Darsteller:
- Charlton Heston (General Charles Gordon)
- Laurence Olivier (Mahdi)
- Richard Johnson (Colonel J.D.H. Stewart)
- Ralph Richardson (Pemierminister Gladstone)
Produzent: Julian Blaustein
Regie: Basil Dearden
Drehbuch: Robert Ardrey
Kamera: Edward Scaife, Harry Waxman
Musik: Frank Cordell
Schnitt: Fergus McDonell
Der Film Khartoum ist natürlich der klassische Film, der sich um die Ereignisse des Mahdi-Aufstandes im Sudan rankt. Der Streifen fand seinen Weg am 22.09.1966 in die Lichtspielhäuser der Welt. 2 Tage nach meiner Geburt…so etwas prägt fürs Leben 🙂
Die Handlung beginnt mit der Vernichtung der Armee des Hicks Pasha, die am 5. November 1883 auf ihrem Weg nach El Obeid von den Anhängern des Mahdi vernichtet wurde. Großbritannien, das erst im Jahr zuvor Ägypten besetzt hatte, fürchtete eine Ausweitung des Aufstandes nach Norden und damit einen Gefährdung des Suez-Kanals. Man wollte zunächst keine eigenen Truppen nach Khartoum senden, sondern einigte sich darauf, dass ein einzelner Mann, General Gordon, in das Krisengebiet gehen sollte. Gordon war bereits früher als General-Gouverneur des Sudan tätig und dort äußerst beliebt. Seine Aufgabe war es, sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen und nötigenfalls die Hauptstadt Khartoum zu evakuieren. Doch Gordon dachte nicht daran die Stadt aufzugeben. Als die Truppen des Mahdi die Schlinge um die Stadt immer enger ziehen und unmittelbar vor den Toren lagern, weigert er sich die Stadt zu verlassen. Er hofft, dass durch seine Anwesenheit die Britische Regierung unter dem Druck der Öffentlichkeit dazu gezwungen ist, Truppen in den Sudan zu senden. Sein Plan geht tatsächlich auf. Ein großes Britisches Kontingent wird auf dem Nil und durch die Wüste in Richtung Süden geschickt. Doch die Männer erreichen die Stadt nicht rechtzeitig und Gordon stirbt beim Sturm auf Khartoum.
Der Film zählt mit Sicherheit zu einem der besseren Monumentalfilme Hollywoods und dokumentiert recht gut die Ereignisse dieser Zeit. Die Ausstattung des Films ist großartig und in weiten Teilen sehr authentisch. Die Handlung hält sich ebenfalls akribisch an die überlieferten Abläufe und so kann man den Film als ein wichtiges historisches Dokument einstufen. Der Film wurde im aufwändigen Cinerama-Verfahren gedreht, bei dem der 70-mm-Filmstreifen ein Bild vom Seitenverhältnis 1:2,76 auf die Leinwand zauberte. Allerdings ist Khartoum wohl nur ganz vereinzelt in voller Breite gezeigt worden. Für Kinos, die nicht mit der Vorführtechnik ausgerüstet waren, hat man den Film auf 35 mm herunterkopiert und damit das normale Cinemascope-Format von 1:2,35 erzeugt.
Ursprünglich war vom Produzenten Blaustein Burt Lancaster für die Rolle des General Gordon vorgesehen, doch die Vorbereitungen für den Film zogen sich dermaßen in die Länge, das er schließlich auf Grund anderer Verpflichtungen absagen musste. Charlton Heston erhielt das Drehbuch von Robert Adreys während der Dreharbeiten zu „The War Lord“ und war sofort begeistert. Seine Darstellung der Hauptfigur ist sehr gelungen und zählt zu einer seiner besten Leistungen. Auch die Besetzung des Premierminister Gladstone durch Ralph Richardson war ein echter Glücksgriff. Im krassen Gegensatz dazu ist sicher der Darsteller des Mahdi, dem Gegenspieler General Gordons zu sehen. Hier wird Laurence Olivier unter fingerdicker Maske fast unkenntlich gemachtund spricht im Original mit einem nervigen orientalischen Pseudodialekt. Das ist leider nur peinlich. Seine Schauspielerische Leistung muss man dennoch würdigen. Er spielt den Mahdi als scharfsinnigen, leicht diabolischen Charakter und das äußerst überzeugend.
Die Musik von Frank Cordell ist hervorragend und als klassisch zu bezeichnen. Das Thema Gordons beginnt mit einer Fanfare und geht dann in eine warm-heroische Melodie über. Der Gordon-Marsch passt einfach gut in diese viktorianische Zeit. Der Sudan und auch der Mahdi stehen im Gegensatz dazu und vermitteln gut den orientalischen Flair und das Geheimnisvolle. Bei manchen Schlachten, so dem Angriff auf die Dessert Column kämpfen nicht nur die Schauspieler miteinander, es kommt auch zu einem musikalischen Aufeinandertreffen.
Leider ist die Story etwas sehr konservativ, an manchen Stellen auch kitschig verarbeitet worden und so vermag es der Film nicht, den Zuschauer vollständig in seinen Bann zu ziehen. Es gibt bei einigen Szenen sogar handwerkliche Fehler. Auch der Schnitt der Kampfszenen ist teilweise etwas wirr und es lässt sich kein durchgängiger Ablauf erkennen. Am besten ist eigentlich die Auftakt-Schlacht dargestellt, der Kampf Gordons in der Wüste ist schlecht geschnitten und leidet unter den seltsamen Hintergrundeinblendungen. Der Kampf um das Nilschiff beginnt recht vielversprechend, bricht dann aber ohne sinnvolle Auflösung ab. Die Dramaturgie des Films schwächelt dadurch häufig. Es gibt im Großen und Ganzen auch nur zwei Typen von Szene, kleine Dialoge, in denen der Zuschauer über die Ereignisse auf dem Laufenden gehalten wird und Massenszenen, in denen die Schlachten nachgestellt werden. Das reicht leider nicht für einen 5-Sterne Film. Für einen Sudan-Fan ist der Streifen aber natürlich heilige Pflicht!