KwaZulu Natal – Rorkes Drift

Zum Abschluss meiner kleinen Rundtour durch KwaZulu Natal ging es natürlich zum Buffalo River und dem legendären Schlachtfeld von Rorkes Drift. Vielen von euch ist die Verteidigung dieser Missionsstation sicher aus dem legendären Film „Zulu“ bekannt. Hier kämpften 150 britische und koloniale Soldaten erfolgreich gegen den Angriff von 4.000 Zulu-Kriegern. Kein Wunder, dass dieses Ereignis nach der Niederlage von Isandlwana im britischen Empire gefeiert wurde und es nach dem erfolgreichen Kampf Victoria-Kreuze für die Verteidiger regnete.

Blick auf die Rückseite des ehemaligen Hospitals von Rorke’s Drift.

Lage von Rorke’s Drift am Buffalo River und neben dem Oscarberg.

Vorgeschichte

Rorke’s Drift, in der Zulu-Sprache als kwaJimu bekannt, war einst eine Missionsstation der Schwedischen Kirche und der ehemalige Handelsposten von James Rorke, einem Kaufmann irischer Abstammung vom Ostkap. Die Anlage befand sich am Fuße des Shiyane, auch Oscarberg genannt, in der Nähe einer Furt am Buffalo River, der zu dieser Zeit die Grenze zwischen der britischen Kolonie Natal und dem Zulu-Königreich bildete. Am 9. Januar 1879 traf die britische Angriffs-Kolonne unter Lord Chelmsford hier ein und lagerte an der Furt. Als am 11. Januar die Kolonne den Fluss überquerte, blieb eine kleine Truppe bestehend aus der B Kompanie, 2. Bataillon, 24. Regiment unter dem Kommando von Leutnant Gonville Bromhead zurück, um die Missionsstation zu besetzen, die in ein Versorgungsdepot und Krankenhaus umgewandelt worden war.

Szene aus der Museums-Ausstellung.

Foreign Service Helmet, Wasserflasche und Brotbeutel.

Munitionskisten

Am 19. Januar traf eine kleine Abteilung der Nr. 5 Feld-Kompanie der Royal Engineers, kommandiert von Leutnant John Chard, ein, um die Pontons zu reparieren, die zur Überquerung des Buffalo River benötigt wurden. Um die Mittagszeit des 22. Januar erreichten zwei Überlebende aus der Schlacht von Isandlwana, Leutnant Gert Adendorff vom 1./3. NNC und ein Soldat der Natal Carbineers den Posten bei Rorkes Drift und brachten die Nachricht von der Niederlage und dass sich ein Teil der Zulu- Armee der Station näherte.

Lieutenant J.R.M. Chard

Wasserflasche, Italian Pattern 1874

Verteidigung

Nachdem sich die britischen Offiziere zum Bleiben entschieden hatten, wiesen Chard und Bromhead ihre Männer an, Vorbereitungen zur Verteidigung der Station zu treffen. Es wurde ein Verteidigungsgürtel aus Maissäcken und Kisten mit Zwieback sowie Fleischkonserven errichtet. Die Barrikaden umfassten das Lagerhaus, das Krankenhaus und einen Viehkral aus Feldsteinen. Die Gebäude wurden ebenfalls befestigt, mit Schießscharten in den Außenwänden versehen und die Außentüren hatte man mit Möbeln verbarrikadiert. Als die Verteidigungsarbeiten kurz vor dem Abschluss standen und die Schlacht näher rückte, stand Lieutenant Chard ein bundgewürfelter Haufen von Einheiten zur Verfügung. Dazu zählte die B Kompanie, 2. Bataillon, 24. Regiment, Stevensons große Natal-Native-Contingent-Kompanie, Hendersons Natal Native Horse-Truppe und verschiedene andere, wie die Krankenhauspatienten. Auch Leutnant Adendorff blieb, während der Soldat, der mit ihm eingeritten war, weitergaloppierte, um die Garnison in Helpmekaar zu warnen. Chard postierte die britischen Soldaten und alle anderen die Schusswaffen besaßen hinter den Barrikaden. Der Rest des NNC, nur mit Speeren bewaffnet, wurde vor der Barrikade aus Maissäcken und Kisten innerhalb des mit Steinmauern versehenen Rinderkrals postiert.

Acting Assistant Com. J.L. Dalton

Soldaten des 24. Regiments an der Barrikade aus Maissäcken.

Der auffällig helle Foreign Service Helmet der Briten wurden vor Ort mit Tee oder Kaffee dunkel gefärbt.

