Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Russische Truppen / Teil 1

Einleitung

Im norddeutschen Feldzug und der Belagerung von Hamburg in den Jahren 1813 und 1814 war eine große Vielfalt ganz unterschiedlichen militärischer Verbände involviert. Auf der Seite der Alliierten kämpften Preußen, Russen und Engländer sowie Freikorps und einige Kleinstaaten. Die Franzosen fochten teilweise zusammen mit dem Königreich Dänemark als Verbündeten. Bisher gibt es leider keine Abhandlung darüber, wann welche Einheiten wo vor Ort waren. Ich habe versucht, die Zusammensetzung und die Ereignisse der unterschiedlichen Nationen und ihrer Korps ein wenig zu ordnen. Leider konnte ich nicht alle Fragen abschließend klären und bei einigen Angaben handelt es sich nur um Vermutungen oder Schätzungen. Schwierig war auch die Schreibweise der russischen Namen, die in den unterschiedlichen Quellen häufig in einem halben Dutzend Varianten zu finden sind.

Nordarmee

Die Nordarmee der Befreiungskriege von 1813 und 1814 war eine von drei großen Armeen der Alliierten, die sowohl schwedische, als auch preußische und russische Truppen beinhaltete. Das Oberkommando hatte der schwedische Kronprinz Karl Johann, der ehemals französischer Marschall Bernadotte. Die russischen Korps Stroganov und Woronzov waren beide während ihres Einsatzes in Norddeutschland Teil dieser Nordarmee und unterstanden direkt dem Kronprinzen.

Korps Stroganov

Pavel Alexandrovich Stroganov (geb. 7. Juni 1772) nimmt während der französischen Revolution an Treffen des Jakobiner-Clubs Teil, wofür ihn die Zarin Katharina II. ins Exil schickt. Im Jahr 1796 wird ihm erlaubt nach St. Peterburg zu gehen, wo er Freundschaft mit dem Thronanwärter und späterem Zaren Alexander I. schließt.

In den Jahren 1802 bis 1807 verfolgt er eine Laufbahn als Politiker und tritt schließlich in den Militärdienst ein. Als Regiments-Kommandeur nimmt er an den Kämpfen 1807 gegen Frankreich, 1808/9 gegen Schweden und 1809/10 gegen die Türken und Perser teil. Während des Patriotischen Krieges von 1812 untersteht ihm eine kombinierte Grenadier-Division, mit welcher er sich in der Schlacht von Borodino auszeichnet. Später kommandiert es das 3. Korps, welches in der Nähe von Krasnyi kämpft.

Stronganoff

Im Jahr 1813 ist Stroganov Kommandeur in der russischen Armee von Polen unter dem Befehl von Gen. Bennigsen. Am 26. Oktober 1813 erhält Stroganov, der bei der Völkerschlacht von Leipzig noch die Avantgarde der russischen Armee von Polen geführt hatte, den Befehl, sich mit 12.000 Mann dem Korps des Generals Wintzingerode, also einem Teil der Nordarmee, zu unterstellen. Er bekommt den Auftrag Stade einzunehmen und anschließend vor der Stadt und Festung Harburg in Position zu gehen. Schließlich werden seinen Truppen in Richtung Rhein in Marsch gesetzt. Im folgenden Feldzug gegen Napoleon nimmt er mit seinen Truppen am 7. März 1814 an der Schlacht von Craonne teil.

Korps Stroganov

am 30. November 1813 / ca. 9.080 Mann

Kommandierender: Generalleutnat Graf Stroganov

Infanterie (6.880 Mann)

12. Infanterie Division – Generalmajor Fürst Chovansky

Brigade Generalmajor Sanders

  • Smolensk-Viburg Infanterie-Regiment / 2 Bat. (734 Mann) – Oberst Kutusow
  • Narva Infanterie-Regiment / 2 Bat. (804 Mann) – Gen-Lt. Graf Worozof

Brigade Oberstleutnant von Wrangell

  • Alexopol Infanterie-Regiments / 2 Bat. (803 Mann) – Oberst Panzerbieter
  • Neu Ingermanland Infanterie-Regiment / 2 Bat. (711 Mann) – G.M. Zwieleniew

