Das sich viele Menschen mit der Schlacht von Gettysburg beschäftigen und hunderttausende jährlich das Schlachtfeld besuchen, ist mit großer Sicherheit dem Film „Gettysburg“ von 1993 zu verdanken. Das Drehbuch von Ronald F. Maxwell, der auch Regie führte, basiert auf dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman „The Killer Angels“ von Michael Shaara. Buch und Film prägten wesentlich die heutige Sicht auf die Schlacht in der Öffentlichkeit. Obwohl der Roman bereits 1974 geschrieben wurde und Auszeichnungen erhielt, wurde „The Killer Angels“ erst nach der Veröffentlichung des Films Gettysburg ein kommerzieller Erfolg und landete in den Bestsellerlisten der New York Times auf Platz 1. Im Jahr 2001 hatte das Buch immerhin eine Auflage von über 3 Millionen. Eine mehr als erstaunliche Tatsche ist, dass der Roman bis heute (soweit mir bekannt ist) nicht ins Deutsche übersetzt wurde.


Rezension
Auch für mich war der Film prägend. Zumindest hatte er mir für lange Zeit so ziemlich all das vermittelt, was ich zum Thema Gettysburg wusste. Obwohl der Film über sehr lange, fast endlos scheinende Dialogszenen verfügt, wird immer wieder genug Kampf und Pulverdampf eingestreut, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Leider fällt einem die Orientierung etwas schwer und man weiß als unwissender Beobachter nicht wirklich, wo mit sich bei welcher Szene auf dem Schlachtfeld befindet. Für ein besseres Verständnis raten viele, zuerst das Buch zu lesen und erst anschließend den Film zu sehen. Die Schauspieler sind für mich in den meisten Fällen perfekt gewählt und die Bildgewalt und die epische Musik tragen im Wesentlichen zum guten Gesamteindruck bei.

Mein Lieblingsdarsteller ist Sam Elliott, der den charismatischen Kavallerie-General John Buford spielt. Seine Rolle erinnert mich immer an Richard Todd, der den Major John Howard in „Der Längste Tag“ verkörpert …halten, bis Entsatz kommt! Sam Elliott ist der einzige Hauptdarsteller im Film, der eine abgetragene und ausgeblichene Uniform trägt. Als ihm eine brandneue Uniform für den Film ausgehändigt wurde, rief er den Kostümexperten Lustre Bayless an und bat um Anweisungen, um seine Uniform richtig altern zu können. Der Schauspieler führte diesen „Alterungs-Prozess“ dann in seinem Bad im Hotel durch. Auch die Reenactors „ehrten“ Sam Elliott für seine charakterstarke Darstellung und grüßte den Schauspieler am Set militärisch. Weitere Schauspieler, die alle mehr oder wenige unter „schlechten“ Filmbärten litten, waren Tom Berenger, Jeff Daniels, Martin Sheen, Maxwell Caulfield, Kevin Conway, C. Thomas Howell, Richard Jordan, James Lancaster und Stephen Lang.

Berühmt wurde durch den Film vor allem der kommandierende Offizier Joshua Lawrence Chamberlain, im Film durch Jeff Daniels verkörpert, einem der größten Helden des Bürgerkriegs, dessen unglaubliche und beispiellose Verteidigung bei Little Round Top als einer der mutigsten Momente in die amerikanische Geschichte eingegangen ist. Spätestens bei seinem Schrei „BAJONETTE“ stellen sich mir jedes Mal die Nackenhaare auf. Neben ihm, ist seitdem auch sein Regiment, das 20. Maine, in aller Munde und gehört nun zu den bekanntesten Einheiten des Amerikanischen Bürgerkrieges.

Der Film ist unglaubliche 244 Minuten lang (der Director’s Cut sogar 271 Minuten!). Man braucht also schon etwas Sitzfleisch und es erklärt auch, warum der Film nur in „ausgewählten“ Kinos gezeigt und erst durch die Ausstrahlung im Fernsehen bekannt wurde. Das US-Fernsehdebüt des Films auf TNT im Juni 1994 zog die größte Zuschauerzahl aller Zeiten für einen Film an, der je im US-TV ausgestrahlt wurde. Mehr als 23 Millionen Menschen sahen sich die Sendung ganz oder teilweise an.
Dreharbeiten
Nach zehn Jahren Lobbyarbeit bei Studios und Verleihern, konnte Autor und Regisseur Ron Maxwell Turner Pictures überzeugen, um den Film zu finanzieren. Der Film sollte ursprünglich als Mini-Serie im Fernsehen laufen. Wegen der hohen Kosten stieg der TV-Sender ABC jedoch aus der Produktion aus, weswegen Medienmogul Ted Turner die Produktion übernahm.
Am 20. Juli 1992 begannen die Dreharbeiten in und um Gettysburg, Pennsylvania. Zum ersten Mal erteilte der National Park Service Filmemachern die Erlaubnis, den Film auf den historischen und noch gut erhaltenen Schlachtfeldern in Gettysburg zu drehen, was dem Film in Szenen wie vom Seminary Ridge, dem Angriff auf Little Round Top und Pickett’s Charge eine unglaubliche Authentizität verleiht. Obwohl einige Szenen des Films auf dem tatsächlichen Schlachtfeld gedreht wurden, filmte man die überwiegende Mehrheit der Kampf- und Feuersequenzen an Orten drei Meilen westlich der Stadt.

