Die ersten Schlachten von El Teb – IM SUDAN

Als die Lage im Sudan nach den Erfolgen der Ansar in den Jahren 1882 und 1883 immer kritischer wurde, drängte die Britische Regierung darauf, auch den wichtigen Hafen Suakin am roten Meer zu sichern. Vor allem sollten Truppen den weiter im Inland liegenden belagerten Garnisonen von Sinkat und Tokar zu Hilfe eilen. Man entschied, dass Tokar, als wichtigster Nahrungsmittellieferant der Region, vorrangig zu behandeln war.

Der erste Versuch Entsatz-Truppen nach Tokar zu bringen startete am 03. November 1883. Eine rund 550 Mann starke Truppe unter dem Befehl von Mahmud Tahir Pasha wurde in Suakin verladen und zum kleinen Hafen Trinkitat, 72 Kilometer südöstlich von Suakin, verschifft. Hier lagerte die Männer am Abend des 4. Novembers und brachen schließlich am 05. November in Richtung Tokar auf. Auf ihrem Marsch zur 35 Kilometer landeinwärts liegenden Stadt, liefen die Männer jedoch bei Andatteib (später als El Teb bekannt) in einen Hinterhalt feindlicher Beja. Obwohl die Angreifer deutlich in Unterzahl waren, konnten sie das rasch formierte Karree der ägyptischen Truppen aufbrechen. Bei den nachfolgenden Kämpfen wurden 150 ägyptische Soldaten, unter ihnen auch der Britische Konsul Moncrieff, getötet. Die restlichen Männer, samt ihrem Kommandeur Tahir Pasha flohen zur Küste und entkamen schließlich nach Suakin.

Nach diesem ersten erfolglosen Versuch die belagerte Garnison von Tokar zu erreichen, sollten nun ägyptische Einheiten unter der Leitung von Valentine Baker und einigen europäischen Offizieren einen zweiten Anlauf wagen. Zunächst wurde eine rund 3.000 Mann starke Armee in Suakin gesammelt und am 01. Februar 1884 auf dem Seeweg nach Trinkitat verlegt.

Dieser kleine Naturhafen wird vom Festland durch eine flache morastige Salzwasserlagune getrennt, die das Entladen der Truppen und Ausrüstung äußerst mühsam machte. Oft führte der Weg durch knietiefen Schlamm und die Geschütze drohten im Schlamm zu versinken.

Aus diesem Grund wurde der Sammelplatz der Armee 3 Meilen weiter landeinwärts eingerichtet. Hier ließ Baker eine befestigte Stellung anlegen, die aus einer großen und einer kleinen Erdschanze, dem sogenannten Fort Baker, bestand. Diese geschützte Position wurde mit 200 Ägyptischen Soldaten und 300 Shageer Arabern besetzt und sollte ein Rückzugspunkt und auch als Lager für Munition und Versorgungsgütern dienen. Am 2. Februar erreichten die letzten Einheiten Trinkitat und am 3. Februar waren alle verfügbaren Truppen am Fort Baker versammelt, wo für die Nacht gelagert wurde.

Am 4. Februar 1884 rückte die kleine Armee endlich in Richtung Tokar aus. Marschiert wurde mit leichtem Gepäck und Vorräten für 3 Tage, denn der Plan sah vor, dass die Garnison noch am selben Tag erreicht werden sollte. Die Truppe marschierte zunächst in zwei parallelen Infanteriekolonnen. Die rechte Kolonne bestand aus dem Kairo Bataillon, dem Alexandria Bataillon und dem Massawa Bataillon. Die linke Kolonne aus dem Sannaheit Bataillon, dem Türkischem Bataillon und den Bazingern. Die Artillerie, die von den beiden Infanteriekolonnen flankiert wurde, eskortierten zwei Kompanien das Alexandria Bataillons und die 47 Europäischen Polizisten. Die Packkamele am Schluss der Marschformation wurden von 200 Bazingern gesichert. Die Ägyptische Kavallerie ritt an der linken Flanke und vor der Marschkolonne, wo auch die Bashi Bazouk positioniert waren. Zusätzlich patrouillierten berittener Kundschafter weiträumig das Gelände.

