Valentine Baker – IM SUDAN

Eine Frage der Ehre

In den ersten Wochen der Kämpfe des Jahres 1884 im Osten des Sudans war Valentine Baker eine der zentralen Figuren. Er trat an, um den Aufstand der Ansari, den Anhängern des Mahdi, hier an der Küste des roten Meeres einzudämmen. Er versucht die Lage zunächst auf diplomatischem Weg zu entschärfen und lud die Führer der ortansässigen Stämme in die Provinzhauptstadt Suakin. Er konnte jedoch nur wenige Gefolgsleute gewinnen und bald war er gezwungen auch militärisch vorzugehen. Bevor wir uns jedoch diesen Ereignissen zuwenden, zunächst ein kurzer Blick auf den Werdegang dieses ungewöhnlichen Mannes.

Lieutenant General Valentine Baker Pasha wurde 1827 in Enfield geboren. Er war einer der jüngeren Brüder des berühmten Afrikaforschers Samuel Baker. Schon früh entdeckte der junge Baker sein Interesse an einer militärischen Laufbahn und trat 1848 in den Dienst der Ceylon Rifles. Vier Jahre später wurde er in eine britische Einheit, den 12. Lancers versetzt. Er kämpfte 1852-53 im Kaffernkrieg und dann ab 1855 im Krimkrieg. 1859 wechselte Baker als Major zum berühmten 10. Husarenregiment und wurde schon ein Jahr später Kommandeur dieser Einheit. Diese Position hatte er insgesamt 13 Jahre inne. Val Baker schrieb in dieser Zeit auch einige Bücher über seine militärischen Erlebnisse und Ansichten. Zu seinen Werken zählen “Our National Defences” (1860), “Clouds in the East” (1876) und “War in Bulgaria, a Narrative of Personal Experience” (1879). Das letzte Buch schrieb er nach einer Reise in die Länder Persien und Afghanistan. Schließlich wird er zum Generalquartiermeister in Aldershot ernannt. Er war außerdem ein guter Freund des Prinzen von Wales und galt zu dieser Zeit als einer der führenden Kavallerieexperten Englands.

Diese vielversprechende Karriere endete jedoch abrupt. In einem Zugabteil soll er angeblich der jungen Miss Rebecca Dickinson „zu Nahe“ getreten sein. Laut Val Baker ein Zwischenfall aufgrund eines Missverständnisses, nach Ausgabe einige Zeugen ein Zwischenfall mit heruntergelassenen Hosen. Es kam zu einer Gerichtsverhandlung, während der Baker jedoch keine Anstalten macht, sich zu verteidigen. Er wurde daraufhin zu einer hohen Geldstrafe und einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Entlassung entzog man ihm sein Offizierspatent und die Königin sorgte selbst dafür, dass er unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde. Valentine Baker verließ daraufhin England und trat in die Dienste des Sultans von Istanbul. Er wurde dort General und kommandierte im Russisch-Türkischen Krieg erfolgreich eine Division. Während dieser Zeit machte er auch die Bekanntschaft des Abenteurers Colonel Fred Burnaby. Im Jahr 1882 erfährt Baker, dass in Ägypten, nach der Zerschlagung des Urabi-Aufstandes, eine neue Armee ins Leben gerufen werden soll. Bei seiner Ankunft in Kairo rechnete er schon fest mit der Stellung als Sirdar, dem ersten Oberkommandierendem dieser neuen Armee. Doch die englische Königin intervenierte, als sie erfährt, dass Baker das Kommando tatsächlich erhalten sollte. Er musste sich daraufhin mit dem Posten des Kommandeurs der Gendarmerie zufrieden geben.

Schon Ende 1883 erhielt Baker Befehl vom Khediven seine Truppe nach Suakin zu verschiffen. Er soll dort gegen die Aufständischen Beja vorgehen. Da die neue Armee noch nicht ausreichend ausgebildet war und die übrigen entbehrlichen Ägyptischen Truppen bei El Obeid vernichtet worden sind, bildete seine Gendarmerie die letzte kampfbereite Alternative. Nachdem Baker Pasha eine rund 3.600 Mann starke Armee in Suakin gesammelt hatte, brach er in Richtung Tokar auf, um die dort belagerte Garnison zu befreien. Bei El Teb wurde er jedoch von feindlichen Beja überrascht und seine Armee zerschlagen. Nur wenige Männer, unter ihnen auch Baker, können nach Suakin entkommen. Die Britische Regierung entschloss sich nun, auch unter dem Druck der Presse und Öffentlichkeit, eigne Truppen in den Sudan zu entsenden. Bei den nachfolgenden Kämpfen, die nun unter dem Kommando von General Graham geführt wurden, ist auch Baker wieder beteiligt. Er führte sein altes Regiment, die 10. Husaren bei der zweiten Schlacht von El Teb an, wird dabei jedoch schwer verwundet.

Nach diesem Feldzug übernahm er erneut das Kommando über die Ägyptische Gendarmerie. Er kehrte nach England zurück, machte aber 1887 wieder eine Reise nach Ägypten, während deren er am 17. November in Tel-el-Kebir starb.

Unter dem unfreiwillig (?) zweideutigem Titel “A Question of Honour: The Life of Lieutenant General Valentine Baker Pasha” ist 1996 eine Biografie von Anne Baker erschienen.

Natürlich ist im Rahmen der Sudan-Figuren-Reihe der Perry’s auch die Figur des Valentine Baker erschienen. Allerdings habe ich mich bei der Figuren-Darstellung Bakers für eine andere Figur des gleichen Sets, die des Slatin Pasha, entschieden. Diese hat für mich zum einen mehr Ähnlichkeit mit den Bildern, die ich von Baker kenne und außerdem trägt die Figur auch den typischen Turban, den Baker in seiner ersten Schlacht bei EL Teb verwendete.

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