French-and-Indian-War / Regelwerke Teil 1

Am vorletzten Wochenende hatte ich mal wieder eine ganze Horde guter Hobby-Freunde zu Gast. Die Kurpfälzer Feldherren Jürgen, Sven und Stefan sowie Thomas aka Rusus und Björn hatten sich für ein komplettes Hobbywochenende bei mir einquartiert. Natürlich durften da Frank Bauer und Vasa nicht fehlen und auch Markus, Mitstreiter der Tactica, war mit von der Partie. Wir hatten schon im Rahmen der letzten Tactica verabredetet, dass wir das Thema French-and-Indian-War mal von allen Seiten bespielen wollten. Da Björn, Vasa und ich außerdem eine Präsentation für die TACTICA 2020 zu diesem Thema vorbereiten, kam uns diese Verabredung sehr gelegen. Es ging im Wesentlichen darum, den neuen Fort William Henry – Spieltisch (dazu an anderer Stelle später mehr) sowie ein paar Szenarien und Regelwerke auf Herz und Nieren zu prüfen.

Auf dem Spielplan standen die Regelwerke Black Powder von Warlord Games, Maurice von Sam Mustafa und Rebels and Patriots von Osprey. Wir wollten damit sowohl große Schlachten als auch Belagerungen und kleine Gefechte testen. Ich hatte dafür bereits ein paar Spielplatten vorbereitet und meinen zwei Jahren alten Fort-William-Henry – Spieltisch von 120 x 120 cm auf 180 x 240 cm erweitert. Außerdem hatte fast jeder Teilnehmer passende Figuren und Geländestücke mitgebracht, die wir nach Möglichkeit in den verschiedenen Szenarien einzusetzen gedachten. An Figuren war wirklich die komplette Palette vertreten. Es gab unter anderem Figuren von Conquest (Warlord Games), Foundry, Front Rank, North Star, Perry Miniatures. Um sowohl große Schlachten als auch kleine Scharmützel spielen zu können, hatte zudem jeder kleine Einheiten-Basen vorbereitet.

Rebels and Patriots

Nach einem kräftigen Essen, reichlich Bier und noch mehr Gin Tonic ging es am Freitagabend an den Spieltisch. Zunächst testeten wir mit den Rebels and Patriots – Regeln ein sehr einfaches ausgewogenes Plänkler-Gefecht, dass Jürgen für uns vorbereitet hatte. Rebels and Patriots funktioniert nach einem ähnlichen System, wie schon seine Vorgänger (z.B. Lion Rampant, The Pikeman’s Lament, The Men Who Would Be Kings) aus der Feder von Daniel Mersey und Michael Leck.

Das Hauptaugenmerk der Regeln, die eigentlich für die Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges gedacht sind, liegt auf einer weiteren Ausarbeitung der Offiziersregeln aus dem Pikeman’s Lament Supplement. Ansonsten ähneln sich die Regeln sehr. Jede Seite stellt eine kleine Streitmacht von 40 bis 60 Figuren zusammen, die von einem Offizier geführt werden. Der Offizier, der Teil einer Einheit ist, erlangt oder verliert im Laufe eines Spiels Ehre (in Form von Punkten) und verzeichnet den Fortschritt eines Anführers, um so im Lauf der Zeit in den Rängen aufzusteigen. Bei der Erstellung eines Offiziers werden eine Reihe von Würfeln gewürfelt, um den Dienstgrad, den Hintergrund des Offiziers und die übergeordneten Charaktereigenschaften zu bestimmen und auch was passiert, wenn er während eines Kampfes verletzt wird. Der Offizier kann der Einheit, der er angeschlossen ist, verschiedene Boni geben. Er kann aber in einigen Fällen auch nachteilige Auswirkungen auf die Einheit haben. Jede Einheit hat einen Punktewert und optionale Upgrades, die ebenfalls Punkte kosten. Für eine erstes Spiel wird eine Truppe von 24 Punkten empfohlen. Im Durchschnitt sollte eine Streitmacht aus 4 bis 7 Einheiten bestehen, der auch ein einziges Artilleriegeschütz beigegeben werden kann. Kavallerie sollte jedoch nur sparsam eingesetzt werden, was für den French-and-Indian-War auch recht passend ist.

