Colonia Ulpia Traiana – Eine römische Stadt / Teil 5

Hier nun der letzte Teil der Artikel-Serie zur Colonia Ulpia Traiana.

Militär

Das Thema Militär nimmt nur einen kleinen Teil der Ausstellung im Archäologischen Park Xanten ein. Das liegt daran, dass die römischen Truppen dieser Region nicht in der Stadt, sondern in einem Lager mit Namen Vetera auf dem nahegelegenen Fürstenberg stationiert waren. Dazu zählte auch die 30. Legion Sie lag seit 122 nach Christus südlich der Colonia auf dem Fürstenberg. Für rund zweihundert Jahre blieb sie die „Hauslegion“ der Colonia. Später haben mittelalterliche Rheinverlagerungen ihr Lager zerstört und die Landschaft zur heutigen Bislicher Insel umgeformt.

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Im Museum des Parks sind die Rekonstruktion dieses Lagers und seine Geschichte dargestellt. Unter Kaiser Nero wurde Vetera, zunächst eine Holz-Erde Konstruktion, massiv in Stein ausgebaut. Es war vermutlich einst das größte Militärlager der römischen Welt und konnte zwei vollständige Legionen beherbergen. Wer mehr zur Geschichte und Entwicklung des Lagers wissen möchte, findet dies im ersten Teil dieser Serie.

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In der Ausstellung des Parkmuseums folgt man auch der Geschichte der römische Armee. Der Besucher macht dabei auf seinem Weg, der spiralförmig durch das Museum führt, eine kleine Zeitreise. An einigen Stationen gibt es optische und akustische Erläuterungen zum Thema. Gleich zu Begin befindet man sich z.B. in einer Marschkolonne der frühen Kaiserzeit und wird von rechts und links in die lateinischen Gespräche der Soldaten verwickelt.

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Es folgen ausgewählte Waffen und Rüstungen aus den unterschiedlichen Epochen. Hier zu sehen, sind die Ausrüstungsgegenstände eines Legionär der frühen Kaiserzeit.

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Natürlich sind nicht nur Repliken zu sehen, sondern auch viele ausgewählte Originale. Hier ein Helm. Ebenfalls aus der frühen Kaiserzeit.

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Die Grabsteine römischer Legionäre sind für die Rekonstruktion die mit Abstand wertvollste Quelle. Hier sind nicht nur Ausrüstung und Kleidung bildlich dargestellt, man kann auch die Trageweise und Handhabung erkennen. Zusätzlich wird durch die Grabinschriften das Ganze in einen historischen Kontext gesetzt.

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Wie heute in modernen Museen üblich, kann der Besucher auch aktiv werden und sich beispielsweise in einen römischen Sattel schwingen oder das Marschgepäck eines Legionärs Schultern.

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Die Bataver, der germanische Stamm dieser Region, galt als wichtigste Quelle für die Hilfstruppen-Kontingente der römischen Armee am Niederrhein. Sie wurden vor allem als berittene Kundschafter eingesetzt.

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Dieser Spannrahmen einer Torsionswaffe aus Xanten ist der am besten erhaltene Fund seiner Art im gesamten Römischen Reich. Er wurde im Jahr 1999 bei Auskiesungsarbeiten gefunden. Diese Waffe diente zum verschießen von Pfeilen und wurde ähnlich wie eine Armbrust eingesetzt.

Nachbau antiker römischer Torsionswaffe

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Neben den Waffen und Rüstungen sind natürlich auch Werkzeuge und Alltagsdinge aus dem Lagerleben ausgestellt. Dazu zählen Bratroste, Töpfe, Eimer, Zeltheringe und Handmühlen.

Straßen und Wagen

Ein Pavillon im Park bietet eine Fülle an Informationen über antike Fernstraßen, Kuriere, Straßenkarten – und drei fahrtüchtige Nachbauten von römischen Kutschen und Wagen, also alles zum Thema Mobilität der Antike.

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Von Britannien bis Nordafrika und von Portugal bis Syrien umfasste das römische Imperium eine riesige Landfläche von über 3,3 Millionen Quadratkilometern. Soldaten und Zivilisten, Kaufleute und Händler waren ständig im ganzen Reich unterwegs. Wo möglich, nutzte man die Wasserwege, denn auf dem Landweg ging es langsamer und mühseliger voran. Noch vor Christi Geburt verband eine große Süd-Nord Achse das Rheinland mit dem römischen Fernstraßennetz. Sie begann in Lyon, der Hauptstadt des römischen Gallien.