Für den berühmten „Picketts Charge“ wurden mehr als 3.000 Statisten, meist Reenactors, die ihre eigne Uniform und Ausrüstung mitbrachten, eingesetzt. Der Ausgangspunkt für Picketts Division lag in der Mulde westlich von Alexander’s Knoll, von wo aus der Cemetery Ridge zunächst von den konföderierten Soldaten nicht gesehen werden konnte. Einer der Statisten, Brian James Egen, berichtet folgendes: „Als ich zusammen mit fast 3.000 Komparsen auf die Unionsstellung zumarschierte und aus der Senke herauskam, konnten wir zuerst die Spitzen der höheren Denkmäler sehen, dann die Spitze des berühmten Baumwäldchens, dann die Monumente der Unionregimenter, die Zäune, und schließlich die Steinmauer, wo das II. Korps der Union positioniert war. Als wir später in Richtung der Emmitsburg Road (einem weiteren Ort für die Dreharbeiten) weiterfuhren, brach ich in Tränen aus – überwältigt von den Eindrücken des Moments, des Ortes und des Verständnisses für das historische Ereignis, das wir nachgestellt hatten.“. Übrigens spielt Filmemacher Ken Burns, über den ich an anderer Stelle auch noch einmal sprechen muss, einen Adjutanten General Hancocks während Picketts Angriff.

Im Film entdeckt man immer wieder das eine oder andere historische Gebäude. Die Rückseite des Gebäudes des Lutheranischen Theologischen Seminars diente beispielsweise als Kulisse für die Kampfszenen des ersten Tages, in denen die Kavallerie von Buford und die Infanterie von General Reynolds den Angriff der Konföderierten zurückhielten. Eine maßstabsgetreue Version des Seminargebäudes wurde auf einer Farm etwa 17 Meilen westlich von Gettysburg gebaut, wo die großen Kampfszenen inszeniert werden konnten.

Gods and Generals
Zum Zeitpunkt, als der Film produziert wurde, war der Autor der Buchvorlage, Michael Shaara, bereits gestorben. Ron Maxwell traf sich während der Produktion deshalb mit seinem Sohn Jeff Shaara und überzeugte ihn, die Arbeit seines Vaters fortzusetzen. Er tat dies, indem er 1996 ein Prequel „Gods and Generals“ und 1998 eine Fortsetzung „The Last Full Measure“ schrieb. Gods and Generals wurde schließlich im Jahr 2003 filmisch umgesetzt, war aber ein Flop in den Kinos und aus diesem Grund wurde „The Last Full Measure“ bisher auch nicht auf die große Leinwand gebracht.

Sweney’s Tavern
Wer die Stadt und das Schlachtfeld von Gettysburg besucht, sollte unbedingt in Sweney’s Tavern im Farnsworth House Inn einkehren. Neben gutem Essen sind zahlreiche Requisiten, Fotos und andere Erinnerungsstücke an die Filmarbeiten in der Stadt zu bestaunen, denn die Bar war ein beliebter Treffpunkt für die Schauspieler und die Crew des Films.













Gettysburg Podcast
Bei dieser Gelegenheit möchte ich euch den The Battle of Gettysburg – Podcast ans Herz legen. Die beiden Gettsyburg – Tour Guides Jim Hessler und Eric Lindblade, die den Podcast bestreiten, sind Experten für den Amerikanischen Bürgerkrieg und haben auch schon gute Bücher zum Thema Gettysburg geschrieben. Neben vielen anderen guten Episoden solltet ihr auch die beiden empfehlenswerten Folgen der Besprechung des Film Gettysburg und des Romans The Killer Angels anhören. Hier geht es zur Homepage des Podcast: https://thebattleofgettysburgpodcast.com/
Hallo Frank, einfach großartig dein Bericht. Auch natürlich die vorherigen. Wenn Du schon über den Film „Gettysburg“ geschrieben hast, musst Du auch „God & Generals“ erwähnen 🙂 Beide Filme sind einfach großartig. Habe vielen Dank, für deine Schilderungen. Einfach klasse. Viele Grüße, Frank
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Hi Frank, danke für deinen Kommentar! Gods & Generals hatte ich erwähnt, wenn auch nur kurz 😉 Gruß Frank
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Ein Film den man gesehen haben sollte, wenn man sich mit dem Thema ACW befasst, ganz grosses Kino und die Filmmusik ist genial!
Gruss
Heinz
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Ja. Der Film hat geprägt. Irgendwann, irgendwann muss ich auch dahin.😎
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Hallo Koppi, ja, da musst du unbedingt hin!!!!! 🙂
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