten die Engländer sechs schwer bewaffnete feindliche Kanonenboote. Lieutenant Blyth erkennt schnell, dass die Kanonenbooten seinen Schiffen gegenüber deutlich im Vorteil sind. Er beschließt nicht weiter vorzurücken, aber auch keinen fluchtartigen Rückzug anzutreten. Dieses Vorgehen irritiert die Franzosen offensichtlich, denn auch sie nähern sich nicht, sondern verbleiben an Ort und Stelle.

Blyths Truppe tastet sich nun weiter nach Norden vor, wobei sich die Navigation aufgrund der Untiefen als extrem kompliziert erweist. Schließlich entdecken sie vier feindliche Kanonenboote, die vor Norderney vor Anker liegen. Jedes von ihnen ist mit zwanzig Seeleuten und 5 Soldaten bemannt sowie mit je einem 12-Pfünder und zwei kleineren Geschützen (6-Pünder oder 8-Pfünder) bewaffnet. Kommandiert wird jedes der Boote von einem Lieutenant der Französischen Marine. Blyth entschließt sich anzugreifen und ruft seiner Mannschaft zu: „Sie scheinen auf uns zu warten und, wie die Hexe sagte, als sie verbrannt werden sollte, es wird keinen Spaß machen, bis wir schließlich dort ankommen.“

Was nun folgt, ist guter Stoff für einen Roman. Der Tag ist ruhig und die See glatt und so jagen Blyths Boote schnell über das Wasser. Zwei Salven aus den Geschützen der Franzosen peitschen ihnen um die Ohren, während sie sich ihrer Beute nähern und die eigenen Waffen feuerbereit halten, bis sie schließlich längsseits gehen. Dass die Briten es überhaupt schaffen, sich den feindlichen Booten zu nähern, spricht nicht unbedingt für die Fähigkeiten und die Wachsamkeit die Männer in den Kanonenbooten. Später stellt sich heraus, dass das Beiboot der HMS Quebec von vierzehn Kartätschen-Kugeln und zweiundzwanzig Musketen-Geschossen getroffen wurde. Blyth lässt sein eigenes Boot an das des feindlichen Kommandanten heranrudern. Er spring auf das feindliche Schiff, tötet einen der Männer und verletzt zwei weitere. Unterdessen sieht sich Maat Muggeridge, der ebenfalls das feindliche Boot geentert hat, mit zwei anderen Soldaten konfrontiert. Er erschießt einen von ihnen, wird aber von dem zweiten mit einem Bajonett in den Hals getroffen und fällt über Bord. Das rettet ihm das Leben, denn er kann verletzt eines der eigenen Boote erreichen. Dennoch ist der Kampf um das erste Boot schnell vorbei. Blyth erobert das Kanonenboot in wenigen Minuten und beschließt, die drei anderen Boote mit dem 12-Pfünder an Bord zu bedrohen. Die feindlichen Boote stehen so ungünstig, dass sie ihre Geschütze nicht einsetzten können, ohne sich gegenseitig zu treffen. Blyth und seine Männer haben unterdessen Munition gefunden und laden die Kanone. Allerdings können sie keine Lunte entdecken und so wird Pulver aus einer Pulverflasche eines Franzosen in den Zündkanal gestreut und einer der Kanoniere der HMS Quebec feuert seine Pistole über dem Zündloch ab. Die Kanone feuert zwar, aber Funkenflug entzündet dabei Pulver, welches an Deck verstreut wurde, was zu einer Explosion führt, die neunzehn eigene Männer niederstreck, von denen drei später sterben. Die Kleidung von Lieutenant Blyth fängt außerdem Feuer und er wird durch die Detonation ins Wasser geworfen, was glücklicherweise die Flammen seiner brennenden Kleidung löscht. Auch andere an Bord erleiden ähnliche Verletzungen. Diese Katastrophe verhindert jedoch nicht den Angriff der verbliebenen britischen Boote, welche die drei feindlichen Fahrzeuge entern und erobern. Vom ersten bis zum letzten Schuss dauerte die ganze Aktion nur zehn Minuten und natürlich hat das Überraschungsmoment und nicht der eigentliche Kampf die Sache entschieden. Die Zahl der Gefangenen übersteigt die Zahl der Angreifer bei weitem. Die Franzosen haben 2 Tote und 12 Verletzte an Verlusten, während die Briten insgesamt 7 Tote und 9 Verletzte verzeichnen. Die britischen Truppen ziehen sich nach dem Gefecht wieder auf ihre Schiffe zurück und segeln nach Helgoland.

