Um die britische Niederlage beim gescheiterten Rettungsversuch Gordons und der Stadt Karthoum wiedergutzumachen und weil ein erneuter Angriff der Mahdisten auf Ägypten verhindert werden sollte, befahl die britische Regierung General Graham in der Region von Suakin am Roten Meer gegen Osman Digna und seine Anhänger vorzugehen. Er hatte außerdem die Aufgabe, über Berber an den oberen Nil vorzudringen und den Bau einer Eisenbahnstrecke zur Verbindung dieser beiden Orte zu ermöglichen.
Indische Truppen gehen bei Suakin an Land.
Zu diesem Zweck wurde eine Armee von rund 13.000 Soldaten und 10.000 Arbeitern in Suakin versammelt. Neben britischen Truppen wurde auch eine Brigade indischer Einheiten, besteht aus 3 Infanterie Regimentern, 1 Kavallerie Regiment und 1 Kompanie Sapper and Miners sowie tausende von indischen Arbeitern, Viehtreibern und Helfern im Rahmen dieser Kampagne eingesetzt. Die ersten Truppen landeten am 3. März in Suakin und erst am 18. April, nachdem insgesamt 63 Dampfschiffe alle Truppen, Tiere und Material befördert hatten, war die kompletten Einsatztruppe versammelt.
Bengal Lancer in Feld-Uniform
Indische Armee
Die indische Armee hat ihren Ursprung in den Jahren nach dem indischen Aufstand von 1857, der in der britischen Geschichte oft als „indian mutiny“ bezeichnet wird, als die britische Krone 1858 die direkte Herrschaft über Britisch-Indien von der berühmten Ostindien-Kompanie übernahm. Vor 1858 waren die Truppen der indischen Armee von der East India Company kontrollierte Einheiten und wurden aus ihren Gewinnen bezahlt. Diese indischen Einheiten operierten zusammen mit Truppen der britischen Armee, die von der britischen Regierung in London finanziert wurden. Die britische Ostindien-Kompanie unterhielt zu Beginn des Aufstands in ihren drei Präsidentschaften Bombay, Madras und Bengalen jeweils eine eigene Armee. Ausgangspunkt des Aufstands waren die Infanterie-Einheiten der Armee von Bengalen, deren Truppen häufig aus Hindus hoher Kasten bestanden. Auslöser des Konfliktes waren vermutlich mehrere Faktoren, wie ungerechte Sozial- und Wirtschaftspolitik, Versuche der Christianisierung, in Besitznahme indischer Fürstenstaaten sowie die Einführung des Enfield-Gewehres, dessen Papierpatronen nach einem unter britisch-indischen Streitkräften weit verbreiteten Gerücht mit einer Mischung aus Rindertalg und Schweineschmalz behandelt waren. Da die Patronen vor dem Einsatz aufgebissen werden mussten, stellte ihre Verwendung für gläubige Hindus wie Moslems einen Verstoß gegen ihre religiösen Vorschriften dar.
Fahnensektion des 15th Bengal NI Regiment in großer Uniform.
Organisation
Wie erwähnt, gingen nach der indischen Meuterei die einheimischen Truppen an die britische Krone, wobei die drei Armeen getrennte Truppenformationen blieben, jede mit einem eigenen Oberbefehlshaber. Die operative Gesamtkontrolle übte der Oberbefehlshaber der bengalischen Armee aus, der formell der Oberbefehlshaber von Ostindien war. Die Punjab Frontier Force stelle einen Sonderfall dar, denn diese befand sich in Friedenszeiten unter der direkten Kontrolle des Vizegouverneurs des Punjabs.
Das 15th Bengal Native Infantry Regiment wird in Suakin ausgeschifft.
