Bei meinem Besuch von Gettysburg im Spätsommer 2022 musste ich natürlich auch dem legendären „Gettysburg Museum of History“ einen Besuch abstatten. Ich hatte schon viele Berichte gehört und gesehen, wie beispielsweise in der Serie „American Pickers“, „Pawn Stars“ oder dem Youtube Channnel „The History Underground“ und war extrem gespannt, was mich dort erwarten würde. Das Museum liegt so ziemlich im Zentrum der Stadt, direkt an der Hauptstraße, der Baltimore Street.
Erik Dorr
Das Gettysburg Museum of History wurde von Erik L. Dorr gegründet. Seine Vorfahren zogen 1818 nach Gettysburg und ließen sich schließlich in Ziegler’s Grove nieder, dem Ort von wo aus der Pickett’s Charge am 3. Juli 1863 begann. Die Familienfarm in Ziegler’s Grove ist heute Teil des Gettysburg National Military Park, der vom Park Service verwaltet wird. Nachdem die Bundesregierung die Ländereien der Familie Pfeffer in einen National Park umgewandelt hatten, zog die Familie in das Haus um, in dem sich heute das Gettysburg Museum of History befindet.
Erik Dorr und seine Sammlung
Erik L. Dorr ist die jetzt bereits die 4. Generation seiner Familie, die in dem Haus in der Baltimore Street 219 in der Innenstadt von Gettysburg wohnt. Der junge Erik wuchs mit Geschichten über die große Schlacht von Gettysburg von seinem Großvater und ehemaligen Bürgermeister von Gettysburg, Fred G. Pfeffer, auf. Eine Reihe von Relikten des Schlachtfelds des amerikanischen Bürgerkriegs im Gettysburg Museum of History wurden nach Picketts Charge auf der Ziegler’s Grove Farm der Familie gefunden. Schon früh begann Erik Dorr, historische Relikte aus der Geschichte zu sammeln und erhielt im Alter von neun Jahren seine erste Sammlung von Artefakten aus dem Zweiten Weltkrieg von seinem Grundschulhausmeister, einem Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Er hat sein ganzes Leben damit verbracht, historischen Exponate der ganzen Welt zu kaufen und zu verkaufen. Nachdem zahllose Kollegen und Freunde ihn 2009 aufgefordert hatten, seine Sammlungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, stellte Erik seine umfangreichen Sammlungen als Touristenattraktion in Gettysburg aus.
Zu meiner Überraschung war der Eintritt des Museums kostenlos! Das Museum wird auch nicht durch staatliche Zuschüsse finanziert, sondern von Spenden seiner Besucher am Leben erhalten. Eine andere Einnahmequelle ist aber auch der Verkauf von historischen Artefakten, welche man auch direkt im Museum erwerben kann.
Ausstellung
Schwerpunkt der Sammlung von Erik Dorr ist wie schon erwähnt der Amerikanische Bürgerkrieg, es gibt aber noch deutlich mehr in dem kleinen Museum zu sehen. So kann man eine Sammlung zu den amerikanischen Präsidenten bestaunen und speziell zu J.F Kennedy findet man eine Unmenge an Material in einem separaten Raum. Neben dem Amerikanische Bürgerkrieg macht der 2. Weltkrieg einen Großteil der Sammlung aus. Vor allem die Sammlung von Dick Winters und seiner Easy Kompanie ist wohl weltweit einzigartig. Da alle Schaukästen und Räume bis unter die Decke vollgestopft sind, ist es schwierig den Überblick zu behalten und auch Fotos zu schießen ist nicht immer einfach. Im nachfolgenden Bildbericht versuche ich deshalb, für euch das Gewusel zu entwirren und zu erläutern.
Amerikanischer Bürgerkrieg
Das Schlachtfeld von Gettysburg wurde eigentlich gleich nach der Schlacht zu einem Besuchermagneten und viele der Touristen sammelten Fundstücke oder zumindest einzelne Souvenirs. Die Besucher wollten Teile dieser epischen Schlacht besitzen oder zu Hause Freunden vorzeigen können. Schon bald entwickelte sich ein schwunghafter Handel, bei dem zunächst Einheimische ihre Fundstücke verkauften.