Angreifer

Die sich nähernde Zulu-Truppe war weitaus zahlreicher. Es handelte sich um die amabutho von uDloko, uThulwana und inDlondo, die aus verheirateten Männern bestand und das ibutho von inDlu-yengwe aus jungen unverheirateten Männern. Die insgesamt 3.000 bis 4.000 Krieger waren während der Schlacht bei Isandlwana nicht in die Kämpfe verwickelt worden und aus diesem Grund begierig auf ein ruhmreiches Gefecht.

Unverheirateter Zulu Krieger.

Stoß-Speer und Keule waren die Nahkampfwaffen der Zulu.

Während der Schlacht von Isandlwana kommandierte diese Streitmacht, die oft als Undi-Korps bezeichnet wurde, Inkhosi kaMapitha. Nach seiner Verwundung bei der Verfolgung britischer Überlebender, war die Befehlsgewalt an Prinz Dabulamanzi kaMpande, dem Halbbruder von Cetshwayo kaMpande, übergegangen. Prinz Dabulamanzi galt als voreilig und aggressiv und dies bestätigte sich nun, da er eigentlich den Befehl hatte nur zur Verteidigung des Zululandes gegen die einfallenden britischen Soldaten zu handeln und den Krieg nicht über die Grenze in feindliches Gebiet zu tragen. Der Angriff auf Rorke’s Drift war also eher ein ungeplanter Überfall als eine organisierte Gegeninvasion. Gegen 16 Uhr erreichten die Zulu-Krieger den Fluss und überquerten ihn.

Schlacht

Gegen 16.20 Uhr begann die Schlacht mit Lieutenant Hendersons NNH-Soldaten, die hinter dem Oscarberg stationiert waren, der sich zwischen der Missions-Station und dem Buffalo River befand. Hier wurden die Reiter von der Vorhut der Zulus attackiert. Die von der Isandlwana-Schlacht erschöpften Männer leisteten kaum Gegenwehr und zogen sich stattdessen in Richtung Helpmekaar zurück. Dieser Rückzug veranlasste nun die NNC-Fußtruppen im Viehkraal ebenfalls zur Flucht, wodurch die Stärke der verteidigenden Garnison erheblich verringert wurde. Empört durch diesen Verrat schossen einige britische Soldaten hinter ihnen her und töteten Corporal William Anderson, der so zum ersten Opfer der Schlacht wurde.

Lieutenant G. Bromhead

Ausschnitt aus dem Museums-Diorama

Zulu erreichen die Barrikade.

Gegen 16.30 Uhr umrundeten die Zulus den Oscarberg und näherten sich der Südseite der Station. Der Gefreite Frederick Hitch, der als Ausguck auf dem Lagerhaus postiert war, meldete eine große Kolonne Zulus, die sich näherte. Die Zulu-Vorhut, 600 Mann des iNdluyengwe Regiments, griff die südliche Barrikade an, welche das Krankenhaus und das Lagerhaus verband. Die Briten eröffneten das Feuer, als die Zulus noch rund 460 m entfernt waren. Unterdessen umging die Hauptmacht der Zulu die Station, um die Nordmauer anzugreifen zu können. Auf dem Oscarberg gingen außerdem einige Zulu-Musketenschützen in Stellung und feuerten auf die Verteidiger der Nordseite. Die Schüsse waren zwar schlecht gezielt, töteten aber im Laufe des Kämpfe 5 Soldaten.

Helmet-Badge des 24. Regiments.

Die Briten auf den Barrikaden waren bald in erbitterte Nahkämpfe verwickelt. Die Barrikade war für die Zulus zu hoch, um sie zu erklimmen, also hockten sie sich unter die Mauer, versuchten, die Martini-Henry- Gewehre der Verteidiger zu erreichen, schlugen mit Assegais auf britische Soldaten ein oder feuerten ihre Waffen durch die Lücken der Barrikade ab. An einigen Stellen kletterten sie über die Körper der anderen, um die Briten von den Mauern vertreiben zu können, wobei sie aber zurückgetrieben wurden.

Ein wenig seltsam, warum die Helme verkehrtherum aufgesetzt sind (oder wurde das tatsächlich so praktiziert?).

Das brennende Hospital wird überrannt.