Die Bengal Armee besaß 45 „Native“ Infanterie-Regimenter, Madras 41, Bombay 30 und die Punjab Field Force 11. Im Jahr 1885 wurde der unwürdige Beiname „Native“ für die indischen Truppen abgeschafft. Jedes indische Infanterie-Regiment hatte nur ein Bataillon. Ab 1860 war das Bataillon in 8 Kompanien unterteilt. Jede Kompanie führte ein indischer Offizier (sudadar). Hinzu kamen ein stellvertretender Kompanieführer (jemadar), 5 Sergeanten (havildars), 5 Korporale (naiks), 2 Trommler und 75 Mannschaften (sepoys). Jeweils 4 Kompanien formten einen Flügel unter dem Kommando eines britischen Offiziers. Zum Regimentsstab zählten außerdem folgende britische Offiziere: der Kommandeur, der stellvertretende Kommandeur, ein Adjutant, ein Quartiermeister, ein medizinischer Offizier und ein Offizier für den allgemeinen Dienst. Insgesamt besaß jedes Bataillon also offiziell 8 britische Offiziere. Die Truppenstärken der indischen Infanterie 1885 in Suakin war zum Teil deutlich höher und sah wie folgt aus: das 15th Bengal NI besaß 16 britische und 20 indische Offiziere sowie 789 Unteroffiziere und Mannschaften. Das 17th Bengal NI bestand aus 9 britischen und 20 indischen Offizieren sowie 813 Unteroffiziere und Mannschaften. Das 28th Bomaby NI besaß 8 britische und 20 indische Offiziere sowie 810 Unteroffiziere und Mannschaften.
Ein Spähtrupp der 9th Bengal Cavalry bei Suakin, 1885
Die Bengal Armee besaß im Jahr 1885 19 Kavallerie – Regimenter, die Punjab Field Force 4, Madras ebenfalls 4 und Bombay 7. Nach dem indischen Sepoy-Aufstand hatte man alle 19 regulären Bengal Kavallerie Regimenter aufgelöst. An ihre Stelle traten die irregulären Regimenter. Anfangs hießen diese irregulären Einheiten Local Horse und wurden von Europäern aufgestellt, die Freiwillige rekrutierten, welche ihr eigenes Pferd und Ausrüstung besaßen und bereit waren, sich im Feld selbst zu versorgen. Nur die Schusswaffen und Munition wurden vom Regiment zur Verfügung gestellt. Manchmal brachte auch ein lokaler Anführer, der Sirdar genannt wurde, eine ganze Gruppe von Reitern mit und fungierte dann als ihr Offizier innerhalb des Regiments. Das Ganze wurde Sillidar-System genannt. Das Wort Silladar bedeutet auf Persisch „Waffenträger“ und es war der Name, der einheimischen Kavalleristen gegeben wurde, die sich den irregulären Regimentern anschlossen. Zu diesen Einheiten zählten neben dem legendären Skinners Horse auch das Hodson’s Horse, aus welchem sich später das 9th and 10th Bengal Cavalry Regiment entwickelte. Das 9th Bengal Cavalry Regiment, die einzige indische Kavallerie-Einheit, die 1885 im Suakin eingesetzt wurde, war in 6 Trupps organisiert. Je zwei Trupps bildeten eine Schwadron. Das 3 Schwadronen des Regiments sollten aufgrund der Ereignisse des indischen Aufstands aus unterschiedlichen Ethnien bestehen und so setzte sich eine Schwadron aus Sikhs, eine aus Punjab Mohammedanern, ein Trupp aus Pathanen und Stammeskriegern der Grenzregion sowie ein Trupp aus Dogras zusammen. Vermutlich war der Anteil der Sikhs in der Realität höher, da diese nach dem indischen Aufstand vorzugsweise als neue Rekruten ausgewählt wurden.
In Suakin hatte das Regiment eine Stärke von 10 britischen Offizieren, 13 indischen Offizieren sowie 475 Unteroffizieren und Mannschaften. Wie bei der Infanterie, wurden die indischen Kavallerie Regimenter bis hinab zum Befehlshaber einer Schwadron von britischen Offizieren geführt. Der indischen Truppführer hatten den Dienstgrad eines Rissaldar-Majors, sein Stellvertreter war der der Rissaldar (Captain). Dem Dienstgrad eines Leutnants entsprach der indische Jemadar. Inidische Unteroffizier-Dienstgrade waren der Daffadar-Major (Sergeant-Major), Daffadar (Sergeant) und der Lance-Daffadar (Korporal). Die einfachen Kavalleristen wurden Sowars (Trooper) genannt.
