„…unser vielgeliebter Herzog…wurde von einer Flintenkugel getroffen, die seine Hand, seinen Körper und seine Leber durchschlug. Dieses traurige Ereignis fand nachmittags gegen 18 Uhr statt, als höchstderselbe in eigner Person zwei Bataillone einer starken feindlichen Kolonne, die unsern ganzen rechten Flügel bedrohten, entgegenführte, dieselbe, ungeachtet ihrer ungeheuren Übermacht eine Zeit lang aufhielt, aber demnach sich auf die 2. Linie zu replicieren genötigt ward. Die einzigen Worte, welche der Herzogs vor seinem Tod an Major von Wachholtz sagte, waren: „ Ach, mein lieber Wachholtz, wo ist denn Olfermann?“. Capitain Bause suchte denselben sofort auf. Indes der rasche Tod hinderte die Erfüllung der letzte Wünsche des Herzogs.“
Diesen Bericht schrieb Olfermann am Abend des 16. Juni 1815. Die Schlacht von Quatre Bras war geschlagen und die von Waterloo am 18. Juni stand kurz bevor. Neben diesem kurzen Bericht, gibt es noch einige weitere detaillierte Beschreibungen des Tatherganges. Aus den verschiedenen Quellen lässt sich ungefähr dieser Ablauf rekonstruieren…
Das Gefecht bei Quatre Bras am 16. Juni 1815 war im vollen Gange, der Herzog von Braunschweig hatte gerade an einer Attacke seine Ulanen teilgenommen, war jedoch nicht mit diesen zurück geritten, sondern hatte sich allein in Richtung Leib-Bataillon gewendet. Von der kleinen Farm Gemioncourt stürmten zu diesem Zeitpunkt die französischen Lanciers der Brigade Wathiez im Galopp an die feindlichen Linien heran, wo sie vom heftigen Peletonfeuer der hannoverschen Landwehr empfangen wurde, welches sogar dem Leibbataillon so bedrohlich wurde, dass bei ihm das Signal „Feuer vorbei“ ertönte. Während die aus dem 5. und 6. Lancier-Regiment bestehende Reiterschaar vorbeirauschte und abschwenkte, um die britischen Regimenter Nr. 42 und 44 im Rücken anzugreifen, traf den Herzog von Braunschweig um 17 Uhr etwas 20 Meter vom Leibbataillon entfernt die tödliche Kugel. Sie kam wahrscheinlich von den Plänklern der Brigade Gauthier, die bereits die Höhe nördlich des Baches erstiegen hatten und von dort aus ihr Feuer in dem Augenblick eröffneten, als die Lancier die Front frei gemacht hatten. Die erste Salve in Richtung des Herzogs hatte zunächst nur sein Pferd scheuen lassen, die zweite Salve brachte dann aber das tödliche Geschoss. Die Kugel, mit einem Geschoss-Durchmesser von 16,5 mm, zerschmetterte ihm das rechte Handgelenk, drang in seine rechte Seite ein, ging durch Leber und Lunge und trat auf der linken Seite wieder heraus. Die genaue Position dieses Ereignisses soll rund 180 Meter östlich der Chaussee Charleroi – Brüssel, und 275 Meter südlich der Namurer Straße gelegen haben. Da das Leibbataillon in diesem Augenblick zurückgedrängt wurde, bemerkten nur wenige, wie der Herzog vom Pferde sank. Drei Mann des Leibbataillons, der Korporal Kübel und Jäger Rekau der zweiten Kompanie sowie der Hornist Aue der 3. Kompanie hatten es jedoch gesehen und eilten sofort zu ihrem am Boden liegenden Herzog. Mit Hilfe der Musketen des Korporal Kübel und des Jägers Rekau, auf denen noch die Bajonette steckten, wurde für den Herzog eine improvisierte Bahre geschaffen. Auf ihr wurde der Herzog, der zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war, gelegt und zum Leib-Bataillon getragen. Dieses wurde gerade in Höhe der hannoverschen Plänkler wieder geordnet und eröffnete erneut das Feuer. Sobald die Träger diese Linie überschritten hatten, entnahmen sie aus den Tornistern gefallener Soldaten einige schadhafte weißwollene Decken und legten den Herzog darauf. Dort wurden ihm auch der Säbel und die Schärpe, welche sehr beim Tragen hinderten, abgenommen. Der Herzog öffnete dabei die Augen und klagte über Durst. Es gelang jedoch nicht, ihm Wasser aus der Feldflasche des Hornisten Aue einzuflößen. Da dieser Platz auch durch französische Kanonen beschossen wurde, trugen die drei Männer den Verwundeten weiter zur Namurer Straße, wo endlich Major von Wachholz dazu kam und die weitere Fürsorge übernahm. Hier öffnete der Herzog noch einmal die Augen und fragte mit matter Stimme: „Olfermann, wo ist Olfermann?“, woraufhin er erneut das Bewusstsein verlor. Der auch dieser Ort von feindlichen Truppen bedroht wurde, ging es mit der Bahre wieder ein Stück weiter, wo dann die ermüdeten Träger durch einen Trupp Nachzügler abgelöst wurden, die eben durch den Sergeanten Kreidenbaum vom 3. Linien-Bataillon vorgeführt worden waren. Auf der Brüsseler Chaussee angekommen, kam schließlich General-Stabsarzt Pockels dazu. Als der Sterbende bei La Baraque, einer kleinen Taverne nördlich der großen Kreuzung, auf einem Strohhaufen niedergelegt worden war, fanden sich nach und nach die meisten Offiziere des Braunschweiger Stabes ein. Hier verstarb schließlich der Herzog, ohne das er das Bewusstsein wiedererlang hatte.
Die Leiche, noch bekleidet mit der jetzt im Landesmuseum Braunschweig aufbewahrten Uniform, wurde auf einen Ambulanzwagen des fliegenden Feldlazaretts vom Schlachtfeld nach Laeken gefahren und anschließend zur Aufbahrung nach Braunschweig gebracht. Am 03. Juli 1815 wurde der „Schwarze Herog“ Friedrich-Wilhelm im Dom zu Braunschweig beigesetzt. Major von Wachholz erstattete dem Herzog von Wellington und dem Prinzen von Oranien Meldung vom Tode des Herzogs. Die Pistolen, sein Degen, sowie das Pferd des Herzogs fielen in die Hände von Jérôme Bonaparte, dem damaligen Kommandeur der 6. Infanterie Division, der diese Kriegsbeute 40 Jahre später im Palais Royal dem vertriebenem Braunschweiger Herzog Karl II. vorführte.
Noch heute liegen die sterblichen Überreste des Herzogs Friedrich Wilhelm im Braunschweiger Dom. Der einst imposante Sarg ist schon stark gealtert und soll nun zum 200-jährigem Todestag restaurieret werden. Wer dieses, von privater Hand finanzierte Vorhaben, unterstützen möchte, findet Informationen und ein Spendenkonto unter diesem Link: http://www.braunschweiger-feldkorps.de/12.html
Vor ein paar Jahren habe ich zu diesem Thema auch ein kleines Diorama im Maßstab 1/72 erstellt. Die Vignette dient mir jetzt für das Regelwerk FoG als „Line of Command“ Element. Bei den Miniaturen handelt es sich ausnahmslos um Umbauten verschiedener Plastikfiguren, ist also so nicht erhältlich.
Ein Gedanke zu „Der Tod des Schwarzen Herzogs“