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SUSHI & KATANA / TACTICA-Projekt 2026 / Teil 4

Es ist vollbracht! Die erste Spielplatte (von 3 geplanten Spielplatten) unseres TACTICA-Projekt 2026 ist endlich fertig geworden! Neben den schon gezeigten Tempelgebäuden habe ich nun noch diverse Elemente eines typischen japanischen Schreins fertiggestellt und in die Platte integriert. Natürlich sind diese neuen Elemente nicht alle in einem realen japanischen Tempel zu finden, aber oft gibt es neben einem Tempel auch einen benachbarten Schrein, häufig nur wenige Meter neben einem Tempel. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, diese beiden religiösen japanischen Anlagen miteinander zu verbinden. Mehr zu japanischen Tempeln und Schreinen kannst du in diesem Bericht von mir finden:

Und natürlich geht es an dieser Stelle weiter mit dem Klingen der Nacht…

Blut im Heiligen Bezirk

Der Regen fiel schwer an diesem Abend, wie Schleier über die Dächer des Hōryū-Tempels, einem Ort uralter Macht. Zwischen den Wasserschichten glimmten Laternen, und die Wachen standen unter den Toren, in den Glauben gewiegt, dass kein Feind es wagen würde, diesen heiligen Boden zu betreten. Sie wussten nicht, dass die Finsternis ihnen bereits im Nacken saß.

Die Klingen der Nacht hatten einen Auftrag: Den obersten Hüter des Tempels – Shūen – töten. Ein Mann, von dem man sagte, er kenne die wahren Namen der Götter. Ein Mann, der Wissen besaß, für das Daimyōs und Kriegsherren sterben würden. Und einer von ihnen hatte genug bezahlt, um die Klingen der Nacht auf ihn anzusetzen. Daigo führte die Gruppe nach Osten, dort, wo ein schmaler Pfad durch die Zypressen verlief. Der Regen dämpfte ihre Schritte, der Wind verschluckte ihre Atemzüge. Ein einzelner Wächter stand am Seitentor – er sah nichts, hörte nichts. Ein leiser Schritt. Ein kurzer Schnitt. Sein Körper fiel, bevor der Regen sein Blut erreichte.

„Der Weg ist offen,“ flüsterte Hayato.

Sie glitten wie Schatten durch das Seitentor in den inneren Bezirk, vorbei an Gebetsräumen, Korridoren, hölzernen Veranden, die im Wind knarrten. Als sie sich dem Inneren Hof, dem Herz des Tempels, näherten, hörten sie die monotonen Gesänge der Mönche. Der Boden war mit nassen Steinen bedeckt, die von Laternen beleuchtet wurden. Der Regen tropfte von den alten Pinien wie Tränen.

Daigo hob die Hand. „Jetzt.“

Kenta schleuderte seine Kette über einen Balken; Hayato schnitt die Stoffvorhänge zu den Schlafkammern auf. Rensuke und Ichirō sprangen auf die Dächer und ließen Pfeile hinabregnen. Die Tempelwachen – überrascht, verwirrt – stolperten aus den Gebäuden. Sie erwarteten Diebe. Nicht diese Männer. Die ersten waren schnell gefallen, die nächsten wichen zurück, doch die Klingen der Nacht drängten vorwärts, jagten durch Korridore, rissen Türen auf, warfen Wachen zu Boden. Bis sie schließlich im innersten Hof standen – einem Platz mit einem heiligen Brunnen in der Mitte. Dort wartete er. Der Oberste Hüter. Shūen, stand im Regen, die Hände an einem langen Gebetsstab. Er war alt, glatt rasiert, sein Blick klar wie Mondlicht auf Wasser.

„Ich wusste, dass ihr kommt,“ sagte er ruhig.

Daigo trat vor. „Dann weißt du auch, warum.“

„Weil Männer ohne Ehre immer den Tod eines anderen suchen. Aber heute werdet ihr ihn finden.“

Mit einer Geschwindigkeit, die nicht seinem Alter entsprach, schleuderte Shūen sein Stabende nach vorn, traf Ichirō am Arm, wich Rensukes Pfeilen aus und blockte noch im selben Atemzug Kenta’s Kette mit der Unterkante des Stabs. Der Hof explodierte in Chaos. Gorō brüllte, der Tetsubō krachte gegen Säulen. Hayato hechtete über den Brunnen, Shūen wich aus, löschte mit einem Schwung eine Fackel und ließ den Hof im Halbdunkel versinken.

„Er sieht uns… als wären wir im Licht,“ murmelte Rensuke.

Shüens Bewegungen waren ruhig, fließend – ein Mönch, der das Kämpfen nie wollte, es aber meisterte. Daigo stürmte vor, und das Schwert traf endlich auf den Stab. Funken flogen. Der Regen peitschte. Zwei Männer, die für völlig verschiedene Welten standen, kreuzten Klingen. Doch etwas war anders. Daigo spürte… Shūen hielt sich zurück. Nicht aus Gnade. Aus Zeitgewinn.

Und dann hörten sie es. Verstärkung. Trommeln, Pferdehufe und Rufe. Über den Hügeln entfalteten sich Banner – gold und schwarz. Ein Wappen, das Daigo nur zu gut kannte. Ein verbündeter Daimyō. Einer, der Shūen geschworen hatte, den Tempel zu schützen.

„Zurückziehen!“ brüllte Daigo – zu spät.

Reiter stürmten durch das Westtor, Krieger in schweren Rüstungen überschwemmten den Hof. Pfeile zischten. Sperrreihen schlossen sich. Die Klingen der Nacht waren eingekesselt.

Shūen senkte seinen Stab. „Das Gleichgewicht des Himmels schützt diesen Ort.“

Daigo knurrte. „Der Himmel schützt niemanden.“ Doch er wusste: Gegen die anrückenden Truppen hatten sie keine Chance. Gorō schlug einen Pfad frei. Kenta wirbelte seine Kette, blockte Pfeile ab. Rensuke und Ichirō deckten den Rückzug mit präzisen Schüssen. Sie flüchteten über die Dächer, rollten durch nasse Gärten, sprangen über Mauern – während hunderte Krieger hinter ihnen her stürmten.