Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Kosaken

In vielen neuen und alten Schriften zum Thema Napoleonische Kriege in Norddeutschland werden die russischen Kosaken als die typischen Vertreter der russischen Armee genannt. Ihrem Erscheinungsbild und fremdartigen Auftreten war es vermutlich geschuldet, dass die Kosaken der norddeutschen Bevölkerung noch lange im Gedächtnis blieben. Die Kosaken tauchten erstmals im 7-jährigen Krieg im deutschsprachigem Raum auf. In diesem Konflikt erwarben sie sich einen Ruf als undisziplinierte Reiterhorde, die plündert und mordend durch die Lande zog. In den Jahren 1813 und 1814 kamen die Kosaken nun als Verbündete nach Norddeutschland. Sie waren es auch, die mit ihren Streifkorps als erste die Region der unteren Elbe erreichten und einen Volksaufstand gegen die französischen Besatzer auslösten. Aus diesem Grund wurden die Reiter in den ersten Wochen des Frühjahrsfeldzuges von 1813 noch herzlich von der Bevölkerung willkommen geheißen.

Karoline Perthes schrieb am 15. März 1813: „Ein Vorposten von 13 Kosaken kam gestern Abend, mit ihren Mänteln, Fahnen und Fetzen von Franzosenkleidern geziert. Ein jeder Hals schrie, ohne es zu wissen, und jedes Herz dankte Gott im Himmel und den Russen auf Erden…“

Dore Hensler schrieb am 6. März 1813: „Es sind die originellsten Erscheinungen. Sie bivouquieren mit den Pferden in der Stadt: um vier Uhr morgens klopfen sie an die Türen und verlangen Frühstück: für die Kinder ist es ein herrliches Leben: sie setzen sie auf die Pferde und hätscheln mit Ihnen.“

Später schlug die anfängliche Begeisterung ins Gegenteil um. Wie auch alle anderen Truppen der unterschiedlichen Armeen, wurden die Kosaken in privaten Häuser einquartiert und mussten von der Bevölkerung versorgt werden. Zusätzlich zu dieser Belastung, kam es aufgrund der Enge des Zusammenlebens häufig zu Übergriffen der Soldaten. Nach den langen Kämpfen und Belagerungen im Winter 1813/1814 hatte vor allem die Landbevölkerung Norddeutschlands eine äußert schwere Zeit hinter sich und war froh, als die russischen „Befreier“ allmählich das Land verließen.

Bürgermeister Gräbel in Bergedorf schreibt am 2. Dezember 1814: „Morgen ist es ein Jahr her, dass die Russen hier einrückten, und ein jeder sowohl, als ich, wird wünschen, sie erst wieder los zu sein. Man muss hoffen, dass es bald überstanden ist. Schlagen sollen sie unsere Leute nicht wieder, aber die Russen sind gleich mit Schlägen bereit und werden nicht bestraft.“

Geschichte der Kosaken

Die russische Armee der napoleonischen Kriege beinhaltete eine ganze Reihe unterschiedlicher irregulärer oder provisorischer Reiterverbände. Nicht alle dieser Truppen können zu den Kosaken gezählt werden. Neben den Kosakengemeinschaften, die wiederum unterschiedliche Herkunftsgebiete besaßen, gab es Kalmücken, Baschkiren, Tscherkessen, Kirghisen, Krim-Tataren (diese waren auch als Schwarzmeer-Kosaken bekannt) und die Miliz bzw. Landwehr-Regimenter, Opolchenie genannt, die zumindest eine optische Ähnlichkeit mit den Kosaken besaßen und so oft mit diesen in einen Topf geworfen wurden. Als Kosaken können aber nur die bezeichnet werden, die auch aus Kosakengemeinschaften rekrutiert worden waren. Diese Rekrutierung regelten die Kosaken unter sich. Zwar wurde den Ihnen durch das russische Militär vorgegeben, welche Anzahl an Truppen zu stellen waren, sie besaßen jedoch das Privileg, die Männer und Offiziere selbst auszuwählen und auszurüsten. Auch die Dorfvorsteher der Siedlungen wurden durch die Kosakengemeinschaft gewählt.

