Geschichte Moorburgs
Da der Weg für Schiffe an der Süderelbe kürzer, wasserreicher und windgünstiger war, mieden um das Jahr 1300 immer mehr Händler die Stadt Hamburg, welche an der Norderelbe gelegen war. Damit Hamburg wirklich Vorteile aus seinem Stapelrechts ziehen konnte, benötigte es also Land am südlichen Ufer der Elbe, um auch dort den Schiffsverkehr kontrollieren zu können. Aus diesem Grund stationierte Hamburg schon im Jahr 1377 den Hauptmann Nikolaus Swerduthe mit einem Haufen von Stadtknechten im Glindesmoor, wie der Name der Siedlung und Gegend noch zu dieser Zeit lautete. In der Folgezeit sicherte sich Hamburg die Rechte, um das umliegende Moorland zu kultivieren.
Modell der Moorburg, gebaut von Heinz Wiegel.
Der Bau der Moorburg bzw. einem ständig besetzten Wehrturm, erfolgte schließlich im Jahr 1390 und gab so dem nahegelegenen Dorf seinen neuen Namen. Bis zum Jahr 1530 wurde die Burg ständig ausgebaut. Schließlich legte man sogar eine Wasserleitung an. Erst im Jahr 1819, als umfangreiche Renovierungsarbeiten anstanden, wurden das Gebäude und die Ländereien versteigert. Der Käufer ließ den Bau abreißen und im Jahr 1868 wurden schließlich die letzten sichtbaren Reste der alten Moorburg abgebrannt.
Das kleine Dorf Moorburg findet man in der südlichen Elbmarsch von Hamburg. Es ist nur knapp über dem Meeresspiegel gelegen, lediglich der künstlich aufgeschüttete Moorburger Berg erreicht eine Höhe von 21,9 Meter. Die Siedlung war einst ein lang gezogenes typisches Reihendorf der Marsch. Nur um die Kirche herum gab es eine Ansammlung von Häusern, die so etwas wie ein Zentrum bildeten. Erstmals erwähnt wurde eine Kirche in Moorburg bereits im Jahre 1309. Diese stand bis 1597 auf einer Warft am Moorburger Kirchdeich. Die heutige St.-Maria-Magdalena-Kirche baute man neu am Moorburger Elbdeich und weihte diese im Jahr 1597. Sie bildet dort noch heute das Zentrum der Gemeinde.
Während im Norden die Moorburger Grenze durch die alte Süderelbe markiert wurde, bildete ein Grenzgraben „die Landscheide“ die Dorfgrenze nach Osten, Westen und Süden. Dieser Grenzgraben leitete das Wasser von den südlichen Nachbargemeinden und den Harburger Bergen in die Süderelbe. Bis 1937 war die Moorburger Grenze gleichzeitig die Landesgrenze von Hamburg, vor 1871 sogar die Staatsgrenze.
Diese alte Karte aus dem 17. Jahrhundert zeigt Moorburg mit seinem Deich, der Kirche, den Häusern und der Burg.
Franzosenzeit
In dieses beschauliche Dorf rückte im Winter 1813/1814 der Krieg, welcher zwischen den französischen Truppen Napoleons und den Alliierten (Preußen, Russland, Österreich, Schweden und England) ausgefochten wurde. Obwohl Moorburg eigentlich zu Hamburg gehörte, es ist der älteste und war bis 1937 der einzige Stadtteil Hamburgs südlich der Elbe, wurde es unter der Herrschaft der Franzosen dem angrenzenden hannoverschen Gebiet zugeschlagen. Das Dorf bildete jetzt eine sognannte Mairie zusammen mit den Gemeinden Hausbruch, Wiedenthal, Neugraben und Fischbeck und gehörte wie Harburg zum Arrondissement Lüneburg, das wiederrum dem Departement der Elbmündungen eingegliedert war. Moorburg war in dieser Zeit recht groß und hatte eine Einwohnerzahl von 2.269 Personen. Sitz der Mairie, also des Bürgermeisteramtes, war das noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts vorhandene Haus auf dem Gehöft von Matthias Hermann Bauer. Dort tagte der Munizipalrat, dessen Maire der bereits genannte Matthias Hermann Bauer war. Ihm zur Seite stand Hans Hinrich Meyer als Unter-Maire, Friedrich Wilhelm Sundheim als Sekretär sowie Claes Hinrich Meyer, Lorenz Harms, Hermann Bruhns, Nikolaus Mathias Stölken, Jacob Schuldt, Nicolaus Sievers, Peter Hintze und Hans Wolkenhauer als Mitglieder des Rates.
Sitz der Mairie , das Haus Nr. 35
Russische Truppen
Anfang Dezember 1813 wurden die Franzosen durch anrückende russische Truppen aus Moorburg vertrieben. Das russische Korps Stroganov marschierte aus Richtung Westen heran, wo es kurz zuvor die Stadt Stade erobert hatte. Der russische Kommandeur Pavel Alexandrovich Stroganov ließ einen Belagerungsring um Harburg legen. In Moorburg befand sich der westlichste Vorposten der Russen. Bis Mitte Januar 1814 scheint es keine Gefechte rund um Harburg gegeben zu haben. Dann jedoch, am 20. Januar 1814, erfolgte ein Großangriff des Korps Stroganov. Vier Angriffskolonnen gingen auf Harburg vor und konnten sogar in die Stadt eindringen. Zeitgleich wurde im Westen ein Angriff auf die Schanze in Moorburg und im Osten auf die Schanze bei Fünfhausen unternommen. Am Ende des Tages konnten die Franzosen die Russen jedoch auf ihre Vorpostenstellungen zurückdrängen. Tags darauf wurden von den Franzosen rund um Harburg Häuser niedergebrannt, um ein besseres Schussfeld zu erhalten und um die Annäherung von fiendlcihen Truppen zu erschweren. Auch die dem Harburger Schloss am nächsten stehenden Häuser in Lauenbruch wurden ein Opfer der Flammen. Gegen Ende Januar folgte das Abbrennen weiterer Häuser in Lauenbruch, bis schließlich die meisten Gebäude des Dorfes in Schutt und Asche lagen.