Man muss sich fragen, ob das Ganze aufgrund des Verlustes an Leben überhaupt als Erfolg der Briten zu werten ist. Blyth selbst sollte jedoch davon profitieren, denn einen Monat später wird er vom Lieutenant zum Commander befördert.

Im Herbst 1811 wird die Ostfriesische Insel Norderney mit 300 französischen Soldaten besetzt. Die Badeeinrichtungen der Insel werden für die Besatzer als Quartiere beschlagnahmt. Außerdem wird die sogenannte Schafsweide ausgewählt, um dort eine offene Schanze zu errichten. Die Befestigung erhält einen Wall von 16 m Breite und 3,50 m Höhe, der in der Front und an den Seiten von einem 30 m breiten und bis zu 2 m tiefem Wassergraben geschützt wird. Die Schanze stattet man mit vier 6-Pfünder aus und besetzt sie ständig mit einigen Soldaten, die in einer Baracke innerhalb der Anlage untergebracht sind. Die Redoute, die später unter dem Namen Napoleon-Schanze bekannt wird, soll als Befestigungswerk gegen Schmuggel und zur Abwehr weitere englischer Invasionsversuche dienen. Die Schanze ist noch heute erkennbar und nun Teil des Kurparks von Norderney.

Die Schanze im Kurpark

Sicherung der Handelsrouten

Ein Großteil der Aufgaben der englischen Flotte von Helgoland besteht in der Sicherung der Handelsschiffe, welche von England nach Helgoland und zurück segeln. Es gibt eine ganze Menge an Berichten von kleinen Gefechten und erbeuteten dänischen sowie französischen Schiffen. Stellvertretend sei hier eine dieser Episoden erzählt.

Am 16. Juli des Jahres 1812 segelt Captain Timothy Clinch, mit seiner 18-Kanonen Sloop HMS Osprey und in Begleitung der 10-Kanonen brig-sloop HMS Britomart (Captains William Buckly Hunt) und der HMS Leveret (Captains George Wickens Willes) einige Seemeilen nordwestlich der Insel Helgoland, als sie ein französisches Kaperschiff sichten. Sie lassen daraufhin von jedem der Schiffe ein Boot zu Wasser. Kommandiert werden die Fahrzeuge von Lieutenants William Henry Dixon (HMS Britomart), William Malone (HMS Osprey) und Francis Darby Romney (HMS Leveret). Um 13.30 Uhr sind die drei Boote schon recht nah herangekommen, trotzdem geht das Kaperschiff zunächst vor Anker. Doch schon kurze Zeit später, als die Franzosen schließlich erkennen, dass es sich um englische Boote handelt, setzt das Schiff Segel und versucht zu entkommen. Lieutenant Dixon treibt die Leute in den Booten an und um 15.30 Uhr ist das französische Schiff schließlich in Schussweite. Die Briten eröffnen das Feuer mit Musketen und auch die Franzosen schießen einige Salven ab, wodurch ein Mann verwundet wird. Das Beiboot der HMS Osprey ist jetzt zwar schon in Reichweite, aber Lieutenant Dixon will noch auf die Hilfe der anderen Boote warten, bevor er einen Enterversuch unternimmt. Als die anderen Boote schließlich heran sind, geht das Beiboot der HMS Leveret an Steuerbord, das Boot der HMS Britomart an Backboard und das Boot der HMS Osprey am Heck längsseits. Mit wildem Geschrei machen sich die britischen Seeleute bereit zum Angriff. In diesem Augenblick verhaken sich die Ruder der Beiboote der Leveret und der Britomart, wodurch das erstgenannte achteraus geschoben wird. Die Lieutenants Dixon und Malone klettern nun am Bug des Franzosen hoch und können nach einem hartnäckigen Kampf von 10 Minuten an Bord gelangen. Es dauert allerdings noch weitere 10 Minuten, bis die Gegenwehr nachlässt und die französische Fahne eingeholt werden kann. Aber selbst jetzt feuert die französische Besatzung noch ihre Pistolen durch die Schiffsluke ab und verwundet einige der Engländer. Schließlich kann das gegnerische Feuer unterbunden werden und die Englische Fahne wird gehisst. Es stellt sich heraus, dass es sich um das Schiff „Eole“ aus Dünkirchen handelt. Es kann eigentlich 14 Kanonen aufnehmen, ist aber nur mit 6 bestückt und mit einer Besatzung von 31 Mann ausgestattet. Das Unternehmen kostet die Briten 2 tote Seeleute und 11 Verwundete, zu denen auch Lieutenant Dixon zählt.

