Die Schildkrötenschiffe (Geobukseon)

Nach meinem Bericht zum koreanischen Admiral Yi Sun-sin hier noch eine kleine Ergänzung. Im Folgenden geht es um eines der vermutlich ersten Panzerschiffe der Geschichte, das Geobukseon, das legendäre Schildkrötenschiff.

Einleitung

Das sogenannte Schildkrötenschiff gilt als eines der markantesten Symbole der koreanischen Marinegeschichte. Es wurde während der späten Joseon-Dynastie entwickelt und spielte eine entscheidende Rolle in den japanisch-koreanischen Imjin-Kriegen (1592–1598). Besonders berühmt wurde es durch seinen Einsatz unter dem legendären koreanischen Admiral Yi Sun-sin, der die japanische Flotte in mehreren Seeschlachten erfolgreich bekämpfte.

Historischer Hintergrund

Im späten 16. Jahrhundert plante Japan unter Toyotomi Hideyoshi die Invasion des asiatischen Festlandes mit dem Ziel China zu erobern. Korea wurde zum Durchgangsland, und 1592 begann der erste der sogenannten Imjin-Kriege. Die koreanische Marine war zahlenmäßig den japanischen Streitkräften weit unterlegen, verfügte aber über überlegene Schiffstechnologie und Taktiken. Um den japanischen Vorteil beim Entern und bei den nachfolgenden Nahkämpfen auszugleichen, entwickelte Admiral Yi Sun-sin das Schildkrötenschiff als eine revolutionäre Waffe seiner Seestreitkräfte.

Das Schildkrötenschiff wird häufig als Vorgänger moderner Panzerschiffe betrachtet. Obwohl es nicht vollständig aus Metall bestand, vereinte es entscheidende Merkmale späterer Kriegsflotten, wie ein geschlossenes Deck, einen Rundumschutz, Bewaffnung mit Kanonen und den Einsatz als psychologische Kriegsführung.

Konstruktion

Das Schildkrötenschiff war eine Weiterentwicklung des Panokseon, des traditionellen koreanischen Kriegsschiffs. Es kombinierte Stabilität, Feuerkraft und Schutzfunktionen in einem neuartigen Design. Der Rumpf ähnelte dem des Panokseon, war also breit, flach und aus massiven Holzplanken gebaut. Diese Bauweise verlieh dem Schiff hohe Stabilität auf unruhiger See und aufgrund des fehlenden Kiels, war das Schiff sehr wendig. Das Schiff war vollständig überdacht, was es von den offenen Decks japanischer Schiffe unterschied. Auf dem Deck befanden sich metallene Dornen (oft mit Stoff verdeckt), um gegnerische Enterversuche zu verhindern. Manche Berichte sprechen auch von Eisenplatten, die das Schiff zusätzlich schützten – historisch jedoch umstritten, da Eisen in großen Mengen damals sehr kostbar war. Die Rundung des Decks ähnelte dem Panzer einer Schildkröte – daher der Name Geobukseon, was wörtlich „Schildkrötenschiff“ bedeutet.

Die genauen Maße des Schiffes variierten, aber typische Schätzungen gehen von 30 bis 37 m Länge, 10 bis 12 m Breite und einer Besatzung von 100 bis 150 Mann (darunter Ruderer, Bogenschützen und Kanoniere) aus. Es besaß 10–20 Geschütze unterschiedlicher Kaliber (Hwacha, Chon, Ji, Hwang-Kanonentypen), die an den Seiten, am Bug und am Heck montiert waren. Der Bug war mit einem Drachenkopf versehen, der sowohl als Rammbock als auch als Rauch- oder Gaswerfer diente. Es gibt Berichte, dass er Schwefelrauch ausstoßen konnte, um den Feind zu blenden und zu verwirren. Zusätzlich wurden Pfeile, Brandpfeile und Raketen vom Deck aus eingesetzt.

Einsatz

Admiral Yi Sun-sin setzte Schildkrötenschiffe erstmals 1592 in der Schlacht von Sacheon ein. Das Ergebnis war ein überwältigender Sieg über die japanische Flotte. In der Schlacht von Dangpo (1592) führte das Schildkrötenschiff die Attacke an und durchbrach die feindliche Linie. Im Jahr 1592, in der Schlacht von Hansando, verwendete Yi Sun-sin die berühmte „Kranichflügel-Formation“ (Hagikjin), bei der das Schildkrötenschiff als Stoßspitze fungierte. Diese Siege verhinderten schließlich die japanische Vorherrschaft auf See und ermöglichten es der koreanischen Armee den Nachschub der Japaner zu unterbrechen.

In Städten wie Yeosu und Tongyeong existieren heute relativ detailgetreue Rekonstruktionen, die als Museumsschiffe dienen. Admiral Yi Sun-sin wird noch heute als einer der größten Helden der koreanischen Geschichte geehrt und sein Porträt ziert sogar die 100-Won-Münze.

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