Von Matten und Platten

Im Laufe der letzten Jahre sind viele TableTop-Spieler mehr und mehr dazu übergegangen, keine festen Platten, sondern Matten als Wargaming – Spielfläche zu nutzen.Obwohl ich schön gestaltetem Gelände immer den Vorzug geben würde, gibt es auch für mich Einsatzmöglichkeiten, bei denen ich flachen und flexiblen Matten den Vorzug geben würde. Außerdem muss man die beiden Varianten gar nicht streng trennen, oft ist nämlich auch eine Kombination aus plastischem Gelände und flachen Matten eine gute Wahl. Wie so oft, hängt der Einsatz dieser oder jener Variante von der Spielthematik und dem Maßstab ab, aber auch Ort, Zeit und Kosten spielen eine Rolle. Ich will mit diesem Bericht das Für und Wider abwägen, eine Übersicht der Auswahlmöglichkeiten geben und meine persönlichen Vorlieben erläutern.

Bei den Matten und Platten muss sich in die Optik nicht zwingend unterscheiden, die einen haben jedoch einen flexiblen, die anderen einen festen Untergrund. Beide Variante können fertig gekauft oder selbst gebaut werden. Bei den Matten ist oft der bedruckte oder gestaltete Stoff entscheidend für das Einsatzgebiet (dazu später mehr). Platten haben den Vorteil, dass das Gelände nur wenig Auflagefläche benötigt, es reichen eigentlich meist ein paar Böcke aus dem Baumarkt oder ein Tisch, der aber gar nicht einmal die Größe der Spielfläche haben muss. Matten brauchen hingegen eine glatte Fläche als Untergrund, welche die gleiche Größe wie die Matte selbst aufweisen muss.

Bei der Auswahl der Spielfläche sollte man zunächst die Kriterien Optik. Spielbarkeit, Einsatzmöglichkeit, Zeitaufwand, Transport, Lagerung, Haltbarkeit und Kosten gewichten und abwägen. Bei mir stehen beispielsweise Optik und Spielbarkeit im Vordergrund, aber je nach Spielsystem und Maßstab kann die Entscheidung für Matte oder Platte ausfallen.

Plastisch gestaltete Spiel-Platten (Eigenbau)

Diese Art der Spiel-Platte ist sozusagen die Krone der Schöpfung, zumindest in Sachen Optik und Ästhetik. Der Bau ist aber sehr aufwendig, der Transport schwierig und die Einsatzmöglichkeiten begrenzt. Der große Vorteil bei dieser Geschichte ist aber natürlich, dass man ein Gelände ganz nach seinen Vorstellungen bekommt. Will man sehr hohe Erhebungen darstellen, sollte man übrigens aus Transport- und Lagerungsründen mehrteilig arbeiten. Meine Faustregel dabei lautet, dass jede Platte auf die Rücksitzbank eines herkömmlichen PKWs passen sollte. So lassen sich einzelne Platten von 120 x 60 cm und einer Höhe bis zu 10 cm problemlos transportieren. Berge oder Steilhänge können dann einzeln im Kofferraum verstaut werden und beim Zusammenbau aufgelegt werden. Die Kosten für eine solche Platte halten sich in Grenzen. Für einen Standard-Platte mit den Maßen 120 x 180 muss man mit ca. 100 Euro rechnen.

Die großen Felsen sind aufgelegte Geländeteile.

Flache gestaltete Platten (Eigenbau)

Ein weiterer Schritt in die Richtung von mehrteiligem, gestaltetem Gelände, wären komplett flache Platten, die individuell mit aufgelegten Geländeteilen bestückt werden. Ich habe tatsächlich eine ganze Reihe solcher Platten, eine für Wüste, eine für Schnee und eine für Grasland. Die flachen Geländeplatten können Straßen oder auch einen eingearbeiteten Fluss enthalten. Durch kleine Hügel, Felsen, Straßen, Flüsse, Brücken und Gebäude lassen sich nahezu unendlich unterschiedliche Geländeformen darstellen. Für mich ist diese Art der Geländeplatte immer noch die beste Alternative zwischen Optik, Spielbarkeit und Transportmöglichkeiten.

