In einem meiner letzten Berichte hatte ich schon von der Ausstellung mit dem Namen „Le bivouac de l’Empereur“ berichtet ( https://tabletopdeutschland.com/2019/07/08/napoleons-feldlager/ ). Nachfolgend möchte ich nun einen kleinen Fotobericht des Wellington Museums in Waterloo nachliefern, denn in den Räumen dieses historischen Gebäudes findet man nicht nur die obengenannte Sonderausstellung, sondern auch einige Interessante Objekte und Informationen rund um berühmte Charaktere der Anglo-Alliierten-Armee von 1815.
Das Gebäude
Im Zentrum Waterloos, einem kleinen Vorort südlich von Brüssel, steht noch heute eine alte Postrelais–Station, die ehemalige Herberge „Auberge Bodenghien“ aus dem Jahre 1705. In diesem Gebäude, dass heute ein Museum beherbergt, befand sich einst das Hauptquartier des Generalstabes der Anglo-Alliierten Armee vor der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815.
Im Jahr 1705 kauft Humbert Olivet von Paul Leroy vom Kaplan der königlichen Kapelle von Waterloo ein Haus an der Chaussée de Bruxelles in Waterloo. Humbert Olivier ist ein Bauunternehmer und benötigt eigentlich nur das Grundstück, weshalb es das alte Haus abreißen lässt, um an gleicher Stelle ein neues zu bauen. Es ist ein dreistöckiges Haus mit sieben Fenstern im Erdgeschoss, drei Türen und zwei Wagentoren sowie zwölf Fenstern in den oberen Stockwerken. Noël Olivet, der Sohn Humberts, starb am 15. Februar 1782. Seine Kinder verkauften das Haus an Josse Bodenghien und seine Frau Catherine Ghignet, die das Haus mit 16 Zimmern, Waschküche, Brunnen, Stallungen, Schuppen, Ofen, Hof, Garten und Brauerei in ein Gasthaus und eine Relais-Station für Postreiter verwandeln.
Ball der Herzogin von Richmond
Im ersten Raum des Wellington-Museums dreht sich alles um den berühmten Ball der Herzogin von Richmond, der am fand 15. Juni 1815, dem Vorabend der Schlacht bei Quatre-Bras und drei Tage vor der Schlacht bei Waterloo stattfand. Obwohl von den 224 Anwesenden nur ein Viertel Frauen waren, bezeichnete man ihn als “the most famous ball in history”. Noch während der Festlichkeiten erreichten den Herzog von Wellington Depeschen, die von einem Aufeinandertreffen der verbündeten Preußen mit den Franzosen bei Fleurus berichteten.
Der Ball fand übrigens nicht im Haus der Herzogin statt, sondern in einer Werkstatthalle ein paar Straßen weiter, in dem sonst Kutschen hergestellt wurden. Betrieben wurde das Unternehmen von der Familie Simon, deren Kutschen zu den besten Europas zählten. Noch im Jahr 1803 hatte Napoleon von der Stadt Brüssel eine Simon-Kutscher als Geschenk erhalten. Napoleon war dermaßen begeistert, dass er 15 Kutschen für seinen Bedarf dort bestellte. Auch die berühmte Berline, die nach der Schlacht von Waterloo erbeutet wurde, stammte aus dem Betrieb der Familie Simon.
Sir Alexander Gordon
Gordon trat schon in jungen Jahren in die Armee ein und nahm am Halbinsel-Krieg in Spanien und Portugal teil. Er erregte dort Wellingtons Aufmerksamkeit und wurde im Jahr 1810 sein Adjutant. Am 18. Juni 1815, gegen halb sieben, ritten Wellington und Gordon zu den Bataillonen der Braunschweiger, ganz in der Nähe von La Haye Sainte. Der Adjutant wurde am Oberschenkel schwer verletzt und sein Bein von Dr. Hume an Ort und Stelle amputiert. Anschließend brachten man ihn zurück in das Hauptquartier, Bodenghiem Herberge in Waterloo.
Während Wellington am Abend nach der Schlacht im Nebenzimmer war und anfing, seinen Bericht über den Sieg zu schreiben, lag Gordon sterbend in seinem Bett. Gegen halb vier Uhr morgens konnte Dr. Hume nur seinen Tod bestätigen und Wellington wecken, um mitzuteilen, dass sein Adjutant gerade verstorben war. Der Arzt erinnert sich, dass die Tränen über Wellingtons Gesicht liefen. Tief bewegt sagte der Herzog: „Gott sei Dank. Ich weiß nicht, was es heißt, einen Kampf zu verlieren, aber nichts kann schmerzhafter sein, als einen mit dem Verlust so vieler Freunde zu gewinnen! „
Herzog von Wellington
Dieser Raum war einst Wellingtons Schlafzimmer, in dem er die Nacht vor der Schlacht verbrachte und später die berühmten „Waterloo-Dispatches“ verfasste, die er an Lord Bathurst, den britischen Kriegsminister, schickte.
Arthur Wellesley, 1. Herzog von Wellington, der Oberbefehlshaber der Anglo-Alliierten Armeen, begann seine aktive militärische Karriere 1794, als er im Ersten Koalitionskrieg mit dem Duke of York nach Flandern ging und dort am erfolglosen Feldzug gegen die Franzosen teilnahm.