Der schwarze Kreis zeigt den Standort der Moorburger Schanze, der rote Kreis den der französischen Schanze in Lauenbruch.
Hanseatische Legion
Am 25. Januar 1814 rückte die Hanseatische Legion in die Vorposten-Stellungen der Russen, denn das Korps Stroganov wurde von der Belagerung Hamburgs abgezogen und marschierte in Richtung Rhein. Die Männer der Hanseatischen Legion waren zwei Tage zuvor bei Blankenese über die zugefrorene Elbe ins Alte Land gekommen. Die 1. Kavallerie-Schwadron wurde in Moorburg und Neugraben, das 2. Infanterie-Bataillon in Moorburg und vor Harburg postiert. Die 1. Kompanie des 1. Infanterie-Bataillons marschierte nach Ritzebüttel und die Artillerie beorderte man nach Buxtehude. Der Rest der Hanseatischen Legion wurde bei Horneburg und Harsefeld einquartiert. Die Hanseatischen Jäger postierte man unmittelbar vor das von den Franzosen besetzten Lauenbruch, keine 200 Schritt vom Feind entfernt.
Am 26. Januar wurde für die Jäger eine Schanze am Schlagbaum von Lauenbruch errichtet. An dieser Stelle befand sie eine Brücke, die über eine Schleuse und die Landscheide, also den Entwässerungsgraben zwischen Moorbug und Launebruch, führte, welcher hier den Deich in Richtung Elbe durchbrach. Alle wichtigen Wege in der Marsch lagen, wie auch hier, auf den Deichkronen. Die angrenzenden Wiesen waren damals noch nicht vollständig kultiviert und standen im Herbst und Winter unter Wasser. Die Schanze versperrte also den französischen Truppen in Harburg den Weg nach Westen. Es gab zwar noch einen kleinen Pfad auf dem Hinterdeich und die Poststraße auf dem Geestrücken, diese Wege wurden aber ebenfalls von den Russen kontrolliert und waren außerdem in großen Teilen schwer begehbar. Einzig bei Frostwetter, wenn die feuchten Wiesen gefroren, konnten die Franzosen die Schanze auf dem Deich umgehen. Die Befestigung war rund 2.000 Meter von den französischen Kanonen auf dem Schwarzen Berg und in etwa in gleicher Entfernung zum Harburger Schloss gelegen, also knapp in Reichweite dieser Geschütze. Natürlich hatten auch die Franzosen auf der Deichkrone ihre eigene Schanze errichtet. Diese lag vor Lauenbruch, 500 Meter von der Moorburger Schanze entfernt.
Doch nun zurück um Bau der Schanze. Da der Boden tief gefroren war, wurde die Brustwehr aus Flechtwerk, Dünger und Torfsoden aufgeschichtet und so lange mit Wasser begossen, bis die gesamte Konstruktion fest zusammengefroren war. Das Bauwerk taufte man die „Hanseaten-Schanze“. Die Befestigung wurde im Laufe der Belagerung immer weiter ausgebaut. Sie erstreckte sich in Nord-Süd-Richtung, also quer zum Elbdeich. Einbezogen in die Schanze war später auch ein altes Fachwerkhaus, das auf Deichhöhe abgetragen worden war. Das Fachwerk des unteren Teils des Hauses hatte man mit Erde Grassoden und anderem Material aufgefüllt und so eine Fläche von 30 Meter Breite erhalten, auf der man eine Brustwehr anlegte. Hinter der Brustwehr der Schanze sollen außerdem am Ende der Belagerungszeit ein oder zwei Kanonen gestanden haben.
Am 29. Januar wird Moorburg und Lauenbruch durch die Kielmannsegger Jäger, einem Verband der hannoverschen Armee verstärkt. Da sich die Hanseatische Legion zu dieser Zeit in einem schlechten Zustand befand und dringend neu ausgerüstet werden musste, ging es für diese Truppe von hier aus zunächst zu einem kurzen Aufenthalt nach Bremen. Am 6. Februar ging das 2. Bataillon der Hanseatischen Infanterie von Moorburg über Buxtehude nach Harsefeld und folgte von hier aus der bereits abgerückten Kavallerie und Artillerie nach Bremen. Die Hanseaten wurden Mitte Februar dann erneut im Belagerungsring um Harburg postiert, aber jetzt stellten sie die östlichen Vorposten von Bullenhausen bis Hittfeld.
In dem kleinen Häuschen rechts neben den 3 Kindern (Moorburg / Nehusweg) befand sich vor der Belagerung die französische Wache.
