Top 5 – Romane der Napoleonische Kriege

Ein Frohes Neues Jahr wünsche ich Euch! Ich will das Jahr mit einem neuen Format beginnen, den Top 5. Sicher keine sehr neue und originelle Idee, aber hier kann ich all das verarbeiten, was in meinen anderen Berichten nur Randnotizen sind und so kaum wahrgenommen wird. Zum einen will ich euch damit ein paar meiner Lieblings-Büchern, Filme, Figuren, Regelwerke usw. näherbringen, hoffe aber über die Kommentare auch selbst auf einige eurer Favoriten zu den jeweiligen Themen.

Da ich gerade aktuell eine Buchreihe zu den Napoleonische Kriege lese, will ich die Top 5 – Serie mit meinen Roman-Favoriten dieser Epoche beginnen.

Top 5: 1813 Der Rekrut / 1815 Waterloo von Erckmann-Chatrian

Erckmann-Chatrian ist der gemeinsame Künstlername der französischen Autoren Emile und Alexandre Chatrian. Die beiden stammen aus der Grenzregion zwischen dem Elsass und Lothringen. Ihr Roman 1813: Der Rekrut erblickte schon im Jahr 1864 das Licht der Welt und gehörte zu einer Reihe von Werken, mit denen die Autoren ein Jahrhundert französischer Geschichte von 1775 bis 1875 dokumentierten.

Die Story: Für seine durch den Russlandfeldzug von 1812 stark geschwächte Grande Armee benötigt Napoleon innerhalb kürzester Zeit 300.000 neue Rekruten. Der Uhrmacherlehrling Josef Bertha aus Pfalzburg ist einer von ihnen. Wie viele andere, marschiert auch er im Jahr 1813 nur widerwillig nach Sachsen, wo er schon bald bei Großgörschen und schließlich in der Völkerschlacht von Leipzig kämpfen wird.

Dieser schon fast vergessene historische Roman erzählt die Geschichte aus Sicht eines einfachen französischen Soldaten und kommt dabei ganz ohne Heldenpathos aus. Im zweiten Band, der erzählerisch etwas schwächer als der erste ist, geht es für Josef Bertha nach Waterloo. Beide Romane sind auch interessant, weil sie durch ihr Alter noch teilweise die Gedanken und Werte der Zeit der Napoleonischen Kriege einfangen können.

Top 4: 1813 – Kriegsfeuer / 1815 – Blutfrieden von Sabine Ebert

Sabine Ebert ist mit dem Roman 1813 – Kriegsfeuer, der passenderweise 2013, also zum 200-jahrigem Gedenken an die Völkerschlacht, erschien, ein großer Wurf gelungen. Sie brachte das Thema der „Befreiungskriege“ wieder in den Fokus der Deutschen. Na ja, zumindest einiger. Sabine Ebert ist bekannt für ihre akribische Recherchearbeit. Rund drei Jahre haben, laut ihrer Aussagen, die Vorarbeiten zu diesem Roman verschlungen und das merkt man (positiv) auf jeder Seite ihres Buches, die nur so von historischen Fakten und Anekdoten strotzen.

In „1813 – Kriegsfeuer“ wird ein sehr realistisches Bild vom Leben und Sterben in Sachsen des Jahres 1813 gezeichnet. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht historischer Gestalten, wie Generalleutnant Thielmann oder dem König von Sachsen, aber auch fiktiven Charakteren, wie der 17-jährige Henriette, die sich auf der Flucht vor dem Krieg und sich selbst befindet. Zwei weitere Protagonisten sind die Studenten Richard und Felix, die sich dem Lützower-Freikorps anschließen wollen oder Lisbeth, eine Köchin, die verzweifelt auf die Rückkehr ihrer vier Söhne wartet. Die historischen Ereignisse sind gut miteinander verknüpft, leider sind die Hauptcharaktere, wie beispielsweise Henriette, etwas farblos und ein paar weniger Personen (ich kann die ganzen Zeitungsverleger immer noch nicht auseinanderhalten) in der Rahmenhandlung hätten dem Buch sicher gutgetan.

Nach dem Erfolgt des ersten Buches, gab es mit dem zweiten Band „1815 – Blutfrieden“ einen literarischen Nachschlag. Man sollte hier jetzt aber keinen Waterloo-Roman erwarten, denn das Buch schließt nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an und spielt somit nicht nur 1815, sondern in großen Teilen in den Jahren 1813 und 1814, also der Zeit zwischen der Völkerschlacht und Waterloo. Doch das muss natürlich nichts Schlechtes sein, denn gerade die Ereignisse dieser Zeit sind bisher in Romanen noch kaum beleuchtet worden.

Auf dem eindrucksvollen Assi Panorama „Leipzig 1813“ (siehe auch mein Bericht: https://tabletopdeutschland.com/2013/10/24/asisi-panorama-leipzig-1813/) konnte man die Roman-Figur Henriette mehrfach entdecken.

