Belgisches Armeemuseums / 1. Weltkrieg – Flugzeughalle

In einem älteren Bericht hatte ich bereits über das fantastische belgische Armeemuseums in Brüssel berichtet. Da ich gerade ein wenig im 1. Weltkrieg unterwegs bin, habe ich mein altes Bildmaterial noch einmal hervorgeholt und möchte mit den nachfolgenden Zeilen und Fotos auf die Sammlung dieses Museums zu dieser Epoche hinweisen.

Auf der umlaufenden Empore der beeindruckenden Flugzeughalle des belgischen Armeemuseums ist die Sammlung von Flugzeugen des 1. Weltkriegs, der ersten Jahre der Fliegerei und der Zeit zwischen den Weltkriegen untergebracht. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf der Geschichte der belgischen Flugzeuge und Piloten, es gibt aber auch einige Leckerbissen anderer Nationen.

Voisin ‘de Caters’ No.IV

Im November 1908 unternahm der wohlhabende Luftfahrtbegeisterte Baron Pierre de Carters den ersten kontrollierten Flug über Belgien. Sein Flugzeug war ein von Voisin gebauter Doppeldecker mit belgischem Motor. Später flog er auf „Air Shows“ in Istanbul, Kairo und Indien. Dieser im Foto gezeigte Nachbau wurde 1973 in Frankreich für den Fernsehfilm „Les faucheurs de marguerites“ gebaut. Die Überreste, die man später aus der Sammlung von Jean Salis erworben hatte, wurden umgebaut, um die Maschine „de Caters“ von 1908 nach originalgetreuer darzustellen. Dies wurde im Oktober 2008 pünktlich zum 100. Jahrestag des ursprünglichen Fluges von 1908 abgeschlossen.

Battaille Triplane

Der belgischen Konstrukteur César Bataille baute noch vor dem Ersten Weltkrieg dieses großartige Dreideckerflugzeug. Er war zudem Erfinder einiger Bomben für die belgische Armee, eines Visiers und nicht zuletzt auch Bildhauer. Die Battaille Triplane konzipierte er 1910 und baute die Maschine im folgenden Jahr. Das Flugzeug hatte einen Motor mit 40 CV (CV steht für Cheval fiscal, frz., wörtlich übersetzt „steuerliches Pferd“) und war für seine Zeit sehr innovativ, da es ein System besaß, das es ermöglichte, die Inzidenz des oberen Flügels während des Fluges zu regulieren. Die hier im Museum ausgestellte Maschine ist eine Mischung aus Originalteilen und einer Replica.

Farman MF11

Die zweisitzige französische Farman M.F.11 war eine der ersten Maschinen, die auf alliierter Seite zum Einsatz kamen. Sie wurde als Aufklärungsflugzeug und leichter Bomber ab 1914 eingesetzt. Das Flugzeug wurde in Lizenz von vielen Herstellern gebaut, wie z. B. Fiat. Deshalb gab es auch diverse Varianten mit unterschiedlichen Motoren. Eine M.F.11 flog am 21. Dezember 1914 den ersten Bombenangriff im Ersten Weltkrieg. Der Angriff richtete sich gegen deutsche Artilleriestellungen im belgischen Ostende. Erst als die deutschen Fokker Eindecker 1915 an die Front kamen, musste die veraltete Maschine zurückgezogen werden.

Caudron G.III

Die Gebrüder Rene und Gaston Caudron produzierten mit ihrer Firma „Société des aeroplanes Caudron“ in Issy-les-Moulineaux seit 1909 Flugzeuge. Im Dezember 1913 flog die G-III erstmals einen Looping, im Mai 1914 überbot eine Caudron G-III in Le Crotoy mit 16 Stunden und 28 Minuten den bisher von deutschen Flugzeugen gehaltenen Dauerflugrekord. Wegen ihrer geringen Bewaffnung und Geschwindigkeit wurde sie ab Mitte 1916 aus den Frontverbänden der französischen Fliegertruppe zurückgezogen. Nach dem Abzug aus den Fronteinheiten wurde die Maschine als Schulflugzeug verwendet. Etwa 17.000 Piloten sollen auf der Caudron G-III ausgebildet worden sein.