Kielmannseggeschen Jäger
Wie schon erwähnt, war nun ab Ende Januar 1814 die 3. Kompanie der Kielmannseggeschen Jäger in Moorburg stationiert. Ihr Kommandeur Hauptmann Johann Christian von Düring schreibt im seinem Tagebuch „Gleich beim ersten Bezuge der Vorposten durch die Jäger mussten einige Jäger kurz vor Tagesanbruch möglichst nahe an die französische Schanze zwischen Lauenbruch und Moorburg herankriechen, mit dem Befehl, nur dann mit möglichster Sicherheit zu schießen, wenn feindlicherseits wieder auf die einzelnen Posten geschossen würde. Als dies mit Tagesanbruch geschah, glückte es, dass durch die 3 ersten und einzigen Schüsse von den 3 vorgekrochenen Jägern zwei Franzosen erschossen wurden, und da nun die Jäger das Feuer durchaus nicht fortsetzten, sahen die Franzosen ein, dass nur Ruhe beabsichtigt werde und das ewige Geplänkel aufhören sollte.“ Nach dieser Episode bleibt es einige Tage ruhig, die feindlichen Posten wechseln sogar einen Morgengruß und einige Offiziere finden sich gar zu einem Gespräch bei einem Gläschen Wein zusammen, was aber sofort vom Bataillonskommandeur Oberst v. Kielmannsegg strengstens untersagt wird. Es kam trotzdem zu einem regen Tauschhandel zwischen den Soldaten. Die Hannoveraner erhielten so beispielsweise für ihre Tabakvorräte französischen Wein.
Die Uniform der Kielmannseggeschen Jäger 1813 nach Knötel.
Lüneburger Jäger
Am 4. Februar trifft eine weitere Verstärkung der Hannoverschen Armee in Moorburg ein. Es ist das Lüneburger Jäger Bataillon, das am 20. Januar die gefrorene Elbe überquert hatte und von dort über Buxtehude, Horneburg und Neuenfelde marschiert war. Diese Einheit blieb bis zum 4. April in dieser Vorpostenstellung.
Von der Überquerung der Elbe gibt es folgenden Bericht:
„Der Übergang über die bis gegen Glückstadt hinunter mit Eis bedeckte Elbe war seit einigen Tagen dadurch besonders vorbereitet, dass man die ausersehene Eisbahn mit Stroh belegt und dieses wieder mit Wasser begossen hatte, wodurch bei strenger Kälte in und über dem Stroh eine neue Eislage gebildet war. Auf diese Weise hatte man mehrere Bahnen nebeneinander hergestellt, die aber doch sehr mißlich und nicht ohne Gefahr zu passieren waren. In der Tat gewährte es ein eigentümliches Schauspiel, unsere bespannten, auf den Schlitten ähnliche Unterlagen gesetzten Geschütze und Pulverwagen und in deren Gefolge die einzelnen Reitpferde in einiger Entfernung hintereinander auf diesem zerbrechlichen Wege über den mehr als eine Stunde breiten Strom ziehen zu sehen, Etwas später würde das eintretende Tauwetter hier den Übergang fast zur Unmöglichkeit gemacht haben.“
Ihre Feuertaufe erhalten die beiden Einheiten der Hannoverschen Armee bereits am 9. Februar 1814. General Benningsen beschloss für diesen Tag einen Großangriff auf die französischen Stellungen. Ziel war vor allem der Kommunikationsweg, welcher von Hamburg nach Harburg durch Wilhelmsburg führte und die Schanzen des Schwarzen Berges bei Harburg. Nahezu die gesamte Belagerungsarmee der Alliierten wurde bei diesem Angriff eingesetzt. Die Lüneburger Jäger begannen ihren Angriff von Moorburg aus um 3 Uhr morgens. Sie gingen auf dem Elbdeich gegen die französische Schanze in Lauenbruch vor. Die Verteidigungsanlage der Franzosen wurde im Sturm genommen und diese mussten sich bis Harburg zurückfallen lassen. Die Lüneburger gingen sofort daran die Verschanzung abzutragen. Schließlich blieben die Jäger hier in Bereitschaft und warteten den kompletten Tag auf den Befehl zum Angriff auf Harburg, der jedoch ausblieb. Unterdessen waren die Kielmannsegge’schen Jäger zum Sturm auf den Schwarzen Berg eingesetzt worden. Bei dem Gefecht dort, sollen wohl auch Geschosse der französischen Geschütze bis Moorburg ihre Kugeln gefeuert haben. Eine davon soll eine Fensterscheibe des Rubbert’schen Hauses zertrümmert haben, die danach auf dem Dachboden vorsichtig verwahrt wurde. Eine andere streifte den Eckständer der Harms’schen Kate, deren Spuren auch noch 100 Jahre bewundert werden konnten. Am Ende des Tages wurden jedoch alle Angriffsversuche von den Franzosen abgeschlagen. Am 17. Februar wurde ein weiterer Angriff der Alliierten, nach fast demselben Muster durchgeführt. Dieser Angriff führte zumindest dazu, dass die Franzosen sich zum größten Teil aus Wilhelmsburg zurückzogen.
An diesem Tag erlitten die Lüneburger an Verlusten 2 Tote, zu denen zählte auch der 15-jährige Fähnrich Sachse, und 10 Verwundete. Für den 9. Februar 1814, abends, werden als gefallen genannt vom Lüneburger Jäger-Bataillon Friedrich Hoffmann aus Memel, 22 Jahre alt, Ludwig Kortlaender aus Elstorf, 27 Jahre alt und Theodor Münnich aus Straßburg, 25 Jahre alt. Am 14. Februar starb außerdem Arnold Jacob aus Usingen. Auch in den folgenden Tagen kommt es zu weiteren Toten. Es starb am 18. Februar Friedrich Braunholz aus Schönberg in Mecklenburg und 20. Februar Carsten Christian aus Pattensen. Beide wurden aus Versehen durch Beschuss von Kameraden getötet.
Uniformen der Lüneburger nach Knötel.
