In Dorchester, dem Sitz der Verwaltung der englischen Grafschaft Dorset, findet man am Rande der Innenstadt ein burgartiges Gebäude. Es wird „The Keep“ genannt und ist Teil der ehemaligen County Barracks. Es handelt sich jedoch nicht um eine Burg aus dem Mittelalter, sondern um einen militärische Einrichtung, die erst um 1880 erbaut wurde und verschiedene Regimenter beherbergte, die schließlich zu einer Einheit zusammengelegt (The Devonshire and Dorset Regiment / 11th, 39th und 54th of Foot) wurden.
Ab dem Jahr 1958 verwendete man das Gebäude dann nicht mehr für militärische Zwecke und der größte Teil wurde in den 1960er Jahren saniert. Der Bergfried blieb jedoch im Besitz des Verteidigungsministeriums und wird bis heute als Museum genutzt.
Das Museum erzählt die Geschichte der einst hier beheimateten Einheiten, zu denen das The Devonshire Regiment (11th of Foot), The Dorset Regiment (39th und 54th of Foot), The Devonshire and Dorset Regiment ( ab 1958 – 11th, 39th und 54th of Foot), The Queen’s Own Dorset Yeomanry, , die Miliz-Einheiten, The Royal Devon Yeomanry und das 94 Field Regiment RA gehörten.
Den ersten Stock erreicht man über eine Wendeltreppe, wo der Besucher eine Ausstellung von Uniformen, Waffen und Ausrüstung findet, welche die Regimenter in ihrer 300-jährigen Geschichte verwendet haben. Im zweiten Stock werden Kampagnen- und Tapferkeitsmedaillen sowie Exponate mit Kleinwaffen und Silberwaren ausgestellt. Im dritten Stock sind Gegenstände und Informationen über die jüngste Militärgeschichte des Regiments, Orte, an denen es eingesetzt wurde, und Ereignisse, an denen es teilgenommen hat, zu entdecken. Auch das Dach mit seiner Zinnen bewehrtem Plattform kann man besuchen und von hier aus einen weiten Blick über die Stadt und die umliegende Landschaft genießen.
Die frühen Jahre
Im Jahr 1685 wurde das älteste der Regimenter, das 11th Foot aufgestellt. Das 39th folgte im Jahr 1702 und das 54th 1755. Die Verbindung zwischen den Counties Devonshire und Dorset und dem gleichnamigen Regiment reicht zurück in das Jahr 1724. Die erste Schlacht des Regiments, die Schlacht am Boyne in Irland, fand im Jahr 1688 statt.
Die Einheit kämpfte außerdem unter dem Duke of Marlborough und König George II in Europa, wo sie in der Schlacht von Dettingen ihre erste Auszeichnung verdiente. In Indien erhielt das 39th außerdem die Auszeichnung Plassey 1757 und „Primus in Indis“.
Napoleonische Kriege
Durch den Sieg von Admiral Nelson über die französische Marine bei der Schlacht am Nil im Jahr 1800, war die Armee Napoleons in Ägypten isoliert. Im Jahr 1801 führte General Abercromby eine Expedition, welche in der Bucht von Aboukir landete. Trotz eines französischen Gegenangriffs war die Landung erfolgreich. Nun wurde ein Vorstoß auf Alexandria geplant. Nach fünf Monaten Belagerung der Stadt, erfolgte im August 1801 der endgültige Vormarsch der Briten zur Vernichtung der Französischen Streitkräfte. Der Hauptangriff sollte aus dem Westen erfolgten.
Der Angriffsweg führte über eine schmale Landverbindung zwischen Meer und einem gefluteten See, auf die sehr starke Verteidigungsposition der Franzosen. Um diese Stellung zu überwinden, wollte man kleine Kanonenboote der Royal Navy in den alten Hafen rudern und gleichzeitig ein flankierendes Geschützfeuer auf die feindlichen Stellungen abfeuern. Der Hafeneingang wurde vom Fort Marabout gesichert, welches eben ein solches Vorhaben verhindern sollte. Die Eroberung dieser Festung war also der Schlüssel zum Erfolg der Operation und wurde in die Hände des 1. Bataillons des 54th Regiment of Foot gelegt.
Für einen reinen Frontangriff war das Fort zu stark befestigt und so beschloss man ein einleitendes Artilleriefeuer. Am Abend des 19. August begann der Beschuss. Zuvor hatten man die zwei schweren Geschützbatterien unter heldenhaftem Einsatz über offenes Gelände in Stellung gebracht. Natürlich wurden auch die britischen Kanonen vom Fort unter Feuer genommen, woraufhin die leichte Kompanie des 54th Regiments an die Front geschickt wurde, um die Kanonieren mit Beschuss zu belegen. Das gezielte Feuer der britischen Plänkler war dermaßen erfolgreich, dass die Franzosen vollständig in Deckung gehen mussten und schweren Verluste erlitten. Am 21. war schließlich eine Bresche in die Festungsmauern geschossen worden, die französischen Geschütze weitgehend unbrauchbar und ein Viertel der Franzosen verwundet. Dem Französischen Kommandanten bleib keine Wahl und er übergab die Festung ohne weitere Gegenwehr.