Die ursprüngliche Heimat der Kosaken lag in der Region am Fluss Don, wo auch größte Teil der Kosaken-Regimenter in den napoleonischen Kriegen rekrutiert wurde. Die ersten Gemeinschaften der Kosaken, im russischen Voiska genannt, bildeten sich bereits im 15. Jahrhundert. Dabei handelte es sich zumeist um entflohene Leibeigene aus Russland und der Ukraine. Die Kosaken waren also keine eigene Ethnie, sondern Kriegergemeinschaften ganz unterschiedlicher Herkunft. Der Name Kosak, im russischen Kazak, ist nicht eindeutig geklärt, er könnte aber tatarischen Ursprunges sein und als „Freier Krieger“ übersetzt werden. Russland tolerierte die Kosaken in der Don-Region, weil sie als Puffer zu den räuberischen Krim-Tataren dienten und so das Zarenreich im Süden schützten.

Von der Don-Region aus eroberten die Kosaken weitere Gebiete im Kaukasus und vor allem in Sibirien, bis sie schließlich sogar bis Kamtschatka vorstoßen konnten. Um 1800 hatte sie Siedlungsgebiete in den Regionen Don, Ukraine, Ural, Kaukasus, am Schwarzen Meer, Terek, Astrakan, Orenburg und Sibirien gebildet. In der Zeit vor den napoleonischen Kriegen gab es eine ganze Reihe von Aufständen und Kämpfen zwischen den freiheitsliebenden Kosaken und dem Zarenreich. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Konflikte eingedämmt und die Kosaken hatten einen Teil ihre Autonomie verloren. Die Kosakeneinheiten der Kaiserlich Russischen Armee spielten schließlich als leichte Reiterei eine bedeutende Rolle im Russlandfeldzug des Jahres 1812 und bildeten 1813 die Speerspitze der russischen Armee, die durch diese leichten Reiter schon im März, also lange bevor reguläre Truppen eintrafen, die norddeutschen Städte Hamburg, Lübeck und Lüneburg erreichten.

Organisation

Jede Kosaken-Gemeinschaft hatte ein militärisches Oberhaupt, der als Ataman, in der Ukraine als Hetman, bekannt war und vom Zaren ernannt wurde. Seit dem Jahr 1799 waren alle Dienstränge der Kosakenoffiziere festgelegt und den Rängen der russischen Armeen gleichgestellt worden. Die Rangbezeichnungen für Generäle und Feldoffiziere waren somit identisch, nur die Offiziere auf Kompanieebene verwendeten andere Namen. So entsprach der Esaul dem Hauptmann, der Sotnik dem Oberleutnant und der Khorunzhii dem Fähnrich. Für Unteroffiziere gab es nur einen Rang, den des Uuryadnik.

Ein Kosakenregiment, Pulk genannt, war normalerweise in fünf Hundertschaften, den Sotnias mit folgender regulärer Mannstärke unterteilt: 1 General- oder Feldoffizier als Kommandant, 1 Quartiermeister-Adjutant, 1 Zahlmeister und 2 Unteroffiziere bildeten den Stab. Jede der fünf Sotnias bestand aus 1 Esaul, 1 Sotnik, 1 Khorunzhii, 4 Unteroffizieren, 10 Prikazniks (ein Dienstgrad zwischen Unteroffiziere und Mannschaft) und 100 Kosaken. Für den Regimentskommandanten war außerdem 1 Diener zugelassen. Das gesamte Regiment bestand somit aus 18 Offizieren, 22 Unteroffizieren, 50 Prikazniki, 500 Mannschaften und 1 Nichtkombattanten (dem Diener) oder insgesamt 591 Reitern.