Britische Schiffe

Über die Royal Navy und ihre Schiffe in der Zeit der Napoleonischen Kriege kann man natürlich ganze Stapel an Bücher schreiben, für diesen und die folgenden Berichte will ich das Thema aber nur grob anreißen und einige wenige Fakten und Beispiele nennen, die in großen Teilen aus einigen Online-Artikeln entnommen wurden. Wer einen generellen Überblick zu diesem Thema wünscht, dem sei das Buch „The Trafalgar Companion“ von Mark Adkin empfohlen. Hier erhält man nämlich nicht nur einen Überblick über die historischen Ereignisse dieser bedeutenden Seeschlacht, sondern auch eine ausführliche Schilderung der britischen Kriegsschiffe sowie ihren Einsatz und ihre Funktion. Ein weiteres, sehr informatives Buch zu diesem Thema heißt „The Illustrated Companion to Nelson’s Navy“ von Nicholas Blake, Richard Lawrence.

Schiffstypen

Die Rangeinteilung der Kriegsschiffe der Royal Navy erfolgte entsprechend ihrer Fähigkeit, im Kampf in der „Linie“ zu segeln. Mit der Entwicklung der Kiellinientaktik im 17. Jahrhundert begann man in England damit, dafür geeignete Kriegsschiffe als Linienschiffe zu bezeichnen und in „Ränge“ einzuteilen, wobei die Klassifizierung nach Größe, Besatzung und Bewaffnung vorgenommen wurde. Die Schiffe des 1. bis 4. Ranges waren die eigentlichen Linienschiffe. Obgleich nie für die Linie gedacht, waren die Fregatten und Post-Ships auch klassifiziert, und zwar im 5. und 6. Rang. Kleinere Fahrzeuge bis zu 18 Kanonen waren nicht klassifiziert und wurde als „unrated“ bezeichnet. Die meisten Schiffe, die in meinen Berichten Erwähnung finden, gehören übrigens zu diesen nicht klassifizierten Fahrzeugen.

Hier die Rangeinteilung der Schiffe der Royal Navy während der Napoleonischen Kriege:

  1. Rang: 100 und mehr Kanonen / Drei- und Vierdecker / ab 2600 t / 850–950 Mann Besatzung
  2. Rang: 98–90 Kanonen / Dreidecker / ab 2000 t / 750 Mann Besatzung
  3. Rang: 80–64 Kanonen / Zweidecker / 1300–2000 t / 490-720 Mann Besatzung
  4. Rang: 60–50 Kanonen / Zweidecker / 1100 t / 350 Mann Besatzung
  5. Rang: 44–32 Kanonen / Eindecker-Fregatte / 700–900 t / 215–320 Mann Besatzung
  6. Rang: 28–20 Kanonen / Post-Ship / 550–650 t / 160–200 Mann Besatzung

Nicht klassifiziert: Sloops, Briggs, Kriegskutter, Schoner und Kanonenboote.

Das Präfix HMS bei allen Schiffsnamen ist übrigens eine Abkürzung für Her (bzw. His) Majesty’s Ship, welcher ab 1789/1790 Namensbestandteil für die Kriegsschiffe der Royal Navy ist.