Brigade Generalmajor Glebow

  • 6. Jäger-Regiment / 2 Bat. (1.528 Mann) – G.M. Glebow
  • 41. Jäger-Regiments / 2 Bat. (599 Mann) – G.M. Pallizin I

Von der 13. Infanterie Division

Brigade Generalmajor Zeltuchin I

  • Saratow Infanterie-Regiment / 3 Bat. (837 Mann) – Oberst Graf Rostignac (bei Stade am 27.11.1813 getötet)
  • Pensa Infanterie-Regiment / 2 Bat. (864 Mann) – Oberst St. Laurent

Artillerie (ca. 600 Mann)

  • Reitende Batterie Nr. 9 (ca. 200 Mann) – ???
  • Leichte Batterie Nr. 48 (ca. 200 Mann) – Oberstlt. Firks
  • Leichte Batterie Nr. 53 (ca. 200 Mann) – Oberstlt. Duwing

Kavallerie (ca. 600 Mann)

  • 9. Bashkir Regiment (ca. 300 Mann)
  • 11. Bashkir Regiment (ca. 300 Mann)

Anmerkung: Die Armeeliste des Korps Stroganov ist nicht vollständig geklärt. Das Problem liegt im Wesentlichen in der Aufstellung und Anzahl der Kavallerie. In den Berichten zur Belagerung von Stade und dem Aufenthalt der Truppen bei Buxtehude wird von mindestens 2.000 Don Kosaken geredet, die dort lagern und die Gegend durchstreifen. Laut einer Angabe des Stadt-Archivs Buxtehude waren bei der Belagerung von Stade 6.000 Mann Infanterie und 3.000 Mann Kavallerie vor Ort. Diese beiden Angaben passen nicht zu der obigen Armeeliste (Quelle: Die Geschichte der Nordarmee im Jahre 1813 / von Quistorp). In der Armee-Aufstellung der Belagerungstruppen des Gen. Bennigsen vor Hamburg (Quelle: Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814 Teil 3 / von Plotho) sind zumindest 4 Einheiten aufgelistet, die dem Korps Stroganov zugeordnet werden können. Zum einen die beiden Bashkir-Regimenter Nr. 9 und 11, die auch in der Quistorp Quelle zu finden sind, zum anderen finden sich in der Truppen-Aufstellung der Schlacht von Craonne (März 1814) zwei weitere Don Kosaken Regimenter (Platow V. und Andrianow III.)welche hier unter Stroganov kämpfen, die wir ebenfalls in der Aufstellung von Plothos Belagerungstruppen vor Hamburg finden. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Kosaken und Bashkir-Regimenter, die ich nicht eindeutig einem Korps zuordnen kann. Es handelt sich zum größten Teil um Einheiten unter dem Befehl des Generalmajors von Bagration, welche am 28. September 1813 Teil der Avantgarde unter Gen. Markov, bei der Völkerschlacht von Leipzig der Avantgarde des Gen. Stroganov und schließlich 1814 Teil der Belagerungstruppen von Hamburg sind.

Teil der Avantgarde des Gen. Stroganov bei Leipzig (Oktober 1813):

  • Don Kosaken-Regiment – Oberst Platow V.
  • Don Kosaken-Regiment – Gen.-Lt. Andrianow III.
  • Don Kosaken-Regimnet – Oberst-Lt. – Vlassov III.
  • 4 verschiedene Ural Kosaken Regimenter
  • 2 Bashkir-Regimenter

Teil der Belagerungsarmee Bennigsen vor Hamburg (Februar 1814):

  • Don Kosaken-Regiment – Oberst Platow V. (vermut. Stoganov)
  • Don Kosaken-Regiment – Gen.-Lt. Andrianow III. (vermut. Stoganov)
  • Don Kosaken-Regimnet – Oberst-Lt. – Schamschewa II.
  • 3. Orendburg Kosaken-Regiment – ???
  • 4. Ural Kosaken-Regiment – Major Nasarow (vermut. Stoganov)
  • 5. Ural Kosaken-Regimnet – ??? (vermut. Stoganov)
  • 9. Baschkiren (Bashkir) Regiment (mit Sicherheit Stroganov)
  • 11. Baschkiren (Bashkir) Regiment (mit Sicherheit Stroganov)
  • 14. Baschkiren (Bashkir) Regiment
  • 15. Baschkiren (Bashkir) Regiment

Man kann also vermutlich mindestens 6 Kosaken und Bashir-Regimenter dem Korps Stroganov für den Zeitraum der Belagerung von Stade und Harburg zuordnen, womit zumindest die 3.000 Mann Kavallerie einigermaßen erklärt werden können.

