Das New South Wales Kontingent – Im Sudan

Als die Meldung von Gordons Tod, zusammen mit der Nachricht über ein Angebot der Kandischen Regierung Truppen in den Sudan zu schicken, Australien erreichen, sendet die Regierung von New South Wales ebenfalls ein Angebot Truppen zu entsenden. Um das Ganze den Briten etwas schmackhafter zu machen, wird außerdem angeboten, auch für die Kosten diese Unternehmung aufzukommen.

London gibt seine Zustimmung, vereinbart aber, dass dieses Kontingent unter Britischem Kommando stehen wird. Weitere Angebote anderer Australischen Kolonien werden abgelehnt. Die Regierung und das Militär von New South Wales sind voller Begeisterung. Sie sehen die Entsendung der Truppen als ein historisches Ereignis. Das erste Mal werden Soldaten der selbstverwalteten australischen Kolonie in einem imperialen Krieg kämpfen.

Hier ist das Australische Freiwilligen Kontingent bei einer Parade in Sydney zu sehen.
Hier ist das Australische Freiwilligen Kontingent bei einer Parade in Sydney zu sehen.

Das Kontingent, ein Infanterie Bataillon von 522 Männer und 24 Offizieren, sowie einer Artillerie Batterie von 212 Männern, ist am 3. März 1885 bereit in See zu stechen. Es verlässt Sydney inmitten eines öffentlichen Triumphes, welcher zum Teil auf den extra dafür ausgerufenen Feiertag zurückzuführen ist. Diese Verabschiedung wird als das größte Fest in der Geschichte der jungen Kolonie beschrieben. Ein großer Teil des Kontingents, das unter dem Kommando von Colonel John Soame Richardson steht, setzt sich aus Freiwilligen zusammen. Es stammen allerdings nur 40 % der Männer ursprünglich aus Australien. Der größere Teil wurde in England, Schottland und Irland geboren.

Die triumphale Verabschiedung und Einschiffung der Australischen Truppen in Sydney.
Die triumphale Verabschiedung und Einschiffung der Australischen Truppen in Sydney.

Das New South Wales Kontingent geht am 29. März 1885 in Suakin vor Anker. Die Männer werden von den britischen Soldaten mit großem Jubel empfangen. E.A. de Cosson vermerkt in seinen Aufzeichnungen: „Da ist etwas sehr berührendes in der umgehenden Unterstützung, die uns durch die Kinder dieser jungen Nation widerfährt. Es zeigt das Beste in uns und folgt den guten Traditionen der englischen Rasse, die sich im Patriotismus, Loyalität und selbstlosen Verhalten finden.“ Das Australische Infanterie Bataillon wird der Brigade der Guards angegliedert. Als erstes erhalten die Soldaten neue Khaki – Uniformen, welche die roten Uniformjacken ersetzten, in denen die Männer angereist sind.

Die Australischen Soldaten marschieren in ihren roten Uniformen in das Lager von Suakin.
Die Australischen Soldaten marschieren in ihren roten Uniformen in das Lager von Suakin.

Schon kurz nach ihrer Ankunft marschieren sie als Teil eines großen Karrees in Richtung Tamai, einem kleinen Ort rund 30 Kilometer landeinwärts. Obwohl der Marsch nur einige kleine Scharmützel beinhaltet, sehen die Männer sich mit den Realitäten des Krieges konfrontiert, als sie die Toten erreichen, die noch immer das Schlachtfeld von vor 11 Tagen markieren. Auch am nächsten Tag kommt es auf dem Marsch zu kleinen Gefechten. Die Australier, die jetzt die Rückseite des Karrees bilden, erleiden jedoch keine Verluste, nur 3 Männer werden leicht verletzt. Als die Soldaten Tamai erreichen, wird der Ort verlassen vorgefunden. Die Hütten werden in Brand gesetzt und die Truppe kehrt nach Suakin zurück.

Die befestigte Schanze von Handoub.
Die befestigte Schanze von Handoub.