Schon am Folgetag, dem 18. Februar werden weitere Truppen von der Belagerung Hamburgs und Harburgs abgezogen und in Richtung Niederlande in Marsch gesetzt. Zu diesen Einheiten zählen auch das Kielmannsegge’schen Jägerkorps. Das Kommando über das Blockadekorps vor Harburg war nun an den Generalmajor Lyon gefallen. Das Korps bestand zu diesem Zeitpunkt aus rund 8.500 Mann (9 Bataillone Infanterie, 14 Schwadronen Kavallerie und 16 Kanonen). Die beiden Hauptbestandteile waren die hannoverschen Truppen unter dem Oberstleutnant August von Klencke, darunter das Leichte Bataillon Lüneburg und später Anfang April das Harzer Schützenkorps unter dem Befehl von Oberstleutnant von Beaulien-Marconnay sowie die Truppen der Hanseatischen Legion. Die Verteilung hatte so stattgefunden, dass die Hanseaten die Einschließung rechts von Bullenhausen an der Elbe bis Hittfeld, also den rechten Flügel, die Hannoveraner den linken Flügel von Sottorf bis nach Lauenbruch bzw. Moorburg übernahmen. Die genaue Verteilung der Truppen auf dem linken Flügel sah wie folgt aus:
Kommandeur Oberstleutnant August von Klencke / Moorburg
Vorposten: Rugenbergen, Alterwerder, Hausbruch, Ehestorf
- Leichtes Infanterie Bataillon Lüneburg (Oberstleutnant von Klencke )/ Moorburg
- Leichtes Infanterie Bataillon Bremen-Verden (Major de Vaux)/ Francop
- Harzer Schützenkorps (Oberst von Beaulieu)/ Fischbeck, Neugraben
- 3 Schwadronen pensaischer Kosaken / Moorburg, Wiedthal, Ehestorf, Varendorf, Alvesen, Sottorf
- 2 Geschütze der russischen reitenden Batterie Nr. 30 / Moorburg
- 10 Geschütze der russischen reitenden Batterie Nr. 30 / Ovelgönne, Immenbeck
- 1 Kompanie russischer Sappeure / Eltstorf, Schwiedertorf
Abschnittsreserve: Oberstleutnant von Halkett / Harsefeldt, Moisburg, Hollenstedt
- Infanterie Bataillon Lauenburg (Major von Bennoit)
- Infanterie Bataillon von Bennigsen (Oberstleutnant von Bennigsen)
- Infanterie Bataillon von Langrehr (Major von Langrehr)
Alarmsammelplatz: Straße Buxtehude – Harburg, zwischen Fischbeck und Ovelgönne
- Lazarett und Munitionsdepot: Stade
Erste Offensive der Franzosen
Am 4. März 1814 gingen nun die Franzosen in die Offensive. Aufgrund von Unachtsamkeit des Wachpostens an der Moorburger Schanze, gelang es einer französischen Einheit sich in Schutze der Nacht vom Schwarzen Berg aus bis an die Verteidigungsposition der Lüneburger Jäger heranzuschleichen. Gerade als die Feldwachen an der Schanze gewechselt wurden, begann der unerwartete Angriff. Den Franzosen gelang es die Posten von der Schanze bis Moorburg zu umgehen und unter Beschuss zu nehmen. Die Schanze drohte nun von den restlichen Lüneburgern, die in Moorburg einquartiert waren, abgeschnitten zu werden. Nur dem jungen Leutnant Collmann ist es zu verdanken, dass die gefährliche Situation entschärft werden konnte. Dieser hatte, nachdem die ersten Schüsse gefallen waren, sofort einige Männer zusammengetrommelt und war in Richtung Schanze aufgebrochen, um den andrückenden Feind aufzuhalten. Unterdessen konnte der Kommandeur von Klenke mit dem inzwischen formierten Bataillon zur Verstärkung herbeieilen und den Feind aus Lauenbruch hinauswerfen und in seine Verschanzungen zurücktreiben. Unglücklicherweise geriet bei diesem Gefecht der tapfere Leutnant Collmann in Gefangenschaft und wurde erst nach der Kapitulation wieder freigelassen. Außerdem hatten die Lüneburger neben 6 Verwundeten auch weitere 4 Tote zu beklagen. Von diesen sind im Moorburger Kirchenbuch nur 2 eingetragen nämlich der Leutnant Heinrich Hansing aus Harburg (er war der Sohn des dortigen Bürgermeisters Johann Gottlieb Hansing) und der Jäger Diederich Bergmann aus Nienburg, 21 Jahre alt, die beide am 6. März abends auf dem Moorburger Friedhof beerdigt wurden. Laut Verlustliste stirbt außerdem der Soldat Johann Hollemann am 10.03.1814 in Buxtehude an seinen Verletzungen.
