Deutsch-Französischer Krieg / Rundgang in Weißenburg

Nach meinem Bericht über die Ereignisse der Schlacht von Weißenburg am 4. August 1870, der ersten Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges, folgt nun ein Rundgang durch die Stadt und über das Schlachtfeld.

Weißenburg

Die kleine französische Grenzstadt Weißenburg ist der nördlichste Ort im Elsass und liegt dort am Fluss Lauter, am Rand der Vogesen sowie am Fuß des Geisberges, wo am 4. August 1870 der zentrale Schauplatz der Schlacht von Weißenburg lag, der ersten Schlachten des Deutsch-Französischen Krieges. Zur Zeit der Schlacht im Jahr 1870 bestand die Stadt aus rund 700 Gebäuden mit knapp 6.000 Einwohnern. Im Bruchviertel lebten früher viele Winzer. Die Faubourg du Bitche, die beidseitig der Lauter verläuft ist geprägt von historischen Fachwerkhäusern, die typisch sind für die Elsass-Region. Am östlichen Ende der Faubourg du Bitche steht das historische Waschhaus von „Le Bruch“ an der Lauter. Diese Waschhäuser sind ebenfalls typisch für diese Region und ich habe ähnliche Bauten auf meiner Reise immer wieder gesehen.

Die Kirche St. Peter und Paul der ehemaligen Abteikirche des Klosters Weißenburg ist eine der größten Kirchen des Bas-Rhin außerhalb von Straßburg.
Häuser am Quay Anselmann
Weißenburg auf einem Stich aus dem 17. Jahrhundert.
Die Faubourg du Bitche, die beidseitig der Lauter verläuft mit seinen historischen Fachwerkhäusern.
Mein Blick aus dem Hotelfenster auf das Rathaus von Weißenburg. Das Gebäude wurde von 1741 bis 1752 nach den Plänen von Massol als Ersatz für das alte Rathaus errichtet, das beim großen Stadtbrand vom 25. Januar 1677 vernichtet wurde.
Vom Parkplatz am östlichen Stadtrand gelangt man durch dieses kleine Stadttor in die Altstadt.
In den engen Gassen der Altstadt.
Die Lauter windet sich durch die Altstadt.
Im Bruchviertel
Einer der alten überdachten Waschplätze in Weißenburg.

Stadtbefestigung

Die erhaltenen Stadtbefestigungen in Wissembourg umfassen die Zeit vom 13. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Die ursprüngliche Stadtmauer wurde im 13. Jahrhundert gebaut, ab 1262 und 1293. Nach dem Aufkommen leistungsfähiger Kanonen im 18. Jahrhundert waren die Steinmauern überholt und wurden ab 1746 durch Erdwälle ersetzt, aber nur im nordöstlichen Teil. Dabei wurde die alte Stadtmauer als Kern genutzt und vor dem Wall zusätzlich ein Graben, der geflutet werden konnte, angelegt. Zu dieser Zeit war die Stadt Teil einer Befestigungslinie, welche den Norden des Elsass vor Angriffen schützen sollte. Es handelte sich um die sogenannten Weißenburger Linien, die der Marschall Villars 1704 während des spanischen Erbfolgekrieges errichten ließ und die sich mit ihren Wällen und Stellungen bis zum Rhein erstreckten.

In Teilen sind bis heute die Stadtmauern, Gräben und Verteidigungsanlagen erhalten. Das westliche Wehr an der Schleuse der Lauter mit dem Hausgenossenturm ist Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Es bildet die westliche Grenze zum Stadtzentrum. Der nördliche Teil der Stadtbefestigung bildet der Wall mit der Rue des Paysans. Die Steinmauern wurden hier später durch Erdwälle ersetzt. Der Pulverturm aus dem 13. Jh. befindet sich am östlichen Ende dieser Erdwälle. Hier verlief auch die Verteidigungslinie in der Schlacht bei Weißenburg.

Durchgang an der östlichen Stadtmauer, an der Stelle, wo die Lauter unter der Stadtmauer hindurchfließt.
Die alte südliche Stadtmauer ist noch in großen Teilen erhalten.
Der Lauterkanal mit dem westlichen Wehr in der Stadtmauer, rechts daneben ein überdachter Waschplatz.
Die Wallanlage im Nordwesten der Stadt, die im 18. Jahrhundert errichtet wurde.
Eingang zu einer Kasematte in der Wallanlage.
Der Pulverturm aus dem 13. Jahrhundert am östlichen Ende der Erdwälle wurde in die Maginot-Linie in den 1930er Jahren einbezogen. Im Erdgeschoss wurde ein Bunker eingebaut, die Schießscharten im Obergeschoss wurden mit Beton verstärkt und Maschinengewehre installiert.
Der alte Wassergraben und ein Wehr vor den Wallanlagen.

Denkmäler in Weißenburg

Von den Stadtwällen im Nordosten habe ich eine kleinen Abstecher in ein unscheinbares Neubaugebiet gemacht.