Bewaffnet wurden alle Kosaken mit einer 2,40 m langen Lanze, Säbel und 2 Pistolen, die meist in den Gürtel gesteckt wurden. Die Lanzen hatten oft einen rot bemalten Schaft und wurden zumeist ohne Lanzenwimpel getragen. Offiziere und Unteroffiziere führten keine Lanze. Darüber hinaus verfügte jede Sotnia über Musketen für 10 als Schützen ausgebildete Kosaken. Eine Uniform war damals nur für die Kosaken-Gemeinschaften der Regionen Don, Ural, Orenburg, Bug und Sibirien vorgeschrieben. Diese wurde jedoch nur teilweise getragen und alle übrigen Kosaken kleideten sich in ihrer Nationaltracht. Anstelle von Sporen, die kein Kosake mit Ausnahme der Garde trug, wurde die berühmte Lederpeitsche mit Namen Kantschu oder Nogaika verwendet. Kein echter Kosak bestieg sein Pferd ohne dieses Utensil. Die Regimenter der Kosaken verfügten über keinen Versorgungs-Train und nur der Regimentskommandeur hatte das Recht einen privaten Wagen zu besitzen. Stattdessen konnte jeder Kosake ein zweites Pferd als Packtier mitführen. Vor Kriegsbeginn wurde jedoch die Anzahl der zugelassenen Packpferde, für die ja Futter zur Verfügung gestellt werden musste, auf jeweils fünf reduziert. Geritten wurden die kleinen Kosaken-Pferde mit braunem Ledergeschirr und einem einfachen, braunen Ledersattel, auf dem häufig ein kissenartiges Lederpolster geschnallt wurde.

Zu dieser Zeit befanden sich keine Musiker in einer Kosakeneinheit, mit Ausnahme der Garde-Kosaken, die über Trompeter verfügten. Jedes Don-Kosaken Regiment trug fünf große Fahne oder eine für jede Sotnia. Diese waren mit verschiedenen Farben und religiösen Bildern oder Kriegswappen bemalt, wurden aber zumeist nur in ihren Futteralen mitgeführt. Diese Fahnen galten nicht als offizielle Armeestandarten. Nur die St.-George-Fahne, welche das Don-Regiment von Sysoev III. besaß, hatte einen offiziellen Charakter.

Neben den Reiter-Regimentern gab es auch eine reitende Kosaken-Artillerie. Eine Batterie zählte 12 leichte Kanonen (6 x 6-Pfünder Kanonen und 6 x 10-Pfünder Haubitzen, in Russland Einhörner genannt) mit je 2 Munitionswagen pro Geschütz. Jede Batterie besaß außerdem zwei Reserveprotzen. Pro Batterie waren 8 Offiziere, darunter 1 Feldoffizier als Befehlshaber, 25 Unteroffiziere, 255 Mannschaften (davon 75 Reiter) und ein Offiziers-Diener vorgesehen. Insgesamt also 289 Männer. Zusätzlich besaß jede Batterie 20 Train-Pferde.

Don-Kosaken

Im Don-Gebiet wurden bis Ende des Jahres 1812 ganze 86 berittene Kosaken-Regimenter und zwei reitende Batterien aufgestellt. Zusätzliche rekrutiere man 22 Opolchenie-Kavallerie-Regimenter. Für das Jahr 1802 wird eine Zahl von 16.357 Mann angeben, die in den Regimentern ihren Dienst leistete. Ende 1812 waren es 42.000 Don-Kosaken in den regulären und rund 8.000 Reiter in den Miliz-Regimentern, die für den Kampf gegen Napoleon ins Feld zogen. Die Artillerie-Batterien wurden offiziell als Nr. 1 und Nr. 2 bezeichnet. Mit Ausnahme des Kosaken Garde und des Ataman-Regimentes, wurden zu dieser Zeit alle Reiter-Einheiten nach ihrem Kommandeur benannt, bei dem es sich immer um einen General- oder Feldoffizier des Don Voiska handelte. Wechselte der Regimentskommandeur, dann wechselte auch der Name des Regiments. Ein so aufgestelltes Regiment absolvierte eine Dienstzeit von 10 bis 12 Jahren und wurde nach Ablauf dieser Zeit aufgelöst. Der Kommandeur konnte dann erneut ein Regiment aufstellen, dass wiederum seinen Namen trug. Da zum größten Teil mehrere Mitglieder derselben Familie gleichzeitig als Offiziere dienten, wurde ihnen zur Unterscheidung eine Identifizierungsnummer zugewiesen, die immer nach dem Namen aufgeführt wurde.