Fregatten

Fregatten waren zwar schnell und hervorragende Segler, aber zu schwach für den Kampf in der Linie. Dieser Schiffstyp war mit 32 bis 40 Kanonen bewaffnet, die auf dem Oberdeck standen. Die Fregatte wurden folglich als Arbeitstier in der Royal Navy eingesetzt. Ihre Aufgaben waren die Jagd auf Kaperschiffe, Geleitschutz für Konvois, die Störung von feindlichen Handelsrouten sowie die Erkundung und Aufklärung für die eigentliche Kriegsflotte. Die Kommandanten von Fregatten hatten guten Aussichten sich in Einzelgefechten zu bewähren, während die Befehlshaber von Linienschiffen meist nur Routinetätigkeiten absolvierten und selten mit ihren Schiffen im Gefecht standen. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten der bekannten Einzelgefechte von Fregatten durchgeführt wurden. Kommandiert wurden die Schiffe des fünften und sechsten Ranges von einem Captain, jedoch galten die Schiffe des sechsten Ranges nicht als Fregatten.

Die Fregatte HMS Majestic

Sloop

Sloop war in der britischen Marine im 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Bezeichnung für ein nicht klassifiziertes Marinefahrzeug, das von einem Offizier im Range eines Commanders kommandiert wurde. Die Kriegsschiffbezeichnung Sloop hat ihren Ursprung in dem gleichnamigen einmastigen Schiffstyp des 17. Jahrhunderts. Diese Fahrzeuge hatten zu dieser Zeit noch einen Leutnant als Kommandanten, jedoch ohne weiteren Offizier, vor allem aber keinen Navigator bzw. Segelmeister. Weil Unterstützungsfahrzeuge in der Seekriegsführung im Verlaufe des 17. Jahrhunderts immer bedeutender wurden und vor allem auch abseits der Küsten operierten, wurde auch ein Navigator notwendig. Daraus entstand der Rang des Master and Commander, ein kommandierender Seeoffizier, der zugleich Navigator war. Das nun erweiterte Einsatzspektrum machte gegen Ende des 17. Jahrhunderts hochseetauglichere Takelungsarten sowie das allgemeine Größerwerden der Einheiten notwendig, daher wurde die Gruppe der Unterstützungsfahrzeuge um weitere Segelschiffstypen ergänzt. Die traditionelle Verbindung zwischen dem Rang Master and Commander und einem nicht klassifizierten Marinefahrzeug blieb aber und führte schließlich dazu, dass von nun an auch anders getakelte Einheiten als Sloop bezeichnet wurden. Mit weiter zunehmender Größe und Bedeutung der Sloops wurde der kommandierende Offizier von einem Segelmeister unterstützt, im Sprachgebrauch wurde die Rangbezeichnung Master and Commander daher zu Commander verkürzt, bis dies 1794 offiziell wurde. Richtigerweise ist die Sloop in der Royal Navy kein Schiffstyp, sondern die Bezeichnung einer von einem Commander geführten Marineeinheit welcher Art auch immer (dies könnte auch eine Küstenbatterie sein). Eine Übersetzung ins Deutsche zur Schaluppe ist daher nicht richtig.

Die Sloop HMS Lynx und die HMS Monkey im Gefecht

Etwa um 1750, analog zum Durchbruch des modernen Fregattentyps, gab es auch die ersten Vollschiff-Sloops, sogenannte „Ship-Sloop“, die bis zum Ende der Segelkriegsschiffsära tatsächlich eine Art kleine Fregatte waren. Die Vollschiff-Sloop wurde in Marinen anderer Nationen meist Korvette genannt. Die weitaus meisten Sloops hatten aber eine Briggtakelung, welche 1779 für Sloops der Royal Navy adaptiert wurde. Von diesen Briggsloops gab es u. a. zwei Klassen mit jeweils über 100 Einheiten, die Cruizer-class mit 18 Kanonen und die Cherokee-class mit 10 Kanonen, die am häufigsten in Serie produzierten Segelkriegsschiffe. Sloops hatten eine Besatzung von 65 bis 125 Mann. Die Cruizer-class führte neben der Besatzung auch 20 Marinesoldaten mit an Bord, die sich ab 1808 aus 1 Sergeanten, 1 Corporal und 18 Soldaten zusammensetzten. Neben dem Master and Commander und dem Segelmeister gab es ab ca. 1760/70 auch wenigstens einen Lieutenant. Die Aufgaben der Sloops waren überwiegend Nachrichtenübermittlung, Aufklärung, Küstenschutz, Geleitschutz und in weniger wichtigen Seegebieten auch der Einsatz als Kreuzer.