Top 3: Die Napoleon-Saga von Simon Scarrow

Der Schriftsteller Simon Scarrow, den einige sicher durch seine Adler-Roman-Serie kennen, hat sich nun auch an die Napoleonischen Kriege gewagt. Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, bevor er mit dem Schreiben begann. Im Jahr 2019 ist der erste der 4-bändigen Reihe der Napoleon-Saga in deutscher Sprache erschienen. Nummer 2 und 3 folgten im Jahr 2020, der vierte und letzte Band wird im März 2021 erscheinen (Schlacht und Blut – Die Napoleon-Saga 1769 – 1795, Ketten und Macht – Die Napoleon-Saga 1795 – 1803, Feuer und Schwert – Die Napoleon-Saga 1804 – 1809, Kampf und Tod – Die Napoleon-Saga 1809 – 1815).

Die Titel der Romane sind etwas irreführend, eigentlich müssten sie „Napoleon und Wellington-Saga“ heißen. Erzählt wird nämlich die Geschichte dieser beiden berühmten Feldherren, und dies von ihrer Geburt, die im selben Jahr stattfand, bis zur Schlacht von Waterloo, bei der die beiden Protagonisten final aufeinandertreffen. Abwechselnd lässt Simon Scarrow die Handlung aus der Perspektive von Wellesley und Napoleon erzählen. Interessant ist im ersten Band vor allem, wie unterschiedlich die beiden „Helden“ aufgewachsen sind, was sie motiviert hat und wie sie ihr Leben planten bzw. wie sehr doch der Zufall schließlich zum jeweils fertigen Schlachtenlenker führte. Ab Band zwei geht es dann schwerpunktmäßig um das, was man als Leser von Simon Scarrow erwartet: Die Schlachten und Kämpfe.

Die Romane sind spannend geschrieben, man darf aber nicht die ganz große Literatur erwarten. Hier und dort werden bei der deutschen Roman-Fassung militärische Begriffe falsch übersetzt, was etwas ärgerlich ist und einen echten „Napoleoniker“ sicher aufstöhnen lässt. Die Romane dürften aber sowohl für Kenner als auch Anfänger der Materie „Napoleonische Kriege“ interessant sein, da man einen guten zeitlichen Ablauf aller wichtigen Ereignisse und Feldzüge erhält und so die Epoche der Napoleonischen Kriege als Ganze greifbar wird.

Top 2: Die Schlacht von Patrick Rambaud

Historische Romane sind für viele Schriftsteller immer ein Wagnis und mit Sicherheit auch sehr zeitaufwendig. Man muss nicht nur gute Geschichten erzählen und Charaktere entwickeln können, sondern auch die historischen Hintergründe recherchieren und vor allem die Epoche und ihr Wesen beschreiben und zum Leben erwecken. Zudem muss der Leser bei Schlachtbeschreibungen immer den Überblick behalten und verstehen, was vor sich geht. Patrick Rambaud versteht dieses Handwerk.

Ramboud arbeitete zuerst als Filmkritiker, verfasste Drehbücher und Theaterstücke, bevor er eine eindrucksvolle Trilogie über die Napoleonische Kriege schrieb. 1997 erhielt er für seinen Roman la Bataille (Die Schlacht) den Prix Goncourt und den Grand Prix du Roman der Académie française. Im Jahr 2000 erschien der zweite Band der Trilogie Il neigeait (englisch „The Retreat“), der den Russlandfeldzug von 1812 zum Thema hat und im Jahre 2003 l’Absent (englisch: „The Exile“), ein Roman, der die Ergebnisse von 1814 und das Exil von Napoleon auf Elba beschreibt. Die beiden letzten Romane wurden unglücklicherweise (noch) nicht ins Deutsche übersetzt. Aus diesem Grund geht es hier auch nur um den ersten Roman „Die Schlacht“ welcher den Feldzug von 1809 und vor allem die Schlacht von Aspern und Eßling schildert. Die beiden anderen Bände habe ich übrigens noch nicht gelesen, die englischen Fassungen sind aber auf meiner Liste.

Die Schlacht von Aspern und Eßling, die im Jahr 1809 zwischen Franzosen und Österreichern, in der Nähe von Wiens ausgetragen wurde, gilt als die große Schlacht des Fünften Koalitionskrieges. Geschildert werden die Kämpfe aus französischer Sicht, wobei die Perspektive zwischen Napoleon und seinen Kommandeuren und einfachen Soldaten wechselt. Inspiriert wurde Ramboud durch Balzac, der ebenfalls geplant hatte ein Buch über die Schlacht von Aspern/Eßling zu schreiben. Von Balzac stammen auch diese Worte zu diesem Vorhaben: „Kein weibliches Gesicht, nur Kanonen, Pferde, zwei Armeen, Uniformen; auf der ersten Seite ertönt die Kanone, auf der letzten verstummt sie; Sie werden sich durch den Rauch hindurchlesen, und wenn Sie das Buch zuschlagen, sollten sie alles intuitiv erfasst haben und die Schlacht in Erinnerung behalten, als wären Sie dabei gewesen“.