Nach Tamai, wird der größte Teil des New South Wals Kontingents zu Arbeiten an der Bahnlinie, die durch die Wüste nach Berber gelegt werden soll, herangezogen. Ganz entgegen der anfänglichen Begeisterung, leiden die Australier nun unter der erzwungenen Untätigkeit des Wachdienstes. Als ein Camel Corps aufgestellt wird, melden sich sofort 50 Freiwillige. Am 6 Mai reiten sie zu einer Erkundung nach Takdul, 28 Kilometer von Suakin entfernt. Wieder hoffen sie auf einen Zusammenstoss mit den feindlichen Sudanesen, den haben an diesem Tag jedoch nur zwei Zeitungskorrespondenten, die sich der Patrouille angeschlossen hatten und nun, beim Verlassen dieser, von feindlichen Kräften umzingelt werden. Das Camel Corps begibt sich nur noch ein weiters Mal auf Patrouille. Am 15. Mai reiten die Männer aus, um die Toten aus den Gefechten im März zu begraben.

Australische Infanterie bei einem Marsch durch die Berge.
Australische Infanterie bei einem Marsch durch die Berge.
Die Australische Artillerie bei Handoub. Im Hintergrund ist die Schanze auf dem Berg zu sehen. Interessant sind auch die Sonnenhüte, die von einigen Männern getragen werden.
Die Australische Artillerie bei Handoub. Im Hintergrund ist die Schanze auf dem Berg zu sehen. Interessant sind auch die Sonnenhüte, die von einigen Männern getragen werden.

Die Australische Artillerie sieht noch weniger von den Kämpfen. Sie werden in Handoub stationiert, wo sie, in Ermangelung von Feinden, einen Monat lang gedrillt werden. Am 15. Mai werden sie wieder in ihr Basislager nach Suakin verlegt. Da die Australier an keinen Kampfhandlungen beteiligt sind, erleiden sie nur wenige Verluste. Diejenigen, die sterben, erliegen Krankheiten oder dem Klima. Der erste Tote ist der 22-jährige Soldat Robert Weir und geht damit in die Geschichte des Australischen Militärs als erstes Opfer im aktiven Dienst ein. Während der Kampagne sterben insgesamt 9 Männer an Krankheiten und nur die schon erwähnten drei Männer werden im Kampf verwundet.

Im Mai 1885 beschließt die britische Regierung, die Kampagne zu beenden und nur eine kleine Garnison in Suakin zurückzulassen. Das Australische Kontingent segelt am 17. Mai 1885 in Richtung Heimat. Die Truppe erreicht Sydney am 19. Juni. Sie erwarten eigentlich in Port Jackson von Bord gehen zu können und sind deshalb überrascht, als sie in der Quarantäne Station von North Head, im Rahmen einer gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahme, ausgeladen werden. Hier stirbt noch ein weiterer Mann an Typhus, bevor das Kontingent die Quarantäne verlassen kann.

Das New Souths Wales Kontingent kehr nach Sydney zurück.
Das New Souths Wales Kontingent kehr nach Sydney zurück.

Fünf Tage nach ihrer Ankunft in Sydney marschiert die Truppe, gekleidet in ihre Khaki-Uniform, durch die Stadt. An den Victoria Baracken erwartet sie ein Empfang, wo im strömenden Regen einer großen Zahl von Männern des öffentlichen Lebens, wie dem Gouverneur, Lord Loftus, der Premier und auch der Kommandant des Kontingents Lobreden halten. Es wird allgemein festgestellt, dass, egal wie klein der militärische Beitrag in diesem Abenteuer auch gewesen sein mag, er einen wichtigen Punkt in der Entwicklung Australiens und seiner Beziehung zu Großbritannien darstellt.

Männer des Stabes und des Transport Corps in ihren Khaki Uniformen. Das Foto entstand nach ihrer Rückkehr.
Männer des Stabes und des Transport Corps in ihren Khaki Uniformen. Das Foto entstand nach ihrer Rückkehr.
Ein Gruppenfoto des Australischen Detachement, welches einen Teil des Camel Corps in der Suakin Kampagne von 1885 bildete.
Ein Gruppenfoto des Australischen Detachement, welches einen Teil des Camel Corps in der Suakin Kampagne von 1885 bildete.

2 Kommentare zu „Das New South Wales Kontingent – Im Sudan“

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