Gestaltete Spiel-Platten (Gekauft)

Es gibt auch einige wenige Hersteller, die gestaltete Platten fertig zum Kauf anbieten. Ein Beispiel wäre die Firma Ziterdes, welche quadratische Module anbietet, die man zu 120 x 180 cm Spielplatten zusammenstellen kann. Die Kosten für eine solche Größe liegen bei ca. 140 Euro. Beim Kauf ist man aber natürlich auf das sehr beschränkte Angebot im Markt angewiesen.

Das Plattensystem von Ziterdes

Acyrl-Matten (Eigenbau)

Eine ganze Zeit lang gab es im TableTop-Hobby einen Trend zu sogenannten Acyrl-Matten. Dabei ist Maler-Acryl das verbindende Element zwischen einem Stück Stoff und der mit Sand, Farbe und Grasstreu gestalteten Oberfläche. Das Ganze sieht praktisch wie eine flache, gestaltete Platte aus, lässt sich aber durch das flexible Acryl rollen und damit in manchen Fällen einfacher transportieren. Ich sage hier extra „in manchen Fällen“, da eine solche gerollte Matte aufgrund der Oberflächengestaltung sehr dick und schwer werden kann. Häufig ist so eine Rolle dermaßen unhandlich, dass man sie ebenfalls nur mit dem PKW transportieren kann. Die Herstellung einer solchen Matte ist relativ kostengünstig und beläuft sich auf rund 50 bis 60 Euro für eine Fläche von 120 x 180 cm. Bei diesem Matten-Typ verwendet man, wie bei den flachen Platten, Geländeteile, die aufgelegt werden. Ein sinnvolles Crossover zwischen Acyrl-Matte und plastischen Geländeplatten wären flache Geländeteile, wie eine Straße oder ein Feld, welche als Acyrl-Matte hergestellt und auf das plastische Gelände gelegt werden. Durch den flexiblen Untergrund passen sich die Geländestücke dann perfekt an die unterschiedlich hohe Oberfläche an.

Acryl-Matte, gebaut von Frank Bauer.

Grasmatten (Gekauft)

Und natürlich haben auch verschiedene Hersteller diesen Trend genutzt und bieten Spielmatten an, die eine solche mit Gras und Sand gestaltete Oberfläche aufweisen. Das reicht von sehr einfachen, sehr schlichten Grasmatten, wie von der Firma NOCH für rund 20 Euro, bis zu der Hightech  „Static-Grass Premium Rubber-Backed BattleMat“ (ca. 90 Euro + Versand und Zoll aus den USA) von Killingfields Terrain. Die Matten von Killingfields Terrain sehen vielversprechend aus. Die Matten sind eine Weiterentwicklung der Stactic-Gras Flex BattleMat, haben einen neuen Untergrund und werden zukünftig nicht mehr gefaltet (das war keine gute Idee… Faltenbildung ist das Stichwort), sondern gerollt versendet. Von dieser Firma kann man außerdem die bei vielen Speilern beliebte „Teddy BattleMat“ (ca. 60 Euro + Versand und Zoll aus den USA) erwerben. Bei diesen Matten besteht ein Großteil der Oberfläche aus langfaserigen Teddybär-Fell. Wer Grasland (Afrika oder Great Plains usw.) darstellen möchten, der kommt auf seine Kosten, allerdings stehen Figuren meist nur schlecht in den hohen Fasern.

Die neue Static-Grass Premium Rubber-Backed Mat von Killingfields Terrain.

Und hier die Teddy-Fell Variante von Killingfields Terrain.

Vinyl- / Mousepad-Matten (Gekauft)

Der Hype der Spielmatten begann zunächst mit einem Vinyl-Untergrund, also einem Material, wie es auch bei LKW-Planen Verwendung findet. Schon bald wurden diese Vinyl-Matten aber bei vielen Herstellern durch eine Auswahl von Neopren- bzw. Mousepad-Matten ergänzt. Diese Mousepad-Matten sind zwar deutlich teurer, sie liegen aber dafür absolut flach auf dem Spielfeld, sobald sie ausgerollt wurden. Eine Vinyl- bzw. PCV-Matte kostet bei einer Größe von 120 x 180 rund 50 Euro, die gleiche Größe in Mousepad-Qualität kostet rund 70 Euro.

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Man erkennt schnell den Nachteil der Vinyl / PVC Matten. Sie liegen nach dem Ausrollen nicht gleich flach auf dem Tisch. PVC-Weltraum-Matte von Gale Forth Nine und darunter eine Neopren-Matte von Fantasy Flight Games.