Am. 7. März gibt es einen weiteren Angriff der Franzosen, auch dieser ist ohne Erfolg. Das Lüneburger Bataillon hatte an Verlusten nur 4 Verwundete
Zweite Offensive der Franzosen
Ende März starteten die Franzosen erneut eine Anzahl größerer Aktionen im Harburger Raum. Am 1. April 1814 um 3 Uhr nachmittags griff General Pecheur mit 3 Bataillonen die Moorburger Schanze und den Elbdeich an. Er ließ zunächst eine Kanone in eine Deichbiegung schieben und von dort das Feuer auf die Schanze eröffnen. So konnte die französische Infanterie im Schutz dieses Geschützes vorrücken. Der Angriff schien zunächst erfolgreich zu verlaufen. Die französischen Soldaten gelangen mehrfach bis an die Brustwehr der Schanze, doch immer wieder vermochten die Lüneburger Jäger, von Oberstleutnant Klencke geführt, diese erfolgreich zurückzuschlagen. Die Kämpfe zogen sich bis in die Nacht hinein. Vom Schwarzen Berg aus schossen unterdessen Haubitzen auf die Häuser in Moorburg, um diese in Brand zu setzten und den Verteidigern den Rückweg abzuschneiden. Aber glücklicherweise brach kein Feuer aus und die Einwohner unterstützten sogar die Verteidiger, indem sie ihnen Lebensmittel und Getränke an die Front brachten. Doch die Franzosen machten keine Anstalten zurückzuweichen. Man beschloss also durch einen Gegenangriff, dem zähen Kampf ein Ende zu machen. Es wurde ein Abteilung von 60 Freiwilligen gebildet, die über einen Umweg über die Wiesen den Franzosen in den Rücken fallen sollte. Es gibt einen schriftlichen Bericht des einheimischen Höfners Carl Heinrich Nieber der möglichweise diese Aktion beschreibt (es gibt allerdings einige Unstimmigkeiten bzgl. des Datums und der Personennamen):
„Nachdem, und zwar am 5. und 6. Januar 1814 griffen die Franzosen die Moorburger Schanze an; deshalb führte ich von Hausbruch aus den Herrn Hauptmann von Rheden (vermutlich Hauptmann von Roden von der 5. Kompanie) mit dessen Jägerkompagnie mittels meines Wagens und zweier Pferde nebst zwei großen Eichenbohlen über die sogenannte Landscheide oder den Grenzgraben zwischen dem Hannoverschen und Hamburger Gebiet. Nachdem ich die vorgedachte Jägerkompagnie zu Fuß an den sogenannten Hinterdeich bis ungefähr das Moorburger Feld nach dem Hauptdeich geführt hatte, machte ich Halt. Jetzt fragte erwähnter Herr Hauptmann von Rheden, was denn nun zu tun sei, worauf ich demselben erwiderte: „Hier bei der Brücke zwischen dem Moorburger und Lauenbrucher Felde pflegt sonst wohl ein französischer Posten zu stehen, wohin ich mich begeben und demselben mich annähern werde. Sobald ich denselben erreicht habe, will ich mich seiner bemächtigen und um Beistand rufen.“ Auf solche Äußerung entgegnete gedachter Offizier, wie solches Zuviel von mir gewagt sein würde, da ich keine Militärperson sei, jedoch beharrte ich bei meinem Vorhaben, ohne mich abhalten zu lassen“ Herr von Rheden wiederholt dessen Äußerung mit dem Hinzufügen, ich möchte erwägen, dass ich Frau und Kinder habe. Dennoch ließ ich mich nicht abhalten, sondern verfügte mich zu dem französischen Posten. Dort angelangt, fand ich niemand, während die Franzosen an der Moorburger Schanze im Feuer standen und den Posten eingezogen hatten, in der Voraussetzung, wegen des Wassers an dieser Seite keinen Unfall befürchten zu müssen. Hierauf führte ich den Herrn Hauptmann von Rheden mit dessen Jägerkompagnie ungefähr bis auf 200 Schritte an die Franzosen heran, welche sich hinter der Schleuse zwischen Moorburg und Lauenbruch postiert hatten und fortwährend auf die Moorburger Schanze schössen und dieselbe wiederholt bestürmten. Als danach der mehrgedachte Herr Hauptmann dessen Kompagnie feuern ließ, stürzte auf die erste Salve der jenseits befehligende französische Großmajor an der vorerwähnten Schleuse. Oben an der Landscheide hatte ich sieben Jäger postiert, um zu beobachten, was nunmehr zu tun sei. Leider jedoch bei meiner Annäherung flogen mir die Kugeln um die Ohren, daher ich mich zur Erde niederlegen musste“ Das gegenseitige Feuer dauerte jedoch lebhaft fort, daher ich mich wieder erhob und mich eiligst auf den Hinterdeich begab, wo die postierten sieben Jäger sich befanden. Fortwährend regnete das Kugelfeuer, jedoch bewahrte das höhere Geschick meinen Körper, obgleich zwei Kugeln durch meinen Rock und eine durch den Rand meines Hutes flogen. Um so mehr lässt sich denken, dass ich nicht nur in jener Not, sondern lebenslänglich der allgütigen Vorsehung für die Bewahrung meines Lebens Dank schulde, der ich Frau und Kinder verließ und an der Spitze der unserseitigen Truppen dem Feinde entgegendrang. Solches Scharmützel ereignete sich im Jahre 1814 zwischen dem 5. und 6. Januar in tiefer Finsternis von abends 10 Uhr an, während von dem Postenkommando drei Mann verwundet wurden und einer davon, meinem Vernehmen zufolge, namens Rußmüller verstarb“.
Als die Franzosen merkten, dass sie sich im Kreuzfeuer zweier feindlicher Einheiten befanden, wichen sie langsam zurück. Schließlich um 11 Uhr am Abend wurde der Feind zurückgeworfen und auf dem Elbdeich bis zum Harburger Schloss verfolgt. Die Französischen Verluste sollen wohl sehr hoch gewesen sein, wozu wohl vor allem das Feuer der beiden russischen Geschütze und der überraschende Angriff im Rücken des Feindes beigetragen hatte. Es sollen 300 Tote und Verwundete Franzosen gewesen sein, darunter auch 2 Offiziere, die nur wenige Meter vor der Schanze tot aufgefunden wurden. Dagegen waren die Verluste des Lüneburger Bataillons, das 39 000 Patronen verschossen hatte, relativ gering. Von der Mannschaft waren 18 verwundet und 2 tot (laut Moorburger Kirchenbuch Neumann und N. N.).
Das Bataillon der Lüneburger Jäger wurde am 4. April von den äußersten Vorposten in Lauenbruch-Moorburg zurückgezogen und weiter zurück nach Francop und Neuenfelde verlegt. Doch hatte es täglich eine Kompagnie zum Vorpostendienst in Moorburg und alle 2 Tage 2 Kompanien nach Altenwerder abzugeben. Auch an dem im Folgenden beschrieben Kampf vom 4. April hat das Lüneburger Bataillon mit einigen Kompanien teilgenommen.
