Das erste Mal habe ich Dover Castle im Jahr 1989 besucht. Damals bin ich mit dem legendären Hovercraft für einen Tagesausflug von Calais nach Dover geschwebt. Zu dieser Zeit gab es noch ein Waterloo Diorama in der Burg zu sehen und auch sonst zeigte die Ausstellung erstaunlich wenig zum Thema Mittelalter. Das hat sich nun seit ein paar Jahren völlig geändert. Die vorher leeren Gewölbe der Burg sind jetzt vollständig eingerichtet, im Kamin brennen echte Feuer und überall tummeln sich Reenactor, die dem Besucher Fragen beantworten und ein authentisches Flair verströmen. Wenn ich einen Burgenbesuch in England empfehle, dann ist dies der Tower of London und Dover Castle, wobei meiner Meinung nach Dover Castle mit Abstand die schönste Burg ist. Das liegt sicher auch an ihrer Lage, hoch über dem Meer und am Rande der berühmten Kreidefelsen.
Burganlage
Von der Stadt Dover winden sich viele Treppen und Steile Weg hinauf zum Burgtor von Dover Castle. Umgeben wird die Burg von einer doppelten Ringmauer mit vielen Bastionen und Türmen.
Schon zur Zeit der Römer und später in sächsischer Zeit, gab es an dieser Stelle historische Bauten. So findet man noch heute auf dem höchsten Punkt der Burganlage zwei Gebäude, die hier schon vor dem eigentlichen Bau der Burg standen. Es handelt sich um die Ruine eines römischen Leuchtturms und eine ursprünglich sächsische Kirche.
Schmuckstück und Zentrum der Burganlage ist der Great Tower, hinter dessen 6 Meter dicken Mauern auch die eigentliche mittelalterliche Ausstellung zu finden ist. Der Turm von Dover Castle war einst mit farbenprächtigem Interieur ausgestattet, von dem heute 500 Objekte basierend auf umfassenden historischen Recherchen rekonstruiert wurden. Erbaut wurde der Wohnturm von König Henry II. zwischen 1180 und 1185.
Hier ein kleiner Rundgang in Bildern durch den Great Tower:
Geschichte
Die Burg erlebte viele kriegerische Auseinandersetzungen. Die größte Burg Englands galt einst als Schlüssel zum Hinterland. Grund dafür ist natürlich die strategisch wichtige Lage am Ärmelkanal, dem kürzesten Seeweg zum europäischen Kontinent. Zwischen 1216 -17 wurde die Burg erfolglos von den Franzosen belagert.
Im Englischen Bürgerkrieg wurde Dover Castle zunächst von Verbündeten des Königs gehalten, 1642 aber durch eine List ohne einen abgegebenen Schuss erobert, weshalb die Burg nicht verwüstet wurde und sich heute in einem besseren Zustand als die meisten anderen Burgen befindet. Während der Napoleonischen Kriege wurde Dover Garnisonsstadt und in Tunneln unter der Burg wurden 2.000 Soldaten einquartiert. Im 2. Weltkrieg gab es eine Bunkeranlage innerhalb der Burgmauer, die ein militärisches Kommandozentrum beherbergte. Im Mai 1940 leitete Admiral Bertram Ramsay von diesem Bunker die Evakuierung von französischen und britischen Soldaten aus Dünkirchen.