Gun-Brig

Eine Gun-Brig war ein kleines Kriegsschiff mit der Takelung einer Brigantine, das vor allem während der Napoleonischen Kriege eine große Popularität in der Royal Navy genoss, die diesen Schiffstyp in großen Mengen kaufte oder bauen ließ. Im Jahr 1793, zu Beginn des Krieges gegen Frankreich, fehlte es der Royal Navy an kleinen Fahrzeugen, mit denen man die Küste und den Kanal überwachen konnte. Zunächst kaufte die Royal Navy eine Reihe von verschiedenen als Schoner oder Brigantinen getakelte, flachbodige Küsten- und Themsefahrzeugen auf und bewaffnete diese mit einem schweren Geschütz am Bug (18- oder 24-Pfünder) und mit 2 bis 4 Karronaden (12- bis 24-Pfünder). Diese Einheiten waren etwa 17 bis 22 Meter lang, wurden mit 30 Mann Besatzung gesegelt und von einem Lieutenant kommandiert. Bezeichnet wurden sie als „gun-vessel“, was ungefähr der deutschen Übersetzung „Segelkanonenboot“ gleichkommt. Nachdem sich diese Fahrzeuge bewährt hatten, gab die Royal Navy 1794 ähnliche, leicht vergrößerte Einheiten in Auftrag, die aber jetzt als Brigg getakelt wurden. Alle neuen Brigg-getakelten „gun-vessels“, wurden forthin unter der Bezeichnung „gun-brig“ gesondert erfasst. Im Allgemeinen hatten diese Schiffe weniger als 200 Tonnen Frachtgewicht und waren damit kleiner als die üblicheren Brig-Sloops der Cherokee-Klasse oder die noch größeren Brig-Sloops der Cruizer-Klasse. Die Gun-Brigs trugen in der Regel 12 Geschütze, bestehend aus zwei langen Geschützen im Bugbereich und zehn Karronaden auf den Breitseiten und hatten jetzt eine Besatzung von 50 bis 60 Mann. Auch die Gun-Brig wurde in unterschiedlichen Baureihen gefertigt, zu denen die Archer-class, die Bloodhound-class, die Confounder-class und die Bold- (oder „modified Confounder“) class zählten.

Die britische Gun-Brig HMS Piercer wurde 1814 dem Königreich Hannover übergeben und fungierte als Zollschiff in Stade

Mörserschiffe

Bombarden oder Mörserschiffe waren mit schweren Mörsern ausgerüstete Schiffe, die dazu dienten, Küstenbefestigungen zu zerstören oder Küstenstädte in Brand zu schießen. Den bekanntesten Einsatz hatte dieser Schiffstyp bei der Beschießung von Kopenhagen in den Jahren 1801 und 1807. Die Mörserschiffe, im englischen bomb vessels genannt, der Royal Navy wurden traditionell nach Vulkanen benannt oder mit anderen Namen versehen, die auf explosive Eigenschaften hinwiesen. Einige wurden auch mit Namen versehen, die einen Bezug zur Unterwelt hatten. Schiffe anderer Typen, die später zu Bombenschiffen umgebaut wurden, behielten im Allgemeinen ihre ursprünglichen Namen. Mörserschiffe waren in der Royal Navy meist als Sloops klassifiziert. Da Bombenschiffe mit extrem starken Rümpfen gebaut wurden, um dem Rückstoß der Mörser standzuhalten, wurden einige in Friedenszeiten als Schiffe zur Erforschung der arktischen und antarktischen Regionen umgebaut, da sie auch als Eisbrecher verwendet werden konnten.

