Dänische SAGA – Roskilde

Das wohl berühmteste Museum Dänemarks zum Thema Wikinger liegt im Hafen der Stadt Roskilde.Hier am Roskilde Fjord, der im Norden der dänischen Insel Seeland vom Isefjord am Kattegat nach Süden bis nach Roskilde verläuft, lag bis 1443 die Hauptstadt Dänemarks. Gegründet wurde Roskilde im Jahr 998 wahrscheinlich als Nachfolger des nahe gelegenen Gammel Lejre. Die Stadt wurde als unbefestigte Siedlung angelegt, jedoch an geschützter Lage am Ende des bereits erwähnten Roskilde Fjords.

Das Stadtzentrum mit dem Dom lag auf einem Hügel, mit Blick auf einen Landungsplatz, vor dem Schiffe auf Reede lagen. Während der Regentschaft von Svend Estridsen wurden 20 Kilometer nördlich von Roskilde bei Skuldelev Fahrwassersperren im Fjord errichtet. Damit konnte der Verkehr auf dem Fjord kontrolliert und die Stadt vor Angriffen geschützt werden.

Das Verteidigungssystem bestand aus Pfählen, Steinhaufen, versenkten Schiffen und schwimmenden Sperren, wie im Notfall die drei Fahrrinnen versperren konnten. Die fünf Schiffe in der Wikingerschiffshalle des Museums stammen aus der Sperre in der sogenannten „Pfeffer-Fahrrinne“.

Hier wurden drei alte Schiffe quer zur Fahrrinne versenkt. Kurz darauf wurde die Sperre durch zwei weitere versenkte Schiffe verstärkt. Vor der Ausgrabung war die Sperre den Fjordfischern als Steinwall unter Wasser bekannt. Eine örtliche Überlieferung besagte, dass unter den Steinen ein Schiff läge, das Königin Margrethe I. habe versenken lassen. Erst Untersuchungen durch das Nationalmuseum in den Jahren 1957-59 zeigten, dass die Sperre aus der Wikingerzeit stammt und dass sie aus mehreren Schiffen bestand.

Die Ausgrabung

Im Jahr 1962 wurden um die Sperre herum eiserne Spundwände in den Fjordboden gerammt, um den Fundort trocken legen zu können. In weniger als vier Monaten gelang es, die fünf Schiffe auszugraben und sie in Tausenden von Bruchstücken zu bergen.

Die Wrackteile wurden in die Konservierungsabteilung des Nationalmuseums in Brede gebracht, wo sie einer zeitaufwendigen Behandlung unterzogen wurden. Das wassergesättigte Holz durfte nicht austrocknen, sondern musste in allen Poren mit dem Konservierungsmittel Polyethylenglykol, einem wasserlöslichen Kunstwachs, ausgefüllt werden.

Das Museum

Das Wikingerschiffsmuseum in Roskilde ist Dänemarks Museum für Schiffe, Seefahrt, Bootsbaukultur und maritime Handwerke in Altertum und Mittelalter.

Der älteste Teil des Museums, die Wikingerschiffshalle, wurde 1969 eröffnet. Die Halle entstand als übergroße Vitrine für die dauerhafte Ausstellung der fünf Wikingerschiffe von Skuldelev.

Die Schiffe

Die Analyse der Schiffsfunde hat ergeben, dass der Fund von Skuldelev fünf unterschiedliche Schiffstypen umfasst, die zusammen einen guten Eindruck von Kultur und Schiffbaukunst der wikingerzeitlichen Gesellschaft vermitteln.

Skuldelev 1 ist ein großes Frachtschiff, ein Knarr aus dem Sognefjord in Westnorwegen und wurde ungefähr im Jahr 1030 gebaut. Das Schiff mit einer Länge von 15,84 m und einer Breite von 4,8 m wurde aus kräftigen Kiefernplanken gefertigt. Seine ausladende Form gewährleistete eine große Ladekapazität und eine gute Seetüchtigkeit im Nordatlantik.

Das Schiff ist später am Oslofjord und in Ostdänemark mehrmals mit Eichenholz repariert worden. Dieses Hochseeschiff konnte überall in der Nordsee, Ostsee und Nordatlantik eingesetzt werden. Schiff und Ladung könnten einem Adligem gehört haben oder einer Gruppe von Kaufleuten die gemeinsam zu den Märkten segelten. Die Mannschaft bestand aus 6 bis 8 Mann. Es besaß vorn und achtern je ein Deck und mittschiffs einen offenen Laderaum.

Skuldelev 2 ist ein Kriegsschiff, gebaut für hohe Geschwindigkeiten und den Transport zahlreicher Krieger. Bemannt war das sogenannte Skeid mit 65 bis 70 Kriegern, gehörte es zu jenen fürstlichen Langschiffen, die in Sagen und Bardenliedern gepriesen wurden.

Das ca. 30 m lange Schiff besteht aus Eichenholz. Eine Analyse der Jahrringe im Holz ergaben, dass es in der Gegend von Dublin, um 1042, gebaut wurde. Die Wikinger ließen sich schon früh in Irland nieder und gründeten entlang der irischen Küste mehrere Städte als befestigte Basen. Dublin wurde bald die wichtigste von ihnen. Hier lebten die Wikinger als Kaufleute, Söldner und Schiffbauer. Die lange, schmale Rumpfform verlieh dem Schiff ein hohes Geschwindigkeitspotential, das bei rund 13 bis 17 Knoten liegen konnte. Seine Segelfläche lag bei 112 m2, aber mit seinen 60 Mann an den Riemen konnte es auch ohne Wind vorrankommen, wobei die Geschwindigkeit dann allerdings nur bei 2,5 Knoten lag.