Der Roman diente auch als Vorlage für eine sehr schöne französische Comic-Reihe. Mein Tipp, Roman und Comic parallel lesen bzw. betrachten.

Top 1: Krieg und Frieden von Leo Tolstoi

Meine Nummer 1 dieser Top 5 ist ein echter Klassiker und tatsächlich der erste historische Roman der Napoleonischen-Kriege, den ich gelesen habe. Es ist Krieg und Frieden von Leo Tolstoi, der das Buch in den Jahren 1863 – 69 schrieb und welches schon bald danach zu einem Meilenstein der russischen Literatur wurde.

Wie der Titel bereits verrät geht es in dem Roman abwechselnd um den Frieden, welcher durch das opulente und ausschweifende Leben des russischen Adels erzählt wird, sowie den Krieg der Jahre 1805 und 1812, den Tolstoi schon fast in dokumentarischer Weise schildert und analysiert. Diese Erzählweise nennt sich in der Literatur Montage und ist dem einen oder anderen vielleicht durch andere Klassiker, wie Moby Dick bekannt. Im Zentrum der Handlung stehen vor allem die vier russischen Adels-Familien Bolkonsky, Rostov, Bezukhov und Kuragin. Der Krieg, das sind die Feldzüge von 1805 und die Schlacht von Austerlitz sowie der Russlandfeldzug von 1812 mit der Schlacht von Borodino. Eindrucksvoll wird auch Rückmarsch der Grande Armee im Winter beschrieben.

Dieses Buch ist mit Sicherheit nichts für zwischendurch und gerade in den ersten Kapiteln benötigt man als Leser etwas Durchhaltevermögen. Auch die Länge von 1.500 Seiten wird den einen oder andern zunächst abschrecken, aber Krieg und Frieden gehört definitiv zu den Büchern, die man gelesen haben sollte. Traut euch!

Honorable Mentions

Es gibt noch ein paar weitere Romane zu diesem Thema, die zwar in meinem Bücherregal stehen, aber nicht den Weg in die Top 5 gefunden haben. Die erste „low hanging fruit“ ist natürlich die Sharpe – Serie von Bernhard Cornwell. Die mittlerweile 21 Romane verfolgen den Aufstieg des mit allen Wassern gewaschen Helden Richard Sharpe in der englischen Armee. Er kämpft mehr oder weniger Seite an Seite mit Wellington in Indien, Spanien und schließlich in der Schlacht von Waterloo (und darüber hinaus). Diese Erzählung der Napoleonischen Kriege riecht förmlich nach Schießpulver und Männerschweiß und ist vermutlich der Klassiker dieser Epoche.

Eine ganz andere Geschichte wird mit „Die Marketenderin“ von Martina Kempff erzählt. In diesem Roman stehen nicht der Ruhm der Schlacht, sondern das Leid und Elend am Rande der Kämpfe im Vordergrund. Die junge Marketenderin Juliane Assenheimer, die sich mit dem Heerestross der Württemberger Napoleons Großer Armee angeschlossen hat, zieht mit dieser in den Feldzug von 1812, wo sie sich in einer Männerwelt behaupten muss. Die Schriftstellerin wurde zu diesem Roman nicht nur durch die Tagebuchaufzeichnungen eines württembergischen Offiziers inspiriert, sondern auch durch die Tatsache, dass ihre Vorfahrin, die Marketenderin Juliane Auguste Assenheimer, Mutter des späteren Verlagsgründers, ebenfalls mitgezogen war und sie so den Roman mit ihrer Familiengeschichte verknüpfen konnte. In der Josephine-Trilogie (Josephine / Josephine und Napoleon / Kaiserin Josephin) von Sandra Gulland geht es weder um große Schlachten noch um die große Politik. Man bekommt aber einen wunderbaren Einblick in die Intrigen der Familie Bonaparte. Drei sehr kurzweilige Bücher für den nächsten Lockdown.

So, und nun würde ich mich natürlich sehr über ein paar Roman-Tipps von EUCH freuen.

4 Kommentare zu „Top 5 – Romane der Napoleonische Kriege“

  1. Hallo Frank,

    eine gute Auflistung von interessanten Romanen!

    Es gibt sehr viele französische Comics zum Thema
    „Napoleon“ oder „Waterloo“…

    Leider gibt es mehr „britische“ – als französische
    oder preussische Helden.

    Deshalb möchte ich auf die „fiktiven Erlebnisse“
    des französischen Dragoners Alain Lausard hinweisen:

    Die Romane sind in englischer Sprache.

    Dann

    Johannes K. Soyener – Der Schatten des Kaisers

    Michael Schenk – Velasquita

    Zudem

    Gestorben 1813 – Michael Müller-Oetken

    Die Handlung des Romans ist die Göhrde 1813 – und eine
    Zeitreise – nichts für Erbsenzähler und Korinthenkacker –
    aber gut zu lesen

    Gruß aus Bielefeld
    Thomas

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  2. Von Karl May gibt es „Der Weg nach Waterloo“. Ich muss aber gestehen, dass ich ihn nicht gelesen habe.

    Schönes neues Jahr!
    Karl Heinz

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