Im Falle eines Angriffs sollte ein großes Brigade-Karree gebildet werden, bei dem das Kairo Bataillon die Front, das Alexandria Bataillon die rechte Seite, das Sannaheit Bataillon die linke Seite und die Bazinger die Rückseite einnehmen sollten. Des Weiteren war vorgesehen, dass das Massawa Bataillon und die Türkische Infanterie rechts und links dahinter zwei kleine Bataillons-Karrees formieren und so die Position der Packkolonne sichern sollten.

Das Gelände, das man nun durchquerte, war eine relativ ebene Fläche, die stark von Mimosensträuchern überwachsen wurde. Die Sicht war an diesem Tag nicht nur vom Buschwerk, sondern auch durch starken Dunst und dichten Regen behindert. Kaum war die Stelle erreicht, an der vor 3 Monaten Moncrieff und 150 Soldaten ihr Leben ließen, als es zu einem ersten Aufeinandertreffen mit dem Feind kam. Berittene Kundschafter hatten einen flachen Hügelkamm erklommen, der von zwei Fahnen markiert war. Hier kam es zu einem kurzen Schusswechsel mit feindlichen Beja. Die ägyptischen Kundschafter wurden schließlich zurückdrängt. Baker ließ daraufhin eines der 80 mm Krupp Geschütze abprotzen und auf rund 600 Meter Entfernung das Feuer eröffnen. Der dritte Schuss traf.

Doch schon kurz darauf versuchte eine weitere Gruppe feindlicher Kamelreiter die rechte Flanke der Ägyptischen Marschkolonne zu umgehen. Um diese Flankenbewegung zu verhindern, wurden die Bashi Bazouk unter dem Befehl von Major Giles ausgeschickt. Die Reiter zogen ihre Säbel und stürmten bald unkontrolliert hinter den sich zurückziehenden Feinden hinterher, bis sie unerwartet auf die feindliche Hauptstreitmacht trafen, die gedeckt hinter einem Hügelkamp gelauert hatte. Jetzt wurden die Verfolger selbst zu Gejagten. Rund 1.500 Beja unter der Führung des Emir Abd Allah ign Hamid stürmten nun über die Anhöhe.

Sofort gab Colonel Achmet Kamal Bey der Infanterie den Befehl die geplante Formation einzunehmen. Zunächst verlief alles nach Plan. Das Türkische und das Massawa Bataillon bildeten ihre Karrees an den hinteren Flanken der Brigade und auch die Gendamerie-Bataillone, welche die Front und die rechte Seite des Brigade-Karrees bilden sollten, gingen wie befohlen in Position. Doch nun fingen einige Soldaten an ohne Befehl ihre Waffen abzufeuern. Schon bald schossen die Männer entlang der gesamten Formation und dichter Pulverdampf hüllte die Formation ein. Zu allem Überfluss gab der Kommandeur des Sannaheit Bataillons einen falschen Befehl. Seine Männer bildeten nicht wie geplant die linke Seite des Karrees, sondern verlängerten die Front, so dass die linke Flanke nun völlig offen blieb. Die schlecht ausgebildeten Bazinger, die die Rückseite des Karrees bildeten, hatte erhebliche Schwierigkeiten die Formationsbewegungen korrekt auszuführen. Erschwert wurde dies auch von den Treibern der Transportkamele, die verzweifelt zusammen mit ihren Tieren durch die Reihen der Bazinger drängten, um die Sicherheit des Karrees zu erreichen. Sartorius Pasha und Kamal Bey versuchten vergeblich die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Lücke in auf der linke Flanke zu schließen.