1796 wurde Wellesley zum Oberst befördert und ging mit seinem Regiment nach Indien, wo im Jahr darauf sein älterer Bruder Richard Generalgouverneur werden sollte. Als 1799 der Vierte Mysore-Krieg gegen den Sultan von Mysore, Tipu Sultan, ausbrach, kommandierte er seine erste Division. Er wurde Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte in Indien und zwang ganz Südindien unter britische Herrschaft. Am 11. August 1803 nahm er die Festung Ahmednagar und besiegte eine überlegene Streitmacht der Marathen in der Schlacht von Assaye. In den nächsten Wochen gelang es seinen Truppen, Burhanpur und die Festung Asirgarh einzunehmen. Er stieß auf Hyderabad vor, siegte am 29. November in der Schlacht von Argaon und stürmte die Festung Gawilgarh. 1805 kehrte nach Großbritannien zurück.
Anfang August 1808 landete Wellesley mit 13.000 Mann in Portugal und besiegte zwei Wochen darauf die französischen Truppen in der Schlacht bei Vimeiro. Im Frühjahr 1809 versuchten die Franzosen ein zweites Mal, Portugal zu erobern. Wellesley kehrte nach Portugal zurück und übernahm dort den Oberbefehl. Am 12. Mai 1809 schlug er Marschall Nicolas Soult in der Zweiten Schlacht bei Oporto. Durch den Sieg in der Schlacht bei Talavera de la Reina am 28. Juli beendete Wellesley zunächst den französischen Vorstoß. Es folgte der Angriff der Franzosen unter Marschall Masséna, die am 27. September 1810 in der Schlacht von Buçaco besiegt wurden. Am 3. April 1811 scheiterte mit der Schlacht von Sabugal der letzte Versuch Frankreichs, Portugal zu erobern. Durch diesen Sieg wurde Spanien zum britischen Verbündeten und Wellesley wurde zusätzlich Oberkommandierender der spanischen Streitkräfte.
Umhang aus weißem Tuch, getragen vom Herzog von Wellington während seiner Kampagne in Portugal und Spanien.
Wellington marschierte nach Ciudad Rodrigo und nahm diese Stadt nach kurzer Belagerung am 19. Januar 1812 ein, wofür er zum Earl of Wellington erhoben wurde. Ab 27. März 1812 begannen die Verbündeten die dritte Belagerung von Badajoz, welche am 7. April eingenommen wurde. Am 22. Juli schlug Wellington die Franzosen in der Schlacht von Salamanca und konnte infolge dieser Kämpfe am 12. August Madrid kurzfristig besetzen. Im Mai 1813 begann Wellingtons abschließende Offensive von Portugal aus. Er besiegte schließlich die französische Hauptmacht unter Joseph Bonaparte am 21. Juni 1813 in der entscheidenden Schlacht von Vitoria. Vom Herbst 1813 ging es für ihn und seine Truppen über die Pyrenäen nach Südfrankreich, wo er sich mit Soult noch am 10. April 1814 die blutige Schlacht bei Toulouse lieferte.
Nach der Schlacht von Waterloo, in den Jahren 1827/28 und noch einmal von 1842 bis zu seinem Tod war Wellesley Oberbefehlshaber der britischen Armee. Ab 1829 hatte er auch das Amt des Lord Warden of the Cinque Ports inne. Nach seinem Tod wurde er am 18. November 1852 in einem Staatsbegräbnis in der Krypta der St Paul’s Cathedral beigesetzt.
Lord Uxbridge
Henry William Paget, 1784 und 1814 unter dem Höflichkeitstitel Lord Paget bekannt, kämpfte als Kommandeur der britischen Kavallerie, ab 1808 auf der Pyrenäen-Halbinsel, wo er durch die Deckung des Rückzugs des Generals Moore nach La Coruna, den Sieg bei Benavente und die Gefangennahme des Generals Lefèvre-Desnouettes großen Ruhm erwarb. Im weiteren Verlauf des Halbinsel-Krieges wurde er nicht mehr eingesetzt, da er aufgrund einer Affäre mit der Frau von Henry Wellesley dem Bruder von Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, zunächst nicht unter diesem dienen konnte. Nach dem Tod seines Vaters erbte Paget 1812 den Titel eines Earl of Uxbridge. In der Schlacht bei Waterloo kommandierte er die gesamte britische Kavallerie. Er verlor kurz vor Ende der Schlacht befand sich Uxbridge in der Nähe des Herzogs von Wellington, als sein Bein getroffen und abgerissen wurde. Er rief: „Bei Gott, Sir, ich habe mein Bein verloren!“, worauf Wellington antwortete: „Bei Gott, das haben Sie!“
Prothese, die einst von Lord Uxbridge verwendete.
Im Garten findet der Besucher einige weitere Gräber und Gedenktafel. Kurios ist das Grabmal für das amputierte Bein von Uxbridge, welcher erst nach seinem Tod zurück nach England gebracht wurde.
Austellung
Nachfolgend eine Auswahl an Fotos der Ausstellung.
Kirche von Saint Joseph
Gegenüber des Wellington Museums steht eine recht ungewöhnliche Kirche, die sich hier an dieser Stelle und in dieser Form auch schon zu Zeiten der Schlacht befunden hat. Die königliche Kapelle Saint Joseph wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Ihr Name ist ein Hinweis auf den König von Spanien. In den Jahren nach der Schlacht von Waterloo wurden nach und nach rund drei Dutzend Gedenktafel in die Kirche überführt. In der Kapelle sind neben diesen Tafeln noch ein britisches und ein niederländisches Denkmal erhalten.