Meine Lieblingsveranstaltungen in Sachen Reenactment heißt „Schwerter, Brot und Spiele“. Mittlerweile habe ich dieses römische Spektakel, das alle 2 Jahre im Archäologischen Park Xanten stattfindet, bereits dreimal besucht und kann nur jedem empfehlen mal selbst vor Ort zu sein!
Die Veranstaltung geht über zwei Tage, die man auch in jedem Fall einplanen sollte, da das Programm sehr eng gesteckt und kaum an einem Tag zu schaffen ist. Schon der Archäologische Park und das neue Römermuseum lohnen einen Besuch. Hier ist ein Teil der ehemaligen Stadt Colonia Ulpia Traiana an ursprünglicher Stelle rekonstruiert worden. Durch einen Glücksfall wurde diese ehemalige Stadt nicht überbaut und so können nach und nach neue Bauten entstehen. Jedes Jahr wird der Park um einige Attraktionen erweitert. Zuletzt entstand ein Museum, das
unter anderem die Entwicklung der römischen Armee und ihr Ausrüstung zeigt. Hier ist auch das einmalige Fundstück einer sogenannten Manuballista (römische Armbrust) zu sehen. Das Museum lädt auch immer wieder zum Mitmachen und ausprobieren ein. Endlich kann man am eigenen Leib erfahren, wie schwer das Gepäck eines Legionärs war oder wie man in einem römischen Sattel saß. Äußerst gelungen finde ich auch die Rekonstruktion der Thermen. Hier wurden die freigelegten Grundmauern mit einem Glasbau überdacht, der die Form der damaligen Anlage widergibt. Neben dem Museum wurden Teile des Hafentempels, des Amphitheaters, eine komplette römische Herberg, einige kleine Stadthäuser aus Lehm, sowie große Teile der Stadtmauer und der Tore nachgebaut.


Während der Veranstaltung erwacht die Stadt dann zu neuen Leben. In vielen Ständen und Buden kann man römische Handwerk und Kunst nacherleben. Es gibt zahlreiche Handwerker, wie Schmiede, Korbflechter oder auch einen Friseur, beim dem man sich einen römischen Haarschnitt verpassen lassen kann! Lecker waren die römischen Vorspeisen mit Oliven, Käse, vegetarischen Pasten und Brotfladen, sowie der Würzwein (muslum), der bei 30 Grad im Schatten etwas schwere Beine machte…da kam ein Besuch im Amphitheater gerade recht, in dem die Gladiatoren unter der Leitung von Marcus Junkelmann Schaukämpfe zeigen. Bei diesen Kämpfen geht es allerdings oft richtig zur Sache, da hier nichts abgesprochen oder einstudiert ist! Man erfährt außerdem einiges zu diesem römischen Freizeitvergnügen und untermalt werden die Kämpfe durch eine römische Kapelle mit historischen Instrumenten, wie der Wasserorgel (erinnert ein bisschen an die heutige Orgelmusik beim Eishockey).
Einen Großteil der Veranstaltung macht natürlich die Darstellung des römischen Militärs aus. Reenacter aus ganz Europa sind hier vertreten, unter ihnen auch die berühmte Gruppe der Legio XX Valeria Victrix aus England. Neben der Darstellung eines Römerlagers kann man die Legionäre natürlich auch in Aktion erleben. Das Programm beinhaltet die Vorführung verschiedener Katapulte, Bogenschießen, der Kampf zu Pferd, Exerzieren, der Wurf mit dem Pilum und der Kampf mit der Galdius. Natürlich stehen die Männer auch für Fachfragen zur Verfügung und zeigen einem gern ihre Ausrüstung, die man teilweise auch selbst testen kann. Zum Glück sind nicht nur Reenacter der frühkaiserlichen Zeit vor Ort (aber natürlich deutlich in der Mehrheit), es gibt auch ein paar republikanische und spätrömische Legionäre zu sehen. Vereinzelt sind auch Germanen und Kelten anzutreffen, die aber meist nur als Sparringspartner für die römische Militärmaschinerie eingesetzt werden.
Leider gab es bei der letzten Veranstaltung einen schweren Unfall durch einen Blitzschlag und es steht noch nicht fest, wann die nächste Veranstaltung stattfinden soll…also Augen und Ohren offen halten!
Hier geht’s zur Homepage des Parks:
Danke für die tollen Bilder, Frank. Dass der Archäologische Park so aufgerüstet hat, war mir gar nicht bekannt; da muss man also wirklich mal wieder hin. Habe die ganze Veranstaltung noch in guter Erinnerung, da ich die ersten beiden Male (oder war es eine noch namenlose Vorgängerveranstaltung?) bei den „Römertagen“ als Aktiver dabei war. Überaus stimmungsvolle Umgebung, viele interessierte Besucher und großartige Gruppen. Besonders an die große Altarweihe in lauer Sommernacht denke ich mit wohligem Schauer zurück. 😉
Gruß
Ti
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Danke! Interessant, du warst als Aktiver dabei? In welcher Form?
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Als Darsteller, Reenactor, Kostümträger – wie immer Du’s nennen willst. Meine Gruppe war die 4. Vindelikerkohorte, klassische Auxiliartruppe des früheren 2. Jhs.
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Wow. Vielleicht liegt es an den schönen Fotos, aber das sieht nach Reenactment aus, wie es besser nicht Wie oft geht der wissenschaftliche Backround verloren! Wie oft werden solche Veranstaltungen zum Jahrmarkt. Wie oft hat man das Gefühl, gleich einen Ork zu sehen 🙂
Großes Interesse, das werd ich mir mal ansehen!
LG, Mara
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