Kutter

Als Kutter bezeichnete man gegen Mitte des 18. Jahrhunderts in England entwickelte kleine, einmastige Schiffe. Typisch für diesen Bootstyp war ihr scharfgeschnittener, klinkerbeplankter Rumpf, ein im Verhältnis zur Rumpflänge sehr langes Bugspriet und ein hoher Mast mit einem großen Gaffelsegel sowie einigen Vor- und Rahsegeln. Der Kutter wurde zunächst von Schmugglern und Freibeutern eingesetzt, die dieses Schiff aufgrund der Schnelligkeit schätzten. Die Royal Navy stellte die ersten angekauften oder gecharterten Kutter während des Siebenjährigen Krieges in Dienst. Zur Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wurden auch erstmals einige neue Kutter in Auftrag gegeben. Die Kutter in der Zeit der Napoleonischen Kriege waren meist mit 10 bis 12 x 12-Pfünder Karronaden und eventuell 2 x 4-Pfündern Kanonen bewaffnet. Die Besatzung bestand aus 50 bis 60 Mann.

Kanonenboote

Neben den kleinen Einheiten der Segelkanonenboote, gab es auch bewaffnete geruderte Fahrzeuge in der Royal Navy. Sie waren einfachen Ruderbooten nicht unähnlich und hatten nur ein offenes Deck, mit einer winzigen Kabine für den kommandierenden Offizier. 1805 legte sich die Navy auf einen bestimmten Typ fest, den man nach seinem Erbauer benannte und welcher als „Hamilton-gunboat“ bekannt wurde. Diese Kanonenboote waren 16 m lang, trugen zwei lange 18-Pfünder (oder einen 24-Pfünder) am Bug und eine drehbare 18-Pfünder Karronade am Heck. Neben dem Ruderantrieb, konnten das Boot auch mit Hilfe eines einklappbaren Mastes sowie einem Lateinersegel gesegelt werden. Über 90 dieser nicht benannten, sondern nur nummerierten Boote, waren bei diversen Operationen an der Kanal- und Nordseeküste im Einsatz.

Das Hamilton-gunboat

Britische Flottillen

Nachfolgend habe ich eine Liste der britischen Schiffe erstellt, die in meinen Berichten Erwähnung finden und Teil einer bestimmten Operation waren.

Geschwader – 1807

  • HMS Majestic / Linienschiff dritter Klasse, 74 Kanonen – Vizeadmiral Thomas McNamara Russell
  • HMS Quebec / Fregatte, 32 Kanonen – Captain Charles John Lord Viscount Falkland
  • HMS Lynx / Sloop, Cormorant-class, 16 Kanonen – Commander John Willoughby Marshall
  • HMS Sparkler / Gun-Brig, Archer-class, 12 Kanonen – Lieutenant James Sam Aked Dennis
  • HMS Constant / Gun-Brig, Archer-class, 12 Kanonen – Lieutenant John Stokes
  • HMS Thern / ???
  • HMS Bruiser / Gun-Brig, Archer-class, 12 Kanonen – Lieutenant Thomas Smithies
  • HMS Explosion / Bomb-vessel, 8 Kanonen + 2 Mörser – Captain Edward Ellicott
  • HMS Wanderer / Ship-Sloop Cormorant-class, 26 Kanonen – Commander Edward Crofton
  • HMS Exertion / Gun-Brig, Confonder-class, 12 Kanonen – Commander Robert Forbes

Geschwader – 1809

  • HMS Mosquito / Brig-Sloop, Cruizer-class, 18 Kanonen – Commander William Goate
  • HMS Briseis / Brig-Sloop, Cherokee-class, 10 Kanonen Commander Robert Pettet
  • HMS Ephira / Brig-Sloop, Cherokee-class, 10 Kanonen Commander George Edward Watt
  • HMS Basilisk / Gun-Brig, Bloodhound-class, 12 Kanonen – Lieutenant Samuel Crew
  • HMS Pincher / Gun-Brig, Archer-class, 12 Kanonen – Lieutenant Samuel Burgess
  • HMS Sentinel / Gun-Brig, (no class), 12 Kanonen – Lieutenant William Elletson King
  • HMS Bruizer / Gun-Brig, Archer-class, 12 Kanonen – Lieutenant Thomas Smithies
  • HMS Patriot / Gunvessel, (ehm. holländisch)) 10 Kanonen – Lieutenant E.W. Mansel
  • HMS Alert / Cutter, 4 Kanonen – Lieutenant MacDougall
  • HMS Brev Drageren / Brig, (ehm. dänisch), 12 Kanonen – Lieutenant Thomas Barker Devon