Ein wichtiger Grundbaustein des Regelwerks ist der Abschnitt Aktivierungen. Für jede Einheit in einer Truppe muss gewürfelt werden, um diese zu aktivieren, wobei, im Gegensatz zu anderen Regelwerken dieser Osprey-Serie, alle Einheiten einer Truppe aktiviert werden können, bevor der Gegner für seine Einheiten würfelt. Für den Aktivierungswurf gibt es verschiedene Modifikatoren (z.B. für Disorder Marker und Discipline) und einen Grundwert, welcher mit zwei sechsseitigen Würfeln überschritten werden muss. Ein großes „Hallo“ bewirkt ein Ergebnis von einer doppelten 1 (negativ) oder einer doppelten 6 (positiv). So kam es bei uns recht häufig vor, dass Einheiten plötzlich ziellos durch die Gegend rannten oder sogar eigene Einheiten beschossen. Nach der Aktivierung wird die Auswahl der Aktionen einer Einheit angesagt und schließlich ausgeführt. Einheiten können sich bewegen, angreifen und schießen usw., wobei die Zieleinheiten möglicherweise mit einem Gegenangriff oder durch Ausweichen reagieren können, wenn die Fähigkeit in ihren Optionen angegeben ist. Nachdem alle Verluste berechnet und entfernt wurden, gibt es außerdem evtl. Marker für eine angeschlagene Moral oder Unordnung der Einheit. Je nach Deckung und Umständen bzw. Fähigkeiten bewirken übrigens erst 2 bis 4 Treffen einen Verlust beim Gegner. Ein wichtiger Punkt war auch die Formation der Einheit. So kann man mit regulären Truppen eine Linienformation einnehmen und so einen wichtigen Vorteil im Fernkampf erzielen.

Das Regelbuch enthält insgesamt 12 Szenarien, von denen wir drei im Laufe des Wochenendes getestet haben. Leider war das Szenario, bei dem eine Streitmacht ein kleines Fort stürmen musste, recht unausgewogen. Sehr passend und spannend war das Szenario „Fort William Henry – Massaker“, bei dem Indianer die vom Fort abziehenden britischen Truppen attackierten.

Fazit: Das Regelwerk ist wirklich klasse und spielt sich schnell und eingängig. Die Aktivierungsregeln sind hier wirklich der Schlüssel (wie auch bei allen anderen Regelwerken, die wir an diesem Wochenende getestet haben). Björn, Vasa und ich werden die Regeln wohl auch für ein kleines Szenario unserer Tactica – Präsentation verwenden.

Black Powder

Es ist nicht das erste Mal, dass ich Black Powder gespielt habe. Als störend habe ich bisher die simplen Bewegungsregeln, die enorm langen Bewegungsreichweiten und das willkürliche Aktivierungssystem empfunden. Allerdings hatte ich mich bisher auch noch nie sehr eingehend mit dem Regelwerk beschäftigt.

Bei meinem letzten Besuch bei den Perrys im September 2019 war mir vor allem das sehr gelungene Szenario bei Alan in Erinnerung geblieben, bei dem eine große japanische Streitmacht eine koreanische Festung stürmen musste. Das war natürlich eine perfekte Vorlage für unsere geplante Belagerung von Fort William Henry. Wir adaptierten also die Szenario-Regeln mit ein paar wenigen Änderungen für unsere Zwecke. Vier französisch-indianische Brigaden griffen das Fort, welches von 4 Geschützbatterien und 6 Einheiten Plänkler sowie Linien-Infanterie, aufgeteilt in 2 Brigaden, verteidigt wurde. In Runde X marschierten außerdem britische Verstärkungen aus Fort Edward unter der Führung von General Webb auf den Spieltisch.

