TACTICA Themenraum 2020 – Belagerungen

Noch einmal stürmt, noch einmal, lieben Freunde! Sonst füllt mit toten Englischen die Mauer! So beginnt die Ansprache von Heinrich V. an seine Männer bei der Belagerung von Harfleur im Jahr 1415. Schon seit der Frühgeschichte nimmt das Thema Belagerung in der Militärgeschichte einen ganz besonderen Platz ein. Höchste Zeit also, dass die TACTICA sich diesem Thema widmet.

Im Rahmen der TACTICA 2020 wurden im Themenraum die Katapulte geladen, die Sturmleitern in Stellung gebracht und die Mauern bis zum Letzten verteidigt, als das Motto „BERLAGERUNGEN“ von allen Türmen hallte. Ein Thema, dass alle historischen Epochen und nahezu alle Genres des TableTop-Hobbies umfasst. Belagerungen sind zwar nicht in allen Belangen mit den einschlägigen TableTop – Regelwerken umzusetzen, aber einzelne Aspekte, wie der Sturm durch die Bresche, ein Ausfall der belagerten Truppen oder das Eintreffen von Verstärkungen werden durch fast alle gängigen Regeln abgedeckt. Schon in der Vergangenheit der TACTICA gab es eine Vielzahl von Präsentationen, die sich mit dem Thema Belagerungen beschäftigt haben, aber nun konnten man endlich eine ganze Reihe spektakulärer Spieltische in einem Raum versammelt bestaunen.

Belagerung von Akkon

Ihr TACTICA Debüt hatten bei uns in diesem Jahr die sympathischen Jungs der TableTop Nerds Mainz mit ihrer Präsentation „Belagerung von Akkon (1189–1191)“. Die wunderschöne Spielplatte war in einen Belagerungsring, Stadtmauer, Stadt und Hafen unterteilt und bot so viele unterschiedliche Szenario-Möglichkeiten sowie eine Menge an Details und kleinen Szenen.

Den geschichtlichen Hintergrund des Szenarios wird von den Jungs wie folgt beschrieben:

Nachdem Saladin die Kreuzfahrer im Juli 1187 entscheidend geschlagen hatte und ihnen fast das gesamte Heilige Land wieder entriss, rief Papst Gregor VIII zum Dritten Kreuzzug auf. Nachdem Mitte 1188 die ersten Verstärkungen eintraf, machte sich Guido I von Jerusalem an die Rückeroberung. Im August 1189 wollte er mit einem überraschenden Sturmangriff Akkon nehmen, was allerdings scheiterte. Er schlug dort aber dann sein Feldlager auf und begann im Herbst 1189, nachdem weitere Verstärkungen eintrafen, die Stadt zu belagern. Saladin sammelte daraufhin seinerseits seine Truppen und griff im Oktober 1189 Guidos Heerlager an, was allerdings ebenfalls scheiterte. Als dann die Nachricht eintraf, Kaiser Friedrich I (Barbarossa) sei im Anmarsch, hob das die Stimmung der Kreuzfahrer und veranlasste Saladin, weitere Truppen heranzuziehen. So kam es zu einer doppelten Belagerung, indem Saladin einen Ring um die christlichen Belagerungstruppen errichtete und sie somit einschloss. Immer wieder gelang es den Christen jedoch, Vorräte und Baumaterialien auf dem Land- und Seeweg durchzubringen.

Im Winter 1190 hatte Saladin seine Truppen soweit verstärkt, dass es nun auf dem Landweg kein Durchkommen mehr gab und das schlechte Wetter verhinderte den Nachschub über das Meer. Die Versuche der Christen, über die teils eingefallenen Mauern in die Stadt einzudringen, gelangen nicht. So schien der Sieg Saladins nah. Doch als im März das Wetter besser wurde und sich weitere Verstärkungen ankündigten, wendete sich das Blatt. Unter der Führung der Könige Philipp II August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, die im April bzw. Juni eintrafen, konnte man am 3. Juli 1191 eine ausreichend große Bresche in die Stadtmauern schlagen. Zwar konnte der erste Angriff abgewehrt werden, jedoch führe die weiteren Angriffe zur Kapitulation Akkons am 11. Juli 1191.