Kosaken 01

Korps Woronzov

Michail Semenovic Woronzov (geb. 1782) verbringt seine Kindheit und Jugend in Venedig und England, wo sein Vater Russland als Diplomat vertrat. Dort erhält er eine breite Erziehung, zu der Geistes- und Naturwissenschaften genauso gehörten, wie der Besuch des englischen Parlaments und von Fabriken. Weil der Vater auch in Russland mit einer bürgerlichen Revolution und Abschaffung der Adelsvorrechte rechnet, muss der Sohn darüber hinaus einen Handwerksberuf erlernen.

1801 kehrt Woronzow nach Russland zurück. Nach einem Jahr als Leutnant bei der Leibgarde des Preobraschenskij-Regiments, dient er bei der russischen Armee im Kaukasus, kämpft in Pommern gegen die Schweden, an der Donau und bei Ruschtschuk gegen die Türken. 1805 wird er Major, 1807 Oberst, 1810 Generalmajor. Er kommandiert im Feldzug von 1812 eine kombinierte Grenadier-Division in Bagrations 2. West-Armee. In der Schlacht von Borodino kämpft seine Division in der vordersten Linie an den Schewardinskij-Schanzen und wird dort von drei französischen Divisionen unter dem Befehl von Marschall Davout angegriffen. In den schweren Gefechten dieses Tages schrumpft die Grenadier-Division Woronzow von 4.000 auf ganze 300 Männer. Woronzow wird bei Borodino verwundet, kann aber 1813 zur Armee zurückkehren, wo er erneut eine Grenadier-Division in den Schlachten von Dennewitz und Leipzig führt. Nach der Schlacht von Leipzig kommandiert er ein russisches Korps als Teil der Nordarmee. Seine Truppen marschieren über Kassel und zur Belagerung der Stadt Hamburg, von wo aus er schließlich nach Frankreich beordert wird. Hier kämpft er mit seinem Korps im Jahre 1814 in Schlacht bei Craonne.

Woronzow 1

Korps Woronzov

Am 30. November 1813/ 7.146 Mann

Kommandierender: Generalleutnat Graf Michael Woronzov

Chef des Generalstabes: Oberst Ponset

Infanterie – Generalmajor von Harpe (4.720 Mann)

Von der 14. Infanterie-DivisionGeneralmajor Kraffwosky

Brigade ???

  • Navaginsk Infanterie-Regiments / 2 Bat. (1,168) – Major Lepunow

Brigade ???

  • 13. Jäger-Regiment / 2 Bat.( 704) – Oberst Maewskii
  • 14. Jäger-Regiment / 2 Bat. (953) – Oberst Kraowsky

Von der 9., 15 und 18. Division

  • Grenadierbataillon der 9. Division (604) – Oberstleutnant Filatow
  • Grenadierbataillon der 15 . Division (611) – Oberstleutnant Sokolow
  • Grenadierbataillon der 18. Division (680) – Oberst Fischer II

Artillerie – Oberst Winzper (501 Mann)

  • Von der schwere Batterie Nr. 31 – 6 Kanonen (105 Mann)
  • Leichte Batterie Nr. 46 – 12 Kanonen (190 Mann)
  • Reitende Batterie Nr. 11 – 12 Kanonen (206 Mann)

Kavallerie – ??? (1.925 Mann)

Brigade Generalmajor Baron Pahlen (862 Mann)

  • Izum Husaren-Regiment (4 Schwadronen / 483 Mann) – Oberst Graf Timann / Oberst Dolon???
  • Dragoner-Regiment Riga. (4 Schwadronen / 379) – ???

