Museo Storico Navale
Neben dem Bestaunen von Gondeln, Palästen und Kirchen, kann man als Besucher in Venedig auch eine Entdeckungsreise durch die Seefahrt- und Militärgeschichte der einst mächtigen Handelsstadt unternehmen. Ausgangspunkt dafür sollte das Museo Storico Navale, das Seefahrtmuseum sein.
Untergebracht ist die Ausstellung in einem alten Getreidespeicher, den man am Markusbecken, am Rande der alten Schiffswerft, dem sogenannten Arsenale findet. Auf 5 Etagen sind hier vor allem Schiffsmodelle aus allen Epochen, von der Antike bis zur heutigen Zeit ausgestellt. Mein Hauptinteresse galt vor allem der Renaissance, der Zeit, in der Venedig die mächtigste Seemacht des Mittelmeers war und große Kriegsgaleeren in den berühmten Bootshallen von Venedig gebaut wurden.
Modell der venezianischen Festung Suda auf Kreta (1612)
Im Erdgeschoss befindet sich eine umfangreiche Waffensammlung verschiedener Epochen.
Marineuniformen und Fahnen verschiedener Nationen
Im Saal mit dem Thema 1. und 2. Weltkrieg findet man zahlreiche Schiffsmodelle. Hier die ROMA. Die Roma war ein italienisches Schlachtschiff der Littorio-Klasse im Zweiten Weltkrieg.
Modell der RN Duilio von 1873.
Die 5. Etage beherrbergt eine Ausstellung zur Schwedischen Marine. Hier ein Gemälde der zweiten Schlacht am Svensksund im Juli 1790.
Geschichte
Venedigs Aufstieg begann einst mit dem 4. Kreuzzug im Jahre 1202. Die Serenissima, wie die Republik Venedig auch genannt wurde, erhielt den Auftrag das Kreuzfahrerheer mit Schiffen auszurüsten. Insgesamt 200 Schiffe stellen die Venezianer, um ein 33.000 Mann starkes Heer zu befördern. Die Bezahlung sollte erst nach dem Kreuzzug erfolgen. Venedig ging also ein großes Risiko ein. Ziel des 4. Kreuzzuges war eigentlich Ägypten, aber als schließlich nur eine Drittel des geplanten Heeres in See stach, bestand Venedig auf einer Änderung des Ziels. Am Ende wurde schließlich die Stadt Konstantinopel, mit der Venedig im Streit lag, belagert und am 12. April 1204 erobert. Als Lohn erhielt Venedig Kreta und ein kleiner Teil der Peloponnes. Venedig spielte bis 1571 eine große weltpolitische Rolle. In diesem Jahr wurde die Flotte des Osmanischen Reichs in der Seeschlacht von Lepanto besiegt. Venedig stellte 110 Galeeren der Bündnisflotte der Heiligen Liga. Trotz des Sieges konnte Venedig keinen Nutzen daraus ziehen und schon bald hatten die Osmanen eine neue Flotte gebaut.
Modell der französischen Couronne (17. Jahrhundert).
Holzfiguren vom Heck der Bastard Galeere, dem Flagschiff von Francesco Morosini (1684).
Das Modell des letzten Bucintoro, dem Prinkschiff des Dogen von Venedig.
Gemälde der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571.
Arsenale
Die alte Schiffswerft und der Kriegshafen der Stadt Venedig, das Arsenal, ist bis heute militärisches Gelände und somit eine verbotene Zone. Einzig die Mauern und das mächtige Einfahrtstor lassen sich besichtigen. Die Schiffswerft war einst die modernste der Welt. Die Bestandteile für die Kriegsgaleeren die hier gebaut wurden, waren genormt. Sie wurden vorgefertigt im Depot gelagert, so dass in kürzester Zeit 25 Schiffe einsatzfertig gemacht werden konnten. Vor der Schlacht von Lepanto gegen die Türken wurden im Arsenal im Jahre 1570 innerhalb von zwei Wochen 100 Galeeren gebaut. Das Arsenal war und ist von Mauern und Türmen umgeben, wie bei einer Festung, Bis zum Jahr 1806 gab es nur zwei Eingänge. Unter Napoleon wurde das Arsenal zu dieser Zeit zu einer modernen Schiffswerft umgebaut.
Das Wassertor Ingresso all’Acqua
Das Portaltor Ingresso di Terra
Alte Karten des Arsenals aus verschiedenen Epochen.
Das alte Wassertor als Modell und Zeichnung.
Rundgang an der Mauer.
Warum eine Ausstellung zur schwedischen Marine in Stock 5?
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Gute Frage. ..da kann ich nur vermuten. Es könnte mal eine Sonderausstellung gewesen sein, die dann nie wieder abgebaut wurde. ..?
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Danke ! Venedig war mit dem Meer vermählt !
Symbol Bucintoro:
„Um mit einem Worte den Begriff des Bucintoro auszusprechen, nenne ich ihn eine Prachtgaleere. Der ältere, von dem wir noch Abbildungen haben, rechtfertigt diese Benennung noch mehr als der gegenwärtige, der uns durch seinen Glanz über seinen Ursprung verblendet.
Ich komme immer auf mein Altes zurück. Wenn dem Künstler ein echter Gegenstand gegeben ist, so kann er etwas Echtes leisten. Hier war ihm aufgetragen, eine Galeere zu bilden, die wert wäre, die Häupter der Republik am feierlichsten Tage zum Sakrament ihrer hergebrachten Meerherrschaft zu tragen, und diese Aufgabe ist fürtrefflich ausgeführt. Das Schiff ist ganz Zierat, also darf man nicht sagen: mit Zierat überladen, ganz vergoldetes Schnitzwerk, sonst zu keinem Gebrauch, eine wahre Monstranz, um dem Volke seine Häupter recht herrlich zu zeigen. Wissen wir doch: das Volk, wie es gern seine Hüte schmückt, will auch seine Obern prächtig und geputzt sehen. Dieses Prunkschiff ist ein rechtes Inventarienstück, woran man sehen kann, was die Venezianer waren und sich zu sein dünkten.“ (Goethe)
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