Von den 86 Don-Kosaken Regimentern gelangten nach meinen Recherchen 16 Regimenter an die Unterelbe und waren dort auch in die diversen Kämpfe und Belagerungen verwickelt. Es handelte sich namentlich um diese Einheiten:

  • Don Kosaken Regiment – Andreyanov II.
  • Don Kosaken-Regiment – Andreyanov III.
  • Don Kosaken Regiment – Denisov VII.
  • Don Kosaken Regiment – Grekov II.
  • Don Kosaken Regiment – Grekov XVIII.
  • Don Kosaken Regiment – Ilovaiskii XI.
  • Don Kosaken Regiment – Komissarov I.
  • Don Kosaken Regiment – Mel’nikov IV
  • Don Kosaken Regiment – Panteleev II.
  • Don Kosaken-Regiment – Platov V.
  • Don Kosaken Regiment – Popov XIII
  • Don Kosaken Regiment – Safonov’s
  • Don Kosaken-Regiment – Shamshev II.
  • Don Kosaken Regiment – Sulin IX.
  • Don Kosaken-Regiment – Vlasov III.
  • Don Kosaken Regiment – Zhirov’s

Die Don-Kosaken waren in eine dunkelblaue Uniform, bestehend aus einer weiten Hose sowie entweder einem langen Mantel (Chekmen) oder einer kurzen Jacke (Kurtha), mit roten Vorstößen an Kragen und Ärmelaufschlägen sowie rotem Seitenstreifen an den Hosen bekleidet. Offiziell sollten alle Kosaken eine Art Kolpak, also eine schwarze Pelzmütze mit rotem Mützenbeutel und weißen Fangschnüren tragen. Außerdem war eine Schärpe und schwarzes Lederzeug vorgeschrieben. Die Satteldecke war ebenfalls dunkelblau mit roter Einfassung. Die Offiziere trugen an der Pelzmütze einen weißen Federbusch, eine schwarz-orangene Kokarde und silberne Fangschnüre. Die Offiziersröcke besaßen außerdem silberne Schnüre auf den Schultern. Dies alles war allerdings nur die offiziell vorgeschrieben Uniform, in der Praxis wurde diese durch eine Vielzahl anderer Kleidungsstücke und Ausrüstungsteile variiert. Statt der Pelzmütze wurde häufig eine blaue Lagermütze oder eine blaue Schirmmütze mit rotem Hutband getragen. Meist bestand die Kleidung der Kosaken aber nur aus einfachen zivilen Bauernkaftanen und groben Hosen. Im Winter verwendete man außerdem häufig Pelze als Mantel, Weste oder Jacke.

Beschreibung der Kosaken, die im November 1813 Buxtehude erreichen: „Bärte bis auf den Sattelkopf herab, französische Orden in Massen auf der Brust, einige trugen neben der Lanze noch ein Gewehr über dem Rücken, andere 3 bis 4 Pistolen im Gürtel…,keiner war wie der andere gekleidet und bewaffnet. Alle trugen den Kantschu (Riemenpeitsche) und manche konnte man auf 3 Schritt riechen. Bei den Hosen und Jacken überwog die Farbe dunkelblau“.

Ural- und Orenburg Kosaken

Neben den Don-Kosaken erreichten auch 4 Regimenter aus dem Ural und wahrscheinlich 1 oder 2 Regimenter aus Orenburg die Kampfgebiete in Norddeutschland.

Die Ural-Kosaken stellen insgesamt 10 berittene Regimenter. Anders als bei den Don-Kosaken, wurde die Regimenter aus dem Ural und Orenburg einfach durchnummeriert. Zumindest vom 4. und 5. Ural Kosaken Regiment ist bekannt, dass es an der Unterelbe stationiert war. Vermutlich handelte es sich bei einem der beiden anderen Einheiten um das Regiment mit den Nummern 3, da von den restlichen, also Nr. 1, 2, 6, 7, 8, 9 und 10 bekannt ist, dass sie die Ural-Grenze gegen feindliche Kirgisen verteidigten. Ein Rätsel bleibt somit das in den Armeelisten genannte vierte Regiment. Möglich ist aber auch ein Schreibfehler und so soll es bei Plotho vermutlich satt „4 Ural – Kosaken Regimenter“, das „4. Ural – Kosaken Regiment“ heißen. Somit wären es dann wohl doch nur die genannten 2 Regimenter, die Norddeutschland erreicht haben.