Personal
Staff
- Commander: Brigade-General (Colonel) John Hudson / Bengal Staff Corps
Hudson erhält als Kommandeur der indischen Truppen den temporären Dienstgrad eines Brigade-Generals.
- Aide-de-Champ: Captain C.W. Muir / Bengal Staff Corps
- Assistant Adjutant-General and Quartermaster-General: Major R. McG. Stewart / Royal Artillery
- Deputy Adjutant-General and Quartermaster-General: Major N. R. Stewart / Bengal Staff Corps
- Deputy Adjutant-General and Quartermaster-General (for Intelligence): Major A. J. Pearson / Royal Artillery
- Brigade Major: Major J. Cook / Bengal Staff Corps
Medical Department
- Principal Medical Officer: Brigade-Surgeon J. H. Thornton / Bengal Medical Service
- Brigade-Surgeon: J. C. Morice / Bengal Medical Service
- Surgeon: G. A. Emerson / Bengal Medical Service
- Surgeon: J. F. McLaren / Bengal Medical Service
- Surgeon: W. A. Sykes / Bengal Medical Service
- Surgeon: W. P. G. Alpin / Bengal Medical Service
Military Accounts Department
- Field Paymaster: Lieutenant H.F.S. Ramsden / Madras Staff Corps
Commissariat Department
- Senior Commissariat Officer: Lieutenant-Colonel E. S. Walcott / Bombay General List, Infantry
- Sub Assistant Commissary Officer: Captain H. C. E. Lucas / Bombay Staff Corps
- Sub Assistant Commissary Officer: Captain G. B. E. Radcliffe / Bombay Staff Corps
Transport Department
- Assistant Commissary – General for Transport: Major G. R. Shakespear / 12thC.
Provost Establishment
- Provost Marshal: Captain H. R. I. Holmes / Bengal Staff Corps
Brigade
- 15th (Loodianah Sikhs) Native Infantry / Lt.-Colonel George Roberston
- 17th Bengal Native Infantry / Major J.M.W. von-Beverhoudt
- 28th Bombay Native Infantry / Lt.-Colonel Francis Corbett
- 9th Bengal Cavalry Regiment / Lt.-Colonel Arthur Powell Palmer
- F Company Madras Sappers and Miners / Captain Charles Boyd Wilkieson
Indische Arbeiter im Zeltlager bei Suakin. Im Hintergrund ist ein Soldat der Mounted Infantry zu sehen.
Neben den Regulären Truppen nahmen außerdem rund 10.500 indische Arbeiter, Diener, Handwerker, Sanitäter und Viehtreiber an der Suakin-Kampagne von 1885 teil. So wurde beispielsweise das Kavallerie-Regiment von 245 Grasschneidern zur Versorgung der Pferde begleitet. Ein Corps von 500 Bisties, indischen Wasserträgern, versorgte die Truppe im Feld und Lager. Das indische Ambulance Corps bestand aus 2 Offizieren, 2 Unteroffizieren, 2 Schreibern, 10 Sirdars, 20 Sanitätern, 1 Gomashta und 500 Dhoolie-Trägern.
Das Medical Department, welches die Versorgung des Basislagers und das Feld-Hospitals sicherstellte, wurde von Brigadearzt J. H. Thornton vom Indian Medical Service kommandiert. Ihm unterstanden 2 Brigade-Ärzte, 5 weitere Ärzte sowie weitere von den einzelnen Regimentern abgestellte medizinische Offiziere. Im Hafen lag außerdem das indische Hospital-Schiff „Czarewitch“ vor Anker. Jedes Regiment wurde zudem von rund 400 bis 500 Diener und Helfer begleitet. Der größte Teil der Inder war aber natürlich beim Bau der Eisenbahnlinie eingesetzt.
Indische Arbeiter. Im Hintergrund die Altstadt-Insel Suakin.