Kosaken Brigade Oberstlieutenant Baron von Löwenstern (1.063 Mann)

  • Don Kosaken Regimnet Popov XIII (389 Mann)
  • Don Kosaken Regimnet Pantelev II. (279 Mann)
  • Tver Opolochenie (Kosaken?) Regiment (395 Mann)

Ab 03. Dezember bis 06. Dezember 1813

Kosaken Brigade Generalmajor von Tettenborn

  • Kosaken Regiment Denisov VII. (243)
  • Kosaken Regiment Sulima IX. (325)
  • Kosaken Regiment Grebov II. (280)
  • Kosaken Regiment Komissarov I. (325)
  • Nieroth Freiwilliger Detachment (23)

Offiziere und Soldat der Infanterie 01

Ereignisse nach der Schlacht bei Leipzig

26. Oktober 1813

Gen. Bennigsen soll auf Befehl des russischen Kaiser einen Teil seiner russischen Armee von Polen dem schwedischen Kronprinzen direkt unterstellen und mit den restlichen Truppenteilen die Elbfestungen Dresden und Magdeburg belagern. Die Einheiten, welche an dem schwedischen Kronprinzen unterstellt werden, erhalten als Kommandeur den Generalleutnant Graf Stroganov. Er wird mit seinem Korps von rund 12.000 Mann in Richtung Niederelbe in Marsch gesetzt. Er nimmt mit seinen Einheiten vermutlich den Weg über Hannover und Bremen bis er schließlich Stade erreicht.

02. November 1813

Gen. Woronzov, der mit seinem russischen Korps der Nordarmee bei Minden steht, erhält den Befehl sich mit seinen ca. 6.000 Mann dem schwedischen Kronprinzen direkt zu unterstellen.

03. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Hottingen(?), wo Gen. Woronzow den schwedischen Kronprinzen trifft.

04. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Ehte (?).

05. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Salzgitter.

06. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Braunschweig.

07. November 1813

Das Korps Woronzow hat einen Ruhetag in Braunschweig.

08. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Gifhorn.

09. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis zum Kloster Isenhagen bei Hankensbüttel.

10. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Uelzen.

Die ersten Kosaken des Korps Stroganov erreichen Buxtehude.

11. November 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Lüneburg.

12. November 1813

Das Korps Woronzow hat einen Ruhetag in Lüneburg.

13. November 1813

Ein Streifkorps aus 100 Kosaken and 30 Husaren des Korps Woronzow trifft in Winsen erstmals auf französische Truppen aus Hamburg. Das Streifkorps kann die Franzosen vertreiben und Winsen besetzten.

14. November 1813

Die Franzosen marschieren mit 400 Mann und einer Kanone von der Hoopter Schanze nach Winsen, wo sie die Kosaken vertreiben, jedoch am Abend wieder in Richtung Hoopte abziehen.

15. November 1813

Gen. Woronzow erteilt Baron Löwenstern den Befehl, mit dem Grenaier-Bataillon der 9. Division, einer Schwadron Dragoner, 2 Kanonen und dem Kosaken-Regiment Popov XIII. Winsen zu besetzten. Kurz nach der Besetzung erscheinen ca. 100 Franzosen, eröffnen das Feuer auf das Stadttor und ziehen sich wieder zurück.

16. November 1813

Löwenstern wird um 2 Uhr Nachmittags in Winsen von ca. 600 Franzosen mit 2 Kanonen angegriffen. Er kann den Angriff jedoch zurückschlagen. Das Husaren-Regiment Izum marschiert nach Hittfeld.

17. November 1813

Das Kosaken Regiment Pantelev des Korps Woronzow wird nach Artlenburg in Marsch gesetzt und erhält den Befehl die Linie zwischen Handorf und Winsen zu sichern.

18. November 1813

Das übrige Korps Woronzow verbleibt in Lüneburg.

19. November 1813

Teile des Korps Woronzow marschieren nach Winsen, wo eine Grenadier- und eine Leichte Kompanie postiert werden. Das 14. Jäger Regiment und eine ½ reitende Batterie besetzen Stelle, das 13. Jäger Regiment und eine ½ reitende Batterie stehen bei Maschen. Die Kavallerie Pahlen besetzt Hittfeld, Beshentsov (???) steht in Sinstorf, Dollon bei ???, das Infanterie-Regiment Navaginsk hat Bardowick besetzt.