Wer mehr über die TableTop Nerds Mainz erfahren möchte, kann sich hier umschauen: http://ttnerdsmz.blogspot.com/

Summer of `69 – Bataveraufstand

Evi, Tobi und Torsten, die Macher der CONflict, sind mittlerweile für ihre professionellen Präsentationen berühmt. Figuren und Gelände sind immer auf höchstem Niveau bemalt und gestaltet, die Regelwerke immer am Puls der Zeit.

Im „Summer of `69“ kam es zu einer Revolte der germanischen Bataver sowie weiterer germanischer und keltischer Stämme gegen die römische Herrschaft in Niedergermanien. Die Erhebung dauerte knapp ein Jahr. Begonnen hatten die Kampfhandlungen, nachdem der Oberbefehlshaber Gaius Dillius Vocula mit 8.000 bis 12.000 Legionären und Hilfstruppen auf dem Wege von Neuß nach Vetera (Xanten) bei dem ubischen Grenzdorf Gelduba ein großes Marschlager mit Gräben, Schanzen und Toren aufgeschlagen hatte. Vocula befand sich mit einer Reiterschwadron auf einem kurzzeitigen Beutezug im Cugerner-Gebiet, als rechtsrheinische Germanen – allesamt gute Schwimmer – vor dem Hafen von Gelduba ein Versorgungsschiff der Römer kaperten. Auch Häuser des zivilen Ortes Gelduba wurden in Brand gelegt. Die Legionäre gaben dem Lagerkommandanten Herennius Gallus wegen seines zögerlichen Verhaltens die Schuld an dem Verlust des Schiffes, verprügelten ihn und sperrten ihn ein. Erst der zurückkehrende Vocula konnte ihn befreien und die Aufrührer bestrafen.

Dieses unterhaltsame Szenario wurde mit den brandneuen Regeln „Clash of Spear“ und 28mm Miniaturen gespielt. Mehr über die Regeln könnt ihr hier erfahren: http://www.thewargamespot.com/

Die CONflict solltet ihr natürlich unbedingt in eurem TableTop-Terminkalander notieren (wenn ihr es nicht schon längst getan habt): https://www.conflict-rheinland.de/

Die Türkenbelagerung von Wien 1683

Wenn es um TACTICA-Traditionen geht, dann gehören mit Sicherheit die Kurpfalz Feldherren und ihre 15mm Präsentationen dazu. Ich kann nur sagen – sie haben wieder zugeschlagen! Stefan Sauer, Jürgen Müller, Sven Hendrich und Simon Lenz hatten mit ihrer Belagerung von Wien mit Sicherheit die meisten Figuren auf der Spielplatte. Außerdem bot die Präsentation alles was zu einer epischen Belagerung gehört: Festungen, Feldlager, Gräben und Geschütze soweit das Auge reicht.

Im Jahre 1683 wird die Kaiserstadt Wien von einem 100.000 Mann großen osmanischen Heer belagert. Die Stadt steht kurz vor dem Fall. In aller Eile kommt eine christliche Entsatzarmee zu Hilfe, die großteils aus kaiserlichen Truppen, der Reichsarmee und Einheiten des polnischen Königs Jan Sobieski besteht. In der Schlacht am Kahlenberg gelingt es, die Osmanen vernichtend zu schlagen und Wien zu retten.

Die Schlacht wurde in drei aufeinanderfolgenden Szenarien, die sich alle an historischen Begebenheiten orientierten, nachgespielt. Als Regelwerk dienten clubeigene Regeln für die Schwarzpulver-Epoche.

Mehr Infos zu den Kurpfälzer Jungs findet ihr hier: http://www.kurpfalz-feldherren.de/

1389 – Die Befreiung der Frankfurter Bäcker aus Windecken

Sie mögen es regional, sie haben Spaß und das mit ganz viel Flair. Sie, das sind die Jungs und Mädels des Tabletop Club Rhein Main e.V., zu denen Daniel Bauscher, Matthis Cornel, Martin Zinke und Vanessa Zinke gehören.