Geschwader – Sommer 1811

  • HMS Quebec / Fregatte, 32 Kanonen – Captain Charles Sipthorpe John Hawtayne
  • HMS Raven / Brig-Sloop – Fly-class, 16 Kanonen – Captain George Gustavus Lennock
  • HMS Exertion / Gun-Brig – Confounder-class, 16 Kanonen – Lieutenant James Murray
  • HMS Redbreast / Gun-Brig – Archer-class, 14 Kanonen – Lieutenant Sir George Morat Keith
  • HMS Princess Augusta / Armed Cutter, 8 Kanonen – Lieutenant Andrew McCulloch
  • HMS Alert / Armed Cutter, 4 Kanonen – Lieutenant MacDougall

Geschwader – Frühjahr 1813

  • HMS Calliote / Gun-Brig – Cherokee-class, 10 Kanonen – Commander John M’Kerlie
  • HMS Blazer / Gun-Brig – Archer-class, 14 Kanonen – Commander Francis Banks
  • HMS Brev Drageren / Gun-Brig (ehm. dänisch), 12 Kanonen, Lieutenant Thomas Barker Devon
  • HMS Drake / Gun-Brig – Cherokee-class, 10 Kanonen, ???
  • HMS Hearty / Gun-Brig – Confounder-class, 14 Kanonen – Commander James Rose
  • HMS Thrasher / Gun-Brig, 14 Kanonen – Lieutenant Chester

Geschwader – Herbst 1813

  • HMS Desirée / Fregatte – Romaine-class, 40 Kanonen – Captain Arthur Farquhar
  • HMS Shamrock / Gun-Brig – mod. Confounder-class, 10 Kanonen – Commander John Marschall
  • HMS Hearty / Gun-Brig – Confounder-class, 14 Kanonen – Commander James Rose
  • HMS Blazer / Gun-Brig – Archer-class, 14 Kanonen – Commander Francis Banks
  • HMS Piercer / Gun-Brig – Archer-class, 14 Kanonen – Lieutenant Joshua Kneeshaw
  • HMS Redbreast / Gun-Brig – Archer-class, 14 Kanonen – Lieutenant Sir George Morat Keith
  • HMS Princess Augusta / Armed Cutter, 8 Kanonen – Lieutenant Andrew McCulloch
  • Gunboat No. 1., 2 Geschütze – Lieutenant David Hanmer
  • Gunboat No. 2., 2 Geschütze – Master‘s Mate Thomas Riches
  • Gunboat No. 3., 2 Geschütze – Lieutenant Charles Henry Seale
  • Gunboat No. 4., 2 Geschütze – Lieutenant Andrew Tullock
  • Gunboat No. 5., 2 Geschütze – Midshipman John Hallowes
  • Gunboat No. 8., 2 Geschütze – Lieutenant Richard Roper
  • Gunboat No. 10., 2 Geschütze – Lieutenant Francis Darby Romney
  • Gunboat No. 11., 2 Geschütze – Lieutenant Charles Haultain
  • Gunboat No. 12., 2 Geschütze – Lieutenant John Henderson

7 Kommentare zu „Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Die Britische Flotte / Teil 1“

  1. Vielen Dank Jungs. Diese Bericht und auch die noch folgenden waren wirklich viel Recherche-Arbeit. Hat aber auch sehr viel Spaß gemacht, da ich an vielen der erwähnten Stellen selbst vor Ort war.

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  2. Hallo Sika, das beste Buch zu diesem Thema ist „Spione in Hamburg und auf Helgoland“von Frank Lynder. Es gibt außerdem jede Menge kleine Bücher und Schriften zu regionaler Geschichte, wie „Ostfriesland im Zeitalter Napoleons“ von Harry Pladies, „Es blühte des Schmuggel“ von Dieter Meiners, „Aus Ritzebüttels Franzenzeit“ von Anna Hindrichson oder Romane wie „Angriff auf Spiekeroog“ von Christof Schramm. Und natürlich habe ich jede Menge Online-Quelle genutzt. Viele Grüße Frank

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