150 Kosaken des Korps Stroganov treffen bei Horneburg auf französische Chasseurs a cheval und schlagen diese zurück.

20. November 1813

Von Winsen aus  überfällt eine Einheit von russischen 2 Schwadronen unter Jacobson (???) Hirnsburg und nimmt 32 Franzosen gefangen. Ein Bataillon des Navaginsk Regiments wird nach Hornsdorf verlegt.

21. November 1813

In Winsen wird Alarm geschlagen, weil die Franzosen einen Kosaken-Vorposten in einem nahegelegenen Wald attackieren.

24. November 1813

Die Hauptstreitkräfte des Korps Stroganov, rund 6.000 Mann Infanterie und 3.000 Kavallerie treffen vor Stade ein. Gen. Stroganov hat sein Hauptquartier auf dem Gut der Hewig Elise v. d. Dechen in Schwinge. In Stade besteht die Französische Besatzung, die von Major von Ommern kommandiert wird, aus 2 schwachen Bataillonen des 29. Linien-Regiments, einhundert Reitern sowie einigen Zollwächtern, Gendarmen und Matrosen.

27. November 1813

Für den heutigen Tag ist von Gen. Stroganov der Angriff auf die Stadt und Festung Stade geplant. Der einzige Zugang zur Stadt, deren Umgebung von den Franzosen überflutet wurde, ist der Damm zum Bremervörder-Tor (Schiffer-Tor), welcher durch eine Erdschanze gedeckt ist und von 25 Voltigeuren und 2 Kanonen verteidigt wird. Um 7.30 Uhr beginnt der Angriff der russischen Truppen auf Stade. Zunächst beschießt Artillerie vom Schwarzen Berg und vom Hohen Wedel die Festungsanlagen, wobei auch Stadthäuser getroffen werden und in Brand geraten. Das Bombardement wird bis 5 Uhr am Nachmittag fortgeführt. Schließlich stürmt die russische Infanterie der 13. Division in Richtung Schiffer-Tor. Am Ende des Dammes finden die Russen die Brücke abgebrochen und so springen einige in den Graben, um auf der anderen Seite den Wall zu erklimmen. Bei diesem Sturmlauf verliert das Regiment Saratow 200 bis 300 Mann. Zu den ersten Toten dieser Einheit zählt der Kommandeur Graf Rostingnac, der an der Spitze des Regiments tot von seinem Schimmel in den Burggraben fällt. Der Angriff wird schließlich abgeschlagen und die russischen Truppen müssen sich vorerst zurückziehen.

Das Korps Woronzow beginnt zusammen mit den Kosaken Tettenborns und anderen Teilen der Nordarmee bei Boizenburg auf einer Schiffsbrücke den Übergang auf das rechte Elbufer, wobei ein Bataillon, eine Kanone und ein Regiment Kosaken in Winsen zur Sicherung gegen die Hoopter Schanze zurückgelassen werden.

28. November 1813

Die Franzosen verlassen heimlich in der Nacht vom 28. auf den 29. November Stade durch das Zoll-Tor (Salz-Tor) und ziehen sich nach Twielenfleth zurück. Von dort aus setzten sie nach Glückstadt über und erreichen schließlich Hamburg.

Stade Karte

29. November 1813

Die Russen des Korps Stroganov ziehen als Sieger in Stade ein. Es wird jedoch nur eine kleine Garnison für eine Dauer von 6 Wochen zurückgelassen, während Gen. Stroganov mit der Hauptstreitmacht des Korps (7.000 Mann und 36 Kanonen) nach Harburg marschiert.

Anmerkung: Leider fehlen weiter Informationen über das Korps Stroganov für den Zeitraum 30. November 1813 bis 19. Januar 1814. Vermutlich lagerte die Hauptstreitmacht in dieser Zeit abwartend rund um die Stadt und Festung Harburg, wobei die Vorposten auf einer Linie gegenüber den Dörfern, Wilstorf, Eißendorf und Heimfeld aufgereiht waren. Eine genaue Verteilung der Truppe und die Position des Hauptquartiers (Buxtehude?) sind mir nicht bekannt.