Krankenhaus

Leutnant Chard erkannte, dass die Nordseite, die ständig heftigen Angriffen der Zulus ausgesetzt war, nicht gehalten werden konnte. Um 18.00 Uhr zog er seine Männer zurück in den Hof und ließ auch die beiden vorderen Zimmer des Krankenhauses räumen. Das Krankenhaus war mittlerweile unhaltbar geworden. Die Gewehre in den Schießscharten der Krankenhausmauern wurden von den Zulus ergriffen oder die Zulu-Krieger steckten ihre eigenen Waffen hindurch, um so in die Räume schießen zu können. Die Soldaten Horrigan, John Williams, Joseph Williams und andere Patienten versuchten, den Krankenhauseingang mit Gewehren und aufgepflanzten Bajonetten zu halten. Joseph Williams verteidigte eine Zeitlang ein kleines Fenster, unter dem nach der Schlacht 14 tote Zulus gefunden wurden. Als klar wurde, dass die Vorderseite des Gebäudes von Zulus überrannt werden würde, begann John Williams einen Fluchtweg durch die Wand zu hacken, die den zentralen Raum von einen Eckraum im hinteren Teil des Krankenhauses trennte. Als er eine passierbare Bresche geschlagen hatte, wurde bereits die Tür zum zentralen Raum von den Zulus angegriffen. Er hatte noch Zeit, zwei bettlägerige Patienten herauszuziehen, bevor die Tür schließlich nachgab.

In der Krankenstation des Hospitals.

Zulu versuchen in die Krankenzimmer einzudringen.

Soldat flieht durch die aufgestemmte Wand in einen Nachbarraum.

Der Eckraum, in den John Williams die beiden Patienten gezogen hatte, wurde von Private Hook und weiteren neun Patienten bewohnt. Nun schlug John Williams mit seiner Spitzhacke gegen die Wand zum Nebenraum, während Hook die Zulus zurückhielt, die durch die Bresche krochen. Es entwickelte sich ein Feuergefecht, bei dem die Zulus durch die Tür schossen und Hook das Feuer erwiderte. Es gelang ihnen in den nächsten Raum zu gelangen, in dem nur Private Waters untergebracht war. Der letzte Mann im Eckraum war Hook, der einige Zulus tötete, bevor er durch das Loch tauchte. John Williams machte sich erneut an die Arbeit, angespornt durch die Tatsache, dass das Dach mittlerweile in Flammen stand, während Hook das Loch in der Wand verteidigte und Waters weiter durch eine Lücke auf die Zulus schoss. Schließlich war das Loch groß genug, um die Patienten hindurchzuziehen. Die meisten Männer befanden sich nun im letzten Raum, von wo aus sie durch ein Fenster hinauskletterten und über den Hof die Barrikade erreichten. Nur Privates Waters und Beckett hatten sich in einem Kleiderschrank versteckt, wo Waters später verwundet und Beckett getötet wurde. Von den 11 Patienten überlebten immerhin neun die Flucht zur Barrikade.

Wege der Flüchtenden und Angreifer durch das Hospital.

Privates Waters im Kleiderschrank

Viehkral und Bastion

Als die Nacht hereinbrach, wurden die Zulu-Angriffe stärker. Der Viehkral wurde erneut attackiert und schließlich um 22.00 Uhr vollständig evakuiert, wobei sich die Männer in einer kleinen Bastion aus Maissäcken vor dem Lagerhaus zurückgezogen hatten. Während der ganzen Nacht hielten die Zulus einen ständigen Strom von Angriffen auf die britischen Stellungen aufrecht. Die Kämpfe ließen erst nach Mitternacht nach, endeten um 2.00 Uhr und bis 4.00 Uhr morgens gab es nur Beschuss durch die Zulu-Schützen auf dem Oscarberg.

Zulus im Viehkraal.

Die Bastion ist der letzte Zufluchtsort.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Garnison bereits 14 Tote zu beklagen. Zwei weitere waren tödlich und acht weitere schwer verwundet. Fast jeder Mann hatte mittlerweile zumindest irgendeine Art von Verletzung erhalten. Natürlich waren alle erschöpft, denn sie hatten fast 10 Stunden ununterbrochen gekämpft. Auch die Munition ging langsam zur Neige. Von ursprünglich 20.000 Schuss blieben nur 900 übrig.

Ende

Als die Morgendämmerung anbrach, erkannten die Briten, dass die Zulus verschwunden waren. Auf dem Schlachtfeld waren nur die Toten und Schwerverwundeten zurückgeblieben. Es wurde nun Patrouillen entsandt, um das Schlachtfeld zu erkunden, Gewehre zu bergen und nach Überlebenden zu suchen. Ungefähr um 7.00 Uhr morgens tauchte plötzlich erneut eine große Gruppe von Zulus auf, woraufhin die Briten ihre Positionen wieder besetzten. Es kam jedoch zu keinem Angriff, da die Zulus ebenfalls am Ende ihrer Kräfte waren und es in ihren Reihen Hunderte von Verwundeten gab. Bald nach ihrem Erscheinen verließen die Zulus das Schlachtfeld endgültig.

Am Ende der Kämpfe lagen 400 Zulus tot auf dem Schlachtfeld. Nur 17 Briten waren getötet worden.