Harzer und Sollinger Jäger- und Scharfschützen-Bataillon
An die Stelle der zurückgezogenen Lüneburger Jäger traten nun die Harzer und Sollinger Jäger unter dem Kommando von Oberst Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay. Zu diesem Zeitpunkt bildete diese Einheit das leichte Bataillon des Infanterie-Regiments Grubenhagen. Es war am 16. März von Einbeck über Hannover, Celle durch die Lüneburger Heide und die Haake (Wald bei Harburg), bis nach Buxtehude marschiert und hatte am 30. März in Hausbruch Quartier genommen, bis es schließlich nach Moorburg verlegt wurde. Aus dem Biwak in Hausbruch gibt einen interessanten Bericht, der Einblick in das Lagerleben der Soldaten gibt:
„Dieses Biwakleben hat viele Ähnlichkeit mit dem der grunzenden Tiere. Sobald der Morgen dämmert, wird man durch die empfindliche Kälte aus seinem Schlaf erweckt. Man kriecht auf allen Vieren aus seinem Lager hervor zum Feuer, an dem noch der Kessel mit den Resten der gestrigen Suppe steht, denn es ist ein Hauptmerkmal dieses Zustandes, dass man zu jeder Zeit Hunger hat. Jetzt wird das Morgenmahl ganz in antiker Form genossen. Acht bis zehn Personen liegen und knien im Staube um den Topf her, und wenn Gabel, Messer und Löffeln mangeln, bedient man sich seiner natürlichen Waffen. Dann werden von neuem Fleisch und Erbsen oder Kartoffeln ans Feuer gesetzt, und man vertreibt sich die Zeit auf dem Erdboden, so gut man kann und will. Um sieben oder acht Uhr ist Appell. Dann wird man gewöhnlich Hinausgetrieben entweder aufs Pikett oder zum Patrouillieren, Tiraillieren ober Plänkeln. Auf dem Pikett, das häufig halbe oder ganze Stunden vom Lager entfernt liegt, bleibt man einen Tag und eine Nacht auf der offenen Heide und im Holze und erhält fast nichts mehr als geschrotnes Brot und Wasser. Neulich war mir ein Topf voll steifer Hafergrütze, ohne Salz und Butter in Schneewasser gekocht, an der mich einige Soldaten vom Lüneburger Regiment teilnehmen ließen, und eine Metze Kartoffeln in der Asche verbrannt, die einige Kosaken beim Patroullieren gestohlen hatten und in der Nacht zu meinem Feuer brachten, eine sardanapalische Mahlzeit. Wenn man nicht ins Pikett geht, kommt man nach einigen Stunden zurück und kann sitzen oder liegen, wo man will. Sobald die Erbsen gar sind, wird gegessen und dann gewöhnlich geschlafen. Überhaupt kehrt man sich nie an die konventionellen Zeiten und an die Vorschriften des bürgerlichen Lebens, sondern man lebt wie im Paradiese. Gegen Abend wird die Herde wieder gezählt, wer etwas zu essen hat, der isst, jeder wickelt sich in seinen Mantel, legt die Jagdtasche unter den Kopf, bettet sich auf die Heide und schläft so gut als man schlafen kann, wenn man jeden Augenblick erwarten muss, durchs Kommando aufgeweckt und einige Stunden durch Wald und Moor umhergeführt zu werden und den Feind zu beobachten“.
Auf dieser Karte sind in dunkelrot die Verteidigungsanlagen der Franzosen und in hellrot die Flächen der abgebrannten Häuser eingezeichnet.
Trotz der Niederlage am 1. April, unternahmen die Franzosen am 4. April 1814 noch einen weiteren Angriffsversuch gegen das Moorburger Bollwerk. Sie rückten in zwei Abteilungen aus, wovon eine Marschall Davout persönlich auf dem Deichweg führte, während die andere vom General Vichery rechts um die Anhöhe des Schwarzen Berges herumgeleitet wurde. Der Moorburger Schanze gegenüber, unterhalb des Schwarzen Berges, war eine Brustwehr aufgeworfen worden, welche Davout mit einem schweren Geschütz besetzen ließ. Zusätzlich hatten die Franzosen zur Unterstützung des Angriffes zwei Kähne mit Kanonen auf der Elbe herangeführt. Aber auch die Verteidiger der Moorburger Schanze hatten sich verstärkt. Zwei russische Geschütze der reitenden Batterie Nr. 30 hielten jetzt die französischen Kanonenboote auf Abstand und verhinderten so ihr eingreifen. Dies ermöglichte den Angriff Davouts mit Kartätschenfeuer zu begegnen. Zunächst standen die Lüneburger Jäger im Feuer und als diese verschossen hatten, rückten die Harzer Jäger in ihre Stellung. Mittlerweile hatten die russischen Geschütze zwei der französischen Pulverwagen in die Luft gesprengt und eine Kanone zerschossen. Nach 2 Stunden Kampf zogen sich die Franzosen zurück. Unterdessen verhinderte das Bataillon Bremen-Verden den Vorstoß der Franzosen aus Richtung Schwarzem Berg. Die Franzosen hatte etliche Tote und Verwundete, während die Verteidiger einen toten Offizier (Hauptmann Wolf vom Bataillon Bremen-Verden), einen toten Soldaten (Gerhard Hartmann aus Grubenhagen) und einige Verwundete zu beklagen hatten.
Eines der alten Häuser, die noch in Moorburg stehen.