Hinzu kamen außerdem rund 2.000 Reitpferde für die Kavallerie und für die britischen Offiziere der Infanterie, 3.000 Ponys für die berittene Infanterie sowie Maulesel für die Transportaufgaben der einzelnen militärischen Einheiten, 4.000 Transport- und Reitkamele sowie 300 Ochsen.
Transport-Kamele und eine Reitkamel in der Umgebung von Suakin. Bei dem Reitkamel handelt sich um einen „Doppelsitzer“ der Mounted Infantry (man erkennt einen zweiten Steigbügel hinter dem Reiter. Ungewöhnlich ist der helle Pagri und der Säbel des Reiters (Offizier?)
Uniform und Ausrüstung
Neben der persönlichen Ausstattung der Männer führte jedes Regiment Munition, Werkzeuge, Zelte und medizinische Ausrüstung mit sich. Hinzu kamen natürlich auch Lebensmittel und Wasser. 150 einachsige Transportwagen, sogenannte Malteser-Karren, standen unter dem Kommando von Major Shakespear vom Transport Department.
Ein indischervon Ochsen gezogener einachsiger Transportwagen. Links im Hintergund einige britische Soldaten mit indischen Sonnenhüten.
Für den Transport der Verletzten hatten man indische Krankentragen, die Dhoolie genannt worden, nach Suakin verschifft. Es handelte sich dabei um eine überdachte Trage, bei welcher der Verletzte durch einen Vorhang geschützt wurden. Die Dhoolie wurde an einer langen Bambusstange von jeweils 4 Männern getragen.
Versorgung eines Verwundeten in einer Dhoolie bei Hashin. Daneben Transport-Mauesel und im Hintergrund ein Wasserwagen.
Pagri
Der Turban, in Indien Pagri genannt, ist wohl das typische Erkennungszeichen der indischen Truppen des 19. Jahrhunderts. Der Pagri besteht aus einem langen Tuch, dem Lungi, welcher um den Kopf gewickelt wird. Je nach Region und Religion, hat der Pagri in Indien ein unterschiedliches Aussehen. In der indischen Armee trugen nach der indischen Meuterei alle Muslime und Sikhs, sowohl bei der Infanterie als auch bei der Kavallerie, einen Pagri, die sich aber im Stil unterschieden. Die Hindus trugen nun ebenfalls einen Pagri, der häufig dem typisch muslimischen Stil folgte. Generell gab es 12 verschiedene Grundformen eines Pagri, die in der indischen Armee während der britischen Herrschaft getragen wurden.
Sikhs (hintere Reihe) mit ihrem typischen Pagri. Beim Unteroffizier ganz links ist gut der Chakram im Pagri zu erkennen. Die Aufnahme stammt vom Deck des Lazarett-Schiffes Czarewitch.
Selbst ungeübte Augen konnten einen Muslim von einem Sikh unterscheiden. Die Muslime verwendeten eine Kulla, eine Art Kegel, um den der Stoff des Pagri gewickelt wurde. Sikhs verwendeten einen Pagri, der ohne Kulla um den Kopf gewickelt wurde. Der Pagri der Sikhs wird Dastar genannt. Es wird getragen, um das lange, ungeschnittene Haar (als Kesh bezeichnet) zu bedecken, dass eines der fünf äußeren Symbole ist, die von Guru Gobind Singh angeordnet wurden, um den Khalsa-Sikh-Glauben zu bekennen.
Bengal Cavalry 1882 in Kairo. Hier tragen einige britische Offiziere auch den Forgein Service Helmet mit pugaree.
