Das Schlachtfeld von Azincourt

Das Mittelalter ist zwar nur ein Nebenschauplatz meiner vielfältigen Hobby-Interessen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Zumindest an der legendären Schlacht von Azincourt kommt man in diesem Jahr kaum vorbei. Immerhin jährt sich die Schlacht am 25.10.2015 zum 600ten Mal. An diesem Tag im Jahr 1415 standen sich zwischen den Dörfern Azincourt und Tramecourt die Heere des englischen Königs Henry V und der Franzosen unter dem Befehl von Charles I. d’Albret und Jean II. Le Maingre gegenüber. Die Engländer, an Zahl weit unterlegen, schlugen das französische Aufgebot vernichtend. Während die Engländer nur rund 400 Verluste beklagten, sollen auf der Seite der Franzosen vermutlich bis zu 8.000 Mann gefallen sein. Ein Faktor zum Schlachtgewinn, waren die berühmten englischen Langbogenschützen. Ich will hier allerdings keine Schlachtbeschreibung und auch keine Analyse dieser liefern, sondern lediglich vom Besuch des Schlachtfelds berichten.

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Vermutlich geht es hier nach Azincourt…

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Die Bogenschützen, sie stehen kurioserweise an dem Ort des Schlachtfeldes, an dem die Franzosen ihr Heer aufgestellt hatten, weisen den Weg zum Dorf.

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Hinter den „Reitern“ ist der Kirchturm von Azincourt zu sehen.

Wie auch ich, sollte jeder keine zu großen Erwartungen an einen Besuch von Azincourt knüpfen. Ein Acker in der Landschaft des Pas-de-Calais in der Nähe der Stadt Arras. Und doch ist es für mich immer wieder enorm interessant, die Topografie direkt vor Ort zu erleben und Entfernungen sowie Gegebenheiten hautnah zu erleben. Und da sind ja auch noch der Ort selbst und natürlich das kleine Museum, von dem ich schon vorher gelesen hatte.

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Das Museum „Centre Historique Médiéval“ in Azincourt.

Schon auf der Landstraße vor dem Dorf kommt man urplötzlich an einer Reihe von Bogenschützen vorbei, die den Weg in den Ort markieren. Sie stehen ungefähr dort, wo sich vor der Schlacht das Zentrum des französischen Heeres befand. Die Ortschaft Azincourt ist wirklich klein, kaum mehr als 300 Einwohner. Auf dem Weg zum Museum kommt man durch Straßen mit bezeichnenden Namen, wie Rue Charles VI, Rue des Archers und Rue Henri V. Wer jetzt schon Hunger verspürt, kann im Restaurant Le Charles VI „königlich“ speisen. Es gibt natürlich auch ein Mittelalter Menü…na ja…mit Pommes!

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Die Ausstellung im Museum…

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Durch Hinweisschilder, Pappbogenschützen und Straßennamen schon in die entsprechende Stimmung gebracht, fuhren wir auf den Parkplatz des Museums „Centre Historique Médiéval“, das gerade seine Pforten öffnete. Das Museum ist für so ein kleines Dorf erstaunlich groß. Im Erdgeschoss findet man eine ausführliche Ausstellung zur Schlachtgeschichte, ein großes Figurendiorama und diverse Fundstücke und Artefakte (allerdings nicht vom Azincourt Schlachtfeld) aus der Zeit.

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Das große Diorama besteht, so weit ich das feststellen konnte, aus 1/72 Revell Figuren. Es werden wohl aber auch viele Umbauten dabei sein.

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Die Ausstellung im oberen Stockwerk ist deutlich moderner in der Aufmachung. Hier werden die unterschiedlichen Waffengattungen, Kampftechniken und Rüstungen behandelt. Wie heutzutage üblich, vieles zum Anfassen und Ausprobieren. Man kann beispielsweise durch verschiedene Helmtypen schauen und testen, in wie weit das Sichtfeld eingeschränkt wird. In Filmen wird der Langbogen und Wirksamkeit der Rüstung erläutert. Außerdem sind einige eindrucksvolle Rüstungen in den Vitrinen zu sehen (alles keine Originale).

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Nach dem Besuch des Museum, geht es an die Erkundung des Schlachtfeldes. Der Schauplatz der Kampfhandlungen ist nicht bebaut worden und kann an lang einer Straße komplett umrundet werden. Bei diesem Rundgang erhält man einen guten Eindruck von der Geländebeschaffenheit. Geht man den Verbindungsweg von Azincourt nach Tramecourt so steigt das Gelände leicht an. Diese leichte Steigung erstreckt sich von West nach Ost über das ganze Schlachtfeld. Vor allem im Osten ist das Ackerland nicht flach, sondern liegt in sanften Wellen vor dem Betrachter. Am östlichen Rand, dort wo sich das Zentrum der Englischen Armee befand, wurde eine kleine Gedenkstätte, mit Mahnmal, Schlachtfeldkarte und einer Texttafel angelegt.

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Die Umrundung des Schlachtfeldes beginnt…

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Die Karte zeigt die Aufstellung der beiden Armeen sowie Wege und Orte des Schlachtfeldes.

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Blick vom französischen Zentrum in Richtung Südost.

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Ein kurzer Abriss des gesamten Feldzuges.

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Hier im Zentrum des Schlachtfeldes sieht man deutlich wie das Gelände nach Süden abfällt.

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Die Gedenkstätte an der nordöstlichen Ecke des Schlachtfeldes.

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Ein letzter Blick…hier noch einmal das Gelände in der Mitte des Schlachtfeldes (von Nord nach Süd blickend).

6 Kommentare zu „Das Schlachtfeld von Azincourt“

  1. Danke für den Artikel. Wir haben uns nach der Tabletopschlacht in unserer Runde mal gefragt, inwieweit sich die Örtlichkeit der Originalschlacht in den 600 Jahren eigentlich verändert hat. Zwei unserer Mitspieler sind Archäologe und Historiker und es war mal interessant deren Ausführungen zu lauschen. Hier bei mir in Jena sind die Windknollen wohl auch nicht mehr so wie bei der Schlacht von Jena und Auerstedt, zumal die Sowjetarmee das Gelände als Truppenübungsplatz nutzte.

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  2. Ich bin zwar jetzt absolut alles andere als ein Spezialist auf diesem Gebiet. Dennoch muss ich sagen, dass die Aufmachung mit den Pappfiguren doch schon leicht lächerlich wirkt. Natürlich ist es schwer ein „Feld“ als Schlachtfeld zu kennzeichnen, aber dafür würde meiner Meinung die Gedenkstätte und das Museum genügen. Weiß nicht, wie du das siehst…

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  3. Ich glaube die Pappfiguren sollen nur darauf aufmerksam machen, dass hier überhaupt etwas zu sehen ist und vor allem Kinder anlocken. Ich finde die Figuren jetzt auch nicht besonders hübsch, sie stören aber auch nicht wirklich.

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