Hier ein kleiner Bericht eines Harzer Jägers, der in einem der Häuser in Moorburg einquartiert war:
„Ich sitze in einer engen Bauernstube mit vierzehn meiner Kameraden, die an demselben Tische, woran ich schreibe, mit sehr verschiedenen Arbeiten beschäftigt sind. Einige reinigen ihre Büchsen, andere gießen Kugeln, noch andere machen Patronen, hinter dem Ofen schreit ein krankes Kind in der Wiege, und ein alter Bauer flickt seinen zerrissenen Rock. Draußen auf dem Elbdeich, der dicht ans Haus stößt, ziehen Soldaten hin und her; bald sieht man eine Kanone vorüberfahren, bald geht eine Reihe Schanzengräber vorbei; vom schwarzen Berge hinter Harburg fliegen die Kugeln sausend herüber, und unsere Kartätschen antworten ziemlich nachdrücklich. Jenseits der Elbe liegt Hamburg wie eine ehrwürdige Ruine und streckt seine hohen Türme wie große Notfahnen traurig durch den Nebel. – Unser hiesiger Dienst ist sehr beschwerlich. Die ganze Kompagnie (120 Mann) schläft in einem Hause; keiner von uns darf seine Waffen, nicht einmal die Jagdtasche ablegen; die Büchse muss während des kurzen Schlafs über dem Arm hängen. Um drei Uhr morgens müssen wir hinaus und bis um acht Uhr unter dem Gewehr stehen. Schon seit vierzehn Tagen habe ich weder Kleider noch Schuh ablegen dürfen.“
In den nächsten Tagen kam es immer wieder zu kleinen Vorstößen der Franzosen, denn die hatten an den roten Uniformen der Harzer Jäger erkannt, dass eine neue und vielleicht noch unerfahrene Einheit die Verteidigung der Moorburger Schanze übernommen hatten. So rückte eine Abteilung Franzosen auf und neben dem Deich von Harburg aus vor und führte auch zwei Ausfallgeschütze mit ins Gefecht. Von der Schanze begann auf beiden Seiten ein heftiges Geschütz-und Gewehrfeuer. Als um 4 Uhr Nachmittags eine neue Kompanie Harzer Jäger zur Ablösung vorgeschickt wurde, bemerkte diese, dass die Geschütze der Franzosen viel zu hoch feuerten, so dass nur einige an der Außenseite des Deiches stehende Pappeln beschädigt wurden. Am Abend zogen sich die Franzosen ohne Erfolg zurück, anscheinend unter Mitnahme der Toten und Verwundeten.
Diese Art der Ausfälle der Franzosen wiederholte sich nun meist in der Morgendämmerung, wobei es sich immer nur um kleinere Abteilungen handelte, so dass die Harzer Jäger ihre Feldwachen nicht einziehen mussten, sondern diese aus ihrer Deckung hinter Bäumen, Büschen und Bodensenken neben dem Deich den Feind beschießen konnten. In diesen Tagen wurde auch ein russisches Landwehr-Bataillon nach Moorburg verlegt, welches die Aufgabe erhielt, die Schanze noch einmal auszubauen und zu verstärken.
Das letzte Gefecht
Am 11. April 1814, dem 2. Osterfeiertag kam es zu einem letzten schweren Angriff der Franzosen. Angeblich hatten die Franzosen bei Neuland den Deich durchstochen, um so zu verhindern, dass die Alliierten ihre Truppen verschieben und so auf den Angriff koordiniert reagieren konnten. Die ganze Niederung bis nach Buxtehude hin wurde überschwemmt. Das Wasser drang in die Häuser, so dass die Soldaten, aus ihren Quartieren vertrieben wurden und sich auf den Dachboden der Gebäude flüchten mussten. Von dort aus legten sie Bohlen und Bretter aus den Bodenluken zum Deich, der nun überall eine paar Meter aus dem Wasser herausragte, um so die Deichstraße erreichen zu können. So konnten die Harzer Jäger doch zur Moorburger Schanze gelangen und dort dem Angriff der Franzosen begegnen. Die Franzosen musste sich eilig zurückziehen und ließen sogar ihre Toten zurück, die schließlich in der Umgebung der Schanze von den Harzer Jäger bestattet wurden. Doch auch die Harzer Jäger hatten einige Verluste zu beklagen. Es fielen die Jäger Wilhelm Weiße (20 Jahre / Bockswiese am Harz), August Wilhelm Diederich (21 Jahre / Andreasberg) und Heinrich Kuhlmann (23 Jahre alt /Kloster Dosse). Nach dem 11. April 1814 haben wohl noch hin und wieder Alarmierungen stattgefunden, doch die eigentlichen Kämpfe um die Moorburger Schanze waren zu Ende. In den nächsten Tagen melden sich immer wieder französische Deserteure bei den Vorposten, ein sicheres Zeichen, das die Kapitulation kurz bevor steht.
Erneut Russische Truppen
Die Hannoverschen und Hanseatischen Truppen wurden daraufhin von der Belagerung Harburgs abgezogen, zum großen Teil in Richtung Rhein in Marsch gesetzt und durch das russische Korps des Grafen General Tolstoy ersetzt. Dieser rückt mit 4 Bataillonen regulärer Infanterie, 12 Bataillonen Miliz, 3 Schwadroner regulärer Kavallerie, 1 Regiment reitender Miliz, 1 Regiment Don Kosaken und 36 Geschützen in das Harburger Umland und führt dort die Belagerung fort. Zusätzlich erhielt die Belagerungsarmee schwere Geschütze aus Glücksburg, Rendsburg und Lübeck. Außerdem zog man eine kleine Elbflotte zusammen. Es wurden dazu einige Kähne mit Kanonen bestückt und 16 englische kleine Boote und 2 Briggs kamen unter Führung von Kapitän Marshall aus Helgoland.