Die Artillerie, die mittlerweile vor dem Brigade-Karree in Stellung gegangen war, wurde plötzlich aus den eigenen Reihen unter Feuer genommen. Nachdem es dadurch einige Verluste unter den Artilleristen gab, nahmen diese die Beine in die Hand und flohen. Zur selben Zeit versuchte der Kommandeur des Türkischen Karrees seine Formation in die Lücke der linken Flanke zu manövrieren. Doch nun wurden die Linien der beiden Gendarmerie-Bataillone langsam zurückgedrängt, bis sie sich schließlich komplett auflösten. Eine panische Menge drängte nun in das Karree, um den anstürmenden Beja zu entkommen. Dabei wurde das Karree des Massawa Bataillons mitgerissen und das türkische Bataillon in Unordnung gebracht. Innerhalb weniger Minuten wurden nun hunderte von Soldaten von den feindlichen Beja niederhauen.

Hier und da gab es noch Wiederstand, so hatten sich rund um die Geschütze eine Gruppe der europäischen Polizisten gesammelt, zu denen sich Forrestier Walker, Morice Bey und Dr. Leslie flüchteten und gemeinsam ein letztes Gefecht lieferten, bevor auch sie getötet wurden. Auch einige Sudanesen des Sannaheit Bataillons und die Abessinischen Kundschafter gaben ein paar gezielte Salven auf den Feind ab. Die restlichen Bataillone hatten sich jedoch in eine kopflose Masse verwandelt, die nun eilig in Richtung Trinkitat flutete. Hier drängten die Männer in die Landungsboote, um die vor Anker liegenden Schiffe zu erreichen. Jeder Versuch der Kommandeure die Soldaten zu sammeln scheiterte und Baker musste schließlich hilflos mit ansehen, wie seine Armee zu Grunde ging. Von den 3.650 Männer, die auszogen, um Tokar zu befreien, blieben 2.362 tot auf dem Schlachtfeld zurück.

Ägyptische Truppen

Stab

Kommandeur – Lt. Gen. Valentine Baker Pasha

  • Stellv. Kommandeur – Maj. Gen. G.C. Sartorius
  • Stabschef – Col. Abd al Razzaq Bey
  • Stab – Lt. Col. F. Fay und Col. F.G. Burnaby

Kavallerie

  • Ägyptische berittene Gendarmen – Maj. Maletta (300)
  • Bashi Bazouk / irreguläre Kavallerie – Maj. G.D. Giles (150)
  • Europäische berittene Polizei – Maj. Maletta (47)

Infanterie

Kommandeur – Lt. Col. Ahmad Kamal Bey

  • Alexandria Gendarmerie Bataillon (560)
  • Kairo Gendarmerie Bataillon (560)
  • Massowah Bataillon (450)
  • Senhit Bataillon (421)
  • Türkisches Bataillon – Maj. Yusuf Bey (429)
  • 1. Bataillon Bazinger – Maj. Khalil Ali (678)
  • Wylde’s Abessinische Scouts – Häuptling Tedlar (30)

Artillerie

Kommandeur – Capt. F. Walker

  • Ägyptische Armee Artillerie (128)
  • 2 Gatling Gun
  • 2 Raketen-Rampen
  • 4 80mm Krupp Feldgeschütze

Transportkolonne

300 Transportkamele

Garnison „Fort Baker“

  • Ägyptische Infanterie / Bashi Bazouk (300)
  • Shaiqia irreguläre Infanterie (200)

Garnison Suakin

Kommandeur – Lt. Col. Iskander Bey

  • Arabische Kavallerie (53)
  • Bashi Bazouk / irreguläre Kavallerie (30)
  • Alexandria Gendarmerie Bataillon (68)
  • Kairo Gendarmerie Bataillon (108)
  • Massowah Bataillon (72)
  • 2. Bataillon Bazinger (639)
  • “Alte” Garnisonstruppen (320)

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