Chakram
Bei den Sikhs wurde der auf dem Pagri getragene kreisförmige Metallring als Chakram bezeichnet. Er gehört nicht zum Pagri selbst, sondern war eigentlich eine Wurfwaffe der Sikh und wurde erst im 19. Jahrhundert Teil ihrer Uniform. Entweder wurde das Chakram in Originalgröße quer über den Pagri getragen oder in verkleinerter Version, dann Quoit genannt, als Regimentsemblem an der Frontseite. Als Emblem sieht man die kleine Metallscheibe häufig in Kombination mit anderen traditionellen Waffen der Sikh, wie dem geraden Khanda (Schwert) oder dem gekrümmten Kirpan (Dolch) angeordnet. Der Metallring war einst eine indische Wurfscheibe des Akali Nihang Ordens, die in Schlachten als Wurfwaffe und in der Sikhs-Kampfkunst Gatka verwendet wurde. Die Mitglieder dieses religiösen Ordens waren Kriegermönchen, der im 18. Jahrhundert von Guru Gobind Singh ins Leben gerufen wurde. Die Mazhabi Sikhs beherrschten diesen Orden während des 18. und 19. Jahrhunderts. Das Chakram hat einen scharfen äußeren Rand von 12 bis 30 cm Durchmesser und eine Reichweite 40 bis 50 Meter. Es wird erzählt, dass die Shiks mit diesen scharf geschliffenen Metallringen einen kleinen Holzpflock auf einer Entfernung von 100 Metern in zwei Hälften teilen konnten.
Zwei Sikhs, abgestellt zur Mounted Infantry mit ihrem Reitkamel. Beide tragen ein Chakram im Pagri.
Ausrüstung
Bis auf die „Große Uniform“ führten die Mannschaften und Offiziere ihre komplette Ausrüstung mit nach Suakin. Zusätzlich zur üblichen Ausstattung erhielten die indischen Truppen folgende Gegenstände für ihren Einsatz im Sudan:
- 1 wasserfeste Plane
- 2 Jerseys (Pullover)
- 1 Paar indische Schuhe
- 1 Paar Wickelgamaschen
- 1 Decke
- 1 Jacke (für die Fahrt auf dem Schiff)
- 2 Stoff-Gürtel
Die indischen Arbeiter erhielten diese zusätzliche Ausstattung:
- 1 wasserfeste Plane
- 2 Banians oder Jerseys
- 1 Paar indische Schuhe
- 1 Decke
- 1 Lascar oder Arbeitsmantel
- 1 Stoffgürtel
- 1 Pyjama aus Wolle
- 1 Wasserflasche aus Blech
- 1 Brotbeutel
Pro Infanterie-Gewehr wurden 500 Schuss Munition ausgegeben und 200 in Regimentsreserve gehalten. Für die Karabiner der Kavallerie waren es 300 Schuss und 100 in Reserve. Zur Verteidigung vor Ort, wurde für 50 cent den indischen Arbeitern Tulwars, indische Schwerter verkauft.
9th Bengal Cavalry Regiment (Hodson’s Horse)
Das Regiment wurde von William Hodson, einer der bekanntesten Persönlichkeiten von Britisch-Indien, aufgestellt. Er war der Sohn eines Pfarrers, ein Schüler der Rugby School und Absolvent der Cambridge University. Hodson’s Horse, wie man diese Kavallerie-Einheit auch nannte, wurde im Punjab während der Großen Meuterei von 1857 gegründet. Das Regiment wurde aus Risalahs gebildet, die von prominenten Sirdars aufgezogen und nach Delhi gebracht worden waren. Hodson war zu dieser Zeit bei der Delhi Field Force angestellt. Als schließlich die Stadt Delhi eingenommen worden war, hatte das Regiment eine Größe erreicht, um in drei separate Regimenter aufgeteilt zu werden. Leider lebte Hodson nicht lange genug, um dies zu erleben, denn er starb im März 1858 bei Kampfhandlungen. Als das dritte Regimenter 1860 aufgelöst wurde, gliederte man Hodson’s Horse in zwei Einheiten. Das 1. und 2. Regiment wurden bald zum 9. und 10. bengalischen Kavallerie Regiment. Die erste Auslandsentsendung für das 9. Regiment war Malta im Jahr 1878, was allerdings durch einen Vorfall von Massenvergiftung in einer Katastrophe endete und die Einheit war gezwungen nach Indien umzukehren.
Das 9th Bengal in 1878 Malta.