Hanriot HD.1

Bei der Hanriot HD.1, einem französischen Jagdflugzeug, dass 1916 in Dienst gestellt wurde, handelte es sich um einen einstieligen Doppeldecker. Rumpf und Tragflächen waren stoffbespannte Holzkonstruktionen mit Duraluminiumblechen im Vorderrumpfbereich, wobei die Leitwerke mit einem Stahlrohrrahmen verstärkt waren. Obere und untere Tragflächen waren unterschiedlich lang und gestaffelt ausgeführt, wodurch der Pilot eine hervorragende Sicht bekam. Die Hanriot HD.1 war ein leicht zu fliegender und sehr wendiger kleiner Jäger, der trotz einfacher Bewaffnung und des etwas leistungsschwachen Motors zu einem der meistgefertigten Jagdflugzeuge des Ersten Weltkrieges wurde. Das hier im Museum gezeigte Modell einer Hanriot-Dupont HD-1 war noch bis 1922 in Dienst und gilt heute als einziges Originalexemplar.

Nieuport 17 C.1

Die Nieuport 17 wurde 1916 erstmals gebaut und gehörte zu den am meisten geflogenen Jagdflugzeugen des Ersten Weltkriegs. Das Flugzeug kam ab März 1916 in Frankreich zum Einsatz und wurde später von vielen anderen Armeen geflogen, beispielsweise vom britischen Royal Flying Corps, von den Luftstreitkräften der USA, der belgischen, russischen und italienischen Fliegertruppe. Die deutschen Flugzeughersteller erhielten Beuteflugzeuge und versuchten mehrfach, die Nieuport 17 zu kopieren. Die Euler D.I und die Siemens-Schuckert D.I waren fast naturgetreue Nachbauten, aber auch Albatros D.III und Pfalz D.III übernahmen Merkmale der Konstruktion. Das Originalexemplar im Belgischen Armeemuseum ist die letzte erhaltene Nieuport 17 C1. Der Jäger flog ab 1917 bei der 1. und 5. Staffel der belgischen Streitkräfte.

Sopwith F.1 Camel

Sicher einer der bekanntesten Doppeldecker-Typen der Alliierten im 1. Weltkrieg, die Sopwith F.1 Camel. Sie war mit 1.294 getätigten Abschüssen das erfolgreichste britische Jagdflugzeug des ersten Weltkrieges. Den Spitznamen Camel bekam das Flugzeug wegen der höckerartigen Verkleidungen der beiden Maschinengewehre. Zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt wurde aus dem Spitznamen die offizielle Bezeichnung. Erstflug war im Dezember 1916. Insgesamt wurden 5.490 Stück dieses Flugzeuges hergestellt.

Sopwith 1 ½ Strutter

Die Sopwith 1½ Strutter wurde sowohl als einsitziger Bomber als auch als doppelsitziges Jagdflugzeug eingesetzt. Die 1½ Strutter ersetzte ab April 1916 allmählich die veralteten Airco D.H.1 und Royal Aircraft Factory F.E.2 mit ihren Druckpropellern und half, gegen die deutschen Fokker-Eindecker, die Luftüberlegenheit für die Alliierten zurückzugewinnen.

Bristol F.2 b

Bei dem Bristol F.2 Fighter handelte es sich um ein britisches zweisitziges Doppeldecker-Jagdflugzeug. Auffällig ist vor allem, dass die Motorwelle ganz unten aus dem Bugbereich ragt. Der erste Einsatz dieses Typs erfolgte im September 1916. Das Flugzeug wurde umgangssprachlich auch Bristol Fighter, Brisfit oder auch Biff genannt. Als die F.2A im April 1917 an der Schlacht von Arras teilnahmen, kam es aufgrund einer falschen Taktik, sie sollten im Formationsflug kämpfen, zum Desaster. Vier der sechs Maschinen wurden von fünf Albatros D.III des Jasta 11 unter der Führung von Manfred von Richthofen abgeschossen. Nach diesem Vorfall wurden die Maschinen nur noch allein eingesetzt, Durch das vorwärtsfeuernde Vickers-MG, die hohe Geschwindigkeit, die Manövrierfähigkeit sowie die geänderte Taktik konnte man die Leistung im Kampf deutlich verbessern.

FBA Typ H

Franco-British Aviation (FBA) war ein Flugzeughersteller mit Sitz in London und Produktionsstandorten in der Nähe von Paris. Das auf Wasserflugzeuge spezialisierte Unternehmen wurde von Louis Schreck und André Beaumont gegründet. Das Flugboot Schreck FBA Typ H in der Ausstellung wurde bis 1918 von den belgischen Streitkräften eingesetzt. Die meisten FBA H wurden von der französischen und der italienischen Marine genutzt, welche die Maschine ebenfalls in Lizenz produzierte.

RAF RE.8

Hier zu sehen, ist ein zweisitziger britischer Doppeldecker-Bomber vom Typ Royal Aircraft Factory R.E.8 Die Besatzungen dieser Flugzeuge nannten sie liebevoll „Harry Tate“. Die R.E.8 sollte die leicht verwundbare B.E.2 ersetzen. Obwohl die R.E.8 gegenüber der B.E.2 ein Fortschritt war, galt sie als eines der schlechtesten Flugzeugmodelle im Ersten Weltkrieg, trotzdem wurden insgesamt 4.099 Maschinen gebaut. Heute gibt es nur noch zwei Original-Maschinen, eine im Imperial War Museum Duxford und eine im Armeemuseum Brüssel.