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Am Niederrhein bestanden die Fahrbahnen nicht aus Steinplatten, sondern meist aus Kies und Sand.

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Viele Reisende waren zu Fuß unterwegs. Wer es sich leisten konnte, ritt auf einem Esel oder Pferd oder fuhr mit einem von Maultieren gezogenen Wagen. Aus Bildquellen und einzelnen Funden sind unterschiedliche Typen von Wagen bekannt. Einzelteile solcher Gefährte wurden auch im ehemaligen Flussbett des Rheins in Xanten gefunden.

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Drei römische Wagen wurden im APX auf neuestem Forschungsstand rekonstruiert. Sie sind im Pavillon ausgestellt.

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Das cisium war ein leichter Reisewagen für zwei Personen und wenig Gepäck. Er war schnell, sehr wendig und trotzdem robust, aber ungefedert und nach heutigen Vorstellungen unbequem. Da er keine Bremsen hatte, war das Fahren damit nicht ungefährlich.

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Mehr Komfort bot die Kutsche vom Typ der carruca. Ihr oberer Teil hing an starken Lederbändern, um Stöße auf unebener Strecke abzufedern. Die im Pavillon gezeigte Variante besaß eine Überdachung aus Leder und war für längere Reisen gebaut.

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Der carrus war ein regelrechter Lastwagen. Auf seiner langen Ladefläche konnten Waren aller Art transportiert und mit einer Plane vor Nässe und Staub geschützt werden. Oft benutzte man den carrus in der Landwirtschaft oder um Waren von den Häfen zu den Siedlungen im Hinterland zu fahren.

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Die für die Rekonstruktionen der Wagen verwendeten Metallteile und Hölzer sind durch archäologische Funde nachgewiesen. Alle wurden vom Wagenbauer auf traditionelle Weise in Handarbeit hergestellt.

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Hafen und Schiffe

Ein relativ neues Projekt des APX ist die Rekonstruktion von unterschiedlichen Flussbooten. In einer nahegelegenen Werkhalle kann man Handwerkern dabei zusehen, wie sie an den Booten arbeiten.

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Bereits Rekonstruiert sind eine Lastkahn aus dem Jahr 100 n. Chr. Dieses Plattbodenschiff, Prahm genannt, hatte eine Länge von fast 15 Metern.

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Das Original dieser Prahm, dass 1991 gefunden wurde, hängt heute im Parkmuseum.

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Derzeit wird ein Truppen- und Frachttransportschiff rekonstruiert.

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Aber auch kleine Boote wurde schon nachgebaut.

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Vielleicht geht man auch irgendwann daran, den alten Flusshafen wieder aufzubauen.

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Hafentempel

Der Hafentempel war nach dem Kapitol der zweitgrößte Tempel der Stadt. Jeder römische Tempel war normalerweise einer Gottheit geweiht. Leider ist nicht bekannt, welchem Gott oder Göttin dieser Tempel zugeordnet war. Als Hafentempel wird er heute nur aufgrund seiner Lage bezeichnet. Das Gebäude wurde nur in Teilen rekonstruiert. Trotzdem erahnt man anhand der Kalksteinsäulen, wie imposant der 27 Meter hohe Bau einst gewesen sein muss.

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Wie im Park-Museum zu sehen ist, waren einst Teile des Tempels, wie die korinthischen Säulenkapitelle, bunt bemalt.

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Eine breite Treppe führt auf das Podium und zur Cella, dem Kultraum des Tempels. Nur Priestern und Tempeldiener war einst der Zutritt in die Cella gestattet. Opferriten und andere Gottesdienste wurden aus diesem Grund am Altar vor dem Tempel abgehalten.

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Gräber

Vor dem großem Stadttor im Norden findet der Besucher einige Gräber, die wie damals rechts und links der Straße aufgereiht waren. Das Gräberfeld der Colonia zog sich einst 4 Kilometer in Richtung Kalkar hin.

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Wer genug Geld zur Verfügung hatte, ließ sich ein Grabdenkmal errichten. Gesetze beschränkten allerdings deren Größe und Ausstattung.

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In römischer Zeit waren vor allem die Relief an Gebäuden und Grabmälern bunt. Heute ist nur sehr wenig von dieser Bemalung erhalten. Das Bild zeigt deshalb nur einen Rekonstruktionsvorschlag.

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3 Kommentare zu „Colonia Ulpia Traiana – Eine römische Stadt / Teil 5“

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