In einem Neubaugebiet nördlich der Altstadt liegt etwas versteckt die „Bayernsäule“, ein Kriegerdenkmal und Grab, welche an die Kämpfe der Bayern in dieser Gegend erinnern soll.
Die hohe Säule wird von einem bayerischen Löwen gekröhnt.
Vor der Säule findet man ein Massengrab, das von einem Zaun umgeben ist. Vermutlich ist es ein Grab für die Gefallenen des 10. Jäger-Bataillons.

Altenstadt

Auf meinem Weg von Weißenburg nach Altenburg kam ich zunächst am damals umkämpften Bahnhof (heute ein modernes Gebäude) und dann an einem Sportplatz mit einer alten Mauer vorbei. Hier kämpften die algerischen Tirailleurs gegen die Preußen.

Noch heute erinnert diese Tafel an der „Mur de Turcos“ an den Verteidigungskampf der Triailleurs Algériens.
Von der Mauer kann man auf dem Geisberg einige Pappeln sehen, die wir noch später kennenlernen werden.
Gleich am Eingang von Altenstadt findet man die ersten historischen Bauten.
In Altenstadt, welches heute Teil von Weißenburg ist, aber 1870 noch ein eigenständiges Dorf war, findet man in der Hauptstraße eine ganze Reihe schöner historischer Häuser.
Das kleine Rathaus von Altenstadt. Am Ende der Häuserzeile sieht man die St.-Ulrich-Kirche von Altenstadt.
Auf dem Friedhof von Altenstadt findet man mehrere Einzel- und Massengräber der Schlacht.
Grabstein von Leopold von Kaisenberg, Major im Königsgrenadier-Regiment Nr. 7.
Grabstein des Kommandeurs Major von Waldersee, vom 5. Jäger-Bataillon.
Hinter dem Friedhof fließt das Flüsschen Lauter, an dem der alte überdachte Waschplatz des Dorfes liegt.

Geisberg

Nun geht es endlich zum Zentrum der damaligen Schlacht, auf den Geisberg. Auf dem ehemaligen Schlachtfeld befinden sich neben Ruhestätten für zahlreiche Gefallene verschiedene Denkmäler beider Seiten, die an das damalige Geschehen erinnern. Aber natürlich sind für mich bei Schlachtfeldbegehungen immer auch die unterschiedlichen Ausblicke und vor allem das „erleben“ des Geländes ein Augenöffner, um die Ereignisse von damals richtig einordnen zu können.

Der steile Anstieg auf den Geisberg.
Schon nach wenigen Metern hat man einen schönen Ausblick über die Rheinebene.
Blick beim Aufstieg auf die Stadt Weißenburg. Dies ist der Weg aus französischer Sicht, den das V. Preußische Korps bei seinem Angriff nehmen musste.
Noch einmal die Stadt Weißenburg mit dem Teleobjektiv aufgenommen, im Hintergrund sieht man die Weinberge der Region.
Blick nach Westen, im Hintergrund die Hügel der Vogesen.
Am Rand der Hügelkuppe erreicht man mehrere große Denkmäler. Hier das Denkmal des 3. Posenschen Infanterie Regiments Nr. 58, das aus einem Obeliskt mit einem Leichentuch bedeckt besteht.
Inschrift auf dem Obelisk.
Denkmal des 1, Bataillons des 3. Posenschen Infanterie Regiments Nr. 58. Auf der Spitze ein Eisernes Kreuz.
Inschrift auf dem Grabdenkmal des 1. Bataillons.
Denkmal der III. Armee.
Auf den vier großen Bronzetafeln findet man die Portraits der Oberkommandierenden wie Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen.
Ein Massengrab, vermutlich für gefallene Preußen.
Und weiter geht es den Geisberg hinauf. Der Blick nach Süden geht in Richtung Pfalz.
Auf der Kuppe des Geisberges stehen die schon erwähnten 3 großen Pappeln. Schon am 4. August 1870 dienten an dieser Stelle drei Pappeln den deutschen Truppen als Richtpunkt beim Angriff auf den Geisberg. Nach der Schlacht wurde die Pappeln abgeholzt, aber schon 1873 durch Neupflanzungen ersetzt.
Unter den Pappeln findet man das Denkmal des Königs-Grenadier Regiments Nr. 7.
Von hier aus hat man auch einen guten Blick auf Altenstadt.
Unterhalb der Denkmäler liegt der kleine Weiler Geisberg, mit einigen Wohnhäusern. Hier findet man die letzten Überreste des Schlosses. Während des 2. Weltkrieges wurde das Schloss im Mai 1940 durch einen Brand nahezu vollständig zerstört. Erhalten sind heute nur noch Teile des Sockels der Hoffassade, zwei Gartenpavillons und ein Taubenschlag.
Vom Hügel führt ein kleiner Weg hinunter zum französischen Denkmal.
Hier gibt es eine halbkreisförmige Panoramatafel, welche Orten und Ereignisse erläutert, welche man von diesem Aussichtpunkt erblicken kann.
Blick von der Panoramatafel nach Weißenburg.
Und noch einmal der Blick zum Dorf Altenstadt.

Und damit endet mein Rundgang über das Schlachtfeld. Für mich ging es damals wieder auf mein Fahrrad und weiter in Richtung Woerth und Froeschwiller, doch dazu mehr an anderer Stelle.

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