SPAD S.XIII C1

Die französische SPAD S.XIII kam erstmal im April 1917 in den Fronteinsatz. Vorläufer dieser Maschine waren die französischen Nieuport-Jäger, die bereits seit September 1916 im Einsatz waren. Dieser Typ war den moderneren deutschen Albatros-Jagdflugzeugen jedoch unterlegen, so dass der berühmte Jagdflieger Georges Guynemer eine verbesserte Version forderte. Im Kampf zeigten sich bald die herausragenden Fähigkeiten der SPAD XIII C1, so dass rund 10.000 Maschinen bestellt, allerdings bis Kriegsende nur 8.472 Exemplare gebaut wurden. Viele bekannte Piloten flogen den Typ im Kampf, darunter die französischen Piloten Georges Guynemer und Rene Fonk, der Italiener Francesco Baracca und die Amerikaner Eddie Rickenbacker und Frank Luke. Die Höchstgeschwindigkeit von 225 Km/h wurde von kaum einem anderen Flugzeug erreicht. Sechs SPAD XIII C.I sind bis heute erhalten geblieben.

Halberstadt C.V

Die Halberstadt C-Typen der Halberstädter Flugzeugwerke waren zweisitzige Aufklärungsflugzeuge der deutschen Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg. In großer Zahl kam in den letzten Kriegsmonaten nur die C.V als Fernaufklärer in die Truppe, bei der Kameras im Cockpitboden des Beobachters montiert wurden. Die C.V teilte sich mit der Rumpler C.VII-Rubild den Ruf, der beste deutsche Fotoaufklärer im Krieg gewesen zu sein. Nur noch eine einzige Halberstadt C V existiert noch heute. Der Aufklärer kam als Reparationsleistung nach Belgien und gehört seit 1921 zum Bestand des Armeemuseums. Das Flugzeug wurde bei meinem Besuch restauriert.

Fokker Dr.I

Die rote Fokker Dr.I von Manfred von Richthofen (der „Rote Baron“) ist mit Sicherheit das bekannteste Flugzeug des 1. Weltkrieges. Richthofen erzielte 19 seiner insgesamt 80 Abschüsse mit dieser Maschine. Die Fokker Dr.1 steht nicht in der Flugzeughalle des Museums, sondern hängt in der Ausstellung über den 1. Weltkrieg. Sie wurde mit Originalteilen aufgebaut und gehört angeblich zu den besten Repliken dieses Typs.

Morane Saulnier MS.315

Die Morane-Saulnier MS.315 ist ein Schulflugzeug des französischen Herstellers Morane-Saulnier. Die MS.315 wurde auf Basis der erfolgreichen Flugzeuge der 1920er-Jahre der Firma entwickelt und hatte im Oktober 1932 ihren Erstflug. Insgesamt wurden 346 Stück des Schulflugzeuges für das Militär gebaut, davon 33 erst nach dem Kriegsende durch das Unternehmen SNCA du Centre.

Gondeln der Zeppelin Luftschiffe LZ-62 / L-30

Der Zeppelin LZ 62 war das 69. Luftschiff des Grafen Zeppelin und das 25. Luftschiff für die Kaiserlichen Marine, wo es die Bezeichnung L 30 erhielt. L 30 war das Typschiff der Klasse „R“, der sogenannten Superzeppeline mit zwei zusätzlichen Motorgondeln mit Druckpropellern seitlich versetzt unter der Rumpfmitte. Von den sechs Motoren saß einer am Ende der Führergondel, zwei weitere in Einzelgondeln in der Rumpfmitte und drei in der hinteren Gondel. Hier trieben sie eine Druckluftschraube am Gondelende an sowie über Fernwellen und Kegelradgetriebe zwei Propeller an den Seiten des Schiffskörpers. Mit zehn Maschinengewehren, davon drei oben auf dem Schiffsrumpf, verfügten L 30 und ihre Schwesterschiffe über eine verstärkte Abwehrkraft und konnten fast fünf Tonnen Bomben mitführen. L30 wurde am 17. November 1917 in Seerappen außer Dienst gestellt und in seiner Halle aufgehängt. Im Jahr 1920 wurde er zerlegt als Reparation an Belgien ausgeliefert und verschrottet. Eine Motorgondel sowie weitere Teile sind seitdem im Armeemuseum in Brüssel ausgestellt.

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