Marschwege 01

01. Dezember 1813

Das Korps Woronzow beendet den Elbeübergang bei Boizenburg, wo es an der Stecknitz-Linie (heute der Elbe-Lübeck Kanal) den linken Flügel der nun dort postierten Nordarmee einnimmt (das Korps Wallmoden hat den rechten Flügel inne). Nach dem Elbübergang soll die Truppenstärke des Korps 7.134 Mann und 30 Geschütze betragen haben. Außerdem wird dem Korps Woronzow das Lützower Freikorps zugeteilt.

02. Dezember 1813

Das Korps Woronzow marschiert bis Lauenburg. Von Lauenburg aus werden Kosaken zur Aufklärung in Richtung Hamburg geschickt.

03. Dezember 1813

Das Korps Woronzow rückt bis Schwarzenbeck vor, die Lützower als Avantgarde bis Escheburg. Bergedorf wird von den Russen angegriffen und erobert. Die Franzosen werden hinter die Bille zurückgeworfen. Die Leichte Kavallerie das Korps Woronzow vereinigt sich mit den Kosaken Tettenborns und marschiert bis Hamfelde, wodurch die Verbindung zwischen Hamburg und Lübeck kontrolliert wird.

04. Dezember 1813

Tettenborn führt seine Kosaken von Hamfelde und Trittau bis Woldenhorn und an die Alster.

In der Nacht vom 4. auf den 5. Dezember 1813 sprengen die Franzosen die Hoopter Schanze und ziehen sich auf das rechte Elbufer zurück.

05. Dezember 1813

Das Korps Woronzow drängt von Bergedorf aus die Franzosen bis Hamburg zurück.

06. Dezember 1813

Marschall Davout sendet seine Kavallerie und einige Infanterie als Unterstützung aus Hamburg in nordöstlicher Richtung vorgehend dem Feind entgegen. Bei Tonndorf stoßen die Franzosen auf einen Kosaken-Vorposten. Die Kosaken fallen bis Siek zurück, wo Graf Pahlen mit den Izum Husaren lagert. Die Husaren greifen die Franzosen an und können diese bis Wandsbek zurückwerfen. Mehr als 200 Franzosen werden getötet sowie 150 Mann gefangen genommen.

Tettenborn geht bis Bramstedt vor und trennt sich vom Korps Woronzow.

Das Korps Woronzow schiebt sich als Deckung für die restliche Nordarmee (welche sich gegen die dänischen Truppen wendet) bis zur Oldesloher Straße vor und verlegt sein Hauptquartier nach Ahrensburg.

09. Dezember 1813

Ein Streifkorps Woronzows geht über Duvenstedt an die Alster und von dort in Richtung Elbe. Die Vorposten des Korps stehen auf der Linie Wellingsbüttel, Rahlstedt und Bergedorf.

13. Dezember 1813

Woronzow überschreitet mit seinen Truppen die Alster und schließt so die Stadt Hamburg nun nach allen Seite hin ab. Er verlegt sein Hauptquartier nach Pinneberg

31. Dezember 1813

Nach dem Waffenstillstand mit Dänemark wird das Korps Woronzow auf Befehl des schwedischen Kronprinzen aus Pinneberg abgezogen, um bei Wedel die Elbe zu überqueren und von dort aus in Richtung Rhein zu marschieren. Die Brigade Pahlen und 2 Kosaken-Regimenter werden jedoch zur Sicherung an die Eider unterhalb von Rendsburg geschickt.