Gebäude

Die Gebäude, die heute auf dem Grund der ehemaligen Missionsstation stehen, sind allesamt Neubauten, aber zumindest die ehemaligen Krankenstation, welche heute ein Museum beherbergt, ist dem Original nachempfunden. Am Standort des Lagerhauses steht heute eine kleine Kirche. Der Viehkraal aus Felssteinen steht immer noch an gleicher Stelle. Die Öfen auf der Nordseite sind verschwunden. Neu ist ein Gebäude mit einem Shop und Sanitären Einrichtungen am Parkplatz und Eingang der Anlage.

Hospital-Gebäude, im Hintergrund der Shiyane-Berg.

So hätte der Blick von der Süd-Barrikade aus ausgesehen.

Die Terrasse des Hospitals.

Rückseite des Hospitals

Dort, wo einst das Lagerhaus stand, steht heute ein kleine Kirche.

Glocke der Missions-Station

Der steinere Viehkraal.

Blick nach Westen

Dieser charakteristische Felsenabsatz verläuft am Fuß des Shiyane-Berges.

Shiyane-Berg

Interessant ist die hohe Böschung vor der Missionsstation und der sensationelle, weite Blick nach Süden, der den britischen Truppen ein perfektes Schussfeld garantierte. Die Nordseite wird vollständig vom Shiyane, dem Oscarberg überragt und liegt deutlich dichter an den Gebäuden, als ich vermutet hatte.

Verlauf der Barrikade vor dem Hospital.

Nördliche Barrikade zwischen dem Hospital und dem Lagerhaus.

Die südliche Barrikade.

Barrikade vom Lagerhaus zum Viehkraal (rechts unten).

Bastion vor dem Lagerhaus.

Der Verlauf aller Barrikaden ist durch Steinreihen im Boden gekennzeichnet, wodurch man als Besucher einen guten Überblick über die Verteidigungsanlagen der Briten erhält.

Südwestliche Barrikade.

Blick nach Südosten.

Museum

Das Museum ist durchaus sehenswert. Teile der Ausstellung bestehen aus lebensgroßen Darstellungen der Kämpfe an der Barrikade und auch der Kämpfe im Gebäude selbst. Es gibt außerdem eine Reihe von Fundstücken sowie ein sehr schönes 1/72 Diorama zu sehen. Im Boden und unter Glas kann man noch die Grundmauern des Original-Gebäudes sehen.

James Rorke, Namensgeber von Rorke’s Drift.

Munitionskiste mit Blei ausgekleidet und Munitions-Paket.

Bonnet (Lagermütze) des 24. Regiments.

Die Original-Fundamente des Hospitals.

Aufbau und Erklärung des Museums-Dioramas.

Für das 1/72 Diorama wurde fast ausschließlich Esci-Figuren verwendet.

Gedenkstätten

Hinter den Gebäuden befindet sich ein kleiner Friedhof, der von einer weißen Mauer umschlossen wird. Hier findet man die Gedenkstätten und Gräber der toten Verteidiger.

Ein wenig davon entfernt befindet sich ein sehr schönes Monument für die getöteten Zulu. Auf einem kleinen Hügel aus Schilden liegt ein Leopard aus Kupfer. Das Ganze ist von einer Palisade, wie bei einem Kraal umgeben.

Furt

zum Abschluss ging es natürlich noch kurz zum Buffalo River und der berühmten Furt, dem Rorke’s Drift.

Blick nach Osten, rechts die Rorke’s Drift Lodge.

Auf dem Weg zur Furt passiert man eine kleine Anlage, in der traditionelle Zulu-Hütte errichtet wurden.

Die Westseite des Shiyane-Berges.

An dieser Stelle gab es wohl mal eine Gedenktafel für die Furt am Buffalo River. Es steht jetzt nur noch der Sockel.

An dieser Stelle sieht man überall die Felsflächen, die bis hinunter zum Fluss und durch ihn hindurch reichen. Diese Felsen sind der Grund für die Furt an dieser Stelle.

Heute führt eine flache Betonbrücke über den Buffalo River.

5 Kommentare zu „KwaZulu Natal – Rorkes Drift“

  1. Hallo Frank!

    Wie immer einen schönen Dank für deine letzten Reiseberichte! Zulu War ist zwar nicht mein Steckenpferd, aber lese ich die Beiträge dazu sehr gerne, bin gespannt was als nächtes kommt?

    Gruss

    Heinz

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  2. So 200 von den Esci Figuren habe ich auch noch rumfliegen; und ja ich hatte immer vor da doch einmal ein Dio zu bauen. Na ja. Vielleicht irgendwann einmal…
    Toller Bericht Frank.

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