Nach harten Kämpfen an der Südfront, wo die französischen, regulären Truppen aufmarschiert waren, gelang es zunächst den Indianern eine britische Geschütz-Bastion auszuschalten. Schließlich erreichten auch die Linientruppen den Festungswall, wurden dort aber noch vom Gegner in Schach gehalten. Die britischen Verstärkungen wurden unterdessen an der Tischkante von einer französischen Brigade festgenagelt. Als nun aber die leichten Truppen der Franzosen die Ostflanke erreichten, war das Schicksal von Fort William Henry besiegelt. Nach einem letzten „God save the king“, wurde die Fahne eingeholt und der Degen übergeben.

Man kann sagen was man will, aber die Black Powder Regeln sind für ein schnelles Spiel auf einem großen Tisch und das mit einer großen Anzahl von Truppen einfach ideal. Wir müssen noch etwas an den Armeelisten, dem Aufbau und einigen Szenario-Regeln feilen, aber dann sollte der Sturm auf Fort William Henry ebenfalls seinen Weg in die heiligen Hallen der Tactica finden.

Maurice

Zufälligerweise hatten Björn und ich das Regelwerk Maurice von Sam Mustafa schon seit geraumer Zeit im Regal stehen. Es handelt sich um eine Regelsystem für das 18. Jahrhundert, bei dem, wie auch bei Black Powder, größer Schlachten geschlagen werden können. Man spielt bei einem regulären Gefecht mit rund 14 Einheiten.

Wir hatten uns bei unserem Testspiel auf 12 Einheiten geeinigt. Beide Armeen bestanden jeweils aus 2 Artillerie-, 4 Plänkler- und 6 Linien-Infanterie-Einheiten. Das ungewöhnliche bei Maurice ist ein Kartendeck, über welches Aktionen, Gegenaktionen, Befehlsreichweiten und Ereignisse gesteuert werden. Es handelt sich bei Maurice auch nicht um ein I-go/You-go System, bei dem alle Einheiten handeln können, sondern jeder Spieler kann während seiner aktiven Phase nur eine „Force“ aktivieren. Bei dieser „Force“ muss es sich um eine homogene Truppe handeln, die aus nur einem Einheitentyp in gleicher Formation besteht und sich zusätzlich in relativer Nähe zueinander befinden muss. Außerdem können die Einheiten dieser Truppe auch nur den gleichen Befehl erhalten. Durch diese Vorgaben entsteht eine sehr lineare Schlacht, eigentlich ja typisch für den Siebenjährigen-Krieg, aber es gibt auch Nachteile.

So kommt es meist zu einem Schlagabtausch zwischen zwei Truppenkörpern, der kaum unterbrochen werden kann. Sobald man nämlich diese kämpfende Truppe vernachlässigt, um beispielsweise weitere Truppen heranzuziehen oder um mit einer weiteren „Force“ einen Flankenmarsch zu unternehmen, kann der Gegner mit seiner im Kampf stehenden Truppe einen entscheidenden Vorteil erringen. Die Kurpfälzer hatten schon Erfahrung mit dem Regelwerk und berichteten von ähnlichen Problemen bei ihren Spielen. Die Kartenmechanik ist aber auf jeden Fall interessant und deshalb werden wir dem Regelwerk noch mal eine zweite und dritte Chance geben.

Am Sonntag wurden beim Frühstück natürlich schon neue Pläne geschmiedet und so wird es auch 2020 sicher wieder einige gemeinsame Projekte geben. Zunächst aber geht es bei Björn, Vasa und mir weiter im French-and-Indian-War. Stay tunded!

4 Kommentare zu „French-and-Indian-War / Regelwerke Teil 1“

  1. Schöner Spielbericht mit wie immer erstklassigen Bildern.
    Und wie ich ja schon immer sage, BP ist zwar sicher nicht perfekt aber mit einigen kleinen Änderungen wohl das beste um große Schlachten zu schlagen 🙂

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  2. Das sieht alles super professionell aus. Es ist auch spannend zu lesen, dass doch mal wieder jemand Maurice ausprobiert. Ich habe das Regelwerk mangels Interessenten irgendwann ad acta gelegt.

    Schöne Minis, ansprechend präsentiert.
    Rebels and Patriots habe ich immernoch nicht angefangen. Aber man sollte nie nie sagen.

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