Trotzdem schon Übergabeverhandlungen zwischen den Franzosen und den Alliierten in Gange waren, erfolgte am 25. April 1814 ein Angriff auf den südlichen Brückenkopf des Kommunikationsweges. Während die zwei englischen Briggs und die Kanonenboote die Schanze bei Schrevenhof angriffen, wurde das Blockhaus am Brückenausgang vor Harburg von Kanonenbooten und der Schanzenbatterie in Moorburg beschossen. Obwohl sich die französischen Sicherungsboote zurückziehen mussten, verloren nur die Engländer eines ihrer Boote. Auch das Blockhaus trug durch den Beschuss keinen Schaden davon. Mit diesem Angriff endeten die Kämpfe rund um Hamburg endgültig. Am 28. April gab Davout den Befehl, die weiße Fahne auf dem Turm der St. Michaelis-Kirche aufzuziehen.
Rund 100 Jahre nach den Ereignisse gab es an der Stelle, an der die Moorburger Schanze einst stand, ein Gasthaus mit gleichem Namen.
Moorburg heute
Heute ist das Dorf Moorburg eingezwängt zwischen Autobahn, Kraftwerk und Container-Terminal. Das benachbarte, damals von den Franzosen besetzte Lauenbruch, ist komplett verschwunden. Das Dorf musste dem Ausbau des Hamburger Hafens weichen. Und doch bildet Moorburg mit seinen schönen Häusern, der alten Kirchen, dem Moor und Wald eine wunderschöne Oase am Rand der Hamburger Industrie. Wer ein wenig sucht, der findet noch einige Spuren, welche an die Kämpfe um die Moorburger Schanze erinnern.
Der schwarze Kreis zeigt den Standort des Dorfes Moorburg und der rote Kreis die Lage der Moorburger Schanze. Gut zu erkennen sind auch noch die Wassergräben des Harburger Schlosses, rechts auf der Karte.
Seit ein paar Jahren gibt es einen neuen Straßennamen in Moorburg. An der Kreuzung Moorburger Hauptdeich / Moorburger Elbdeich steht ein neues Straßenschild, das den ursprünglichen Anfang des Moorburger Elbdeichs nun als „Moorburger Schanze“ bezeichnet. Auf dem Moorburger Kirchdeich liegt vor dem Haus Nr. 15 ein Felsblock mit der Inschrift „Zur Erinnerung an die Moorburger Schanze – 600 Jahre Moorburg zu Hamburg 1375 – 1975″. Dieser Gedenkstein hatte seinen Platz ursprünglich an genau der Stelle, wo heute die Straße Moorburger Schanze beginnt, und wurde anlässlich der 600-Jahr-Feier dort aufgestellt. Bis Bomben es im 2. Weltkrieg zerstörten, gab es an eben dieser Stelle sogar ein Gasthaus mit dem Namen „Moorburger Schanze“. Im Hause gegenüber wohnte in den Vorkriegsjahren die Familie Schanzenmeyer. Sie war es, die 1814 für den Bau der Schanze ihr Haus opfern musste. Auch das kleine Denkmal im Garten aus 2 gekreuzten Gewehren und mehreren Kugeln zusammengesetzt, erinnerte mit seiner Inschrift „Zur Erinnerung an die Schlacht am 11. April 1814“ an jene Zeit. Ebenfalls bis zu den Vorkriegsjahren konnten Besucher den ehemaligen Sitz der Mairie, das Haus Nr. 35 besichtigen. Eine kleine Tafel, geschmückt mit dem Hamburger Wappen, hing über dem Eingang. Auf ihr war zu lesen: „Hier war während der Franzosenzeit der Sitz der Mairie Moorburg. Maire war W. H. Bauer, Untermaire Hans Hinrich Meyer. Gott erhalte unserm Vaterland Friede und Freiheit.“
Der Gedenkstein auf dem Moorburger Friedhof.
Vor allem auf dem Friedhof der alten Magdalena-Kirche findet man noch Zeugnisse der damaligen Ereignisse. Dort sind auf einem weiteren Gedenkstein die Namen von insgesamt 13 Gefallenen der Kämpfe um die Moorburger Schanze verewigt, die auf dem Moorburger Friedhof beigesetzt wurden. Unter ihnen der Sohn des Bürgermeisters von Harburg, Heinrich Hansing, der zusätzlich noch einen eigenen Grabstein in der Nähe der Eingangspforte bekam. Dieses Denkmal, vom Herrn Bildhauer Emil Koehler aus Harburg im Jahr 1909 gefertigt, ist aus rotem Sandstein hergestellt und hat eine Höhe von 2,70 m. Dem durch das Friedhofsportal eintretenden Besucher zeigt sich auf der Rückseite ein Lorbeerkranz mit der Jahreszahl 1814. Auf der Vorderseite ist oben der Lüneburger Tschako mit dem Namenszug GR nachgebildet, darunter der Offiziersdegen mit dem Wehrgehenk und mit der Scheide gekreuzt. Dann folgt in schwarzen eingelassenen Buchstaben die Inschrift: „Hier ruhet Leutnant Heinrich Hansing, geb. zu Harburg den 25. Dezember 1795, gefallen vor der Moorburger Schanze den 4. März 1814.“ Die Embleme auf der Vorder- wie Rückseite sind in Bronze ausgeführt.
Die Magdalena-Kirche heute.
Der ehemalige Standort der Moorburger Schanze liegt heute in unmittelbarer Nähe der Kohlelagerhallen des neuen Kraftwerks.
Wer mehr über Moorburg erfahren möchte, der sollte auf jeden Fall diesem tollen und informativen Link folgen: http://www.hamburg-moorburg.de/
Der Gedenkstein am Moorburger Kirchdeich.