Wir schreiben das Jahr 1389, die Kronberger Fehde findet ihren blutigen Höhepunkt vor den Toren Eschborns und gipfelt in einem Fiasko für die Freie Reichsstadt Frankfurt. Über hundert Tote und Verwundete sind zu beklagen, die Stadtbanner gestohlen oder zerstört. Viele Bürger und Ratsherren fristen nun ihr Dasein in den dunklen Verliesen von Kronberg, Hanau, Babenhausen oder Windecken. Weil auch sämtliche Bäcker entführt worden sind, zeichnet sich in Frankfurt rasch ein Mangel an lebensnotwendigem Brot ab. Das lässt Bürgermeister Johann von Holzhausen natürlich nicht ruhen. Er stellt ein Kontingent tollkühner Waffenknechte zusammen. Noch bevor der erste Hahn kräht, sollen seine Mannen die Bäcker im Handstreich vor den Toren Windeckens befreien. Die Herren von Hanau, welche dort lagern, sind noch in bester Feierlaune und sehr siegestrunken. Die Chance, dass sie diesem Überfall etwas entgegenzusetzen haben, sind gering. Frankfurter Spione haben berichtet, dass die Bäcker an der Nidder-Mühle ihren Dienst verrichten müssen: eine gute Gelegenheit für eine Befreiungsaktion. Auf Ochsenkarren unter Heu versteckt schleichen sich die Frankfurter vorsichtig an, um die Tormannen von Windecken zu erschlagen und die Bäcker wieder zurück nach Frankfurt zu bringen. Frankfurt, nur du sollst heute siegen!

Ich (und viele andere) lieben diese Art der Präsentation und man ist schon gespannt, was sie im nächsten Jahr aus dem Hut zaubern.

Hier könnt ihr mit dem Club in Kontakt treten: https://www.tabletop-rheinmain.de/phpBB3/index.php

Die Belagerung von Orleans

Frank Bauer hat mit seiner Belagerung von Orleans mal wieder gezeigt, wo der TableTop-Hammer hängt, wie man großen Tennis spielt und was großen Kino ist. Unzählige geniale Figuren, ein gigantisches Bauwerk neben dem andern, Unmengen von Belagerungsgeräten und ein mächtiges Feldlager. Und natürlich erhebt sich das Ganze in der ultimativen Bauerschen-Epoche, dem Mittelalter.

Nach der Schlacht von Azincourt und den darauffolgenden Verhandlungen waren große Teile Frankreichs unter englischer Kontrolle, inklusive Paris. Der frühe Tod Henrys des V. machte diese Position allerdings gleich wieder schwach. Der französische König Charles VII. sammelte die französische Ritterschaft. Um dem entgegenzuwirken, unternahmen die Engländer unter dem Earl of Salisbury im Jahre 1428 einen Feldzug gegen das Loire-Tal. Nach anfänglichen Erfolgen im September erreichten die Engländer die bedeutende Stadt Orleans und nahmen einige Bastionen im Umland ein. Mit der Eroberung der kleinen Burg „Le Tourelles“, die den Übergang über die Loire bewacht, hatten die Engländer den Sieg schon fast in Händen. Allerdings wurde direkt nach der Eroberung Le Tourelles der Earl of Salisbury durch einen gezielten Kanonenschuss von einem der Stadttürme Orleans getötet. Das verschaffte den Franzosen die Zeit, Teile der Brücke über die Loire abzubrechen und einen direkten Sturm auf die Stadt zu verhindern.

Die Belagerung von Orleans begann am 12. Oktober 1428. Die Engländer waren nicht stark genug, die Stadt zu stürmen, die Franzosen fehlte nach den empfindlichen Niederlagen der Vergangenheit der Mut, die Engländer anzugreifen. Alles änderte sich im April 1429 mit dem Eintreffen von Jeanne D’Arc, der Jungfrau von Orleans. Das Mädchen muss eine besondere Persönlichkeit gewesen sein. Wie auch immer sie es geschafft hat; letztlich hat sie den Anstoß gegeben, die Belagerung von Orleans zu brechen, die Engländer aus Frankreich zu vertreiben und den hundertjährigen Krieg zu beenden.

Auf der TACTICA wurde die entscheidende Phase der Belagerung, die Rückeroberung der Burg Le Tourelles durch die Franzosen, dargestellt. Gespielt wurde sowohl mit den Regelwerken Lion Rampant als auch DBA.