Die Kosaken der Orenburg-Gemeinschaften hatten im Jahr 1812 ein Ataman Regiment und 3 weitere Regimenter ausgehoben. Das Regiment Nr. 3 und vermutlich auch das Ataman Regiment waren zunächst mit dem mit dem Korps Tolostoi und anschließend als Teil des Korps Markov rund um Hamburg stationiert.

Die Uniform der Ural- und Orenburg Kosaken war mit der Ausstattung der Don Kosaken identisch.

Einsatz im Feld

Die Kosaken wurden nicht nur als Kundschafter, also als Augen und Ohren der Armee, sondern auch im Gefecht als leichte Kavallerie eingesetzt. Ihre wesentlichen Aufgaben bestanden aber in der Aufklärung, schnellen Überfällen, Operationen hinter feindlichen Linien, Flankenschutz und dem Einsatz als Wachtposten.

Streifkorps

Es waren die russischen Streifkorps Tschernischeff, Benckendorff und Tettenborn, die im März 1813 als erste Vorhut der russischen Armee Norddeutschland erreichten.

Streifkorps Tschernischeff

Der russische General Alexander Iwanowitsch Tschernischeff war im Jahr 1813 erst 28 Jahre alt, hatte aber durch seine familiäre Herkunft, er war der Sohn eines Grafen, bereits eine mustergültige militärische Laufbahn hinter sich. Sein Vater meldete ihn schon nach der Geburt bei der kaiserlichen Garde an und mit 13 Jahren trat er im Jahr 1802 bei der Chevaliergarde ein. 1804 wurde er Lieutenant, kämpfte 1805 unter anderem bei Austerlitz und in den folgenden beiden Jahren in Heilsberg und Friedland. Vor dem Feldzug von 1812 schlug er eine Laufbahn als Diplomat ein und wurde Militärattaché in Paris. Ab 1812 kehrte er in den Militärdienst zurück und kämpfte an der Spitze eines kleinen Reiterkorps hinter den feindlichen Linien. Im Januar 1813 zog der nun zum General-Major und General Adjutanten beförderte Tschernischeff mit 11 Kosaken-Regimentern bis Ostpreußen und war dort in einige Gefechte mit den abziehenden französischen Truppen verwickelt. Am 14. Februar 1813 drangen seine Kosaken in Königsberg ein, am 17. Februar 1813 vereinte Tschernischeff seine Reiter in Wriezen mit den Kosaken Tettenborns und Benckendorffs. Am 20. Februar 1813 besetzten sie Pankow und drangen unter der Führung von Tettenborn in Berlin ein. Am 21. Februar 1813 zog sich Tschernischeff mit seinen Männern nach Oranienburg zurück, von wo aus er Streifzüge in die Umgebung von Berlin unternahm. Es folgte der Vorstoß über Magdeburg bis nach Lüneburg, wo er erneut mit Benckendorff und seinen Kosaken am Gefecht vom 2. April 1813 beteiligt war. Nach dem Ende des Waffenstillstandes im Sommer 1813 verlagerte sich sein Operationsgebiet. Zunächst kämpfte er mit seinen Kosaken am 27. August 1813 erfolgreich in der Schlacht bei Hagelberg, ging im September über die Elbe und eroberte dort kurzzeitig die Stadt Kassel.