Ein Verkaufsschlager waren vor allem Artilleriegeschosse (die teilweise sehr dilettantisch einschärft worden waren).Später wurden mehrere Fundstücke zu eine Art Bild oder Schreibset zusammengestellt und so als dekorativer Schmuck als Set verkauft. Hier ein Beispiel aus dem ehemaligen Danner Museum.Ein weiteres Beispiel für eines dieser Bilder-Sets.Noch heute werden diese „Sets“, wie dieses aus dem Gettysburg Museum of History, angeboten.Eines der alten Museen war das „General Lee Headquarter Museum“, des Sammlung teilweise heute von Erik Dorr übernommen wurde.
Die Pfeffers, die Vorfahren von Erik Dorr, lebten während der Schlacht auf einer Farm bei Gettysburg in der Nähe der späteren Eisenhower Farm. Sie verließen die Farm mit ihren Pferden, als die konföderierte Armee in Gettysburg einfiel. Ihr Haus und ihre Farm wurden von Konföderierten besetzt. Als sie am 4. oder 5. Juli zurückkamen, fanden sie ihre Farm durchwühlt und nichts war übrig außer einigen Gegenständen, die konföderierte Soldaten zurückgelassen hatte. Die Pfeffers zogen nach dem Bürgerkrieg nach Ziegler’s Grove (die ehemalige Emanuel Trostle Farm), bei Gettysburg. Die nachfolgenden sechs Fotos zeigen einen Teil der „Pfeffer Collection“…
Die Teller mit den unterschiedlichen Fundstücken sind immer einer bestimmten Region des Schlachtfeldes zugeordnet. Diese Schaustücke stammen noch aus der Anfangszeit des Museums, in welcher kleinen Privatsammlungen an das Museum übergeben wurden. Vermutlich wurden die Fundstücke so präsentiert, da die kleinen Museen keine teuren Glasvitrinen besaßen…
Der Mütze eines Unionssoldaten aus der Schlacht von Gettysburg. Ehemaliges Ausstellungsstück des General Lee’s Headquarters Museum Gettysburg, eines von vielen kleinen Museen, die es einst in Gettysburg gab.Links der Offiziersrock eines Lieutenants der Konföderierten. Rechts die von Captain Edgar W. Warren in Gettysburg getragene Uniform. Captain Warren (Bruder von General Warren) war während der Schlacht von Gettysburg im Stab von General Weed. Kapitän Warren wurde für seine Rolle in der Schlacht um Little Round Top zum Major ernannt. Diese Uniform wurde in den 1960er Jahren direkt von der Familie bezogen. Sie umfasst seine Uniform, Schärpe, seinen Gürtel, sein Schwert. Details der Konföderierten-Uniform.Details der Unions-Uniform.Zu sehen gibt es auch Fotos, Papiere und Korrespondenz im Zusammenhang mit der Uniform von Captain Warren.Dieser kleine Feldschreibtisch aus dem Bürgerkrieg stammt aus dem Nachlass von General Joshua Chamberlain. Auf der Innenseite befindet sich eine Tinteninschrift mit der Aufschrift „Hd Q (Headquarters) Desk 20th Maine Vol (Volunteers) Inf (Infantry). Verwendet von Ames (General Adelbert Ames), Chamberlain (General Joshua Chamberlain) und Spear (General Ellis Spear). Am Ende des Bürgerkriegs wurde diese Schreibbox Joshua Chamberlain übergeben und blieb bis Anfang des 20. Jahrhunderts im Chamberlain-Haus in Maine. Es landete später bei einem Freund der Chamberlain-Familie und blieb in Maine, bis das Gettysburg Museum of History es erhielt.Cornelius J. Smith war Soldat der berühmten Pennsylvania Bucktails, dem 42. Pennsylvania. Das Regiment war als „Pennsylvania Bucktails“ bekannt, weil die die Soldaten dieser Einheit einen Hirschschwanz auf ihren Hüten befestigten. Diese Sammlung wurde direkt von der Familie Smith bezogen. Sie umfasst sein Spencer-Gewehr, Bajonett, Kriegsfoto und Buck Tail, Briefe, einen GAR-Hut der Nachkriegszeit und eine äußerst interessante Patronentasche der Konföderierten mit Bleiknauf. Smith verwendete diese erbeutete Tasche als seine eigene und befestigte sein 5. Korps-Abzeichen darauf. Es war üblich, dass konföderierte Soldaten Ausrüstung der