Stellungen Russen 1813

20. Januar 1814

Das Koprs Stroganov unternimmt eine Angriff auf Harburg und die umliegenden Dörfer. Dieser Angriff ist anscheinend mit Bennigsen nicht abgestimmt worden. Vermutlich wollte Stroganov sich vor seinem Abmarsch zum Rhein noch ein paar Lorbeeren verdienen. Um 7 Uhr Morgens werden die französischen Vorposten in Heimfeld, Eißendorf und Wilstorf überraschend von starken russischen Verbänden angegriffen und auf die Verschanzungen an den Stadtausgängen und dem Schwarzen Berg zurückgeworfen. Nachdem die flüchtenden Franzosen die Stadt und das Barackenlager unterhalb des Schwarzen Berges erreicht hatten, gehen 3 russische Kolonnen über die östlichen Moorwiesen und eine vierte zwischen dem Überflutungsgebiet und dem Schwarzen Berg vor. Zeitgleich wird im Westen ein Angriff auf die Schanze in Moorburg und im Osten auf die Schanze bei Fünfhausen unternommen. Da die linke Flanke der Franzosen nun umgangen war, flüchten die Franzosen aus der Stellung und dem Blockhaus bei Fünfhausen, lassen ihre Geschütze zurück und fallen auf die Befestigungen des Harburger Schlosses zurück. Die russischen Kolonnen dringen weiter auf der Winsener Straße und anlang der Seeve in Richtung Harburg vor. Unterdessen hat General Pecheur eine kleine Reserve, die Elitekompanien des 48. und 108 Infanterie-Regiments und eine Kompanie der Flottenequipage auf dem Kanalplatz vor dem Harburger Schloss gesammelt und bis zur Binnen-Mühle geführt. Von hier aus beginnt General Achard einen Angriff auf die linke Flanke der russischen Jäger, die bereits in die Stadt eingedrungen waren. Bei dieser Aktion erhielten die angreifenden Franzosen Unterstützungsfeuer durch das außenstehende Geschütz der Flügelredoute auf dem Schwarzen Berg.

Um eine Eingreifen der auf der Wilhelmsburg stationierten Franzosen zu verhindern, hatte unterdessen Oberst Tschemschuschnikow, der vermutlich durch das Geschützfeuer über die Kampfhandlungen südlich von seiner Position unterrichtet wurde, einen Angriff vom Ochsenwerder auf den Moorwerder und Götjensort angeordnet. Die Französischen Truppen auf dem Moorwerder konnten sich mitsamt ihren Geschützen auf die Wilhelmsburg zurückziehen. Ein Gegenstoß des General Osten mit den in Wilhelmsburg stationierten Truppen konnte jedoch die Schanze in Moorwerder zurückerobern. Kurz danach überschritten französische Truppen die Süderelbe und besetzten auch die Schanze bei Fünfhausen. Somit war am Ende des Tages der Status quo wieder hergestellt. Allerdings zum Preis von 9 vernagelten Kanonen, 150 Toten und Verwundeten und mehr als 30 gefangengenommene Soldaten.

21. Januar 1814

An diesem Tag erfolgt ein Gegenangriff der Franzosen als Reaktion auf die Angriffe vom Vortag. Die Franzosen greifen wiederholt Ochsenwerder mit Hilfe von Landungsbooten an. Aber erneut werden sie durch russische Truppen unter dem Kommando von Oberst Tschemschuschnikow zurückgedrängt. Außerdem führt Stroganov mit seinem Korps eine Unternehumg gegen Moorwerder. Die Franzosen haben hohe Verluste und mehr als 500 Mann werden gefangengenommen.

22. Januar 1814

Die Truppen des Gen. Stroganov (Nordarmee) werden aus dem Belagerungsring um Hamburg herausgelöst und ziehen ab in Richtung Rhein. Die Stellung dieser Truppen vor Harburg, wird durch die Einheiten, verstärkt durch einige russische Artillerie, unter dem Befehl von Gen. Ahrendschild (Nordarmee) besetzt.

Damit endet die Teilnahme der Korps Stroganov und Woronzow an der Belagerung von Hamburg und dem Feldzug in Norddeutschland.

7 Kommentare zu „Napoleonische Kriege in Norddeutschland – Russische Truppen / Teil 1“

  1. Wir hatten uns in Celle ja kurz darüber unterhalten. Klasse Recherche. Gibst Du noch in einem weiteren Bericht die Quellen an? Wäre interessant.

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  2. Hi Koppi,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Die Quellen kommen dann mit dem zweiten Teil zu den russischen Truppen. Im Wesentlichen handelt es sich um die schon genannten Werke…“Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814 Teil 3 / von Plotho“ und „Die Geschichte der Nordarmee im Jahre 1813 / von Quistorp“, sowie „Feldzug der Kaiserlich Russischen Armee von Polen in den Jahren 1813 und 1814 / von Müffling“.

    Viele Grüße
    Frank

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