Die heilige Lanze

Thomas aka Rusus ist wohl die Benchmark, wenn es um die Kombination von innovativen Regeln, ungewöhnliche Szenarien und kreativem Geländebau geht. Mit seiner diesjährigen TACTICA-Präsentation hat er wieder groß gepunktet, wenn auch mit sehr kleinen Figuren.

Juni 1098 AD. Die Kreuzfahrer stehen vor den Mauern Antiochias. Können Sie die Stadt erobern bevor Kerboga von Mossul das Entsatzheer an die belagerte Stadt führt? Gottfried von Bouillon, Bohemund von Tarent, Raimund von Toulouse und Robert von Flandern sind zudem auf der Suche nach der Heiligen Lanze. Welchem Kreuzfahrer gelingt es, sie zu finden?

Die Belagerung von Antiochia war ein semikooperatives Spiel im Maßstab 6mm für 3 – 4 Spieler.

Die Mauer

Über diese Präsentation unseres Hamburger Wargaming Clubs habe ich ja schon ausführlich berichtet. Markus Probst, Hans Hartwig, Frank Bauer, Alex Ramlau, Martin Schneider, Ole Hansen, Hans Hansen, Karl-Heinz Ranitzsch und ich haben es tatsächlich geschafft, alles rechtzeitig anzufertigen. Ich war extrem stolz, dass wir gemeinsam ein so tolles Ergebnis hinbekommen haben.

Im hohen Norden von Westeros steht seit tausenden von Jahren die große Mauer. Im Schutz dieser gigantischen Barriere aus Eis sorgt die Nachtwache in der Schwarzen Festung für den Schutz der sieben Königslande. Doch nun haben sich die Stämme des Freien Volkes vereinigt und branden, getrieben in Angst vor den bösen Mächten des Nordens, gegen diesen Schutzwall. Bleibt die Nachtwache standhaft oder können die Wildlinge den Schutz der Königslande erreichen?

Gespielt wurde dieses epische Szenario mit zwei unterschiedlichen Regelsystemen. In der Schwarzen Festung konnten die Spieler mit 28 mm Figuren das neue Regelwerk SAGA ÄRA DER MAGIE testen. Vor den Toren der Festung wurde mit den 32 mm Figuren und dem Regelwerk A SONG OF ICE AND FIRE TABLETOP gespielt.

Fort William Henry

Ein weiteres Projekt, zu dem es ebenfalls schon zahlreiche Berichte hier im Blog gab. Das Dreamteam Björn Reichel, Vasa Lalic und ich hatten wieder sehr viel Spaß beim Vorbereiten und  natürlich auch bei der Präsentation der ganzen Geschichte.

Mitte des 18. Jahrhunderts tobt in Nordamerika ein Krieg um die Vorherrschaft zwischen Frankreich und England, der French-and-Indian-War. Soldaten, Siedler und Ureinwohnen kämpfen an vielen Fronten. Eine der wichtigsten Schauplätze ist das britische Fort William Henry, welches im Jahr 1757 von den Franzosen und ihren Verbündeten belagert wird. Wie schon in dem berühmten Roman „Der letzte Mohikaner“ können die Spieler in unserem Szenario hoffen und bangen, ob es dem britischen General Webb vom benachbarten Fort Edward gelingt, rechtzeitig mit Truppen zu Hilfe zu eilen.

Gespielt wurde mit 28 mm Figuren und den bekannten BLACK POWDER Regeln. Besonders hat gefreut es mich, dass wir im Rahmen der Tactica das Spiel mit unseren guten Freunden aus Nottingham, Alan und Michael Perry, Aly Morrison sowie unserem Kumpel Knox (Oliver Gommer) und Bernhard bestreiten konnten.

Belagerung von Tyros

Zwar nicht direkt im Themenraum vertreten, aber extra für das Motto „Belagerungen“ angereist, war Mr.Cryns aus Amsterdam. Er zeigte mit seiner Präsentation der Belagerung von Tyros, dass mein Lieblings-Maßstab 1/72 höffentlich nie aus der Mode kommt.

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