Nun konnten die britischen Kanonenboote in den Hafen laufen und so die Verteidigungsstellungen der Franzosen von der Seite und im Rücken unter Beschuss nehmen. Als schließlich der Hauptangriff erfolgte, brach die Verteidigung der Franzosen vollständig zusammen und schon am Abend waren die Kämpfe vorüber. Kurz danach wurde Alexandria eingenommen und die Franzosen kapitulierten.
Das hier ausgestellte Geschütz ist eines von zwei durch das 54th Regiment eroberten Kanonen. Während es sich bei dem Geschütz um das Original handelt, stammt die Protze aus dem Jahr 1828. Die Kanone wurde bis 1841 bei Paraden an der Spitze des Regiments mitgeführt.
Als einziges Regiment durfte das 54th Foot die Schlachtfeld-Auszeichnung „Marabout“ führen, während alle anderen Einheiten „Egypt“ verwendeten.
Unter dem Kommando des Duke of Wellington zeichneten sich auch die anderen Regimenter in den meisten der Schlachten des sogenannten Peninsular War aus. Das 11th Regiment wurde in der Schlacht von Salamanca berühmt, welche ihnen den Spitznamen „The Bloody Eleventh“ einbrachte, während das 39th Foot seine Lorbeeren bei Albuhera erntete.
Indien 1822 – 1840
Zwei Jahre nachdem das 54th Foot in Indien eingetroffen war, wurde es in den burmesischen Krieg verwickelt. Das Königreich Ava in Burma expandierte schon seit einiger Zeit in Richtung Grenze des durch Großbritannien besetzen Indiens, als es schließlich im September 1823 durch die Besetzung einer Insel unter der Verwaltung des East India Company zum Krieg kam. Das 54th Foot traf im Februar 1824 in Burma ein und nahm am Sturm auf die Stadt Arakan teil, beim dem sich vor allem die leichte Kompanie auszeichnete, während der Rest des Bataillons zwei 6-Pfünder Kanonen an die Front brachte. Und obwohl das gesamte Regiment am Sturm auf die Stadt teilnahm, erlitt es die meisten Verluste durch Krankheit. Die Einheit verlor in dieser Kampagne 233 Offiziere und Soldaten.
Nachdem das 39th Foot bereits 11 Jahre an kleinen Auseinandersetzungen und Militär-Expeditionen in Indien teilgenommen hatte, gehörte es im Jahr 1843 zur Streitmacht die in der Coorg/Gwalior Kampagne gegen die Mahrattas im zentralen Nordindien eingesetzt wurde. Höhepunkt dieses Krieges war die Schlacht von Maharajpoor, die gegen einen deutlich überlegenen Gegner ausgefochten wurde. Trotz heftigem feindlichen Feuer, zeichnete sich das 39th Foot bei ihrem unaufhaltsamen Vormarsch auf die feindlichen Kanonen aus. Ohne einen Schuss abgegeben zu haben, stürmte das Bataillon die feindliche Linie und stach die Kanoniere mit ihren Bajonetten nieder. Das Regiment ging weiter vor und ermutigte so auch die einheimische Infanterie, wodurch der gegnerische Wiederstand schließlich gebrochen wurde. Das Regiment wurde mit einem Bronze-Stern, hergestellt aus den erbeuteten Kanonenrohren ausgezeichnet.
Im Jahr 1857 kam es in Indien zum Aufstand unter den einheimischen Sepoy-Truppen. Aus diesem Grund wurde auch das 54th Regiment mit der SS Sarah Sands und einer Ladung Schießpulver von England nach Indien verschifft. 800 Meilen östlich von Mauritius brach an Bord ein Feuer aus. Unter dem Kommando von Major Brett bekämpfen die Soldaten das Feuer, warfen das Pulver über Bord, retteten die Regimentsfahnen aus den Flammen und segelten das Schiff schließlich an einen sicheren Landeplatz. Diese ungewöhnliche Leistung wurde von Königin Victoria mit einem „Special Order of the Day“ gewürdigt.
Die ausgebrannte SS Sarah Sands.
Burenkrieg 1899 – 1902
In der frühen Phase des Burenkrieges in Südafrika waren die zahlenmäßig unterlegenden Briten gezwungen ihre Streitkräfte in Natal auf Ladysmith zurückzuziehen. Während der Belagerung von Ladysmith besetzten die Buren den Wagon Hill, der die Stadt überblickte. Das 1st Devon erhielt den Auftrag, den Hügeln unter allen Umstanden zu erobern.