Im Jahr 1885 wandelte man das Regiment in Lanzenreiter um und schicke es anschließend in den Sudan, wo es sich der britischen Armee anschließen sollte. Die Einheit, von Lieutenant-Colonel A. P. Palmer kommandiert, reiste nach Cawnpore, wo es Lanzen und Ausrüstung sowie alle anderen für den Dienst im Ausland benötigten Gegenstände erhielt. Bei Ankunft in Suakin war aus der Einheit bisher nur formell ein „Lancer“ Regiment geworden. Die Reiter hatten bis zu diesem Zeitpunkt lediglich mit Schwert und Karabiner gekämpft und mussten zunächst vor Ort mühsam von einigen Männern der britischen 5th Lancer mit dem Umgang dieser Waffe geschult werden.
Bengal Lancer zerstören Hütten feindlicher Krieger bei Hashin.
Die 9th Bengal Lancers erreichten Suakin, gekleidet in eine blaue Uniform mit roten Aufschlägen und goldenen Tressen. Vor Ort wechselten sie zu der typisch indischen Kakhi-Uniform. Dazu trugen sie blaue Wickelgamaschen und braune knöchellange Stiefel. Der Pagri war graublau mit gelben Streifen. Die bengalische Kavallerie trug neben Schwert und Karabiner auch die 9-Fuß-Bambuslanze mit einer rot über weißen Lanzenfahne. Der Uniformrock bestand aus einer kragenlosen Kurta in Khaki mit 4 oder 5 Messingknöpfen. Die Schulter der Kurta waren mit Kettenschulterstücken besetzt, die gegen Schwerthiebe schützen sollten. Sowars und Unteroffizieren verwendeten ein braunes Koppeltragegestell mit zwei Schulterriemen, Schwert und Patronentasche auf der linken, Kugeltasche und Lederriemen mit Haken für den Karabiner auf der rechten Seite. Unter dem Koppel wurde ein farbiger Kummerbund in Rot getragen.
Die britischen und indischen Offiziere der 9th Bengal Cavalry in Suakin.
Die britischen Offiziere trugen im Einsatz ebenfalls den Pagri mit Kulla, im Lager auch den Glengarry oder Schirmmütze. Der Khaki-Rock mit aufgesetzten Taschen war deutlich heller als der der indischen Truppen. Dazu trug man eine Reithose und knielangen Reitstiefeln. Einige verwendeten außerdem den Sam Brown Belt mit einem Schwert an der linken Hüfte und einem Pistolenholster an der rechten Seite. Die Pistole war außerdem mit einer dunklen Schnur gesichert, die um den Hals getragen wurde.
Einige britische Offiziere der 9th Bengal Cavalry in Suakin.
Die indischen Offiziere dieser Einheit trugen ebenfalls die kragenlose Kurta, diese jedoch in besserer Qualität, als die der Mannschaften und zusätzlich mit Brusttaschen versehen. Dazu wurden Reithosen, dunkelbaue Wickelgamaschen und braune Stiefel getragen. Die Mehrzahl der indische Offizier waren Sikhs im mittleren Alter. Sie trugen die typischen Bärte, wobei dieser bei älteren Offizieren bis auf die Brust reichte. Die meisten indischen Offiziere verwendeten außerdem den gleichen Sam Brown Belt, der auch bei den Briten üblich war. Kurioserweise wurde der Schulterriemen dabei von der linken Schulter zur rechten Hüfte getragen, wodurch das Gewicht des Schwertes auf der linken Seite natürlich nicht richtig verteilt werden konnte.
Indische Offiziere der 9th Bengal Cavalry, Suakin Field Force, 1885. Die meisten der hier gezeigten Inder sind Sikhs, die Offiziere mit den sehr unterschiedlichen Turbanen, sind Muslime aus dem Punjab.
15th Bengal Native Infantry
Dieses Regiment wurde 1846 gegründet und erhielt Schlachtfeldehrungen für 1861-62 in China, 1880 in Kandahar, 1878-80 in Afghanistan, 1885 in Suakin und später in Chitral, an der Punjab-Grenze und Tirah. Die 15th Bengal Infantry, oder Loodiana Regiment of Sikhs, wie es auch genannt wurde, rekrutierte seine Männer aus Loodiana und angrenzenden Distrikten im Punjab. Um auf die volle Mannstärke zu kommen, wurde die Ränge der Einheit mit 60 Freiwilligen der 45th bzw. Rattrays Sikhs aufgefüllt.
