French-and-Indian-War / Kanadische Miliz

Bereits seit dem Jahr 1649 wurden in verschiedenen Bezirken Neufrankreichs lokale Milizen gebildet. Die kleine Einheit von 40 Männern, welche 1649 in Trois-Rivières ausgehoben wurde, war die erste dieser Einheiten. Ähnliche Einheiten wurden 1651 in Québec und im Jahre 1657 in Montréal gebildet. Im Jahr 1673 veröffentlichte man eine Verordnung, die gesagte, dass alle geeigneten Männer (zwischen 16 und 60 Jahren) der verschiedenen Pfarreien von Neufrankreich zu Milizkompanien zusammengefasst und in Kriegszeiten dienen sollten. Der Dienst in der Miliz wurde somit zur Pflicht für Jedermann. Es brauchte ein paar Jahre, bis die Kanadier die Art und Weise verinnerlichten, wie in den Wäldern Nordamerikas Krieg geführt werden sollte.

Es dauerte ungefähr bis 1680, bis der Krieg „à la Sauvage“ von den meisten Männer, also den Soldaten der Compagnies Franches de la Marine sowie Milizsoldaten, übernommen worden war. Vor allem während der Kämpfe gegen die Irokesen gewöhnten sie sich allmählich an diese Art der Kriegsführung, wozu Überfälle, Überraschungsangriffe, Nahkampf, im Winter kampieren, hinter Bäumen Deckung suchen und vieles mehr zählten.

Organisation

Gemäß den Verordnungen der französischen Miliz musste sich jeder Mann in der Kolonie, mit Ausnahme der Geistlichen und Adligen, in die Miliz einschreiben. Die militärische Verwaltungsorganisation in jedem der drei Distrikte Québec, Montreal und Trois-Rivières, außer der Stadt Québec, in dem sich die Kolonialverwaltung befand, bestand aus einem Gouverneur, einem Leutnant du Roi und einem Bürgermeister, die alle für ihren Dienst bezahlt wurden. In jeder Pfarrei der drei Bezirke gab es einen Hauptmann der Miliz, der für die Ausbildung und die Ordnung seiner Männer verantwortlich war, während ein Seigneur (Lehnsadliger) für gewöhnlich als Oberst eingesetzt wurde. Der Hauptmann jeder Kompanie wurde von den Siedlern gewählt. In Friedenzeiten versammelte sich die Miliz einmal im Monat zum Training, wobei weniger Drill, als vielmehr das Zielschießen geübt wurde. In Kriegszeiten entschieden die Gouverneure, welche Quoten von jeder Stadt und jedem Ort eingezogen werden sollte. Die Zahl der benötigten Männer übermittelten man mit einer entsprechenden Anforderung an die Milizoffiziere der Region. Diese Männer entschieden nun über die genaue Anzahl, die in den verschiedenen Pfarreien ausgehoben werden sollte. Im Jahr 1716 bestand die Miliz aus 4.500 Männer, im Jahr 1734 waren es bereits 8.000 Milizsoldaten und 1750 war ihre Zahl auf 13.000 Mannschaften und 734 Offiziere, verteilt auf 165 Kompanien, angewachsen. Schließlich, gegen Ende des French-and-Indian-Wars, betrug die Anzahl der Milizsoldaten 15.200 Mann. Im Jahr 1760, dem Höhepunkt es Konfliktes, wurde die Miliz-Kompanien zu 8 Stadt-Bataillonen und 2 Marine-Bataillonen zusammengefasst.

Ausrüstung

Nachdem die Männer ausgewählt worden waren, marschierten diese in die nächstgelegene Stadt, wo der Bürgermeister jeden Milizsoldaten mit Waffen und Kleidung versorgte. Ein Sold wurde jedoch nicht ausgezahlt. Die an die Männer gelieferte Kleidung konnte kaum als Uniform bezeichnet werden, es soll jedoch je Bezirk eine verschiedenfarbige Wollmütze getragen worden sein. Die Männer des Bezirkes Québec erhielten rote Mützen, die Männer in Montreal blaue und im Bezirk Trois-Rivières weiße. Jeder Milizsoldat wurde außerdem mit einer Muskete, einem Pulverhorn, einer Patronentasche, einem Tomahawk, einem Kapuzenmantel (Capot) in den Farben blau, braun, schwarz oder weiß, einer farbigen Wollschärpe, die um die Hüfte getragen wurde, einem Baumwollhemd, Reithosen, Mitassen (Gamaschen im indianischen Stil), Mokassins, einer Decke und bis zu drei Messern ausgestattet. Die Offiziere trugen eine ähnliche Ausstattung, waren aber zusätzlich an einen Ringkragen erkennbar.