Eine Wassermatte von Deep Cut Studio mit aufgelegtem Gelände.

Luftkampfmatte von Deep Cut Studio.

Ich besitze einige dieser Mousepad-Matten, die Ideal für Luft-, Weltraum-, und Seegefechte sind. Die See-Matten lassen sich auch gut mit aufgelegtem Gelände kombinieren, wodurch man Küsten, Inselwelten oder auch ein Hafenbecken darstellen kann. Ein weiterer Vorteil der Vinyl- oder Neopren-Matten ist, dass man auch eigene Fotos auf dieses Material drucken lassen kann und so sehr individuell gestaltete oder beschriftete Matten erhält. Ein Beispiel für so eine „Custom“-Matte wären Luftaufnahmen von Gelände, Weltraum oder historische Landkarten. Auch als Spielfläche für ein Brettspiel sind diese Matten ideal. Für den Transport werden die Matten gerollt und lassen sich so in Transporttaschen auch in Bus und Bahn befördern. Man sollte aber das Gewicht einer 120 x 180 Mousepad-Matte beim Transport nicht unterschätzen, dass bei rund 4 kg liegt.

Es gibt viele gute Hersteller dieser Matten, zu denen z.B. Deep Cut Studio oder Kraken Wargames gehören.

Eine tolle Idee von Deep Cut Studio, die Rollen mit Straßen und Flüssen anbieten, die auf die Matte oder ein gestaltete Platte gelegt werden können.

Fleece-Matten

Zu guter Letzt will ich noch meine letzte Errungenschaft, eine sogenannte Fleece-Stoff-Matte vorstellen. Bei dieser Variante wird das Geländemotiv auf einen dünnen Fleece-Stoff gedruckt. Die Matten liegen sehr eben auf einem flachen Untergrund und selbst wenn Falten beim Transport entstehen, können diese ausgebügelt werden. Die Matten sind immer etwas größer als die Spielfläche, hängen also an den Seiten leicht über. Das hat seinen Grund… Der dünne Stoff ermöglicht es, dass man Hügel unter die Matte schiebt, die sich nahezu faltenfrei anpassen, wodurch ein sehr plastisches Gelände entsteht. Den zusätzlichen Stoff für die Hügel erhält man durch den erwähnten Überstand. Durch den dünnen Stoff und das Material ist die Matte sehr leicht und kann für den Transport gefaltet werden, wodurch das Ganze auch in eine Tasche oder einen Rucksack passt. 

Ein Fleece-Matte von Geek Villain . Die Wassergestaltung finde ich allerdings bei den Deep Cut Studio Matten besser.

Der Hügel-Effekt der Fleece-Matte.

Wie bei den Vinyl- und Mouspad-Matten lassen sich die Fleece-Matten auch gut für Spiele mit großen Figuren-Basen nutzen, die man schieben und nicht anheben und setzen möchte. Ein Beispiel wären die großen Multibasen von „A Song of Ice and Fire – TableTop“. Ein Anbieter für solche Matten ist beispielweise Geek Villain. Eine Matte mit den Maßen 120 x 180 kostet bei diesem Hersteller rund 70 Euro.

Ebenfalls eine Fleece-Matte von Geek Villain.

3 Kommentare zu „Von Matten und Platten“

  1. Sehr schöne Übersicht, Danke! Persönlich hänge ich immer noch beim Selbstbau-Matten-Hype fest, einfach weil die Teile zusammen gerollt zuhause auper einfach verstaut werden können uns größere Plattenelemente da mehr Schwierigkeiten bereiten. Ich sehe es aber auch so, alles hat seine Vor- und Nachteile und ist sehr von der individuellen Situation und dem Einsatzzweck abhängig. Auf jeden Fall hätte ich auch mal wieder Lust eine richtige Platte zu bauen 🙂

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  2. Kann mich da auch nur anschließen,gute Übersicht.Ich selber beschränke mich ja auf Matten,wegen der hier aufgeführten Vorteile bin aber immer wieder begeistert wenn andere sich die Mühe machen und tolle Platten basteln.Muss man ja zugeben das eine gut gemachte Platte immer bessser aussieht als eine Matte,allerdings ist solch eine halt doch irgend wann mal „abgespielt“.
    Schöne Grüße Dirk

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