Streifkorps General-Major Tschernischeff (Norddeutschland / Frühjahr 1813)

  • Don Kosaken Regiment – Safonov’s
  • Don Kosaken Regiment – Grekov XVIII.
  • Don Kosaken-Regimnet – Vlasov III
  • Don Kosaken Regiment – Ilovaiskii XI.
  • Don Kosaken Regiment – Zhirov’s
  • 4 Kanonen der reitenden Don Kosaken Batterie Nr. 1

Streifkorps Benckendorff

Konstantin Friedrich von Benckendorff wurde 1784 in Sankt Petersburg geboren. Er schlug erst recht spät eine militärische Laufbahn an. Zunächst war er als Diplomat tätig und erst im Feldzug von 1812 kämpfte er als Major in den Schlachten bei Smolensk und Borodino. Im Jahre 1813 drang er an der Spitze eines eigenen Streifkorps in Preußen ein. General-Major Benckendorff nahm mit seinen Reitern einen ähnlichen Marschweg wie schon Tschernischeff und kämpfte unter dem Kommando von Dörnberg ebenfalls bei Lüneburg.

Kosaken des Streifkorps Benckendorff (Norddeutschland / Frühjahr 1813)

  • Don Kosaken Regiment Andreyanov II.
  • Don Kosaken Regiment – Mel’nikov IV

Streifkorps Tettenborn

Friedrich Karl Freiherr von Tettenborn wurde in Baden geboren. 1794 trat er als Kadett in das Kinsky-Chevauxlegers-Regiment Nr. 5 der österreichischen Armee ein und stieg in den französischen Revolutionskriegen schnell zum Rittmeister auf. In der Schlacht bei Wagram im Jahr 1809 erwarb er den Rang eines Majors. Zu Beginn des Feldzuges von 1812 trat er schließlich als Oberstleutnant in die russische Armee ein. Er nahm an der Spitze der leichten Kavallerie die Verfolgung der Franzosen bis an die Beresina auf, eroberte Wilna, überschritt die Memel, drängte das französische Korps MacDonald durch Ostpreußen zurück und besetzte Königsberg. Zum Oberst ernannt, ging er darauf über die Weichsel und Oder und rückte, nachdem er sich in Landsberg mit dem Streifkorps Tschernischeff vereinigt hatte, in Berlin ein. Von hier aus wurde er nach Hamburg entsandt, das er am 18. März 1813 besetzte, nachdem er den französischen General Morand bei Bergedorf auf das linke Elbufer zurückgeworfen hatte. Er und seine Reiter musste die Stadt jedoch am 30. Mai den anrückenden Truppen des Marschall Davout überlassen. Anschließend wurde Tettenborn und sein Streifkorps der Nordarmee angeschlossen, mit denen er in Mecklenburg und Schleswig-Holstein kämpfte.

Kosaken des Streifkorps Generalmajor von Tettenborn (Norddeutschland / 1813 bis 1814)

  • Kosaken Regiment Denisov VII.
  • Kosaken Regiment Sulima IX.
  • Kosaken Regiment Grebov II.
  • Kosaken Regiment Komissarev I.

Russische Armee

Mit den regulären russischen Truppen als Teil der sogenannten Nordarmee, kamen Ende 1813 weitere Kosaken-Regimenter in die norddeutsche Region.

Korps Stroganov

Es sollen einige Kosaken-Regimenter das Korps des General Stroganov begleitet haben, als dieser im Dezember 1813 erst Stade und schließlich Harburg erreicht. Wie ich aber schon in der Abhandlung zur russischen Armee in Norddeutschland angemerkt hatte, lassen sich diese Einheiten nicht namentlich benennen. Hier noch einmal der Link zu diesem Bericht und den dort nachzulesenden Erklärungen:

https://tabletopdeutschland.com/2015/05/26/napoleonische-kriege-in-norddeutschland-russische-truppen-teil-1/

Korps Woronzov

Mit dem Korps Woronzov erreichten am Ende des Jahres 1813 russische Truppen auch die Region rund um Hamburg. Zu diesen Einheiten gehören Kosaken unter dem Kommando von Oberstleutnant Baron von Löwenstern.