Während eines wütenden Hagelsturms stürmten die Männer mit aufgepflanzten Bajonetten über mehr als 100 Meter offenes Gelände vorwärts. Im Verlauf dieser Aktion gelang es Lieutenant Masterson eine wichtige Nachricht an eine flankierende Einheit zu überbringen und das, obwohl er dabei 6-fach verwundet wurde. Für diese Tat verdiente er sich und dem Regiment das erste Victoria Cross.
Kurz nach der Schlacht errichtete das Bataillon ihr Gedenkkreuz an der Stelle, an welcher der Angriff erfolgt war. Einige Tagespäter wurde das Kreuz durch ein Denkmal aus Stein ersetzt und das Kreuz nach England gebracht.
Erster Weltkrieg
Im April 1915 segelte das The Queen’s Own Dorset Yeomanry nach Ägypten, von wo aus es schließlich nach Gallipoli aufbrach und am 18. August in der Suvla Bay landete. Am Nachmittag des 21. August war die 2nd Mounted Brigade Teil eines Angriffs auf Türkische Stellungen am Scimaitar Hill. Der Angriff wurde über offenes Gelände und unter ständigem Beschuss durch Maschinengewehrfeuer und Artilleriebeschuss auf feindliche Gräben durchgeführt.
Das Dorset Yeomanry nahm die erste Linie der türkischen Gräben ein und setzte seinen Angriff in Richtung Hügelspitze fort. Doch die Verluste waren dermaßen hoch gewesen, dass man sich am Abend schließlich zurückziehen musste. Von den ursprünglich 301 Männern des Regiments waren 119 getötet worden. Als die Einheit schließlich am 31. Oktober abgezogen wurde zählte das Dorset Yeomanry nur noch 65 Mann.
In der ersten Hälfte des Jahres 1916 war die Einheit The Dorset Yeomanry als Teil der Streitkräfte der Western Frontier damit beauftragt, Teile von Ägypten von Senussi Streitkräfte zu säubern, die hier von Deutschland unterstützt und von Türkischen Offizieren geführt operierten.
Am 26. Februar identifizierten die Luftaufklärung feindliche Kräfte bei Sidi Barrani. Eine Truppe wurde in Marsch gesetzt und das Regiment The Dorset Yeomanry befand sich bald darauf in einer isolierten Position. Ihnen gegenüber stand die feindliche Rückendeckung des Feindes, die aus 600 Männer, bewaffnet mit Gewehren und vier Maschinengewehren bestand. 196 Yeoman griffen über eine halbe Stunde auf mehr als 2 Kilometer offener Wüste und unter vielen Verlusten an, trieben den Feind in die Flucht und nahmen ihren Anführer, General Jaafa Pasha gefangen.
Natürlich waren die Regimenter auch an der Westfront im Einsatz und kämpften an der Somme.
Zweiter Weltkrieg
Das 94th Field Regiment (Dorset & Hants) landete am 24. und 25. Juni als Teil des 43. Division bei Arromanches. Die Einheit unterstützte die 129. Brigade bei der Schlacht um Hill 112, der südwestlich von Caen lag, sowie bei vielen weiteren Schlachten bis zur Ankunft in Arnheim, wobei es selbst schwere Verluste erlitt. Bei Nijmegen unterstützte das Regiment das 4th Dorset.
Dieses Geschütz war von 1939 bis 1960 die Hauptwaffe der britischen Artillerie. Dies lag vor allem daran, dass das Geschütz in 3 bis 4 Minuten in Stellung gebracht und in wenigen Sekunden in jede andere Richtung ausgerichtet werden konnte, eine Reichweite von 6 ½ Meilen besaß und bis zu 12 Granate pro Minute verschießen konnte.
Burma 1944
Die Soldaten von General Slim’s 14. Armee bezeichneten sich oft selbst aus die „Vergessene Armee“. Sie hatten das Gefühl, dass ihr Schicksal der Öffentlichkeit recht gleichgültig und das Interesse eher auf die Ereignisse in Europa gerichtet war.
Das 1st Devon und das 2nd Dorset nahm an der erfolgreichen Verteidigung von Imphal und Kohima im Mai 1994 teil und untergruben so den Mythos von den unbesiegbaren Japanern. Nach diesen Ereignissen waren beiden Bataillone Teil des erfolgreichen Vormarsches und schließlich der Rückeroberung von Burma. Die Kampagne erwies sich als äußerst schwierig. Die Britischen Soldaten waren einfach nicht auf die fanatischen Feinde und den Kampf im lebensfeindlichen Dschungel vorbereitet. Aus diesem Grund wurde die Auszeichnung für diesen Einsatz, der Burma Star, immer mit besonderem Stolz getragen.
Nach dem 2. Weltkrieg
Berühmt ist die Sammlung unter anderem für den Schreibtisch von Adolf Hitler, welcher 1945 aus den Ruinen der Reichskanzlei in Berlin geborgen wurde.
Für ein lokales Regiments-Museum ist die Ausstellung ungewöhnlich groß und reichhaltig. Ein Besuch lohnt sich also auf jeden Fall.