Union verwendeten, aber sehr ungewöhnlich, dass Unionssoldaten Ausrüstung der Konföderierten verwendeten. Laut Smiths Pensionsakte erlitt er einen Hörverlust durch eine Artilleriegranate, die während der Schlacht von Gettysburg neben ihm explodierte.Die Muskete hatte eine Fehlfunktion, die den Lauf explodieren ließ. Der Soldat hatte die Muskete zweifach geladen, wodurch der Lauf bei der Zündung auseinanderbrach. Die Exponat stammt aus dem alten Jenny Wade Museum.Diese Gürtelschnalle aus dem US-Bürgerkrieg wurde von Michael Miller von der Kompanie K der 1. Pennsylvania Reserves getragen. Diese Einheit bestand aus lokalen Gettysburg-Männern, die tatsächlich in der Schlacht von Gettysburg kämpften. Ihr Spitzname war “The boys who fought at home. Miller schrieb seiner Frau über das Ereignis: „Eine Kugel traf mich auf mitten in die Gürtelschnalle. Sie hatte mich schwer verletzt, aber ich danke Gott, dass es mich dort erwischt hat hat, denn wenn es nicht die Gürtelschnalle getroffen hätte, wäre ich heute im unter der Erde, denn es wäre geradewegs durch meine Eingeweide gegangen.“ Der Brief und die Gürtelschnalle sind zusammen im Museum ausgestellt.Ein Schulbuch mit ganz ungewöhnlichen Rechenaufgaben: „Wenn ein konföderierter Soldat 90 Yankees töten kann, wie viele Yankee können dann 10 konföderierte Soldaten töten?“Ein Stück Zaun mit einer Kugel darin, darüber ein Kavallerie-Karabiner.Ein Präsentationsschwert aus dem Bürgerkrieg, das von Captain Henry Gildersleeve Company C 150th New York getragen wurde. Gildersleeve und das 150. waren während der Schlacht von Gettysburg in die Kämpfe am Culp’s Hill involviert. Nach dem Bürgerkrieg wurde Henry Gildersleeve einer der ersten Präsidenten der National Rifle Association.Das Museum besitzt eine Sammlung von hunderten von Fotos aus dem Bürgerkrieg. Diese Stereoskopie -Fotos waren aber etwas Ungewöhnliches. Durch diese aus zwei Winkeln geschossen Fotos, die in einen Apparat gesteckt wurden, Konnte der Betrachter ein 3D-Bild sehen. Es gibt zahlreiche Bäume und Holzzäune in denen Kugeln von der Schlacht gefunden wurden. In diesem Beispiel steckten sogar gleich 4 Geschosse.Wesley Culp wurde 1839 in Gettysburg, Pennsylvania, geboren. Ein Verwandter von ihm, Henry Culp, besaß das Land um Culp’s Hill, südlich der Stadt. Als Kutschenmacherlehrling folgte Wesley Culp 1858 seinem Arbeitgeber 42 Meilen südlich nach Shepherdstown, Virginia, und schloss sich dort der örtlichen Miliz, den Hamtramck Guards, an. Nach dem Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865) folgte er seinen Kameraden und nicht seiner Familie, indem er sich der konföderierten Armee anschloss. Culp starb am 2. Juli 1863 in der Nähe, wenn nicht sogar auf Culp’s Hill, während der Schlacht von Gettysburg.Eine 3-Ringkugel der Union und eine 2-Ringkugel der Konörderierten, die sich während der Schlacht von Gettysburg in der Luft trafen. Ursprünglich Teil des Rosensteel Museums und mit dem originalen Rosensteel Round-Top Museum-Etikett versehen. Die Kugel sind so dunkel, weil sie ein Schlachtfeld-Guide früher immer in seiner Tasche getragen hatte und seinen Besuchern während der Führung zeigte.Dieser Stuhl befand sich im Haus von Lydia Leister, als General George Meade das Haus während der Schlacht von Gettysburg als Hauptquartier nutzte. Es wurde angeblich von General Meade während des „Kriegsrats“ verwendet, der während der Schlacht stattfand, in der Meade die Entscheidung traf, in Gettysburg zu bleiben und mit General Lee zu kämpfen. Die Witwe Leister verkaufte diesen Stuhl Ende des 19. Jahrhunderts an William Pfeffer, Hausmeister des Evergreen Cemetery.
Die Sammlung aus dem 2. Weltkrieg werde ich in einem separaten Bericht vorstellen.