Den meisten ist sicher die peruanische Ruinenstätte von Machu Picchu ein Begriff. Neben diesem Touristenmagneten gibt es rund um die ehemalige Inka-Hauptstadt Cuzco eine ganze Reihe weiterer Überreste dieser großartigen Kultur. Nur einen halbstündigen Fußmarsch von der Innenstadt entfernt, stehen beispielsweise die gewaltigen Überreste der Festungsanlage von Sacsayhuamán
Die Festung
Die Festung Sacsayhuamán sollte einen der Zugänge zur Inkastadt Cuzco sichern und diente auch als Heiligtum. Der Name Sacsayhuamán stammt aus dem Quechua, seine Bedeutung ist jedoch nicht eindeutig geklärt. Es könnte „zufriedener Falke“, aufgrund der Aussicht über die Stadt oder „gesprenkelter Kopf“, in Anlehnung an seine Pumakopf-Form bedeuten. Gebaut wurde die Festung von schätzungsweise 20.000 Indios, die im Auftrag der Inka Pachacútec Yupanqui und Túpac Yupanqui 70 lange Jahre Stein auf Stein schichteten. Die Außenmauern bestehen aus drei Reihen terrassenförmig, übereinander angelegten Zickzacklinien. Die Mauern sind rund 600 m lang. Die erste, untere Mauer ist 9 m, die mittlere 10 m und die obere 5 m hoch. Gigantisch sind die einzelnen Steine, von denen der Größte 9 m hoch, 5 m breit, 4 m dick ist und über 200 Tonnen wiegt. Oberhalb der Mauern, auf dem dahinterliegenden Hügel, sind die Überreste von zwei viereckigen Türmen und einem runden Turm, dem Muya Marca, zu sehen. Sie sind durch unterirdische Gänge miteinander verbunden. Die Terrassen sind von Kanälen zur Wasserversorgung und zur Ableitung von Regenwasser durchzogen. Hinter den Wällen liegt ein großer Platz, auf dem auch heute noch jährlich am 24. Juni das Sonnenfest (Inti Raymi) gefeiert wird.
Die Eroberung des Inkareiches
Die spanischen Eroberer kamen erstmals im Jahr 1528 mit dem Inkareich in Berührung. Zeitgleich wütete unter der Indio-Bevölkerung eine Pockenepidemie, der auch der oberste Inka Huayna Capac erlag, worauf ein blutiger Bürgerkrieg um die Nachfolge entbrannte. Anfang 1530 segelte Francisco Pizarro mit einer kleinen spanischen Flotte und rund 180 Männer nach Südamerika und ging dort in Ecuador an Land. Nach Gefechten an der Küste und einigen Strapazen erreichte die kleine Streitmacht am 14. November 1532 die Stadt Cajamarca. Hier lagerte der mittlerweile siegreich aus dem Bürgerkrieg hervorgegangene Atahualpa mit 30.000 seiner Krieger. Der Inka wurde von den Spaniern unter dem Vorwand von Verhandlungen in einen Hinterhalt gelockt und gefangengenommen. Man Versprach die Freilassung Atahualpas gegen die Aushändigung von Gold und Silber, dass im Gegenzug seine Gefängniszelle füllen sollte. Doch als das Gold gezahlt worden war, weigerten sich die Spanien den Inka freizulassen und ließen ihn kurze Zeit später hinrichten. 1533 marschierte Pizarro gegen Cuzco, die Hauptstadt des Inka-Reiches, die in einer Höhe von 3.416 Metern an den westlichen Hängen der Anden liegt. Die hier ansässigen Adligen waren im Bürgerkrieg Gegner Atahualpas gewesen und so kam es zunächst zu einem friedlichen Zusammenschluss zwischen Inka und Spaniern. Doch die Gier nach Gold war zu groß. Pizarro ließ Cuzco und die Umgebung nach und nach ausplündern. Zur Verschiffung des Goldes wurde an der Küste die neue Hauptstadt Lima gegründet.
Im Jahr 1535 kam es dann zum Aufstand der Inka. Unter der Führung von Manco Cápac versammelten sich rund 40.000 Krieger, um die besetzte Stadt Cuzco zu erobern. Zunächst wurde die Wasserversorgung der Stadt unterbrochen und die vor der Cuzco liegende Festung Sacsayhuamán eingenommen. Cuzco wurde zu diesem Zeitpunkt von 200 Spaniern und ca. 3.000 verbündeten Inidos gehalten. Die Versuche der Spanier, Verstärkungen aus der Küstenregion in Hochland zu bringen, scheiterten. Trotzdem kämpfen die eingeschlossenen Spaniern mit dem Mut der Verzweiflung gegen die ungeheure Übermacht. Es wurde sogar ein Gegenangriff auf die Festung Sacsayhuamán unternommen, bei dem 50 Reiter die Stellungen umgingen. Ein zweiter, kleinerer Reiterangriff wurde zur Ablenkung in die andere Richtung unternommen. Nun konnten die Spanier den ersten, schlecht gesicherten Verteidigungsring der Festung einnehmen. Der zweite und dritte Ring wurde mit Sturmleitern überwunden. Zwischen den Mauern und in der Festung wurde erbittert gekämpft. Die Inka deckten die Angreifer mit einem Hagel von Steinen ein, wobei auch Juan Pizarro, ein Bruder des Francisco, getötet wurde. Es starben aber auch 1.500 Krieger der Inka, als es den Spaniern gelangt in die Festung einzudringen und sie schließlich zu erobern. Der Kampf um die Stadt ging noch einige Zeit weiter, es trafen jedoch bald weitere Spaniern in Cuzco ein und Manco musste sich mit seinem Heer in die Festung Ollantaytambo zurückziehen. Auch hier gab es noch einmal eine Schlacht und Manco Cápac muss erkennen, dass seine Stellung weiterhin stark gefährdet war. In den folgenden Jahren zogen sich die Inka immer weiter in Richtung Osten zurück, bei Espiritú Pampa gelang ihnen sogar in einer offenen Feldschlacht ein Sieg über die Spanier. Im Mai 1571 kam es dann zur endgültigen Vernichtung der letzten Zufluchtsstätte Vilcabamba und dem Ende des Inkareiches.
Zu diesem Thema gibt es auch ein sehr schönes Heft von Osprey Publishing:
Fortress 047 – Fortifications of the Incas 1200-1531
Ich war auch schonmal dort, hat mich sehr stark beeindruckt! Toller Artikel!
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Hallo Marc,
vielen Dank für dein Feedback!
Wann bist du denn vor Ort gewesen?
Gruß
Frank
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