Wenn man schon mal in Istanbul ist, kann man ja auch gleich mal die Schlachtfelder von Gallipoli besuchen. Ist ja quasi um die Ecke… Wie sich herausstellte, muss man aber schon fast eine Tag für die Anreise einplanen und vor Ort tobt auch nicht gerade das Leben.
Wer also neben der Landschaft und den historischen Stätten etwas Abwechslung erwartet, wird enttäuscht. Als ich im Oktober 2010 in der Kleinstadt Eceabat ankam, machte die ganze Szenerie einen etwas trostlosen Eindruck. Hier aber zunächst einmal die Hintergrundgeschichte dieses Schlachtfeldes.
Die Schlachten auf der Türkischen Halbinsel Gallipoli wurde im 1. Weltkrieg zwischen den Entente-Mächten und der Türkei ausgetragen. Ziel der Kampagne war es über die Halbinsel bis Istanbul vorzudringen. Ein erster Versuch die Hauptstadt des Osmanischen Reiches auf dem Seeweg zu erreichen war gescheitert. Zu Beginn des Jahres 1915 wurde deshalb Truppen an den Stränden der Gallipoli Halbinsel angelandet. Im nördlichen Abschnitt war es ein Armee Korps der Australier und Neuseeländer (ANZAC) mit einer Stärke von 30.000 Mann. Der Abschnitt, in dem das ANZAC an Land ging, wurde später als ANZAC Cove berüchtigt. Die gegnerische türkische Division wurde von Mustafa Kemal befehligt, der später als Atatürk und erster Präsident der neuen türkischen Republik bekannt wurde. Es kam zu schweren Kämpfen in dem steilen und hügeligen Gelände, die sich bis Anfang August hinzogen und in einem Grabenkrieg mündeten. In einer großen Offensive Ende August planten das ANZAC einen Ausbruchsversuch durch einen Angriff auf die türkischen Gräben bei Lone Pine. Ziel war die Eroberung von Chunuk Bair und dem Hügel 971, welches jedoch nicht erreicht wurde. Die Kämpfe zogen sich weiter hin, bis Ende November die Evakuierung beschlossen wurde. Die letzten Einheiten der Entente-Mächte verließen Gallipoli am 9. Januar 1916. Beide Seiten verloren schätzungsweise 250.000 Soldaten.
Vor Ort muss man sich erst einmal etwas orientieren, da das Gebiet, das man besichtigen kann, riesig ist. Ausgangspunkt für die Erkundung ist der Ort Eceabat. Hier findet man Hotels, Restaurants und das, was man als Tourist so benötigt. Bei meiner Tour habe ich mich auf einen Besuch des nord-westlichen Teils beschränkt, also dort, wo die oben beschriebenen Kämpfe zwischen dem ANZAC und den Türken unter Mustafa Kemal stattfanden. Zunächst habe ich der berühmten ANZAC Bucht einen Besuch abgestattet. Hier erkennt man sofort, welche enormen Schwierigkeiten der Marsch in Landesinnere mit sich gebracht haben muss, denn gleich hinter dem Strand befinden sich Steilhänge.
Ein Blick auf die ANZAC Bucht von Süden nach Norden gesehen.
Die beiden oberen Fotos zeigen die ANZAC Bucht im Jahre 1915
Die Steilhänge gleich hinter der Bucht. Das erste Foto zeigt die sogenannte „Sphinx“.
Eine Straße windet sich die Hügel im Inland hinauf. Viele der Grabenanlagen auf den Hügeln sind noch deutlich sichtbar, einige sind auch rekonstruiert worden, d.h. mit Holz verkleidet. An lang der Straße stößt man immer wieder auf Ehrenmale und Friedhöfe der verschiedenen Schlachtfelder und Einheiten. Nächster Halt war dann Lone Pine, wo ein Friedhof angelegt ist, auf dem man tatsächlich eine einsame Pinie finden kann. Schließlich erreicht man Chunuk Bair. Hier sind zahlreiche Denkmäler zu sehen und ein Großteil der ehemaligen Stellungen zu erkunden. Der Ausblick ist großartig. Die Landungsstrände und das komplette Umland sind von hier aus zu sehen. Vor den Denkmälern, am Parkplatz findet man auch einige Stände von Souvenirhändlern, bei denen ich eine dieser seltsamen türkischen Kopfbedeckungen gekauft habe. Darauf die Inschrift Canakkale, dem türkischen Namen des Feldzuges…na ja, hübsch ist was anderes.
Der Friedhof von Lone Pine
Der Ausblick von Lone Pine in Richtung Süden
Ein rekonstruierter Eingang in einen Unterstand der Türken
Hier die noch deutlich sichbaren Gräben, die den gesamten Hügelkamm durchziehen
Die überlebensgroße Statue des Mustafa Kemal
Der Blick von Chunuk Bair auf die Landungsstrände im Westen
Der Blick von Chunuk Bair nach Norden. Im Hintergrund ist die Meerenge der Dardanellen zu sehen
Im Rahmen des Salute 2011 war eine großartige Wargaming Platte zu diesem Thema zu sehen. Gebaut wurde das Ganze von Dave Bodley / Grand Manner. Die Platte war auch Thema einiger Wargames Illustrated Ausgaben, zuletzt sah man einige schöne Bilder in dem Sonderheft Great Wargames.