Baron Woldemar Hermann von Löwenstern, geboren 1776 als Sohn eines deutsch-baltischen Barons, trat 1794 als Sergeant des Semjonowskoje-Leibgarderegiments in russische Dienste und wurde 1795 zum Hauptmann befördert. Er nahm zwar 1804 seinen Abschied vom Militär, wurde aber reaktiviert und übernahm 1812 den Posten als Major Adjutant von Barclay de Tolly. Mit seiner Beförderung zum Oberstleutnant wurde er Adjutant von Kutusow und 1813 sogar mit dem Pour le Mérite, dem höchsten preußischem Orden. ausgezeichnet. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig erhielt der russische General Woronzov den Befehl, der Nordarmee im Kampf gegen die Franzosen zu Hilfe zu eilen. Von Löwenstern befehligte eine Kosakenbrigade, welche die Avantgarde des Korps Woronzov stellte und nach Hamburg sowie Altona vordringen sollte. Sein jüngerer Bruder Baron Georg Heinrich von Löwenstern befehligte zur selben Zeit als Brigadekommandeur einen weiteren Kosakenverband und hatte den Befehl, so weit wie möglich auf Wandsbek vorzurücken. Dabei musste er sich zunächst gegen eine starke feindliche Übermacht unter Generalmajor Vichery behaupten und zog sich daraufhin nach Rahlstedt zurück. Auch Baron Eduard von Löwenstern, ein weiterer Bruder Woldemars und Georgs, hatte an dieser Mission gegen die Franzosen teilgenommen. Er war später als Generalmajor der Hetman des astrachanischen Kosakenheeres.

Kosaken Brigade – Oberstleutnant Baron von Löwenstern

  • Don Kosaken Regiment Popov XII.
  • Don Kosaken Regiment Panteleev II.

Korps Markov

Schließlich erreichten die russischen Truppen der Russisch-Polnischen Reserve Armee unter dem Oberbefehl des General Bennigsen die Region rund um Hamburg und die Belagerungstruppen wurden neu gegliedert. Alle Kosaken-Regimenter vereinte man in einem Verband unter dem Befehl von Fürst Roman Bagration, welcher dem Korps Markov unterstellt war.

Der georgische Adlige Roman Ivanovich Bagration, geboren 1778 in Kizlyar, wurde schon mit 13 Jahren Unteroffizier in einem Kosaken-Regiment. Er sah seinen ersten militärischen Einsatz während der Persischen Expedition von 1796 unter Graf Zubov und nahm an der Eroberung von Derbent teil. Im Jahre 1802 wurde er befördert und kämpfte im Garde-Husarenregiments erstmals gegen Frankreich. 1807 nahm er am Feldzug in Ostpreußen teil. Im Jahr 1809 meldete er sich freiwillig zur Donau-Armee und nahm bis 1810 am Krieg gegen das Osmanische Reich teil. Im gleichen Jahr erhielt er seine Beförderung zum Oberst. Während Napoleons Invasion in Russland im Jahr 1812 diente er in der 3. Westarmee und kämpfte in den Schlachten von Kobryn, Brest und Gorodechno. Für seine Tapferkeit in der Schlacht von Bautzen im Jahr 1813 erhielt er den Rang eines Generalmajors. Bagration war bei der Belagerung von Dresden und schließlich auch bis 1814 bei der Belagerung von Hamburg und Harburg anwesend.

Korps Markov

Leichte Kavallerie – General-Major Fürst Roman Bagration

  • Don Kosaken-Regiment – Platov V.
  • Don Kosaken-Regiment – Vlassov II.
  • Don Kosaken-Regiment – Andreyanov III.
  • Don Kosaken-Regiment – Shamshev II.
  • 4. Ural Kosaken-Regiment
  • 5. Ural Kosaken-Regiment (abkommandiert Korps Dochturow / Kavallerie Chaplitz)
  • 3. Orenburg Kosaken-Regiment (abkommandiert Korps Dochturow / Kavallerie Chaplitz)

3 Kommentare zu „Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Kosaken“

  1. Es gab zwei Brüder Benckendorff bei den „Fliegenden Abteilungen“
    Streifkorps Benckendorff: dies war Alexander Christoforowitsch Benckendorff.
    Konstantin, der jüngere Bruder, war im Streifkorps von Tettenborn;

    D. Ewald

    Like

  2. Hallo Ewald, ganz herzlichen Dank für den Hinweis. Das werde ich in den nächsten Tagen korrigieren. Finde ich wirklich großartig, dass ihr meine Berichte so intensiv lest. Noch einmal vielen Dank! Gruß Frank

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..