Skuldelev 3 ist ein 14 m langes, elegantes und solides Handelsschiff, das für den Transport von Waren in die dänischen Binnengewässer und in der Ostsee verwendet wurde.

Dieses Schiff, vermutlich vom Typ Byrding, war das am besten erhaltene der fünf Wikingerschiffe und ist einst in Dänemark aus Eiche gebaut worden. Vermutlich wurde es im Jahr 1040 zu Wasser gelassen. Es besaß vorn und achtern ein Deck aus losen Planken und mittschiffs einen offenen Laderaum mit Platz für etwa 4 Tonnen Ladung.

Mit dem Schiff konnte ein Bauer mit seinem Gesinde, ca. 5 bis 8 Mann, zum Markt oder zum Thing reisen. Hauptantrieb war der Wind, aber zum Manövrieren und über kurze, windstille Strecken, konnte das Schiff gerudert werden. Es konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 8 bis 10 Knoten erreichen.

Skuldelev 4 ist ein 11,2 m lange und 2,5 m breite Fischerboot, das vom Sognefjord in Westnorwegen zur gleichen Zeit und am gleichen Ort wie das Hochseeschiff Skuldelev 1 gebaut wurde. Ursprünglich wurde es als Fischerboot in den tiefen, norwegischen Fjord eingesetzt, aber ist später mit einer Planke an jeder Seite erhöht worden.

Bei dem Umbau wurden die ursprünglichen Riemendollen entfernt und die Anzahl der Riemen reduziert. Danach wurde das Boot vermutlich überwiegend für Transporte entlang der Küste Norwegens genutzt.

Skuldelev 5 ist mit nur 17,3 m Länge der kleinste Langschiff-Typ der damaligen dänischen Seeflotte und war für Fahrten in den dänischen Binnengewässern und der Ostsee gedacht. Im Gegensatz zu den anderen Skuldelev-Schiffen wurde dieses Schiff ursprünglich aus neuem und wiederverwendetem Holz gebaut. Wenige Jahre bevor das Schiff in der Fahrrinne versenkt wurde, hatte man es repariert.

Entlang des obersten Plankenganges sind noch Reste der Schildleiste zu erkennen, an der die Schilde der Krieger befestigt wurden. Am sechsten Plankengang achtern an Backbord ist eine geschnitzte Verzierung zu sehen.

Der Angriff

Anhand eines fiktiven Angriffs wird in der Ausstellung des Museums erläutert, wie die Verteidigungsanlage von Roskilde funktionierte. Es gibt einige Hinweise in alten Quellen, dass man im Jahr 1078 mit einem Angriff aus Norwegen rechnete.

Natürlich war den Norwegern das Verteidigungssystem von Roskilde bekannt, weshalb nur ein sehr schneller Überraschungsangriff Erfolg haben konnte.

Das Verteidigungssystem sorgt dafür, dass sich Schiffe durch die Fahrrinnen schlängeln müssen. An den schwimmenden Balkensperren liegen Wachschiffe, welche die ankommenden Schiffe kontrollieren.

Stützpunkte an Land versorgen die Wachschiffe und Krieger an Land. An bestimmten Stellen können außerdem Wachfeuer entfacht werden und so die Krieger und die Flotte von Roskilde alarmieren. Werden die Signalfeuer entzündet, brauchten die Verteidiger rund 3,5 Stunden, um an den Sperren in Stellung zu gehen.

Die Angreifer benötigten gut 3 Stunden, um von der Mündung des Fjords die Sperren zu erreichen. Das Zeitfenster für einen erfolgreichen Angriff war also nur sehr kurz und die Angreifer durften nicht zu früh auf offener See entdeckt werden.

Die Wikingerzeit

In einer kleinen Ausstellung am Rand der Schiffshalle wird die Geschichte und Kultur der Wikinger geschildert. Hier geht es um die Gesellschaft, Reisen, Städte, Religion, Handwerk, Kunst und Kultur sowie der Seefahrt und der Kriegsführung.

Die Werft

Neben dem Museum liegt eine traditionelle Boots-Werft, die alle fünf Wikingerschiffe nachgebaut hat. Durch diese Nachbauten, die zum Teil im Museumshafen ankern, hat man einen Eindruck davon, wie die ursprünglichen Schiffe vor 1000 Jahren ausgesehen haben. Die Flotte der Nachbauten wächst ständig und man kann den Bootsbauern bei ihrer Arbeit über die Schulter gucken und erhält einen Einblick in die traditionellen Werkzeuge, Baumaterialien und Techniken.


Dies ist ein Nachbau eines kleinen Bootes, welche in Gokstad bei Oslo gefunden wurde. Es war 6.5 m lang, 1,38 m breit und war für den Transport von Personen gedacht:

Das Café

Sensationell ist auch das angeschlossene Café Knarr, welches Speisen serviert, die nach den Grundsätzen der „Neuen Nordisches Wikinger Küche“ zubereitet werden. Die Köche verwenden nur Zutaten, die Wikingern bekannt waren. Daher gibt es hier weder Kartoffeln, Tomaten noch Gurken, sondern Zutaten wie Fladenbrot, Quan, Sanddorn und Perlgerste. Trotzdem lecker!

Hier der Link zum Museum: https://www.vikingeskibsmuseet.dk/en/

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