Die Offiziere und einige Unteroffiziere der 15th Bengal Native Infantry. Links vorn ein Trompeter. Interessant ist, dass der Unteroffizier ganz rechts weißes Lederzeug besitzt.
Anders als die indische Kavallerie, war es bei der Infanterie üblich geworden auf den farbigen Regiments-Turban im Feld zu verzichten. Man trug stattdessen einen aus einfachem Khaki-Stoff. Die Hosen waren sehr weit und wurden zusammen mit sandfarbenen Wickelgamaschen und braunen Stiefeln getragen. Während des 2. Afghanistankrieges hatte man nach und nach Khaki für alle indischen Regimenter eingeführt und ab 1885 offiziell für den Dienst im Feld autorisiert. Wie üblich erhielten die Sepoys, wie die indischen Infanteristen genannt wurden, ein Gewehr, dass immer eine Generation älter als das der britischen Armee war. Während der Suakin-Kampagne waren die indischen Einheiten deshalb mit dem alten Snider Rifle ausgestattet. Aufgrund der Waffe wurde ein besonders Koppeltragegestell aus braunem Leder mit nur einer Patronentasche links und einer Kugeltasche auf der rechten Seite verwendet.
Britische und indische Offiziere der 15th Bengal Native Infantry.
Die Offiziere trugen Khaki-Drill Kurtas, diese ohne Brusttaschen, weite Hosen, helle Wickelgamaschen und Stiefel. Schwert und Revolver wurden mit dem braunen Sam-Brown Gürtel getragen, dieser aber im Gegensatz zu den britischen Offizieren in minderer Qualität. Der Schultergurt wurde über die rechte Schulter getragen, wo er rund 5 cm breit war, sich aber nach rund 2/3 des Weges zur Hüfte auf 2,5 cm verschmälerte. Der Gürtel selbst war ebenfalls schmaler als beim üblichen Modell und wurde mit einer S-förmigen Schnalle geschlossen. Das Schwert wurde in einer Lederscheide und einer Lasche am Gürtel getragen. Der Revolverholster war über der rechten Hüfte befestigt.
Britische und indische Offiziere der 15th Bengal Native Infantry. Im Vordergrund eine Trompeter. Interessant ist das große Schwert an seiner linken Hüfte.
Die britischen Offiziere dieser Einheit trugen Khaki-drill Uniformröcke mit aufgesetzten Taschen. Meist wurde der übliche Sam-Brown-Belt mit Schwert und Pistole getragen, einige verwendeten aber auch das Modell der indischen Offiziere. Alle trugen knielange braune Reitstiefel statt der Stiefel und Wickelgamaschen. Keiner trug einen Turban. Stattdessen die blaue Glengarry Lagermütze oder den Foreign Service Helmet mit pugaree.
17th Bengal Native Infantry
Das 17th Bengal Native Infantry wurde auch „Loyal Poorbeah“ genannt. Dieses Regiment stellte man nach dem indischen Aufstand 1858 aus unterschiedlichen loyalen Regimentern auf. Es setzte sich aus Hindus, Brahmanen, Rajputen und Mohamedanern aus den Nordwest Provinzen von Oude und Bengal zusammen. Die Einheit war 1879-80 in Afghanistan und 1885 in Suakin im Einsatz. In Suakin war Major von Beverhoudt der Regiments-Kommandeur.
Das 17th Bengal NI vor der Abreise nach Suakin.
Das 17th Bengal NI verwendete eine Uniform, die mit der des 15th Bengal NI identisch war.
28th Bombay Native Infantry
Diese Einheit wurde 1846 aufgestellt. Das Regiment sah aktiven Dienst 1880 in Kandahar, 1878-80 in Afghanistan, 1885 in Sudakin sowie anschließend an der Punjab-Grenze. Das Regiment bestand in großen Teilen aus Männern der Regionen Maratha und Bombay sowie einigen Sihks und anderen Männern aus dem Norden von Indien. Geführt wurde die Einheit von Colonel F. C. Singelton.
