Die Norddeutsche SAGA – Haithabu

In meiner Sammlung an Berichten zur Norddeutschen SAGA darf natürlich Haithabu nicht fehlen.

Blick vom Ringwall auf das Freilicht-Museum

Geschichte

Um das Jahr 800 siedelten schwedische Wikinger vom Stamm der Waräger in der heutigen Region Schleswig. Sie wurden vom dänischen König Gudfred unterworfen und schließlich gründeten seine Gefolgsleute, dänische und jütische Wikinger, einen Handelsplatz an der Schlei, einem Ostsee-Fjord gegenüber der heutigen Stadt Schleswig. An diesem strategisch gut gewählten Ort, der Fjord verband den Handelsplatz mit der Ostsee, das Danewerk und der Fluss Treene führten nach Westen zur Nordsee, wurde Haithabu im 10. Jahrhundert zum größten Handelszentrum Nordeuropas. Die schnelle Entwicklung zur Handelsstadt wurde vor allem durch die Zerstörung des konkurrierenden slawischen Handelsortes Reric durch den dänischen König Gudfred im Jahr 808 und der anschließenden Zwangsumsiedlung der Bevölkerung nach Haithabu vorangetrieben. Um 900 übernahmen schwedische Wikinger erneut die Macht in Haithabu. Im Jahr 934 besiegte der sächsische König Heinrich I. die Dänen unter König Knut I. in der sogenannten Schlacht von Haithabu und eroberte die Stadt anschließend. In den Jahren danach wechselte die Stadt erneut den Besitzer, als sie zunächst dem dänischen König Gorm, dann Heinrichs Sohn Otto I. und wiederum den Dänen in die Hände fiel. Im Jahre 983 eroberte der dänische König Harald Blauzahn Haithabu, der Handelsplatz gehört aber weiterhin zum Machtbereich des römisch-deutschen Kaisers, der mittlerweile Otto III. hieß. Durch einen Kriegszug des dänischen Herrschers Sven Gabelbart wurde die Grenze des römisch-deutschen Kaiserreiches, Kaiser war mittlerweile Konrad II., von der Schlei an die Eider zurückverlegt.

Im Jahr 1050, in einer Schlacht zwischen Harald Hardrada von Norwegen und Sweyn II., wird Haithabu zerstört, in den Jahren danach nur teilweise wiederaufgebaut und schließlich im Jahr 1066 von den Westslawen geplündert und vollständig niedergebrannt. In diesem Jahr 1066 endet auch die Zeit der Wikinger.

Stadt und Hafen

Ein halbkreisförmiger, neun Meter hoher und 1.310 Meter langer Schutzwall mit einem Palisadenzaun sicherte die Stadt nach außen.

Noch heute ist der Wall erhalten und man kann die ehemalige Siedlung auf diesem umrunden.

Eine alte Schafsrasse hält das Gras kurz,

Drei Tore führten in das Innere der Siedlung, durch die zahllose Bohlenwege liefen und die Einwohner so sicher über den morastigen Boden zu den hunderten von Gebäuden gelangte.

An ehemaligem Osttor betritt auch ein kleiner Bach die Siedlung.

Der Bach fließt als kleiner Kanal durch die Siedlung.

Bohlenwege verlaufen zwischen den Häusern.

Die zahlreichen Wohnhäuser, Lagerschuppen und Ställe in Haithabu unterschieden sich stark vom den für Dänemark typischen dreischiffigen Innengerüstbauten. Typisch für Haithabu waren Wandgerüstbauten, bei denen die dachtragenden Gerüstpfosten in die Außenwände des Hauses integriert waren, so dass ein pfostenfreier Innenraum entstand.

Die nachfolgenden Fotos geben einen Überblick über die unterschiedlichen Innenräume der Hauser…

Auch kleine, quadratische Blockhäuser, wie die, die man in den slawischen Siedlungen fand, wurden bei Ausgrabungen nachgewiesen. Diese ungewöhnlichen Bauformen sind mit Sicherheit dem immer knapper werdendem Platzangebot innerhalb der Wallanlage geschuldet.

Dieses und die nachfolgenden Bilder zeigen die unterschiedlichen Bauformen in Haithabu und die Fundlage nach den Ausgrabungen.

Interessant sind auch die zahllosen Details zu Hausbau…

Das Zentrum der Stadt war jedoch der Hafen. Nach und nach hatte sich der Uferbereich des neuen Handelsplatzes zu einem großen Hafen entwickelt. Lange Bootsstege ragten in den Fjord hinein, wodurch die Handelsschiffe und Langboote nicht mehr an den Strand gezogen werden mussten. Man verband die Stege zu großen Plattformen, auf denen schließlich sogar kleine Lagerhäuser errichtet wurden.

Die Rekonstruktion eines Bootssteges.

Bis zu 2.000 Menschen lebten in der Siedlung, hinzu kamen zahlreiche Besucher, vor allem Kaufleute. Nicht nur günstige Wasserwege führten zum Handelsplatz Haithabu, hier verlief auch die uralte Nord-Süd-Route, der Ochsenweg. Gehandelt wurden nicht nur Rohstoffe und Luxusgüter, wie Seide und Glas, sondern auch Sklaven. Neben dem Handel, spielten auch das Handwerk eine bedeutende Rolle in der Stadt, während die umliegenden Bauern für die Versorgung mit Lebensmitteln sorgten.

Nachfolgend einige Beispiele für handwerliche Gerätschaften…

Webstuhl

Gefärbte Wolle.

Räucherofen.

Drehbank

Ofen und Mühle

Bootsbau

Glocke

Bei dieser Glocke aus dem frühen 10. Jahrhundert handelt es sich vermutlich um die Kirchglocke des Bischofssitzes in Haithabu. Im Jahr 948, nach einem Besuch Kaiser Ottos I., wurde Haithabu Bischofssitz. Zuvor hatte schon Erzbischof Ansgar von Hamburg den christlichen Glauben in dieser Region verbreitet.

Ein Nachbildet befindet sich am Eingang zum Museum.

Museum

Das erst im Jahr 2010 völlig erneuerte Museum zeigt nicht nur Funde von Tongefäßen, Waffen, Werkzeugen bis hin zu einem restaurierten Wikingerschiff, sondern bietet auch multimediale und interaktive Angebote für den Besucher und reiht sich so ein in die mittlerweile zahlreichen modernen Museen in Norddeutschland.

3D Modell der Siedlung.

Freigelände

Neben den tausenden von Einzelfunden, entdeckte man bei den Ausgrabungsarbeiten auch Holzresten, Flechtwände und Dachsparren, wodurch es möglich wurde, auch die Höhe der damaligen Hauser, ihre Dachneigung sowie weitere Details zu rekonstruieren. In dem heutigen Freigelände des Museums wurden sieben dieser alten Häuser wiedererrichtet, dazu Bohlenwege, alte Holzstege sowie eine Mole, ein befestigter Bachlauf und eine Landebrücke. Im Frühjahr und vor allem im Sommer zeigen hier Handwerker, Kaufleute und Krieger in historischer Kleidung, wie das Leben vor 1.000 Jahren ausgesehen haben könnte.

Völlig zu Recht ist das Museum Haithabu erste Anlaufstelle für Interessierte der Wikingerzeit in Deutschland.

2 Kommentare zu „Die Norddeutsche SAGA – Haithabu“

  1. Thank you for this wonderful view into the past, on a subject not many of us know much about. Your photo approach greatly helps in conveying the „feeling“ of being there during that time frame! Again, Thank you for taking the time to share that article. v/rTom DyeAberdeen , MD. USA

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