Einsatz

Da das Land nicht für Kavallerie geeignet war, waren die französischen Kommandeure bei den wichtigen Aufgaben des Späh- und Geheimdienstes weitgehend auf die Miliz angewiesen. Während des Siebenjährigen Krieges war die kanadische Miliz aber auch an zahlreichen Feldzügen, Belagerungen und Schlachten beteiligt. Die meisten Quellen geben jedoch nicht den Ursprung der verschiedenen Milizeinheiten an. Es ist daher schwierig, die Rolle der Miliz der unterschiedlichen Regionen genau zu bestimmen. Die Milizen der drei Bezirke waren wahrscheinlich an den meisten Feldzügen am Lake Champlain und in Ontario beteiligt:

  • Operationen auf dem Ohio River im Jahr 1754
  • Hinterhalt am Monongahela am 9. Juli 1755
  • Expedition gegen Fort Bull im Jahr 1756
  • Operationen auf dem Ontariosee im Jahr 1756
  • Operationen auf dem Lake Champlain im Jahr 1756
  • Expedition gegen Fort William Henry im Jahr 1757
  • „Battle of Snow-Shoes“ am 13. März 1758
  • Schlacht von Carillon am 8. Juli 1758

Nach einer Volkszählung waren im Januar 1759 in der Region von Montréal 6.405 Mann, in der Region von Québec 7.511 Mann und der Region von Trois-Rivières 1.313 Mann für den Dienst in der Miliz einsatzfähig. Am 20. Mai sandte Gouverneur Vaudreuil einen Brief an alle Hauptleute der Milizen, um sie anzuweisen, ihre Kompanie auf den aktiven Dienst vorzubereiten. Am 29. und 30. Mai traf der Chevalier de Lévis mit allen fünf regulären Bataillonen der Region Montréal in Québec ein, um zusammen mit der Miliz vor Ort an der Verteidigung von Québec teilzunehmen. Im Juni wurde die Miliz von Montréal (ca. 4.200 Mann) auf dem linken Flügel, die Miliz von Québec (ca. 5.000 Mann) und Trois-Rivières (ca. 1.100 Mann) auf dem rechten Flügel in den Verschanzungen von Beauport postiert. Am 31. Juli nahm die Miliz von Montréal und Trois-Rivières (100 Mann) am Kampf von Beauport teil, in dem die Franzosen den Landeversuch von Wolfe zurückwiesen. Anfang August wurde der Chevalier de Lévis mit 100 regulären Soldaten und 700 Milizen nach Montréal zurückgeschickt. Am 13. September postierte man in der Schlacht von Québec die Miliz von Québec auf dem rechten Flügel, die Miliz von Montréal auf dem linken und rechten Flügel. Mitte September, nach der Niederlage auf der Ebene von Abrahams, blieb die Stadtmiliz in Québec und ergab sich am 17. September.

Mitte Oktober schickte Lévis einen Teil der Miliz von Montréal nach Île-aux-Noix, um Bourlamaque zu verstärken. Zusammen mit den Milizen des Distrikts Trois-Rivières leistete die Montréal-Miliz bis März 1760 einen Beitrag von 500 Mann zur Expedition gegen Québec (ungeachtet der zahlreichen Milizsoldaten, die für diese Operation in die französische Linieninfanterie aufgenommen wurden). Vom 21. bis 25. April fuhren nach und nach Transportschiffe von Montréal nach Québec. Insgesamt zählte diese Miliz-Einheit 287 Männer und 59 Nichtkämpfer. Am 28. April nahm diese Truppe an der Schlacht von Sainte-Foy teil, wo sie in zweiter Linie eingesetzt wurde. Trotz eines Sieges musste sich die französische Armee in Richtung Montréal zurückziehen, da eine britische Hilfsflotte in Québec eintraf. Die Miliz von Montréal und Trois-Rivières gehörten später zu den Truppen, die sich dem Angriff der Briten auf Montréal gegenübersahen. Mitte August wurden das Regiment La Reine und Royal Roussillon unter dem Kommando von M. de Roquemaure nach Saint-Jean in Marsch gesetzt, das später mit der gesamten Miliz der Region Montréal verstärkt wurde.

Coureur de Bois

Zu den Männern der Miliz zählten auch die Waldläufer, in französischer Sprache als coureur des bois bekannt. Als coureur des bois galten nicht lizensierte Pelzhändler und Jäger in Nordamerika. Im Gegensatz zu den großen Handelsgesellschaften mit ihren Agenten und Niederlassungen zogen sie auf eigene Faust hinaus ins Land, lebten mit den Indianern, jagten mit ihnen und tauschten ihre Pelze ein. Die Anfänge des Pelzhandels gehen auf die französische Compagnie de la Nouvelle France des Jahres 1627 und ihre Vorgänger zurück, weshalb Sprache und Gebräuche der frühen Pelzjäger französisch beeinflusst waren. Die Coureur de Bois spielten auch eine erhebliche Rolle bei der Erkundung des Kontinents, sie knüpften Kontakte zu den indianischen Völkern und eröffneten Handelswege. Natürlich kennen wir die Waldläufer vor allem aus Romanen wie Lederstrumpf (1821) von James Fenimore Cooper oder Le coureur du bois (1850) von Gabriel Ferry, den Karl May übersetzt, bearbeitet und als Der Waldläufer (1879) veröffentlicht hat. Beispiele finden sich aber auch in Filmen, wie The Revenant oder der TV-Serie Frontier. Im TableTop Hobby und vielen Bücher werden die Coureur de Bois oft so dargestellt, als ob es sich um eine spezielle Truppe oder Einheit der Franzosen gehandelt hätte. Das ist jedoch nicht der Fall! Sie waren, wie erwähnt, Teil der Miliz, wie auch alle anderen Berufsgruppen und erhielten somit ebenfalls Kleidung und Waffen gestellt. Es ist aber natürlich nicht auszuschließen, dass einzelne Waldläufer ihre gewohnt Kleidung, die oft indianisch geprägt war, auch im Feldzug verwendeten.

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