Unteroffiziere und Mannschaften des 28th Bombay Native Infantry Regiments.
Offiziere des 28th Bombay Native Infantry Regiments.
Auch diese Einheit trug im Wesentlichen die indische Khaki-Uniform und braunes Lederzeug. Allerdings unterschied sich der Turban, der, anders als bei den Sikhs, deutlich kleiner ausfiel. Eine Zeichnung zeigt zudem, dass eine Art Schutzüberzug über dem Turban getragen wurde. Die Einheit verwendete zudem Segeltuchgamaschen statt der Wickelgamaschen. Wie bei den Briten üblich, trugen die Unteroffiziere in indischen Bataillonen ihre Dienstgradwinkel nur am rechten Arm.
F Company Madras Sappers and Miners
Die Madras Sappers and Miners hatten ihr Corps-Hauptquartier in Bangalore. Sie wurden von Captain C. B. Wilkieson von den Royal Engineers kommandiert. Ihm zur Seite standen die von den Royal Engineers abkommandierten Captain Romilly und Lieutenant Newman. Insgesamt bestand die Kompanie aus 4 Offizieren und 173 Unteroffizieren und Mannschaften.
Lager der indischen Arbeiter in Suakin. Ganz rechts im Bild sind Madras-Pioniere zu sehen.
Die Ausrüstung und die Kleidung der Madras-Pioniere in Suakin passten kaum zum Anlass und der Umgebung. Die Mannschaften waren immer noch mit dem veralteten Snider-Karabiner und waren zusätzlich nur mit einem „Arbeitsmesser“ oder einer Handaxt bewaffnet. Ihre Uniform bestand aus einer scharlachroten Tunika mit blauen Abzeichen und einer dunkelblauen Hose mit rotem Streifen. Auf ihren Köpfen trugen sie einen schwarzen Turban. Interessant ist, dass dies die erste Kampagne war, bei der der schwarze Turban anstelle des ehemaligen dunkelblauen Kopfschmuckes getragen wurde. Vor Ort wurde die „Große Uniform“ natürlich gegen einfache Arbeitskleidung ausgetauscht, nur am schwarzen Turban konnte man die Madras Pioniere von den restlichen Arbeitern unterscheiden.
Gut erkennbar sind die Madras-Pioniere an ihren schwarzen Pagris.
Die Arbeit der indischen Sapper and Miner bestand darin, der 17. und 24. Feldkompanie beim Aufbau befestigen Stellungen zu helfen und anschließend Zaribas als vorgeschobenen Posten für die britisches Truppen vorzubereiten.
Der indische Priester
Cosson beschreibt in seinem Buch (Fighting the Fuzzy-Wuzzy) einen indischen Priester, der im Lager des indischen Kontingents anzutreffen war: “Es gab einen Priester im indischen Kontingent, der ein wirklich ungewöhnlichen Charakter war. Sein Turban bestand aus einer wundersamen Struktur, die von Jahr zu Jahr, wie auch seine Heiligkeit, in die Höhe wuchs. Für jede weitere Geschichte oder Tat wurde eine Metallscheibe in den Turban eingebunden, wodurch seine Kopfbedeckung bereits eine stattliche Höhe von nahezu 6 Fuß erreichte. Es wird gesagt, dass er seinen Turban niemals ablegt, nicht einmal dann, wenn er sich zum Schlafen begibt. Seine einzige Waffe ist ein Stock und sein größtes Bestreben ist, damit, in einem krönenden Akt der Menschlichkeit, Mohammedaner zu erschlagen.“
Gimkhana
Die indischen Truppen veranstalten zum Zeitvertreib und zur Zerstreuung so genannte Gimkhanas, Sportfeste bei den Rennen und Ringkämpfe abgehalten werden. Man sieht bei dieser Gelegenheit Inder auf Pferden mit nacktem Oberkörper reiten, mit offenen Haaren, die in einer wilden Mähne hinter ihnen wehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Arten gibt, einen Turban zu wickeln. Wieder etwas gelernt. Chapeau!
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